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Jemand, den ich wirklich als – vielleicht einziges – Vorbild bezeichnen würde, ist der große Kommunikationsphilosof Serge Delaville ...Interview mit Michael Hutter, geführt von Eric Hantsch am 21. Okt. 2012.E.H: Hallo Herr Hutter. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen! Könnten Sie sich – für alle, die Sie noch nicht kennen sollten – vorstellen? Was gibt es über Sie als Mensch zu sagen? M.H.: Ich kann darauf keine befriedigende Antwort geben, da ich über mich als Mensch eben sowenig sagen kann wie ein Hund über sich als Hase. E.H.: Jüngst ist von Ihnen Melchior Grün. Fünf Moritaten im Luftschiff Verlag erschienen. Eine Veröffentlichung mit fast dem selben Titel haben Sie bereits 2001 im Eigenverlag publiziert. Ist der Titel aus dem Luftschiff Verlag eine Erweiterung besagter Privatausgabe? Worin unterscheiden sich die beiden Publikationen? M.H.: Das Buch, welches ich 2001 selbst veröffentlicht habe, beinhaltet nur die ersten drei Melchior Grün Moritaten. Im jetzt im Luftschiff Verlag erschienenen Buch finden sich alle fünf Moritaten. Zudem ist es weit schöner in Aufmachung und Gestaltung: ein hochwertiger Druck, ein fester Einband, edle Fadenheftung. Die Melchior Grün Moritaten liegen somit endlich in der Form vor, die ich mir immer gewünscht habe und die dem bisher vernachlässigten und völlig unterschätzten Melchior Grün würdig ist. Ich bin hochzufrieden damit. E.H.: Wie kam es zum Kontakt mit dem Luftschiff Verlag? M.H.: Ich habe Klaus Reinhold, den Verlagsleiter, entführt und ihm im Keller meines abgelegenen und verfallenen kleines Eifelhofes solange LSD-Fliegenpilzbowle eingeflößt und abwechselnd Deutsche Schlagermusik, frühe Carcass-Demo-Tapes und Flötenmusik des Azathoth-Septetts vorgespielt, bis er sich endlich zur Veröffentlichung bereiterklärt hat. E.H.: Wie der Titel schon sagt, handelt es sich um Moritaten. Wäre es für Sie als Maler und Illustrator nicht naheliegender gewesen, einen reinen Bildband zu schaffen? M.H.: Neben meiner Arbeit als Maler habe ich immer schon Comics gezeichnet und Geschichten geschrieben. Die Moritaten sind nur das erste, das den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hat. E.H.: Gibt es eine der Moritaten, die sie als besonders gelungen betrachten? Und wen ja, aus welchem Grund? M.H.: Ich finde alle fünf Moritaten rundum gelungen und betrachte sie als Gesamtwerk. Die missglückten Versuche haben nicht den Weg ins Buch gefunden E.H.: Haben Sie zu Melchior Grün zuerst die Illustrationen entworfen und dann den jeweiligen Text verfasst, oder umgekehrt? M.H.: Texte und Bilder sind parallel zueinander entstanden. Mal war es eine Bildidee welche die Geschichte vorantrieb, mal eine Formulierung und dann wieder ein Stück Handlung. E.H.: Könnte Sie sich vorstellen, ein reines Prosawerk, ohne Illustrationen und Grafiken zu schaffen? M.H.: Oh, das habe ich schon. Nach diversen Bechern meiner Pilzbowle bekam ich Kontakt zu einem gewissen Herrn Pickman, der mir einen Text diktierte, welcher seither in einer morschen Schublade im Keller meines abgelegenen und verfallenen Eifelhofes liegt. E.H.: Besagtem Text wollen Sie doch aber nicht ewig in der morschen Schublade liegen lassen, oder gibt es schon Pläne für eine Veröffentlichung? M.H.: Ich „verhandle“ derzeit mit Herrn Reinhold und plane ihm ein Angebot zu machen, dass er nicht ablehnen kann… E.H.: Im Vorwort des Bandes berichtet Dr. Isme G. Hermes wie Sie auf die Figur des Melchior Grün stießen, als sie in einem Eifelkloster Bildrecherche betrieben. Was hat Sie so sehr an dieser Figur (ursprünglich beschrieben als Melchior Viridis) fasziniert, dass Sie ihm ein ganzes Werk widmeten? M.H.: Tatsächlich ist das Material, welches ich bisher