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Ich liebe es, wenn ein Cover subtil und doch treffend Bezug auf den Inhalt des Buches nimmt.Interview mit Sabrina Zelezny, geführt von Richard Birkefeld am 09. Nov. 2013.Dieses Interview ist Teil der Kolumne:
A.B.: Liebe Sabrina, zuerst möchte ich Dir einige persönliche Fragen stellen, damit Dich die Leser besser kennen lernen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen? S.Z.: Ich bin ein Mensch, der total lange über diese Frage gegrübelt hat. Also, ich bin Berlinerin mit österreichischem Pass und böhmischen Wurzeln, lebe momentan im Bonner Exil und finde es da erstaunlich angenehm wenn man mal davon absieht, dass ich mich hartnäckig weigere, Pfannkuchen als Berliner zu bezeichnen. Ich habe Kulturanthropologie studiert, füge dem jetzt noch Altamerikanistik hinzu und muss wohl entweder Bestsellerautorin werden oder die Weltherrschaft an mich reißen, denn ansonsten bleibt mir mit meinem Studium nur Taxifahrerin zu werden, und dazu fehlt mir der Führerschein. Aber im Ernst: Ich bin jemand, der die Dinge aus Überzeugung tut und sich vor der Zukunft keine Angst einjagen lässt. Und bisher bin ich damit ganz gut gefahren. A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus? S.Z.: Spontan würde ich sagen: Der Mut, sich bei Entscheidungen eben auch einfach mal auf das Bauchkribbeln zu verlassen und den eigenen Träumen zu folgen. Dem Schreiben endlich wieder einen größeren Platz in meinem Leben einzuräumen war eine dieser Entscheidungen, mein Traumstudium Altamerikanistik als Zweitstudium tatsächlich noch aufzunehmen eine andere. Bereut habe ich beides nicht. Ich denke, ich bringe eine ganz gute Mischung aus Begeisterungsfähigkeit und Beharrlichkeit mit. Also, vielleicht nicht, wenn es um den Abwasch geht, aber bei den wesentlichen Dingen. A.B.: Was magst Du, und was eher nicht? S.Z.: Das hätte ich jetzt aber gerne als Video-Interview im Stil von »Die fabelhafte Welt der Amélie«: Was Sabrina mag Und ja, ich mag unter anderem diesen Film. Ich mag außerdem ein gut gefülltes Teeregal, Notizbücher und Orte, an denen man spüren kann, dass dort Geschichten herumhuschen. Ich mag Zugfahren, Tagträumen und mit Freunden so lange lachen, bis der Bauch wehtut und einem die Tränen kommen. Was ich nicht mag Natürlich so Banalitäten wie Spargel, Marzipan und Klimaanlagenluft, und auf einer anderen Ebene Dinge wie Ungerechtigkeiten und Rücksichtslosigkeit. Ich finde es furchtbar, wenn ich Menschen im Zwist sehe, an denen mir etwas liegt. Ich mag es nicht, nichts ausrichten zu können oder in manchen Momenten nicht einmal die richtigen Worte zu finden. A.B.: Welche Hobbies hast Du? S.Z.: Schreiben steht da natürlich mit an erster Stelle, außerdem bin ich eine absolute Leseratte, auch wenn sich die ungelesenen Bücher auf meinem Nachttisch momentan sehr türmen. Außerdem bin ich vernarrt in Fremdsprachen. Für mein Quechua und mein Tschechisch müsste ich endlich mal wieder mehr tun. Ich liebe Musik und höre querbeet alles Mögliche von lateinamerikanischer Folklore bis zu tschechischem Ska. Eine Zeitlang habe ich in einer bolivianischen Folkloregruppe getanzt, was ich momentan furchtbar vermisse. A.B.: Wolltest Du immer schon Schriftstellerin werden oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung? S.Z.: Als Kind wollte ich eine Zeitlang Schriftstellerin werden, aber dann ist der Wunsch irgendwie doch verschwunden vielleicht, weil mir zu viele Leute erzählt haben, dass »man davon nicht leben kann«. Also verlegte ich mich auf die Vorstellung einer eigenen Finca auf Mallorca mit Eseln und Orangenbäumen Meine Klassenkameraden haben immer wieder behauptet, ich würde bestimmt einmal ein Buch veröffentlichen. Witzigerweise habe ich ihnen nie geglaubt. Tatsächlich habe ich mich lange nicht als Schriftstellerin gesehen, obwohl