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Über Familie und PseudonymeInterview mit Jan Gardemann, geführt von Florian Hilleberg am 01. Sep. 2008.Guten Tag Herr Gardemann. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen einige meiner Fragen zu beantworten. Mach ich doch gerne! Mittlerweile sind Sie ein angesehener freiberuflicher Autor, der als Ira Korona und Geoffrey Marks, zu einer festen Größe im Phantastik-Bereich geworden ist. Wie sind Sie zum Schreiben gekommen? Dass ich Schriftsteller oder Künstler werden würde, stand für mich schon ziemlich früh fest. Das war eine Vision, die mir als junger Mensch immer vor Augen stand und nach der ich mein Leben ausrichtete. Noch heute begegnen mir Leute, die mein Vorgehen auch im Nachhinein als zu riskant einstufen, besonders in Hinblick auf meine drei Kinder, die es mit meinem Job zu ernähren galt. Ich finde es jedoch viel riskanter, aufgrund finanzieller Erwägungen einen Beruf zu ergreifen, der sich mit den eigenen Lebensvorstellungen nicht deckt. Die Familie hat dann vielleicht keine finanziellen Einbußen, dafür aber vielleicht einen Vater, der permanent unzufrieden mit seinem Leben ist. Ohne meine Frau hätte ich diesen Traum aber wohl nicht verwirklichen können. Sie ist Hebamme und hat mit ihrem Gehalt maßgeblich dazu beigetragen, dass es unserer Familie an nichts fehlte. Ernsthaft mit dem Schreiben begonnen habe ich, als ![]() Welcher war Ihr erster veröffentlichter Roman und was war das für ein Gefühl eine selbst erfundene Geschichte gedruckt in Händen zu halten? Der Roman erschien damals in der Bastei Heftreihe Mitternachts-Roman. Er erhielt von der Redakteurin den Titel: Wenn der Tod die Karten mischt. Spätestens seit diesem Zeitpunkt wußte ich, daß ich mich in Zukunft wohl mit seltsamen Romantiteln abfinden mußte, es kam nämlich weder ein Kartenspiel in dem Roman vor, noch hatte das Titelbild nach meinem Dafürhalten irgend etwas mit dem Text zu tun. Trotzdem war es natürlich ein tolles Gefühl, den Heftroman ein halbes Jahr nach Vertragsabschluß dann endlich in den Händen zu halten. Wann stand es für Sie fest, Ihren Lebensunterhalt als Autor zu bestreiten? Wie gesagt: Als der Bauch meiner Frau sich von Woche zu Woche immer mehr wölbte (und das nicht, weil sie etwa zu viel gegessen hätte). Ein neues Leben heranwachsen zu sehen ist das schönste was es gibt (finde ich). Das hat bei mir den Zündfunken ausgelöst. Jetzt oder nie darin hatte auch meine Frau mich bestärkt. Ich kündigte meinen Job in der Modedesignerfirma, für die ich damals arbeitete, und fing mit dem Schreiben an. Den Löwenanteil Ihres kreativen Schaffens machen Heftromane aus und hier vor allem die Sparte der sogenannten Frauen-Gruselromane. Betrachten Sie ihre Geschichten selbst auch als Geschichten für die Frau? Auf jeden Fall! Sich beim gewerbsmäßigen Schreiben die Zielgruppe vor Augen zu halten, ist sehr wichtig. Man muß sich vorher darüber klar werden, was die Zielgruppe erwartet. Die eigene Schreibe dann auch danach auszurichten, ist sehr schwierig, da man am Anfang natürlich die Vorstellung hat, daß alles was man schreibt so cool und genial ist, daß eigentlich jeder Gefallen daran finden müßte. Mir ergeht es beim Kauf eines Genre-Buches aber auch so, daß ich bestimmte Erwartungen habe, die ich beim Lesen dann auch erfüllt sehen möchte. Das bedeutet wiederum aber nicht, daß man die Leser nicht überraschen soll ganz im Gegenteil. Es gilt aber eine Balance zu finden. Und das kann ein Schriftsteller nur, wenn