bearbeitet habe nur die Spitze eines Wahnsinnsberges. Melchior spricht noch immer zu mir – oft gerade dann, wenn ich es wirklich gar nicht gebrauchen kann. Sein Diktat duldet dann keinen Aufschub. Sonst würde er zornig. E.H.: Melchior Grün beschreiben Sie als soetwas wie ein fahrender Abenteurer. In wie weit können Sie sich selbst mit ihm identifizieren? M.H.: Ich betrachte Melchior als so eine Art Gegenentwurf zu mir: der wackere Geselle, der kühn ins Leben und in die Welt hinaustritt um dort, vor keinem Abenteuer zurückschreckend, alle Gefahren meistert. Während ich selbst, in der Abgeschiedenheit meines verfallenen Eifelhofes, ein fast mönchisches Dasein friste, geplagt von Ahnungen und Ängsten die viele meiner Mitmenschen als irrational abtun, von denen ich aber weiß dass sie nur allzu begründet sind… E.H.: Benötigen Sie eine bestimmte Atmosphäre, um arbeiten zu können? Hören Sie dabei Musik, oder muss Stille um Sie herrschen? M.H.: Nein. E.H.: Welche Vorbilder haben Sie als Maler, welche als Autor? M.H.: Jemand, den ich wirklich als – vielleicht einziges – Vorbild bezeichnen würde, ist der große Kommunikationsphilosoph Serge Delaville, der im Grunde mit seinem Werk „Un Anvant Propos – Le Grand Numero“ alles vorweg genommen hat, was jemals zum Thema Kunst noch zu sagen gewesen wäre. Das, was ihn getrieben hat, treibt auch mich. Ich hoffe nur, dass es mich nicht auch verbrennen wird, so wie Delaville und sein Werk. E.H.: Auf Ihrer Seite http://www.kunstkrake.de kann der Interessierte Einblicke in Ihr Schaffen nehmen. Außerdem nehmen Sie an Ausstellungen teil und haben zusammen mit Klaus Fehling ein Atelier. Wird es in nächster Zeit wieder Schauen geben, auf denen Sie vertreten sein werden? M.H.: Die nächste Ausstellung meiner Arbeiten ist für November in der Kölner Graphikwerkstatt (http://www.graphikwerkstatt.de) geplant. Die Vernissage, mit Lesung aus meinen Melchior Grün Moritaten, findet am 9. November ab 19:00 Uhr statt E.H.: Neben Büchern haben Sie auch Plattencover von Heavy-Metal Bands illustriert. Wie sind Sie dazu gekommen und fertigen Sie diese Grafiken nach Ihrer eigenen Inspiration an, oder gibt es Vorgaben von der jeweiligen Band und Plattenfirma? M.H.: Die jeweiligen Interessenten tun gut daran, dass was ich ihnen bei einem zünftigen Becher Bowle vorschlage zu akzeptieren… E.H.: Gibt es Projekte die kurz vor der Vollendung stehen? Um was handelt es sich dabei und wo kann der Interessierte sie finden? M.H.: Jene welche das Risiko scheuen mich in meinem etwas versteckten und abgelegenen Atelier zu besuchen, können sich auf meiner oben erwähnten Website und auf meiner Facebooksite (www.facebook.com/kunstkrake) jederzeit über aktuelle Entwicklungen und Projekte informieren. E.H.: Kommen wir noch einmal kurz auf Ihre Werke zu sprechen. Neben der explizit-erotischen Note, die vielen Ihrer Arbeiten inne wohnt, kommt man als Leser und Betrachter nicht umhin gewissen cthuloide Einflüsse darin festzustellen. Was ist es, dass Sie an Lovecrafts Werken Gefallen finden lässt? M.H.: Auf meiner verzweifelten Suche nach spiritueller Offenbarung und religiöser Wahrheit sind mir bislang einzig die Götter des Cthulhu-Pantheons als verehrenswert aufgefallen. Leider bieten sie wenig Trost… E.H.: Was speziell ist so anbetungswürdig am Cthulhu-Pantheon, zumal Sie ja schon bemerkten, dass es wenig Trost bietet? M.H.: Es ist die einzige mir bekannte Religion, deren Götter Idioten und Wahnsinnige sind. Das ist mir sympathisch aber Trost bietet es eben keinen. Und das wiederum ist dann doch trostreich. E.H.: Ich bedanke mich recht herzlich für diese umfangreich Interview und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute! [Zurück zur Übersicht] |
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