Geschichtenerzählen und Schreiben immer sehr wichtig für mich waren. Letztlich hat das Geschichtenerzählen mich aber doch wieder eingeholt, nachdem ich es während des Bachelorstudiums mehr oder weniger aus meinem Leben verbannt hatte. Wir mussten uns dann erst wieder zusammenraufen, sozusagen das war nicht einfach, ich sage heute, dass ich erst das Vertrauen der Geschichten zurückgewinnen musste. Aber es hat funktioniert. Seit 2010 hat das Schreiben einen sehr festen Platz in meinem Leben, ist genau das, was mich glücklich macht, und im März diesen Jahres ist, pünktlich zur Leipziger Buchmesse, mein Debütroman erschienen. Und kurz darauf guckte ich morgens in den Spiegel und dachte: Wow, jetzt bist du wirklich Schriftstellerin. Nicht nur, weil das Buch da ist, sondern weil es sich nun tatsächlich so anfühlt. Und es ist ein tolles Gefühl. Meine Klassenkameraden haben am Ende also Recht behalten. A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit? S.Z.: Mit einer Schreibmaschine im Büro meines Vaters! Wann das war? Irgendwann in der ganz frühen Grundschul- oder späten Kindergartenzeit, meine ich. Meine allerersten Texte gehen als dadaistisch durch, erstens ist alles klein geschrieben, weil ich von der Umschalt-Taste nichts wusste, und zweitens ist der Inhalt eher sprunghaft. Zuhause habe ich natürlich auch geschrieben, sobald ich die Buchstaben des Alphabets einigermaßen zusammen hatte. Meistens mit der Hand, aber irgendwann gab es eine mechanische Schreibmaschine, später sogar eine elektrische. Als dann unser erster Computer ins Haus kam, war das eine Erleuchtung. Aber ich denke noch immer mit sehr viel Wärme an meine elektrische Schreibmaschine zurück. Und an die Typenräder für unterschiedliche Schriftarten. A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt umsetzt? S.Z.: Fest strukturiert ist zuviel gesagt. Dazu sind meine Projekte auch häufig zu unterschiedlich. Wichtig ist, das habe ich mittlerweile gelernt, dass ein Projekt reifen kann. Ich muss recht genau plotten, damit ich mich beim Schreiben wohlfühle. Manchmal schreibe ich so ein Plotkonzept in einem Rutsch herunter, manchmal sammle ich über Wochen und Monate Ideenfetzen für einzelne Szenen, die ich dann zusammenpuzzle. Brainstorming mit Freunden und Autorenkollegen ist superwichtig, und für mein aktuelles Projekt habe ich es mal mit einer Methode zur Ideenassoziation ausprobiert, die mich tatsächlich auf ein paar interessante Gedanken gebracht hat. Und außerdem können mich von überall unerwartete Inspirationspartikel treffen. Ich studiere ja Altamerikanistik, und das ist teilweise eine richtige Schatztruhe an Ideen sowohl für neue Projekte als auch für Plots in Entwicklung. Außerdem spielt auch Musik sehr häufig eine Rolle. Eigentlich haben alle meine Projekte einen Soundtrack, dessen Lieder die Stimmung der Geschichte einfangen, zu einzelnen Figuren passen oder sogar dem Text nach auf bestimmte Szenen oder Konstellationen anspielen. Ich höre sehr selten Musik beim Schreiben selbst, aber im Vorfeld, zum Einstimmen und eben auch zum Plotten ist das total wichtig. Und dann verwende ich auch viel Zeit darauf, meine Figuren kennenzulernen. Im besten Fall rennen sie mir von selbst die Tür ein und sprudeln los. Andere muss ich aus der Reserve locken, um sie zu fassen zu bekommen. Am meisten Spaß machen eben die lebendigen, dynamischen Figuren. Die, die sich Dialogfetzen an den Kopf werfen, während ich in der U-Bahn sitze und entweder erstickt kichere oder erschrocken gucke. Allerdings arbeite ich eher wenig mit festen Charakterbögen und solchen Sachen. A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus? S.Z.: Ich bin grundsätzlich ein eher nachtaktiver Mensch und schreibe darum häufig abends, zumal ich dann meist alles andere abgearbeitet habe, was tagsüber ansteht, und mich voll und ganz auf das Schreiben