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Über "Höllenwunder" und Ebay-TückenInterview mit Mark Freier, geführt von Florian Hilleberg am 21. Jul. 2008.Mark Freier, seit wann arbeitest Du als Grafiker und wie bist Du zu diesem Beruf gelangt? Nun, ich hatte 1998 das Glück, einen befreundeten Verleger zu treffen, der mich als Kreativkraft in seinem Verlag anstellte. Das war eine tolle Sache, denn bis dahin hatte ich noch keine Erfahrungen mit dem Computer gemacht. Doch das stellte kein Problem dar, auch als Quereinsteiger war ich nach relativ kurzer Zeit in die gängigen Grafikprogramme eingelernt und arbeitete bald selbstständig an der optischen Umsetzung einiger Webprojekte. Das war eine prima Zeit es hat großen Spass gemacht, da ich alle Freiheiten und alle Zeit hatte, mich weiter zu entwickeln. Bereits im selben Jahr hatte ich eine eigene Website mit ersten phantastischen Grafiken und einigen meiner Short-Horror-Stories online. Wann stand für Dich fest, dass Du die Kunst zu Deinem Broterwerb machen möchtest? Auslöser zu meiner Selbstständigkeit waren nach meiner Ausbildung an der Mediadesign-Akademie zu Mediengestalter die Angebote zweier Verlage, die mir eine sichere Basis bieten konnten. Zum einen war das der Kultur-Kanal, eine Kunst- und Kulturzeitung, bei der ich ein Praktikum (2003) abgelegt hatte. Zeitgleich bot mir der BLITZ-Verlag nach einem Treffen auf dem Marburg CON 2004 die Gestaltung weiterer Serien und Reihen, sowie den kompletten Buchsatz an. Genau gesagt, bin ich also jetzt seit Mai 2004 selbstständig. Begonnen hat meine Tätigkeit als Covergestalter allerdings bereits im Jahr 2000/2001, nachdem ich Markus K. Korb durch einen glücklichen Zufall im Internet kennen lernen durfte. Nachdem mir der herzlose Kerl in letzter Sekunde ein Poe-Comic bei E-bay weggeschnappt hatte, mailte ich ihn Wochen später einfach spontan an, mit der freundlich Anfrage, ob er das Heft denn mittlerweile ausgelesen (;-)) hätte und nun weiterverkaufen würde. Aber natürlich ist er auch ein Sammler. Doch das Interesse an Poe und seinen Werken hat uns sofort zusammengeführt, wir hatten regen Mailverkehr, und, wenn ich so sagen darf, über die Jahre der Zusammenarbeit auch zu Wegbegleitern gemacht. ![]() Wie genau sah Deine Tätigkeit bei der Kulturzeitung aus? Was hast du da für Deine heutige Arbeit mitgenommen? Ich leitete beim Kultur-Kanal ab Juni 2004 die Grafikabteilung. Als Art-Director war ich für das Erscheinungsbild der Zeitung sowie den reibungslosen Ablauf der Produktion verantwortlich. Zu meinem Team gehörten drei weitere Grafiker (einer davon in der Ausbildung), an die ich nach Absprache die Arbeiten verteilte. Ich kümmerte mich im Tagesgeschäft vorrangig um unsere Kunden, welche die Gestaltung ihrer Anzeigen bei uns in Auftrag gaben (Absprachen über das Layout bis zur optimierten Druckvorlage der Anzeige), aber auch das recherchieren, auswählen und optimieren von Fotos sowie der eigentliche Schriftsatz gehörten zu meinen Aufgaben. Die Zeitung erschien im Berliner Format und wurde durch Anzeigenkunden finanziert. Obwohl sich das Produkt durchaus sehen lassen konnte, ist das Anzeigen-Geschäft sehr hart gewesen. Schlussendlich wurden die Kosten zu hoch für den Umsatz (sprich: die Rechnungen konnten nicht mehr bezahlt werden ) und die Produktion musste Ende 2006 eingestellt werden. In dieser Zeit konnte ich natürlich (auch) einige allgemeine Erfahrungen machen, da ich in den kompletten Workflow einer Zeitung eingebunden war ich arbeitete u.a. eng mit dem Verleger und den Redakteuren zusammen, aber auch der persönliche Umgang mit Kunden oder das Leiten eines kleinen Teams haben meine Entwicklung gefördert. Du arbeitest viel für Buchverlage wie den BLITZ-Verlag, Otherworld-Verlag oder Atlantis und auch für Hörspiel-Labels und Produktionsfirmen wie Nocturna Audio, SDK-Media und neuerdings auch für den Zaubermond-Verlag. Inwieweit hast Du dort bei Deinen Arbeiten freie Hand und wie streng