![]() |
![]() | ||||||
Für das professionelle Schreiben muss man sich einfach entscheiden und dann in die Sache hineinwachsenInterview mit Peter Jackob, geführt von Florian Hilleberg am 29. Nov. 2012.Lieber Peter Jackob, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Wann haben Sie das kreative Schreiben für sich entdeckt und wie sind Sie zu zum professionellen Autor geworden? Ich habe mit Anfang zwanzig begonnen, Gedichte zu schreiben. Dann habe ich während der Studienzeit mit Studienkollegen eine literarische Zeitschrift herausgegeben und schließlich mit einem Freund einen Verlag gegründet. Literatur hat also schon immer eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Zum Erzähltext kam ich erst Jahre später, und mein erster Roman erschien dann 2007. Für das professionelle Schreiben muss man sich einfach entscheiden und dann in die Sache hineinwachsen. Welcher war Ihr erster veröffentlichter Text und wie haben Sie sich gefühlt, als sie ihn gedruckt in Händen gehalten haben? Mein erster veröffentlichter Text war ein Gedichtband mit dem Titel „wortschatten“. Das Gefühl, ein Buch publiziert zu haben, war richtig klasse. Es ist schon irre, wenn du in eine Buchhandlung gehst und dein Buch dort stehen siehst. Gerade die Suche nach einem geeigneten Verlag erweist sich für junge Autoren immer wieder als Herausforderung. Wie ist der Kontakt zum Gollenstein Verlag zustande gekommen? Da hat mir der Zufall in die Hände gespielt. Ich bekam einen Anruf von einem Mitglied des Verlagsbeirats. Er hatte meinen ersten Holmes gelesen und wusste, dass ich auch noch weitere Kriminalromane verfasst habe und hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, für Gollenstein einen Holmes-Roman zu schreiben. Im Gollenstein Verlag ist im Februar 2012 ein Sherlock Holmes-Roman von Ihnen erschienen: „Das Geheimnnis von Compton Lodge“. Warum ausgerechnet Sherlock Holmes? Was verbindet Sie mit dieser Figur? Mit Sherlock Holmes und Dr. Watson verbindet mich eine schon seit gut dreißig Jahren währende Freundschaft. Das Ganze hat mit „Das Rätsel von Boscombe Valley“ begonnen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich auf meinem Bett liegend das erste Mal den Erzählband aufgeschlagen habe. Ich schätze die besondere Freundschaft zwischen den beiden, die Kabbeleien, ihre Unterschiedlichkeit, aber auch das gegenseitige Vertrauen und die etwas überspannte Beziehung. Wenn man die beiden Charaktere zusammendenken würde, käme eine unangepasste, schlaue, loyale und durchaus witzige Figur heraus. Wird einem manchmal Holmes' Arroganz oder Watsons etwas zu normales Wesen zu viel, fängt der eine Charakter den anderen auf. Das schafft eine einmalige Verbindung zwischen den beiden, ein wunderbares, unvergleichliches Gefüge. Wie bereiten Sie sich auf das Schreiben eines Holmes-Romans vor? Immerhin muss man einige Dinge beachten, um den Holmesianern nicht vor den Kopf zu stoßen. Ich sehe mir gerne die Verfilmungen mit Jeremy Brett/Edward Hardwicke und David Burke an, lese dann natürlich vermehrt die Abenteuer und unterhalte mich mit anderen Holmes-Liebhabern. Das bringt mich in die rechte Stimmung, um eine Holmes-Story schreiben zu können. Um niemanden vor den Kopf zu stoßen, recherchiert man natürlich möglichst sorgsam und fragt zudem bei Menschen nach, die mehr Ahnung als man selbst von der Materie haben. Ich habe mich während der Arbeit an „Das Geheimnis von Compton Lodge“ beispielsweise mehrfach an Michael Ross gewandt und ihn um seine Einschätzung gebeten. In „ Das Geheimnnis von Compton Lodge“ geht es um die Vergangenheit von Dr. Watson. Wie weit orientieren sich die von Ihnen geschilderten Verwandtschaftsverhältnisse des Doktors und seine Kindheitserlebnisse am Kanon von Sir Arthur Conan Doyle? So weit wie möglich. Ich habe in die Geschichte einen Cousin Watsons eingeführt, und Mutter und Tante des Doktors für tot erklärt. Das