konzentrieren kann. Grundsätzlich ist mein Tagesablauf aber meist recht flexibel, und es kann auch sein, dass ich einmal tagsüber oder sogar beim Morgenkaffee zum Schreiben komme. Ansonsten wird mein Tag momentan besonders von zwei Faktoren strukturiert: Meinem Studium und meiner Arbeit. Ich habe das große Glück, als Texterin von zu Hause aus arbeiten zu können, was mir natürlich sehr entgegen kommt. Deswegen kann ich auch mal zwischen zwei Aufträgen ein halbes Kapitel am aktuellen Projekt einschieben. Und gleichzeitig sorgt die Uni dafür, dass ich nicht nur vor meinem Laptop klebe, sondern auch rausgehe und Input bekomme. Mein klassischer Tagesablauf sieht im Augenblick so aus, dass ich nach dem Aufstehen Tee und Kaffee für den Start in den Tag koche (eine Kanne Tee am Schreibtisch muss einfach sein), dann meine Texter-Aufträge abarbeite und alles, was für die Uni ansteht, einschließlich dem Weg ins nächste Seminar. Abends oder am späten Nachmittag wird dann meist geschrieben. Treffen mit Freunden, ausgiebiges Kochen, Spaziergänge und Joggen auf dem Feld streue ich jeweils in loser Folge über diesen Tagesablauf. A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst? S.Z.: Ich bringe mich sehr gern mit Musik in die richtige Stimmung, wie schon gesagt. Aber während des Schreibens habe ich am liebsten Ruhe, daheim am Schreibtisch oder manchmal auch mit dem Laptoptisch ins Bett gekuschelt geht eindeutig am besten. Deswegen ist mein Handy auch häufig aus oder auf lautlos gestellt, weil ich es gar nicht haben kann, aus dem Schreibprozess gerissen zu werden. Auf der anderen Seite kann ich aber auch meistens ganz gut unterwegs schreiben. Auf langen Zugfahrten ist mein Netbook immer am Start, da bin ich wunderbar produktiv. Einige Szenen aus »Antayawar« sind nicht nur während einer Zugfahrt inmitten eines fröhlich-lauten Großraumabteils entstanden, sondern sogar handschriftlich, mikroskopisch klein auf Schmierzetteln, weil ich mit meiner Tanzgruppe unterwegs war, keinen Laptop dabei hatte und dann die Szenen trotzdem unbedingt rauswollten. Sehr schön finde ich ja auch immer die Vorstellung, in einem hübschen Café zu schreiben, weil sich das so sehr nach Schriftsteller anfühlt. In der Praxis mache ich das allerdings eher selten, weil meine Geldbörse, meine Bequemlichkeit und auch das passende Café da wesentliche Faktoren sind. Ich habe hier in Bonn ein Lieblingscafé, wo ich mich gern mit Schreiberkollegen treffe und austausche, paradoxerweise kann ich mich aber dort allein nur schwer aufs Schreiben konzentrieren. A.B.: Arbeitest Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt? S.Z.: Es fällt mir am leichtesten, mich voll und ganz auf ein Projekt zu konzentrieren, und tatsächlich schreibe ich selten an zwei Romanen parallel. Ich bin nicht gut im Projekt-Switchen. Kurzgeschichten parallel zu Romanen sind allerdings kein Problem, und ich arbeite auch häufig gleichzeitig an mehreren Projekten, die aber nicht im gleichen »Stadium« sind: während eines geschrieben wird, kann ich also z.B. ein anderes plotten oder ein fertiges überarbeiten. A.B.: Welchen Genres ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten? S.Z.: Alpaka-Fantasy, Azteken-Western und Inkapunk Nein, also im Ernst: Ich bin jemand, der nicht gern in Schubladen denkt, und es macht mir unglaublich viel Freude, Neues zu probieren. Am meisten bin ich nach wie vor in der Phantastik und der historischen Fantasy zu Hause. Da gehören meine meisten Romane bislang hinein. Aber ich bin nicht festgelegt. Momentan ist mein zweites realistisches Jugendbuch in Arbeit, in der Schublade habe ich einen historischen Krimi und mit »Antayawar« habe ich mich das erste Mal an Mystery versucht und alle Genres haben mir auf ihre Weise viel Spaß gemacht, sodass es bestimmt nicht das letzte Mal war, dass ich da hineingeschnuppert