sind die Vorgaben? Das ist natürlich immer etwas unterschiedlich, hängt vom Motiv, aber auch vom Auftraggeber ab. Generell versucht man ja, ein einfaches und klares Motiv zu finden, das stimmungsvoll in Szene gesetzt werden kann. Oft hat der Verlag da eine grobe Vorstellung, was das Hauptmotiv betrifft, wie z.B. bei Uwe Voehls Totenmeer vom Basilisk-Verlag. ![]() Für das DVD-Cover Kunpan der Geisterkrieger für e-m-s z.B. habe ich konkretes Photomaterial aus dem Film erhalten. Es sollten beide Motive für das Titelbild verwendet werden. Farbe und Umsetzung hat man mir frei überlassen. Da gab es auch sonst keine weiteren Absprachen. Übernimmst Du hauptsächlich Auftragsarbeiten oder erschaffst Du auch eigene Werke, die Du den Verlagen/Labels anbietest? Tja, die endlosen Nächte, als ich aus Jux und Tollerei (aus Leidenschaft meine ich natürlich!) am Rechner an Bildern arbeite, sind mittlerweile selten gesät. Momentan lebe ich mich hauptsächlich mit Auftragsarbeiten kreativ aus. Wo arbeitest Du? Hast Du ein Büro, ein Atelier, oder wie darf man sich die Wirkungsstätte eines Grafikers vorstellen? Ganz unromantisch in einer umgebauten Garage. Diese gehört allerdings durchaus direkt zur Wohnung! Bin aber gerade mit meiner Lebenspartnerin Tina am Umziehen in eine Wohnung, wo mein Büro dann ein richtiges Zimmer mit ordentlichem Fenster und Aussicht (he!) sein wird. Wie sieht ein typischer Arbeitstag im Leben von Mark Freier aus? Naja, das geht ja niemand was an (hehe). Ach was, ich habe eine kreative Tageseinteilung. Heute so und morgen so ;-) Du kreierst ja nicht nur Cover und Bilder, sondern machst häufig auch das komplette Artwork (siehe BLITZ-Verlag, Nocturna Audio usw.). Inwieweit kennst ![]() Naja, es ist eigentlich eher selten, dass ich vor der Veröffentlichung die Story eines Buches richtig kenne. Nur die Rahmenhandlung, mehr meistens nicht. Bei Hörbüchern ist es allerdings durchaus auch mal so, dass das Produkt bereits im Rough-Mix vorliegt. Das höre ich mir dann sehr gerne vorab an. Du bist ja auch Musiker und Autor. Welche Art von Musik machst Du selbst und welche Richtung bevorzugst Du beim Hören? Habe eine neue Band am Start, sind gerade dabei die ersten Songs fix zu machen. Zu meiner Schande muß ich gestehen, dass ich der Sänger bin (ich kann nämlich eigentlich gar nicht richtig singen ), mit deutschen Texten. Rock, Rock n Roll, Psychadellic-Blues, Soul-Punk so die Richtung. Nur eine Gitarre, kein Keyboard, erdiger und ehrlicher Sound, kann man sagen. Es gibt zwar ein paar erste, alte Entwürfe der Songs bei myspace. Jetzt kommt aber bald was Richtiges nach bis dahin halte ich mich lieber noch bedeckt. Arbeitest Du in völliger Stille und Abgeschiedenheit oder läuft bei Dir auch Musik im Hintergrund? Nun, da ich ja von zuhause aus arbeite, bin also den Tag über mit meinen beiden haarigen Katzen in der Wohnung. Das Telefon ist sozusagen mein einziger persönlicher Kontakt zur Außenwelt. Klar höre ich da Musik alles mögliche, aber eher coole Sachen, auch mal Klassik. Genauso laufen bei mir aber auch DVD-Filme. Alleine die Stimmen von Van Helsing und Co. sind mir eine beliebte Unterhaltung. Eigentlich höre ich die Filme ja nur Da läuft dann auch mal den ganzen Tag Raumschiff Enterprise, oder dreimal hintereinander Rosemarys Baby. Wo und wann ist Deine erste Kurzgeschichte erschienen und wie hießt sie? Das Höllenwunder. Die Story ist 2005 in Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik Der ewig dunkle Traum erschienen. Diese kleine Horrorgeschichte handelt von einer Person, (über die man nichts erfährt nicht nötig, da DU es bist, den es erwischt !), welche von einer nach Blut lechzenden Meute durch eine nicht enden wollende Schwärze hetzt (DU weißt nicht, wer oder was es ist und DU ahnst nicht wo DU bist, vermutest dich allerdings in einer Höhle unerfassbaren Ausmaßes). Am Ende hält ein höllisches Wunder dich am Leben doch ![]() Die Anthologie, welche im BLITZ-Verlag erschienen ist, gewann