er das Genre, für das er schreibt, nicht nur gut kennt, sondern es auch mag. Auf Ihrer Internetseite machen Sie aus Ihrer Identität keinen Hehl. Weshalb haben Sie sich dazu entschlossen dennoch weiter unter ihren Pseudonymen zu schreiben? Das werde ich oft gefragt. Pseudonyme zu verwenden macht Spaß. Sie sind auch nützlich, denn sie können einem Schriftsteller z.B. dabei helfen, die verschiedenen Genre besser auseinanderzuhalten, für die man schreibt. Wenn Geoffrey Marks sich an den Schreibtisch setzt, schreibt er ganz anders, als wenn etwa Ira Korona oder Jan Gardemann auf dem selben Stuhl sitzt. Über manche Szenen, die Geoffrey entwirft, rümpft Ira nur die Nase und errötet. Man muß halt nur aufpassen, daß diese Vorgehensweise nicht eines Tages zu einer Mehrfachspaltung der Psyche führt. Besonders reizvoll muss es für Sie als Autor gewesen sein, eine eigene Serie (Das magische Amulett) zu erfinden. Haben Sie sämtliche Romane mit Brenda Logan selbst verfasst? ![]() Bei dieser Serie hatte ich freie Hand, und es war von vornherein von Verlagsseite so geplant gewesen, daß ich die Serie allein schreibe. Ein absoluter Glücksfall! Mittlerweile habe ich 140 Romane mit der Amulettforscherin Brenda Logan in der Hauptrolle geschrieben. Gab es reale Vorbilder für die Figur der Brenda Logan? Am Anfang meiner Heftromanautorkarriere hatte ich, bevor ich einen neuen Roman anfing, aus Zeitschriften Frauen- oder Männergesichter ausgeschnitten, auf ein DinA 4 Blatt geklebt, mit den Namen und den charakterlichen Attributen der Protagonisten versehen und angefangen zu schreiben. Welche Schauspielerin für Brenda ihr Gesicht herhalten mußte, weiß ich heute nicht mehr. Es war, glaube ich, eine deutsche Schauspielerin. Sie hatte weizenblondes, schulterlanges Haar und sah sehr sexy aus. Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass der Kelter-Verlag als einzige Auflage verlangte, dass in jedem Roman ein magisches Amulett drin vorkäme. Gab es dennoch Vorgaben hinsichtlich beschriebener Gewalt und Ähnlichem? Das Amulette vorkommen sollten, war die einzige Vorgabe. Weitere Vorschläge kamen von Verlagsseite nicht. Dr. Schäfer, der Chefredakteur, war mit den Charakteren und Örtlichkeiten, die ich wählte, sofort einverstanden. Ich hatte zu dieser Zeit ja schon einige Erfahrungen gesammelt, so daß mein Konzept sich auch sehen lassen konnte. Das keine übertriebenen Gewaltszenen vorkommen durften, verstand sich von selbst. So etwas findet Ira Korona auch total überflüssig. Bei Maritim sind unter der Produktion von Sven Schreivogel zwei Hörspiele der Serie erschienen. Sicherlich ein erhebendes Gefühl, seine Werke auch vertont zu hören. Im Oktober erscheint die Neuauflage der Titel im Vertrieb von ALIVE! Inwieweit waren Sie beim Schreiben des Skriptes beteiligt? ![]() Überhaupt nicht. Sven Schreivogel hat ja auch erfahrene Leute für diesen Job. Susa Gülzow hat ihre Sache sehr gut gemacht. Die Hörspiele haben genau die richtige Mischung aus Spannung, lasziven Humor, Liebe und Grusel, die ich mir gewünscht hatte. Ich finde es total abgefahren, daß sich andere Leute dranmachen meine Schöpfungen in ein anderes Medium zu übertragen. Vor ihrer Arbeit habe ich großen Respekt! Seit dem Hardcover Die Rache des Puppenmachers sind Sie fester Bestandteil des Autorenteams der Serie DORIAN HUNTER. Wie kam es dazu? Das ist größtenteils meiner eigenen Hartnäckigkeit zu verdanken. Schlußendlich war es aber mein Freund und Kollege Malte S. Sembten, der den Stein ins Rollen brachte. Er