passt aber durchaus zur bekannten Faktenlage. Generell, denke ich, sollte man weitestgehend versuchen, mit den Vorgaben Conan Doyles auszukommen. „Das Geheimnis von Compton Lodge“ ist bereits Ihr zweiter Sherlock Holmes-Roman. Der erste heißt „Die Jagdgesellschaft“. Worum geht es? In Billingshurst graben die Jagdhunde von John Drummond nach der morgendlichen Jagd im Garten eine halb verweste Leiche aus. Wer ist die tote Frau? Wie kommt sie in das Rosenbeet des leitenden Bankangestellten und wer hat sie ermordet? Die Beweislage scheint eindeutig, denn Drummonds Siegelring wird neben ihr gefunden. Außerdem führt ihn seine Arbeit alle zwei Wochen nach Chichester, wo schon seit geraumer Zeit eine Frau vermisst wird. Der leitende Inspektor Strutton hegt keinen Zweifel an der Schuld Drummonds. Nachdem dieser dem Coroner vorgeführt wurde, steht dem Prozess und seiner Verurteilung wegen Mordes scheinbar nichts mehr im Wege. Für Holmes bedeutet dies, an mehreren Fronten gleichzeitig zu ermitteln. Neben seiner untrüglichen Beobachtungsgabe hilft ihm dabei auch sein neues Steckenpferd – die forensische Entomologie. Wie stehen Sie zu Romanen, in denen Sherlock Holmes und Dr. Watson mit phantastischen und übersinnlichen Phänomenen konfrontiert werden, die sie nicht rational erklären können? Letztlich gibt ja der 'Hound' jeden Anlass dazu, in diese Richtung zu denken. Außerdem bietet es sich als Gegenkonzept zu dem eigentlich überrationalen Holmes regelrecht an. Ich denke, es kommt darauf an, wie feinsinnig man die Geschichte dann auflöst. Was halten Sie persönlich von aktuellen Modernisierungen von Holmes und Watson, wie sie beispielsweise in den Kinofilmen von Guy Ritchie (mit Robert Downey Junior und Jude Law) oder in der BBC-Serie SHERLOCK (mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) vorgenommen wurden? Ich finde beide Interpretationen hoch unterhaltsam und vorzüglich gemacht. Das liegt vor allem daran, dass die Darsteller es verstehen, die besondere Beziehung zwischen Holmes und Watson mit Leben zu erfüllen. Da kann auch ruhig ein bisschen viel geschossen und gebombt oder die allerneueste elektronische Errungenschaft eingesetzt werden. Das belebt die Sache sogar sehr. Holmes und Watson so gekonnt ins 21. Jahrhundert zu versetzen, kommt einem Geniestreich gleich. Wird es einen weiteren Sherlock Holmes-Roman aus Ihrer Feder geben? Wenn ja, wie wird er heißen und worum wird es gehen? Das wird es. Die Planungen laufen und ich denke, dass 2014 wieder ein Sherlock-Holmes-Roman erscheinen dürfte, wenn Sherlock und John einverstanden sein sollten. Mehr wird aber noch nicht verraten. Zwischenzeitlich gibt Klaus-Peter Walter eine Anthologie mit Holmes-Storys heraus, zu der ich auch eine Geschichte beitrage. Das Buch soll 2013 im Blitz-Verlag erscheinen. Wie sieht ein Tag im Leben des Schriftstellers Peter Jackob aus? Gibt es bestimmte Tageszeiten, an denen Sie besonders kreativ sind? Ich arbeite am besten direkt nach dem Aufstehen und ohne dass ich - im wahrsten Sinne des Wortes – schon viele Worte verloren habe. Und am späten Nachmittag. Früher hätte ich des Nachts gesagt, aber das hat sich ein bisschen geändert. Gibt es Schriftsteller, die Sie persönlich oder in Ihrer Tätigkeit als Autor besonders beeinflusst haben? Ganz besonders mag ich Laurence Sterne und J. L. Borges. Dann gibt es natürlich noch eine ganze Reihe anderer. In der letzten Zeit habe ich Georges Simenon sehr zu schätzen gelernt. Was ist dem Menschen Peter Jackob wichtig? Dass sich Menschen mit Respekt und Hilfsbereitschaft gegenübertreten. So wie du behandelt werden willst, behandle auch deine Mitmenschen. Lieber Herr Jackob, ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Interview und wünsche Ihnen viel Erfolg für die Zukunft. [Zurück zur Übersicht] |
| ||||||
Home |
Impressum |
News-Archiv |
RSS-Feeds ![]() ![]() Copyright © 2007 - 2018 literra.info |