übrigens 2006 den Deutschen Phantastik Preis als beste Kurzgeschichtensammlung. Was für ein Gefühl war es für Dich erstmalig auch als Autor in Erscheinung zu treten? Das ist natürlich etwas ganz besonders, die erste gedruckte Story! So habe ich es auch empfunden aus diesem Anlass kann schon mal ein Korken knallen ;-) Ähnlich erging es mir 2002 mit dem ersten Cover. Als ich das Buch Jenseits des Hauses Usher denn endlich in der Hand hielt, war ich sehr zufrieden ;-) Literarisch verfasst Du am ehesten Kurzgeschichten der unheimlichen Art. Hast Du vor in nächster Zeit vielleicht einen komplexen Roman zu schreiben? Nein. Ich hab zwar was im Kopf, das hebe ich mir aber fürs Alter auf. Kurzgeschichten liegen mir eher. Die nächste, die (voraussichtlich) gedruckt wird, erscheint in Necrologio, deutsche Phantastik der Gegenwart, herausgegeben Jörg.B. Kleudgen, Anfang 2009 bei BLITZ. Reizt es Dich nicht eine Kurzgeschichten-Sammlung allein zu schreiben und selbst zu illustrieren? Allerdings. So etwas liegt mir schon mehr, als einen ganzen Roman zu schreiben. Aber am ehesten kann ich mir eine schwarze Sammlung (dunkle Phantastik und Horror) meiner bis dahin veröffentlichten (und ergänzend nur ein paar neue) Geschichten vorstellen, da ich mir insgesamt zu wenig Zeit zum Schreiben nehme. Wenn ich, vielleicht in 1-2-3 Jahren, genügend Stoff beisammen habe, werde ich darüber sicherlich ganz konkret Nachdenken. Alle Stories dann mit (neuen) ganzseitigen schwarz-weißen Illustrationen versehen. Damit diese voll zur Geltung kommen, würde ich mir ein größeres Format und doppelt gestrichenes Papier wünschen vielleicht in dunkelroter Schrift gesetzt haha war soll das bezahlen Der Gedanke an das fertige Produkt ruft durchaus uneingeschränkte Begeisterung in mir hervor ;-) Welche Bücher liest du privat, welches würdest Du uneingeschränkt empfehlen? Ich bin zugegebener Maßen keine Leseratte. Ich habe einige Bücher zu Hause, weil ich sie zum Teil auch sammle, aber mir nur selten die Zeit für ein ganzes Buch nehme. Vielleicht ein Buch im Jahr. Letztes Jahr habe ich Der Fall Charles Dexter Ward von Lovecraft gelesen, was mir sehr entsprochen hat! Kings Shining hat mir auch sehr gut gefallen. Aber was schon wesentlich öfter vorkommt, ist, dass ich mir mal eine phantastische Kurzgeschichte am Abend reinziehe. ![]() Eigentlich sind Hörbücher (und Hörspiele) für mich am besten geeignet ;-) Da geben wir uns zuhause dann auch gerne mal einen ordentlichen Krimi. Aber welches Buch würde ich uneingeschränkt empfehlen ? Ich denke Dracula ist der größte Roman in der dunklen Phantastik überhaupt. Den habe ich auch gelesen. Das ist natürlich kein Mainstream Am liebsten fröne ich meiner phantastischen Neigung allerdings per Film. Hier fällt es mir leichter persönliche Empfehlungen abzugeben: Die drei diabolischen Polanski-Verfilmungen (Die neun Pforten, Rosemarys Baby und Tanz der Vampire) sind ganz große Klasse. Dazu die beiden Dracula-Hammer-Adaptionen von Terence Fisher mit Christopher Lee als wahren König der Nacht (Dracula und Blut für Dracula). Aber natürlich auch Das Omen, Bis das Blut gefriert oder Roger Cormans Lebendig Begraben sind echte, bzw. liebenswerte Meisterwerke in meinen Augen. Worauf ich mich sehr freuen würde (wie im Reclam für Horrorfilme 2004 angekündigt), wäre auch die Fortsetzung von Blare Witch Projekt, von den beiden Erfindern den Schöpfern des definitiven Horror-Film-Finales! Was ist dem Menschen Mark Freier wichtig? Was mag er und was kann er überhaupt nicht leiden? Meine Arbeit und meine Freundin stehen an erster Stelle. Hm, und was ich mag? Nun, ein gutes Timing. ;-) Tja, und was mag ich nich so? Nun, ein mieses Timing Mark Freier, ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Interview. < Es war mir ein Vergnügen. Auch von meiner Seite ein Dankeschön für das Interesse. Mit Münchner Grüßen zur Stunde des Wolfes! [Zurück zur Übersicht] |
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