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Bei mir ist es ja so, dass zumindest die Hauptfiguren in meinen Geschichten oft literarisch aufbereitete Charaktere aus phantastischen Rollenspielen sind.Interview mit Laura Flöter, geführt von Alisha Bionda am 14. Jun. 2013.Dieses Interview ist Teil der Kolumne:
A.B.: Liebe Laura, dieses Mal möchte ich mit Dir über Deinen aktuellen Roman NIRGENDLAND sprechen, der jüngst im Fabylon Verlag erschienen ist. Wie kam es zu der Idee zu dem Roman? L.F.: Das war ganz witzig – ursprünglich hatte ich nämlich nie geplant, NIRGENDLAND zu schreiben! Stattdessen hatte ich dem Fabylon Verlag einen anderen Roman angeboten – den STERNENLICHTSCHATTEN. Leider ist das Manuskript für die Veröffentlichung ein bisschen zu umfangreich gewesen – aber irgendwas muss ich darin schon richtig gemacht haben. Fabylon fragte nämlich nach, ob ich nicht eine kürzere Geschichte in der Schublade’ hätte – hatte ich aber leider nicht. Ein paar Tage später aber fiel mir plötzlich etwas ein – ich erinnerte mich an eine Nebenhandlung aus dem STERNENLICHTSCHATTEN, die ich ursprünglich verworfen hatte, weil sie zu weit von der Haupthandlung entfernt lag. Aber sie bot sich natürlich als eine solche kleine Geschichte’ an. Ich baute sie also ein wenig aus, schrieb ein kurzes Exposé und meldete mich wieder beim Fabylon Verlag – und nur wenige Tage später tippte ich schon die ersten Zeilen von NIRGENDLAND! A.B.: Was hat der Leser in NIRGENDLAND zu erwarten? L.F.: Juras Lurth, die Welt von NIRGENDLAND, liegt im Sterben. In jedem siebten Zeitalter erneuert sich die kosmische Ordnung in einem gewaltsamen Sturm, der das Sein in seinen Grundfesten erschüttert, und sucht den Ausgleich zwischen den Kräften von Licht und Dunkel. Dieses Mal aber gab es eine Störung, und die Welt ist sozusagen zwischen den Zeitaltern hängengeblieben’ – sie kann nicht voranschreiten und ist deshalb den ungezügelten Kräften des Zerfalls und der Zerstörung ausgeliefert. Im Roman heißt diese seltsame Zwischen-Zeit das Zwielicht. Nur die Eingeweihten wissen natürlich, was wirklich passiert. Was nach dem Weltenbrand von Juras Lurth übriggeblieben ist, ist düster und oft brutal; überall sind Anzeichen der Zerstörung zu erkennen: ausgebrannte Städte, verödete Gewässer, unerklärliche Vorkommnisse – Überbleibsel sozusagen. Und natürlich wirkt sich das auch auf die Bewohner dieser Welt aus – wenn die kosmische Ordnung zusammenbricht, zerfällt auch die irdische langsam in ihre Einzelteile. Und was dahinter zum Vorschein kommt, ist oft sehr hässlich. Das ist die Welt, durch die der Leser den Helden Jeónathar auf seinem Weg begleitet: Er zieht aus, um seinen Zweiten Namen zu suchen; sehr bald erkennt er, dass er dazu zunächst seinen Vater finden muss, der vor Jahren von Jeós Volk verbannt wurde. Also macht er sich auf – und stellt fest, dass sein Weg mitten hinein in’s Zwielicht führt. Offenbar hat sein Vater irgend etwas damit zu tun. Und dann wird Jeónathar klar, dass er sich dem stellen muss, um seinen Namen zu finden. Es geht also um eine Suche nach sich selbst, aber auch um eine Beziehung von Vater und Sohn, die schwierig ist, weil sich Vergangenheit und Gegenwart in ihr begegnen – und verbinden. Und es geht um das Spiel der Sterne, das die widerstreitenden Kräfte von Licht und Dunkel symbolisiert – und das reale Personen spielen können, wenn sie die Macht dazu besitzen. Sofern sie bereit sind, den Preis dafür zu bezahlen. A.B.: Auf dem Klappentext des Romans kann man lesen: Ein großes Epos um Liebe und Verrat, um Flüche, Bestimmungen und die Suche nach dem NIRGENDLAND, wo alle Antworten zu finden sein sollen ... oder vielleicht auch der Tod. Das klingt nach einem sehr epischen, dichten Werk. Was möchtest Du den Lesern darin vermitteln? L.F.: Hm – vermitteln’ finde ich immer so eine Sache. Natürlich erzählt man eine ganz bestimmte Geschichte. Aber was der Leser daraus für sich mitnimmt, möchte ich ihm selbst überlassen. Mir persönlich geht es in meinen Geschichten darum, die inneren Welten der Figuren auszuloten – die Höhen, aber genauso auch die Abgründe. Vielleicht vor allem diese: Die düsteren Töne finde ich besonders faszinierend, weswegen meine Helden oft sehr zwiespältige Charaktere sind. Darin spiegelt sich ein bisschen meine Philosophie’: Schwarz und Weiß sind absolut, deshalb können sie in Reinform’ nur als metaphysische Prinzipien in Erscheinung treten – vielleicht in Gestalt von Gottheiten o.