![]() |
![]() | ||||||
In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur vertritt der Krimi aktuell den zeitkritischen Roman schlechthinInterview mit Günther Butkus, geführt von Florian Hilleberg am 04. Mar. 2012.Lieber Günther, den Pendragon-Verlag gibt es bereits seit 1981, feiert dieses Jahr also bereits sein 31jähriges Bestehen. Erzähl doch bitte kurz, wie es zu der Gründung kam. Es war die eigene Begeisterung für das Lesen, für Autoren, für den Literaturbetrieb. Ich bin durch persönliche Begegnungen eher reingerutscht. Geplant war das alles nicht. Auschlaggebend war der Besuch auf der Frankfurter Buchmesse 1981. Warum liegt der Schwerpunkt ausgerechnet auf der Kriminal-Literatur? Das hat sich entwickelt. In 30 Jahren gab es unterschiedliche Phasen, Schwerpunkte und Autoren. Ein Verlag muss sich wandeln und verändern dürfen. Krimis habe ich selber gerne gelesen, aber erst vor 10 Jahren kam der Wunsch auf, Krimis in das Verlagsprogramm aufzunehmen. Ich suchte eine neue Herausforderung. Mir war klar, es würde nicht einfach werden, denn wir haben ja eine starke Krimipräsenz in den kleinen und großen Verlagen in Deutschland. Ich brauchte zum Start etwas Besonderes und fand dies in den 7 „Shaft“-Krimis von Ernest Tidyman. Welchen Beruf hast du erlernt und welche Hürden musstest du nehmen, um einen eigenen Verlag zu gründen? Ich komme überhaupt nicht aus der Branche, kannte weder den Buchhandel noch das Verlagsgeschäft. Das war schon eine ziemlich Nuss, sich in alles einzuarbeiten. Ich habe tatsächlich von Buch zu Buch dazugelernt. In der Verlagsbranche arbeiten allerdings viele Quereinsteiger und das scheint der Branche sehr gut zu tun. Neben Romanen werden im Pendragon-Verlag auch sehr viele Anthologien veröffentlicht. Hältst du das Krimi-Genre besonders für Kurzgeschichten geeignet? Der Krimi an sich eignet sich für viele inhaltliche und äußere Formen. In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur vertritt der Krimi aktuell für mich den zeitkritischen Roman schlechthin. Themen, die brennen, die bearbeitet werden müssen, greifen die Krimiautoren auf und finden spannende Lösungen für die Leser. Krimikurzgeschichten sind immer eine kurzweilige Lektüre, aber der Krimi an sich ist genauso literarisch wie jeder andere literarische Form auch. Ein guter Roman kann kriminell und ein guter Krimi kann literarisch sein. Kurzgeschichten gelten in Deutschland als schwer verkäuflich und fristen immer noch ein Schattendasein. Woran liegt das deiner Meinung nach? Ich weiß nicht, ob das wirklich so stimmt. Richtige Fakten haben wir ja nicht, über die wir sprechen könnten, aber Kurzgeschichten gelten als schwer verkäuflich. Und viele Leser bevorzugen den Roman, aber das hat ja plausible Gründe. Die Leser tauchen tief in die Romane ein, wollen den Figuren so lange wie möglich folgen und fühlen sich ein wenig verloren, wenn das Buch plötzlich zu Ende ist. Das ist ein ganz besonderer Reiz beim Lesen eines Buches, aber man sollte einmal auflisten, welche Bände mit Geschichten und Stories in den letzten Jahren in Deutschland erfolgreich waren. Da käme sicherlich eines zusammen. Mit den Serien SHAFT, von Ernest Tidyman, und EIN AUFTRAG FÜR SPENSER, von Robert B. Parker, wurden auch zwei international anerkannte Serien in das Verlagsprogramm aufgenommen. Wieso ausgerechnet SHAFT und SPENSER? Das hat auch biografische Wurzeln. SHAFT und SPENSER wurden für das TV verfilmt und ich habe beide Serien gesehen. Nicht komplett und nicht sehr bewusst, aber ich kannte den Stoff. Dazu kannte ich von SHAFT auch die frühen Kinofilme und den teuflisch guten Soundtrack von Isaack Hayes. Die Bücher habe ich erst viel später kennen gelernt. Und es war eine Entdeckung für mich. Von den 7 SHAFT-Krimis waren die ersten 6 in Deutschland erschienen, aber den abschließenden 7 Band gab es noch nie. Das Projekt hat mich dadurch sofort gereizt. Und so haben wir die 7 Bände in Neuübersetzungen veröffentlicht. Die Bücher sind auch heute noch mit viel Genuss zu lesen. Und Parker hat die besten Dialoge geschrieben, die man sich vorstellen kann. Jeder SPENSER-Krimi ist gute, anspruchsvolle Unterhaltung. Und ein Buch, welches den Leser zu unterhalten vermag, ist für mich immer ein gutes Buch. Wie sieht ein Arbeitstag im Leben von Günther Butkus aus? Leider sehr viel Routine, viele Arbeiten, die einfach erledigt werden müssen. Die Freiräume für kreative Arbeiten, fürs Lesen neuer Manuskripte, müssen hart erkämpft werden. Der Weg vom Manuskript zum Buch ist für alle Beteiligten, auch für den Autor, ein unglaublich aufwendiger Prozess. Aber wenn die Bücher gedruckt vorliegen, geht die Arbeit ja erst richtig los. Presse – Vertrieb – Marketing – Werbung. Dazu muss ein kleiner Verlag sehr viel für ein intaktes Netzwerk tun, also viele Kontakte pflegen, viele Mails schreiben etc. Und Multitasking ist leider etwas, was ich nicht verhindern kann. Ich habe zwar nur einen Schreibtisch, aber immer mehrere Baustellen auf einmal. Was ist dem Menschen Günther Butkus wichtig? Mir sind Kontakte zu Menschen sehr wichtig. Und vieler meiner guten Kontakte hängen mit der Arbeit zusammen, was kein Widerspruch ist, aber ich würde mich gerne noch viel mehr um Freunde kümmern, mehr mit Leuten, die ich mag, unternehmen, mehr reisen, aber das geht momentan kaum. Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Interview. [Zurück zur Übersicht] |
| ||||||
Home |
Impressum |
News-Archiv |
RSS-Feeds ![]() ![]() Copyright © 2007 - 2018 literra.info |