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Für eine kreative Person bin ich sehr diszipliniert, und für eine disziplinierte Person sehr kreativ.Interview mit Thomas Fitzner, geführt von Alisha Bionda am 04. Mai. 2017.Dieses Interview ist Teil der Kolumne:
A.B.: Lieber Thomas, zuerst möchte ich Dir einige persönlichen Fragen stellen, damit Dich die Leser besser kennen lernen: Was gibt es über Dich als Mensch zu sagen? T.F.: Mich faszinieren Menschen mit monothematischem Lebenslauf, weil das bei mir komplett anders ist. Ich habe sehr unterschiedliche Berufe ausgeübt und in sehr unterschiedlichen Kulturen und privaten Umfeldern gelebt. Ich war in Österreich als Reporter unterwegs, in Mexiko als Reiseleiter, in Nahost als UN-Beobachter und in Norwegen als Ziegenhirt. Von solchen Erfahrungen zehre ich als Person ebenso wie als Autor. A.B.: Was zeichnet Dich in Deinen Augen aus? T.F.: Für eine kreative Person bin ich sehr diszipliniert, und für eine disziplinierte Person sehr kreativ. A.B.: Was magst Du, und was eher nicht? T.F.: Ich mag es, wenn Menschen ihre Arbeit mit Begeisterung ausüben. Und ich hasse es, wenn ein Informatiker eine Erklärung mit den Worten beginnt: Da muss man einfach nur ... A.B.: Welche Hobbys hast Du? T.F.: Sport, Wandern, Zeitgeschichte, Kultur, Marmelade kochen. A.B.: Wolltest Du immer schon Schriftsteller werden? Oder gab es da eine Initialzündung oder war es eher eine Folge Deiner persönlichen Entwicklung? T.F.: Als das Spermatozoid, aus dem ich hervorgegangen bin, auf dem Weg zur Eizelle war, hat es darüber einen Reisebericht verfasst. Ich konnte also nicht anders. A.B.: Wann hast Du zu schreiben begonnen? Und womit? T.F.: Als Kind war ich ein begeisterter Fan von Ephraim Kishon und schrieb nach seinem Vorbild humoristische Kurzgeschichten. Mit zehn Jahren habe ich erstmals ein Romanmanuskript an einen Verlag geschickt. Es wurde abgelehnt, aber auf eine sehr nette Art. A.B.: Hast Du eine fest strukturierte Methode, wie Du ein Projekt umsetzt? T.F.: Früher habe ich mehr oder weniger drauflosgeschrieben. Das hat sich im Lauf der Jahre drastisch geändert. Wenn ich heute eine Idee habe, verwende ich sehr viel Zeit auf die Recherche und Vorbereitung. A.B.: Schreibst Du gerne zu einer bestimmten Zeit? Lieber tagsüber, lieber abends/nachts? Wie sieht Dein Tagesablauf aus? T.F.: Ich nutze die Lücken meines intensiven Berufs- und Familienlebens. Mein Brotjob zwingt mich, sehr früh aufzustehen, um dem Schreiben genügend Zeit widmen zu können. A.B.: Bevorzugst Du eine bestimmte Atmosphäre oder benötigst Du besondere Ruhe wenn Du schreibst? T.F.: Die richtige Atmosphäre kann ich in meinem Kopf entstehen lassen. Nur manchmal greife ich auf Tricks zurück wie bestimmte Musik, die mich inspiriert, oder das unschlagbare Kreativitätsdoping: Rotwein mit Käse und Salzkeksen. A.B.: Schreibst Du an mehreren Projekten gleichzeitig oder trennst Du das strikt? T.F.: Normalerweise habe ich ein Hauptprojekt, auf das ich meine Energien konzentriere, obwohl ich zwischendurch gerne abwechsle. A.B.: Welchen Genres ordnest Du Dich zu? Und welches reizt Dich am meisten? T.F.: Schwierige Frage, weil mich nahezu alle Genres reizen und ich mich auch als Leser für sehr unterschiedliche Arten von Literatur begeistern kann. Am meisten Spaß macht mir das Schreiben, wenn ich die Grenzen des Konventionellen überschreite. Mein Lieblingsprojekt ist ein satirischer Steampunk-Krimi, an dem ich seit etwa 35 Jahren arbeite. A.B.: Dein Titel WO ZUM KUCKUCK SIND DIE PALMEN? mit 101 Mallorca-Anekdoten mit Farbfotos ist aktuell im Fabylon-Verlag erschienen. Schildere uns doch bitte, was den Leser darin erwartet. T.F.: Witzige, aber auch sehr