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Lebe deinen Traum

Interview mit Elli H. Radinger, geführt von Tanya Carpenter am 31. Jul. 2011.


Elli H. Radinger Elli H. Radinger
Elli H. Radinger hat sich als Wolfsexpertin und Buchautorin einen Namen gemacht. Tanya Carpenter sprach mit der sympathischen Wetzlarerin über ihr in Kürze erscheinendes Buch Wolfsküsse – mein Leben unter Wölfen

T.C.: Hallo Elli! Vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst.
E.R.: Danke Tanya. Ich bin immer wieder gerne bei LITERRA.

T.C.: Ich hatte die Ehre in „Wolfsküsse“ hineinlesen zu dürfen und muss gestehen, dass es mir schwer fällt, dieses Buch präzise einzuordnen. Es ist teils Fachliteratur, teil Autobiografie und gleichzeitig liest es sich wie eine wunderschöne Kurzgeschichtensammlung. Daher die Frage an dich, in welchem Themenbereich siehst du es selbst?
E.R.: Als autobiografisches literarisches Sachbuch (das sich auch als Reiseführer für Yellowstone-Reisende eignet).

T.C.: Alles, was in dem Buch steht, beruht auf Tatsachen. Wie war es für dich, das alles im Geiste noch einmal zu durchleben?
E.R.: Das Buch ist sehr persönlich geworden. Als Fachautorin habe ich mich anfangs damit sehr schwer getan. Meine Lektorin im Aufbau-Verlag, Franziska Günther, hat mich aber immer wieder ermutigt und vieles aus mir herausgekitzelt, was ich normalerweise nicht preisgegeben hätte. Als ich die Druckfahnen las, war ich erstaunt. Das bin ich? Das habe ich alles erlebt? Mein Leben schien mir bisher so „normal“ und selbstverständlich, dass ich nie darüber nachgedacht habe – bis ich das Buch schrieb.

T.C.: Ich finde deinen Schritt, von der Rechtsanwältin zur Wolfsforscherin, sehr mutig. Hast du es jemals bereut? Vielleicht für einen kurzen Augenblick?
E.R.: Klar, immer wenn das Geld knapp wird, denke ich an das sorglose Leben, das ich als Anwältin hätte haben können. Aber wenn ich dann beispielsweise meine Verlagsverträge durchfechte, bin ich heilfroh, dass ich ausgestiegen bin. Also: Nein. Ich bereue nichts und würde immer wieder so handeln.

T.C.: Wem würdest du aus eigener Sicht ans Herz legen, eine „Wolfsbegegnung“ zu erleben und wem würdest du eher davon abraten?
E.R.: Ich nehme an, du meinst eine Begegnung mit den wilden Wölfe in Yellowstone. Einmal einem wilden Wolf in seinem Umfeld zu begegnen, ist ein Erlebnis, das dich nicht mehr los lässt, auch wenn du ihn nur aus der Ferne siehst oder ihn hörst. Du verstehst plötzlich, seinen – und deinen – Platz im Ökosystem. Dies zu erleben hat bisher jeden Menschen berührt, dem ich als Guide die Wölfe gezeigt habe. Darum kann ich eine Wolfsbegegnung jedem empfehlen, der ein Gespür für die Natur hat. Wer nur Ballermann und Disco im Kopf hat, der wird sich eh nicht für so etwas interessieren.

T.C.: Deine Wolfsreisen in den Yellowstone Nationalpark haben bereits Tradition. Kommt es oft vor, dass die Leute mit falschen Erwartungen da rangehen?
E.R.: Anfangs haben einige geglaubt, dass ihnen bei dieser Reise die Wölfe auf dem Silbertablett präsentiert und vor die Kameralinse gestellt werden. Sie waren dann enttäuscht, wenn sie sie überwiegend aus der Ferne oder durch das Teleskop gesehen haben. Darum mache ich die Vortreffen, zu denen jeder potenzielle Yellowstone-Fahrer kommen muss. Dort lernen wir uns kennen und sprechen über alles. Dann entscheide ich nach meiner Erfahrung, wen ich mitnehme.

T.C.: Du schreibst in deinem Buch häufiger, dass man einen gewissen Abstand bewahren muss. Sich nicht einmischen darf. Gerade wenn Tiere krank oder verletzt sind, wenn Revierkämpfe ausgetragen werden oder auch bei der Jagd. Fällt einem das immer leicht? Gewöhnt man sich mit der Zeit daran?
E.R.: Nein, man gewöhnt sich nie daran, wenn so etwas geschieht. Jeder mitfühlende Mensch möchte sofort eingreifen und helfen. Aber ich habe gelernt, über meine Empathie den Respekt und die Achtung vor dem Tier zu stellen. Und dazu gehört nun einmal auch, dass wir als Menschen uns zurückhalten.

T.C.: Seit einiger Zeit hört man von der Rückkehr der Wölfe nach Deutschland, was sehr gemischt aufgenommen wird. Was empfindest du dabei, wenn du diese unterschiedlichen Meinungen hörst? Kommt manchmal auch die Wut über das Unverständnis der Menschen in dir hoch?
E.R.: Das Einzige, was mich ärgert, ist die Ignoranz bestimmter Anti-Wolf-Gruppen, die sich noch nicht einmal Argumente anhören wollen. Auf der anderen Seite habe ich Verständnis für diejenigen, die einfach Angst vor Wölfen haben – überwiegend aus Unwissenheit. Hier muss von Seiten der Wolfsleute noch sehr viel an Aufklärung geleistet werden und zwar nicht als „Besserwisser“, sondern vielmehr müssen die Sorgen und Ängste der Bevölkerung und aller, die durch die Rückkehr der Wölfe betroffen sind, ernst genommen werden.