kennt Uwe Vöhl sehr gut, und hat für Zaubermond unter einem Pseudonym auch einen Roman verfaßt. Malte nervte Uwe, indem er mich in Zusammenhang mit Dorian Hunter immer wieder zur Sprache brachte (das hatten wir zuvor in einem konspirativen Telefonat so abgesprochen). Uwe nervte dann Dennis und so kam es schließlich zum Kontakt zwischen Zaubermond und mir. Manchmal ist Vitamin B also doch ganz zuträglich, wie man sehen kann. Diese Unterstützung hilft aber nichts, wenn man der sich daraus ergebenden Gelegenheit nicht auch gerecht werden kann. ![]() Kannten Sie die Serie DORIAN HUNTER bzw. DÄMONENKILLER bereits vorher oder sind Sie gar selber ein Fan? Ich habe die Heftserie als Jugendlicher verschlungen die erste, wie auch später dann die zweite Auflage. Der Dämonenkiller hat mich neben den Romanen von Dan Shocker in meinem Entschluß, Schriftsteller zu werden, am meisten bestärkt. Bereits in den Serie JESSICA BANNISTER und JERRY COTTON mussten Sie mit vorgegebenen Charakteren Vorlieb nehmen. Empfinden Sie es als schwierig Romane mit festgelegten Figuren, die nicht ihrer eigenen Fantasie entsprungen sind, zu schreiben? Es war anfangs gewöhnungsbedürftig. Inzwischen schätze ich aber die Abwechslung, die sich daraus ergibt, nach eigenem und fremdem Exposé zu schreiben. Mittlerweile gibt es nicht mehr viele Heftromanserien und reihen auf dem Markt. Wie ist Ihre Einschätzung des Marktes als hauptberuflicher Autor? Wo sehen Sie sich selbst in 10 Jahren? Nun es werden ja immer wieder mal neue Serien gestartet. Andere werden dafür eingestellt. Es scheint also eine feste Leserschaft für Heftromane zu geben. Die Heftchen gehören in Deutschland zur Lesekultur einfach dazu. Und daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern. Der Fundus an Romanen ist mittlerweile jedoch so gewaltig, dass die Verlage oft nur noch Neuveröffentlichungen bringen. Es wird für Neuautoren daher in Zukunft wohl immer schwieriger werden, im Heftromansektor Geld zu verdienen. In zehn Jahren werden einige meiner Romane hoffentlich verfilmt und mein Name zur festen Größe auf dem Buchmarkt geworden sein. Sollte dies wider erwarten nicht eintreten, werde ich wohl so weitermachen wie bisher. Wie sieht ein typischer Arbeitstag im Leben von Jan Gardemann aus? Um acht Uhr morgens begebe ich mich in mein Arbeitszimmer und schreibe bis halb eins. Dann gehe ich rüber in die Küche und mache Essen für die Familie. Nach einem kurzen Nickerchen auf der Couch arbeite ich von fünfzehn bis achtzehn Uhr weiter (mit häufigen Unterbrechungen durch Familienmitglieder). In dieser Zeitspanne habe ich etwa zehn bis fünfzehn Manuskriptseiten geschrieben. Gibt es eine Tageszeit, in der sie besonders kreativ sind? Nachts, wenn ich träume ;-) Was ist dem Menschen Jan Gardemann wichtig? Meine Familie. Kinder zu haben und mit einer Frau zusammenzuleben, ist für mich das Größte. Für meine Kinder würde ich sogar das Schreiben aufgeben, wenn dies erforderlich wäre. Aus diesem Grund bin ich damals auch aus den Serien JESSICA BANNISTER und JERRY COTTON ausgestiegen. Die familiäre Situation erlaubte es mir nicht, mich so intensiv um meinen schriftstellerischen Werdegang zu kümmern, wie es erforderlich gewesen wäre. Ein Hauptteil meiner Zeit und Kraft floss in die Familie. Diesen Schritt bereue ich bis heute nicht. Herr Gardemann, ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Interview. Und ich bedanke mich für Ihr Interesse! [Zurück zur Übersicht] |
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