habe. Und zwischendurch stehen eben Figuren vor mir, die sich nicht davon abwimmeln lassen, wenn ich sage, ich schreibe aber keine Western oder kein Science-Fiction die bleiben dann einfach da, bis ich ihre Geschichte erzählt habe, und zwar in dem Genre, das ihnen vorschwebt. Manchmal bin ich also einfach Opfer meiner Protagonisten. Letztlich kann ich gar nicht genau sagen, was mich am meisten reizt. Da hat alles seine Vorteile und ich empfinde es als spannend, mit den Anforderungen verschiedener Genres zurechtzukommen, dabei immer die eigene Stimme zu behalten und manchmal eben auch zu verbinden, was auf den ersten Blick so gar nicht zusammen zu passen scheint. Beim Beispiel Mystery habe ich es als sehr große Herausforderung empfunden, beim Leser wenigstens eine sanfte Gänsehaut hervorzurufen. Ich fürchte, das ist ein Genre, für das ich meinen Tagesablauf ändern müsste, das kann ich eindeutig nicht vor dem Schlafengehen schreiben. A.B.: Jüngst ist im TextLustVerlag Dein Roman Antayawar als dritter Band der Reihe GAIAS SCHATTEN erschienen. Schilder uns doch bitte mal, was den Leser darin erwartet. S.Z.: Wenig überraschend führt »Antayawar« den Leser ins peruanische Hochland, in ein abgelegenes Andendorf, in dem Aberglaube noch einen festen Platz hat. Wir begleiten die ungleichen Brüder Arcadio und Basilio, welche die lange verlassene Hacienda ihres Vaters wieder herrichten wollen und herausfinden müssen, dass es für die offene Ablehnung der Dorfbewohner triftige Gründe zu geben scheint und es auch auf der Hacienda nicht mit rechten Dingen zugeht. Um eine Antwort zu finden, müssen sie sich aber ihrer eigenen Vergangenheit stellen. A.B.: GAIAS SCHATTEN ist ein gemeinsames Projekt der Geschichtenweber und des TextLustVerlages. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem TextLustVerlag? S.Z.: Es gab ja eine Ausschreibung dazu, die mich auf Anhieb gereizt hat, weil ich das Serienkonzept sehr spannend fand: Das Ganze ist sehr offen, aber mit der Gestalt von »Gaias Schatten« gibt es ein verbindendes Element. Die Idee für meinen Kurzroman hat sich dann auch recht schnell entwickelt, und es war spannend, die Geschichte innerhalb des Zeichenlimits angemessen zu erzählen. Als meine Geschichte dann für die Reihe ausgewählt wurde, habe ich es im ersten Moment übrigens gar nicht mitbekommen, weil mein Spam-Ordner die Benachrichtigung gefressen hatte. Aber eine Bekannte aus einem Autorenforum, die ebenfalls vertreten ist (und lustigerweise spielt auch ihr Roman in Peru, wenn ich das verraten darf), hat mich in der Liste entdeckt und mir Bescheid gegeben. Es ist immer ein tolles Gefühl, wenn man im Rahmen einer Ausschreibung überzeugen konnte, mit einem Projekt für eine eigenständige Veröffentlichung noch mehr als mit einer Kurzgeschichte für eine Anthologie, und entsprechend glücklich bin ich, dass das geklappt hat. A.B.: Wie gefällt Dir das vom Atelier Bonzai entwickelte Reihenlayout? S.Z.: Das gefällt mir unglaublich gut, weil es schlicht, aber ansprechend wirkt, und der Wiedererkennungswert ist hoch. A.B.: Und treffen die Covergrafiken (der ersten Bände) von Crossvalley Smith Deinen Nerv? S.Z.: Ja, absolut! Ich war vor allem begeistert, als ich mein eigenes Cover sah, weil der rote Ginster darauf eine wichtige Rolle im Roman spielt. Und ich liebe es, wenn ein Cover subtil und doch treffend Bezug auf den Inhalt des Buches nimmt. Wenn ich mir die anderen Covergrafiken ansehe und davon ausgehe, dass es bei diesen genauso der Fall ist, werde ich auch sehr neugierig der ein oder andere Band aus dieser Reihe wird auf alle Fälle noch in mein Bücherregal wandern. A.B.: Hast Du ein Vorbild literarisch und/oder allgemein? S.Z.: Es gibt eine wahre Geschichte, die ich sehr liebe, darüber ist auch ein Buch erschienen: »Ein Zug aus Eis und Feuer« von Ramón Chao. Das ist der Vater des Sängers