ä., wenn überhaupt. Aber alles, was unterhalb dieser Ebene’ ist, findet sich in irgendeinem der unendlich vielen Grautöne wieder, die dazwischen liegen. Und das heißt: Es enthält etwas von Weiß und etwas von Schwarz. Das macht es komplex, greifbar und interessant. Im Phantastischen kann man das besonders anschaulich machen, weil einem die bildliche Sprache zur Verfügung steht. Wer zum Beispiel schon meinen ENGELSEHER gelesen hat, weiß ja, dass ich davon starken Gebrauch mache, auf der sprachlichen Ebene, aber auch inhaltlich. Deshalb ist auch in der Welt von NIRGENDLAND alles immer eine Frage des Blickwinkels – nichts ist einfach nur gut oder einfach nur schlecht. Für alles gibt es ein Grund. Alles steht irgendwie im Zusammenhang mit dem Ganzen. Das zu vermitteln ist etwas, woran mir beim Schreiben gelegen ist – gerade, weil der Fantasy so oft der Vorwurf gemacht wird, dass sie nur Schwarz und Weiß malt und sich mit schlichten Erzählstrukturen begnügt, der es vor allem um Knall-Effekte’ geht. Frechheit! Und so wird auch Jeónathar auf seiner Reise lernen, dass die Welt nicht nur aus zwei Farben besteht, und dass man sie manchmal nicht so gut voneinander unterscheiden kann – aber bis dahin hat er eben einen weiten Weg vor sich, der ihm alles abverlangt. A.B.: Welche Charaktere des Romans stehen Dir am Nächsten? Und warum. L.F.: Bei mir ist es ja so, dass zumindest die Hauptfiguren in meinen Geschichten oft literarisch aufbereitete Charaktere aus phantastischen Rollenspielen sind. Deshalb bedeuten mir alle diese Figuren viel: Ich habe lange, intensive Stunden mit ihnen verbracht und sie sehr sehr gut kennen gelernt. Bei NIRGENDLAND trifft dies gleich auf mehrere der Akteure zu, nämlich Jeónathar, Lîskith, Belphyr und Felerion. Während ich mit Felerion inzwischen fertig’ bin – er ist übrigens mein allererster Rollenspielcharakter überhaupt – und ich auch Jeós RPG-Alter Ego nur noch selten spiele, sind Lîskith und Belphyr aktuelle Figuren. Lîskith stellt im Augenblick meinen Haupt-Charakter dar – Belphyr war früher nur’ Nicht-Spieler-Charakter, ist aber inzwischen zum Spieler-Charakter geworden, weil er als Figur für mich so gut funktioniert hat. Da konnte er allerdings noch sehen... Jeó und Lîskith sind für mich nun in ihrer Vater-Sohn-Verbindung so spannend, dass sie mir schon sehr nahe stehen – auch, wenn Jeó inzwischen vor allem als Romanfigur aktiv’ ist. Das sagt schon einiges über meine Beziehung zu den Figuren aus – nur die, die ich für die gelungensten halte, schaffen es auf’s Papier’! Ist beim Rollenspiel aber gerade keine passende dabei, entwerfe ich lieber maßgeschneidert für die Geschichte – wie z.B. Theófanú, die eine rein literarische’ Figur darstellt. Manchmal klaue’ ich aber auch gerne etwas bei meinen Mitspielern zusammen – sowohl für Emedeyia als auch für die Figur Lorínth, Lîskiths Partner, habe ich mich ein bisschen im Figurenrepertoire von meiner Freundin Melanie bedient. Anregungen von außerhalb finde ich sehr wichtig für die Entwicklung und Ausgestaltung der eigenen Ideen. Ich finde nur, es gehört sich dann auch dazu zu sagen, wo man sie gefunden hat! A.B.: Wird es von Dir dieses Jahr Lesungen mit Deinen Romanen geben? Z.B. Mit Deinem Debütroman DER ENGELSEHER, der ja auch im Fabylon Verlag erschienen ist, und NIRGENDLAND L.F.: Auf jeden Fall! Ich habe bereits zwei feste Termine am 2. Juni – zunächst habe ich um 13:00 im Kulturbunker in Köln im Rahmen einer Finissage gelesen. Eine Künstlerkollegin von mir, Ute Schätzmüller, mit der ich auch häufiger gemeinsam ausstelle, feierte