T.C.: Denkst du realistisch gesehen, dass Wölfe bei uns wieder eine Chance haben werden?
E.R.:Absolut! Wölfe können sehr gut bei uns leben. Wir müssen sie einfach nur in Ruhe lassen. Wir werden außerdem überschaubare Gruppen haben und nicht von Wölfen „überschwemmt“ werden, wie einige befürchten, weil sich die Tiere sehr gut selbst regulieren.

T.C.: Was für eine Botschaft willst du mit dem Buch an den Leser weitergeben?
E.R.: Lebe deinen Traum.

T.C.: Deine Arbeit mit den Wölfen ist ja noch lange nicht vorbei. Besteht die Möglichkeit, dass es eine Fortsetzung von Wolfsküsse geben wird? Und wie könnte die aussehen?
E.R.: Ich habe in den Zeiten, in denen ich in der Wildnis gelebt habe und durch Amerika, Kanada und Alaska gereist bin, genügend Abenteuer erlebt, die für viele weitere Bücher reichen.

T.C.: Wolfsküsse ist dein erstes Projekt im Aufbau-Verlag. Was kannst du uns über die Zusammenarbeit mit dem Verlag sagen?
E.R.: Ich bin sehr dankbar, mit so einem renommierten Verlag zusammenarbeiten zu dürfen. An dieser Stelle auch einmal ein großes Dankeschön an André Hille, den Leiter der Textmanufaktur Leipzig, der mich dem Verlag empfohlen hat! Als Autorin, die in den ersten Schreibjahren überwiegend mit kleinen Verlagen zusammengearbeitet hat, genieße ich die Aufmerksamkeit, die mein Buch als „Spitzentitel“ bei Aufbau beziehungsweise Rütten & Loening erhält. Es tut unheimlich gut, sich einmal nicht selbst um Lesungen, Pressearbeit etc. kümmern zu müssen, wenngleich wir Autoren da natürlich immer mitarbeiten müssen. Die Zusammenarbeit mit meiner Lektorin war sehr fürsorglich und produktiv. Ich habe sehr viel von ihr gelernt.

T.C.: In den nächsten Wochen bis zum Erscheinen von Wolfsküsse haben wir für die Leser ja als Leckerbissen ein paar Leseproben aus dem Buch vorbereitet. Magst du uns einen Ausblick darauf geben und erzählen, welche Bedeutung diese Ausschnitte für dich haben?
E.R.: Ich denke, es ist einfacher, wenn ich in den nächsten Wochen bei dem entsprechenden Ausschnitt jeweils direkt erkläre, welche Bedeutung er für mich hat.

T.C.: Da es bei dir ja nie Stillstand gibt, liegt es auf der Hand, dass auch schon ein neues Projekt in Arbeit ist. Kannst du uns dazu schon etwas verraten?
E.R.: Nun, ein regelmäßiges Projekt ist mein Wolf Magazin, das zweimal im Jahr als Buch erscheint. Dann überarbeite ich gerade die Druckfahnen für die Übersetzung von Brian A. Connollys wunderbarem Jugendroman „Wolftagebuch“, das in 2. Auflage demnächst im Mariposa-Verlag erscheint. Ein eigenes Kinderbuch über Wölfe ist mit einer Co-Autorin geplant, und ein weiteres „Geheimmanuskript“ im Stil von „Wolfsküsse“ liegt noch in der Schublade.

T.C.: Mit Günter Bloch hast du bereits verschiedene Projekte zusammen bestritten. Wie kam es dazu und was bedeuten diese Bücher für dich?
E.R.: Ich kenne Günther und seine Frau Karin seit über zwanzig Jahren. Wir sind gemeinsam „auf den Wolf“ gekommen und arbeiten beide mit wild lebenden Wölfen (Günther in Kanada und ich in Yellowstone), sodass ein ständiger Austausch stattfindet über unsere Erfahrungen und Beobachtungen. Unser Buch „Wölfisch für Hundehalter“ ist das Ergebnis dieser langjährigen gemeinsamen Arbeit. Jeder hat auf seine eigene Weise, mit seinen Erlebnissen und mit seinem ganz besonderen Schreibstil dazu beigetragen. Das ist vermutlich der Erfolg des Buches. Die Arbeit mit Günther macht Spaß und es werden ganz sicher noch weitere Projekte folgen.

T.C.: Was wären deine Wünsche für die Zukunft, wenn es um die freilebenden Wölfe geht?
E.R.: Ich persönlich würde mir weniger „Hype“ um die Wölfe wünschen. Sie sollten einfach ein völlig selbstverständlicher Teil unserer Natur, der Umwelt und unseres Lebens sein – respektiert und in Ruhe gelassen.

T.C.: Vielen Dank Elli, dass du dir die Zeit für unsere Fragen genommen hast.
E.R.: Ich danke dir, Tanya.

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