Manu Chao. Manu und seine damalige Band Mano Negra haben Anfang der 90er Jahre etwas völlig Verrücktes gemacht. Sie haben in Kolumbien einen alten Zug hergerichtet, zusammen mit einer französischen Theatergruppe, haben ihn mit gelben Schmetterlingen und anderen bunten Sachen bemalt, einen feuerspuckenden Drachen draufmontiert und ein Tattostudio eingerichtet. Und dann sind sie losgefahren über die stillgelegten Eisenbahnstrecken Kolumbiens mitten hinein ins Guerrilla-Gebiet. In den Dörfern haben sie angehalten und gratis Konzerte und Theaterspektakel gegeben. Ramón Chao, der als »Chronist« mit von der Partie war, schreibt, dass es in diesen Dörfern oftmals das erste Mal seit Jahren war, dass viele Menschen zusammenkommen konnten, ohne dass es Tote gab. Die Menschen waren fasziniert von dieser Aktion. Was hat das mit Vorbild zu tun? Ich habe nicht vor, mit einem bunten Zug durch Kolumbien zu tuckern. Aber diese Geschichte hat für mich eine besondere Magie, weil sie zeigt, dass es möglich ist, einen Traum zu leben, auch wenn er vollkommen verrückt erscheint, Risiken birgt und in der Umsetzung Kraft kostet. Die Reise mit diesem Zug war nicht einfach, sondern hart und nervenaufreibend, der Bericht beschönigt da nichts Manu Chaos Band ist letztendlich sogar daran zerbrochen. Das finde ich so wichtig: Keiner sagt, dass es einfach ist, seine Träume in die Tat umzusetzen. Aber es ist trotzdem richtig. Ich glaube, wir brauchen alle von Zeit zu Zeit einen Zug aus Eis und Feuer, einerseits, um damit auf die Reise zu gehen, und andererseits als Zuschauer, um das Träumen nicht zu verlernen. Wenn ich vor einer Entscheidung stehe und die gelben Schmetterlinge im Bauch spüre, dann weiß ich meistens, was ich zu tun habe. A.B.: Liest Du regelmäßig? Wenn ja, was bevorzugt? S.Z.: Ich bin genretechnisch nicht sehr festgelegt. Momentan machen die Bücher von Autorenfreunden einen sehr großen Teil meines Lesepensums aus, sei es in der Betaphase oder tatsächlich nach der Veröffentlichung. Ich lese in den verschiedenen Fantasy-Genres von Terry Pratchett bis G.R.R. Martin, aber ich mag auch Historisches, bisweilen Krimis. Spanischsprachige Autoren lese ich nach Möglichkeit im Original. Und es gibt eine ganze Reihe zeitloser Klassiker, die ich schon als Kind geliebt habe. Wenn ich heute ein Buch von Astrid Lindgren, Ottfried Preußler oder Michael Ende aus dem Regal ziehe, kann ich mich noch immer stundenlang festlesen. A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern? S.Z.: Der ist sehr wichtig. Schließlich sind das die Leute, für die ich letztendlich schreibe, denen ich meine Geschichten erzählen möchte. Und spätestens, seit im März dieses Jahres mein Romandebüt erschienen ist, weiß ich, wie wundervoll das Feedback von Lesern für einen Autoren ist. Damit meine ich nicht nur positive Rezensionen auf Internetportalen, sondern vor allem das, was direkt an mich herangetragen wird und unendlich kostbarer ist als Sterne auf Bewertungsskalen. Wenn mir jemand sagt, dass er mein Buch in einem Rutsch durchgelesen hat, an einer Stelle weinen musste oder aber unglaublich empört ist, weil ich einer Figur etwas Furchtbares angetan habe das sind so Dinge, die mich glücklich machen, weil sie mir zeigen, dass meine Geschichte jemanden erreicht hat. Wirklich erreicht hat. A.B.: Wie gestaltet sich dieser? S.Z.: Zu meinem Debüt habe ich eine Leserunde auf Lovelybooks veranstaltet, das werde ich mit meinem zweiten Roman übrigens auch machen. Lovelybooks ist in der Hinsicht auf jeden Fall eine gute Plattform, direkt mit den Lesern in Kontakt zu kommen und ihnen beim Lesen sozusagen über die Schulter zu gucken. Ansonsten habe ich eine Facebook-Autorenseite, die langsam und stetig immer mehr »Likes« sammelt, und einen Blog, wo ich unter anderem über mein Schreiben berichte. Das sind also auch Kanäle, auf denen