dort mit einigen anderen Malern das Ende der Ausstellung Surreale Wirklichkeiten. Das passte von der Atmosphäre her natürlich ausgezeichnet zu der Stimmung von NIRGENDLAND! Danach ging es gleich weiter zur Role Play Convention Köln (RPC), auf dem Messegelände, wo ich um 16:00 einen weiteren Lesungstermin hatte. Ich bin jedes Jahr auf der RPC, früher als Besucherin, inzwischen mit eigenen Programmpunkten, und so startete das Veranstaltungskarussell’ dieses Jahr für mich mit gleich zwei Highlights! Aber auch auf den anderen Cons werde ich mich sicherlich sehen lassen. Meine Termine finden sich auf meiner Webseite – www.laurafloeter.de – unter Aktuelles’ oder in meinem Wordpress-Blog. A.B.: Die sehr künstlerischen Cover-und Innengrafiken stammen von Dir. Hast Du sie exklusiv für den Roman gefertigt oder auf bereits bestehende Werke zurückgegriffen? L.F.: Weder noch. Das Titelbild hat den Titel Dem Irrlicht nach bis zu den Spiegelgärten und ist ziemlich genau zu der Zeit entstanden, in der ich auch die entsprechende Stelle in NIRGENDLAND geschrieben habe. Bei mir ist es so, dass meine Bilder oft in einer engen Verbindung mit meinen Texten stehen. Schreiben ist für mich wie Bilder malen, nur mit Worten – und Malen ist wie Geschichten schreiben, nur mit Farben. So vervollständigen sich bei mir das Malen und das Schreiben gegenseitig. Wenn ich also gerade eine Textstelle schreibe, die sehr intensiv ist, male ich oft auch gleichzeitig ein Bild, das sich mit dieser Thematik beschäftigt. Beides sind eigenständige Werke – aber sie haben eine enge Beziehung zueinander. In NIRGENDLAND ist die Begegnung mit dem Spiegelprinzen ja eine Schlüsselszene – Jeónathar erfährt hier endlich den Namen seines Vaters, und der Spiegelprinz gibt ihm Rat, auf welchem Weg er weiterreisen soll, um ihn zu finden. So habe ich das Bild natürlich auch nicht zufällig für das Cover vorgeschlagen. Dass die Wahl des Verlages darauf gefallen ist und ich überhaupt die Möglichkeit bekommen habe, das Buch auch äußerlich zu gestalten, ist natürlich überhaupt einfach fabelhaft! A.B.: Woran schreibst Du derzeit? Auf was können sich die Leser neben DER ENGELSEHER und NIRGENDLAND noch freuen? L.F.: Das Projekt, an dem ich gerade arbeite, steht wieder im Zusammenhang mit dem STERNENLICHTSCHATTEN und dem Siebten Zeitalter – und ist so ein Teil der übergreifenden Rahmenhandlung, die auch in NIRGENDLAND die Ereignisse beeinflusst. Diese neue Geschichte zweigt sozusagen von der Handlung in NIRGENDLAND ab – etwa in der Mitte. Dort findet sich auch im Roman ein tiefer Einschnitt: Nämlich, als Lîskith Jeónathars Mutter verlässt. Das neue Projekt ist also die Geschichte von Jeós Vater, Lîskith von den Spiegeln. Vielleicht wird sich der ein oder andere Leser das auch bei NIRGENDLAND schon fragen – wie geht es mit ihm weiter? Ich kann verraten – wirklich einiges. Lîskith wird sich den Dämonen seiner Vergangenheit stellen müssen, von denen NIRGENDLAND ja schon einiges andeutet. Aber jetzt geht es richtig zur Sache: Es wird eine dramatische Geschichte, denn Lîskith wird tief in die Ereignisse um den Wechsel der Zeitalter hineingezogen und stößt dabei an seine eigenen Grenzen – die er überwinden muss. Das hat natürlich seinen Preis. Unter andrem wir der Leser erfahren, wie es ihm gelungen ist, den Tod zu überlisten! In seiner Geschichte geht es geht um Wahnsinn, Schicksal, Macht und eine rauschhafte Liebe, die das Beste in jemandem zum Vorschein bringt – und nicht nur bei Lîskith allein. Auch Lorínth, Lîskiths Geliebter, und Belphyr, sein Ziehvater und Lehrmeister, haben einen bedeutenden Anteil am Leben von Jeónathars Vater und an den Ereignissen, in die er sich verstrickt – Jeó begegnet den beiden ja sogar. In meinem neuen Projekt werden auch diese Hintergründe ausgeleuchtet. A.B.: Vielen Dank für das Beantworten meiner Fragen. L.F: Ich habe zu danken – Deine Fragen machen mir immer sehr viel Spaß. Weitere Interviews mit Laura Flöter
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