überraschende Stories. Viele der darin erzählten Geschichten werden selbst Leser verblüffen, die bereits eine Ahnung vom Facettenreichtum Mallorcas haben. Wer die Insel nur als Ferienparadies wahrnimmt, dem wird bei manchen Anekdoten die eigene Kinnlade auf die Zehen fallen. A.B.: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Fabylon-Verlag? T.F.: Über Alisha Bionda. A.B.: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit dort? T.F.: Konstruktiv und respektvoll. Mir fällt sehr positiv das ehrliche Bemühen des Verlags auf, den Titel ins Gespräch zu bringen. A.B.: Wie gefällt Dir die Optik des Titels? T.F.: Eine gelungene Gratwanderung zwischen Klischees und Originalität. A.B.: Was hat Dich daran gereizt, einen Titel mit Mallorca-Anekdoten zu schreiben? T.F.: Irgendwann wurde mir bewusst, dass meine spezifische Art, Journalismus zu machen und Informationen zu verarbeiten, zu einer riesigen Sammlung kurioser Geschichten geführt hat. Ich war dann erstaunt, dass bislang niemand auf die Idee gekommen war, der Insel ein Anekdotenbuch zu widmen. Damit fand ich endlich auch Gelegenheit, mein Archiv, in das ich mehr als 20 Jahre lang viel Mühe investiert hatte, umfassend für ein Projekt zu nutzen. A.B.: Hast Du ein Vorbild literarisch und/oder allgemein? T.F.: Hier nur eine kleine, ungeordnete und unvollständige Auswahl von Autoren, die mir sehr gut gefallen: Alfred Komarek, Paul Auster, Joe Haldeman, Lawrence Durrell, John Updike, Martin Walser, Friedrich Dürrenmatt, Thomas Bernhard, Sir Arthur Conan Doyle, John le Carré, aber auch Sachbuchautoren wie Martin Windrow, Paul Theroux, Cecil Woodham-Smith und Brigitte Hamann. Und viele, viele andere, vor denen ich mehrmals täglich den Hut ziehe. A.B.: Liest Du regelmässig? Wenn ja, was bevorzugt? T.F.: Ich lese ständig und wechsle dabei zwischen Sachbüchern und Belletristik jeweils unterschiedlichster Art. A.B.: Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern? T.F.: Enorm wichtig, weil dieser Kontakt dabei hilft, sich als Autor ständig zu verbessern. A.B.: Wie gestaltet sich dieser? T.F.: Ich habe das Glück, dass nur wenige Kilometer von meinem Wohnort entfernt Will Kauffmann seine Kulturfinca betreibt, auf der ich gelegentlich Texte vortragen und Reaktionen abtesten kann. Eine derart direkte Resonanzmöglichkeit für deutschsprachige Literatur ist im fremdsprachigen Ausland ein echter Luxus. Aber ich schätze auch schriftliche Kritik an meiner Arbeit, die positive ebenso wie die negative. A.B.: Gibt es Menschen, die Dich bei Deinem schriftstellerischen Werdegang unterstützt haben? Freunde, Familie, Kollegen? In Deinen Anfängen und jetzt? T.F.: Meine Mutter, als sie noch lebte. Manche Freunde haben mich ermutigt. In der Öffentlichkeit haben sich letzthin Vito von Eichborn und Axel Thorer positiv über meine Arbeit geäußert, wofür ich den beiden sehr dankbar bin. A.B.: Welchen Rat würdest Du Newcomer-Autoren für die Verlagssuche geben? T.F.: Es gibt methodische Vorgaben, aber die kann man in jedem guten Blog nachlesen. Deshalb spreche ich lieber über die unvermeidlichen Absagen und wie man mit ihnen umgeht. Nie aufgeben. Den Frust über Absagen immer in Energie umwandeln, um noch besser zu werden, und sich nie, niemals, in die Opferrolle des verkannten Genies fügen, denn das ist ebenso pathetisch wie kontraproduktiv. A.B.: Woran arbeitest Du derzeit? Auf was dürfen sich die Leser künftig freuen? T.F.: Aktuell erarbeite ich das Konzept für einen parapsychologischen Thriller. Die Idee habe ich geträumt, seither bin ich davon besessen. A.B.: Vielen Dank für das ausführliche Beantworten meiner Fragen. T.F.: Gern. [Zurück zur Übersicht] |
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