mich Feedback erreicht. A.B.: Hältst Du auch Lesungen ab? Oder kann man Dich auf Cons antreffen? Wenn ja, auf welchen? Wirst Du dort ggfs auch Deinen Roman aus GAIAS SCHATTEN präsentieren? S.Z.: In diesem Jahr habe ich auf der FeenCon in Bonn gelesen und war als Besucherin auf der BuCon, und ich hatte eine wunderbare Lesung auf der Leipziger Buchmesse. Ich werde auch in Zukunft auf Cons unterwegs sein und versuchen, Leseplätze zu ergattern, und gerade aus »Antayawar« möchte ich auf jeden Fall einmal lesen. Wenn sich da etwas anbahnt, wird man es auf jeden Fall auch auf meinem Blog und meiner Facebook-Seite erfahren. A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt? S.Z.: Meine Eltern haben mich von Beginn an unterstützt und waren sehr glücklich, als ich nach meiner langen Pause endlich wieder zum Schreiben zurückgefunden habe. Für diesen bedingungslosen Rückhalt bin ich dankbar, zumal, wenn ich von anderen Autoren höre, dass es bei ihnen längst nicht so selbstverständlich ist. Dazu kommen meine Freunde, die mich ebenfalls auf ganzer Linie unterstützen, auch wenn sie nicht selbst schreiben. Aber sie hören sich neue Ideen an, fragen nach, diskutieren mit, und wie meine Familie respektieren sie auch, dass meine Schreibzeit mir heilig ist. Und ohne meine Autorenkollegen, allen voran der wunderbare Freundeskreis aus dem Tintenzirkel-Forum, wäre ich nie im Leben da, wo ich jetzt bin. Hier habe ich gerade in den letzten drei Jahren unglaublich viel gelernt, sowohl handwerklich als auch in Bezug auf den Buchmarkt. Ohne all die Rückmeldungen und Ermunterungen, das Mithibbeln und das Händchenhalten säße ich noch heute unveröffentlicht im stillen Kämmerlein, soviel ist mal sicher. A.B.: Zum Schluss noch die Frage: Worin siehst Du die Vor- und Nachteile in der Klein- und Großverlagsszene? S.Z.: Ich habe bisher ja größtenteils mit Kleinverlagen gearbeitet und schätze hier insbesondere den direkten Draht zu den Verlegern, das Herzblut, das man diesen Projekten meist anmerkt, und natürlich auch die Tatsache, dass Kleinverlage es sich oft erlauben können, ein klein wenig experimentierfreudiger zu sein als die großen Publikumsverlage. Ein Nachteil mag sein, dass die Programmplätze in Kleinverlagen natürlich noch begrenzter sind als bei großen Verlagen, dass man als Autor selbst einiges an Marketingleistung selbst erbringen muss und dass, mitunter, durch die Auflagengröße die Kleinverlagsbücher teurer sind als sie es in vergleichbarer Ausführung im Publikumsverlag wären. Aber das nur mal ganz objektiv. Unterm Strich habe ich bislang viele tolle Erfahrungen mit Kleinverlagen gesammelt und hoffe, dass da noch welche dazukommen. Bei Publikumsverlagen gibt es natürlich so Faktoren wie den schnöden Mammon ein Vorschuss ist ja nun wirklich keine üble Sache , Buchhandelspräsenz und möglicherweise ein wenig mehr Werbewirkung vonseiten des Verlags selbst. Ich würde unglaublich gern mal in einen Buchladen marschieren und dort mein Buch im Regal entdecken und zwar ohne, dass ich selbst den Buchhändler dafür bekniet habe. Und das Gefühl, das mit gewissen großen Namen verbunden ist, das spielt natürlich auch mit. Seit der Frankfurter Buchmesse liegt ein Projekt von mir bei verschiedenen großen, wirklich bekannten Verlagen, und wenn ich mir ansehe, was da an potentiellen Verlagskollegen auf mich warten würde, gehe ich vor Ehrfurcht in die Knie. Auch wenn es sicher auch genug Nachteile hat, es wäre natürlich toll, irgendwann mal bei einem der Großen zu landen, ganz besonderer Balsam für die Autorenseele. Bis dahin baue ich mir äußerst pittoreske Luftschlösser. Und schreibe fleißig weiter A.B.: Vielen Dank für das geduldige Beantworten meiner Fragen. S.Z.: Sehr gerne es hat auch wirklich Spaß gemacht. Danke für die Fragen! [Zurück zur Übersicht] |
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