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![]() THINK BIG!Interview mit Ascan von Bargen, geführt von Florian Hilleberg am 14. Jan. 2009.Hallo Ascan, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst meine Fragen zu beantworten. Ist mir ein Vergnügen! - Na, dann leg mal los In Deiner Vita auf Deiner Homepage steht zu lesen, dass Du bereits als Comic-Zeichner gearbeitet hast. An welchen Projekten hast Du dabei mitgewirkt? Ja, richtig. Damals steckte ich mitten in der Ausbildung zum Grafik-Designer und hatte die Gelegenheit an verschiedenen Comic-Projekten mitzuwirken. Die meisten Comic-Abenteuer, die ich damals gezeichnet habe, waren witzig-absurde Gag-Geschichten, inspiriert von «MAD», den «Sturmtruppen» oder auch «Clever & Smart». Ulkige Figuren mit Riesenballonnasen, usw. Darunter Titel wie «Mensch, Stefan!», «The Power-Kids», «Loverboy», «Inspector Brain» oder auch «Crazy & Cool». Wann hast Du Deine Leidenschaft für das gedruckte Wort entdeckt? Als Leser schon von Kindesbeinen an, da meine Eltern über eine gewaltige Bibliothek verfügten und ich somit geradezu von Büchern umgeben aufgewachsen bin. Die ersten eigenen schriftstellerischen Gehversuche (Prosa) habe ich schließlich mit dreizehn oder vierzehn Jahren gestartet. «John Nilsson» und «Joey Moran» hießen meine ersten beiden Romanhelden. Was war Deine erste Veröffentlichung? Meine ersten professionellen Veröffentlichungen waren Kurzgeschichten und Heftromane aus dem Horror- / Dark Fantasy-Genre. Du hast auch schon einige Romane in bekannten Heftserien publiziert. Unter welchem Pseudonym hast Du dort geschrieben, und wie hießen die Titel? Das waren zumeist Verlagspseudonyme, sogenannte «Sammelpseudos»; also Namen, unter denen verschiedene Autoren veröffentlichten. Darunter so klangvolle wie z.B. «Rebecca de Winter» oder «Gloria von Felseneck». (lacht) Der Großteil dieser Romane war allerdings in einem Genre angesiedelt, das man mit «Ascan von Bargen» wohl kaum auf Anhieb verbinden würde, nämlich Liebes-, Adels- und Heimatgeschichten mit Titeln wie «Christina Stunde des Glücks», «Sophies Herz in Sehnsucht» oder «Der Kuss, der alles veränderte». Wann und warum bist Du dazu übergegangen auch Hörspiele zu schreiben? ![]() Von daher war es naheliegend und spukte mir schon jahrelang im Hinterkopf herum, irgendwann einmal selbst ernsthaft ein Hörspiel zu schreiben. Ich malte es mir in der Phantasie immer und immer wieder aus, wie stark und mitreißend es klingen würde all meine Lieblingssprecher in Rollen zu hören, die ich alle selbst für sie geschrieben haben würde, wie Leute meine CDs und Bücher kaufen würden, wie ich dann später Interviews geben oder vor Leuten, z.B. bei Lesungen, auftreten würde, usw. usf. Professionelle Züge nahm dieser Plan dann eines schönen Tages Ende der 1990er Jahre an: Ich hatte ein paar grandiose Ideen für ein actionreiches und düsteres Drehbuch, das ich auch sofort begeistert in Angriff genommen habe, der Titel: «ANNWYN DIE TORE DER ANDERWELT». Da ich eine Fülle bunter Bilder in mir aufsteigen sah, schien es mir logisch ein Filmdrehbuch zu schreiben. - Etwa in der Mitte angelangt, wurde mir allerdings bewusst, dass es in Deutschland - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit - unmöglich sein würde, diesen Stoff für die Leinwand zu realisieren, wenn man nicht gerade zufällig Bernd Eichinger, Roland Emmerich oder Wolfgang Petersen heißt. Da kam mir die Idee, das ganze einfach umzuschreiben, visuelle Effekte gegen modernes Sounddesign auszutauschen und ein professionelles Hörspiel in XXL daraus zu produzieren. Auf einem zeitgemäßen, extrem hohen Niveau, mit einem riesigen Profi-Cast, das man sofort mit Fernsehen und Kino verbinden sollte; und einer Spielzeit, die locker einem abendfüllenden Spielfilm das Wasser reichen könnte. Keine nette 36 Minuten-Gute-Nacht-Kindergeschichte denn mir war klar: «Das ist das allererste professionelle Hörspiel, auf dem mein Name stehen wird!» Es sollte sofort die Dimensionen klar machen, mit denen wir es bei «Ascan von Bargen» zu tun bekommen würden: THINK BIG! – Das Drehbuch allein war dick genug, um damit jemanden erschlagen zu können. (lacht) Über v i e r z i g aktive Sprechrollen mussten besetzt, aufgenommen und abgemischt werden. Ein monumentaler Soundtrack musste her, ebenso die besten Soundeffekte und Sprecher, die man für Geld bekommen konnte. So sind bei ANNWYN DIE TORE DER ANDERWELT die deutschen Stimmen der Hollywood-Stars Al Pacino, Kevin Costner, Pierce Brosnan, Don Johnson, Julia Roberts, Sigourney Weaver, Jean-Claude van Damme, Anthony Hopkins, Jean Reno, Dustin Hoffman, Joaquin Phoenix (Commodus bei GLADIATOR), Keanu Reeves, Brent Spiner (Data bei STAR TREK), Sean Connery, Christopher Lee und-und-und vertreten. Der Soundtrack und die Effekte wurden in schwedischen Tonstudios kreiert und abgemischt. Der absolut helle Wahnsinn, wenn man es genau bedenkt vor allen Dingen, wenn man die immensen Produktionskosten bedenkt, die ein solches Mammutwerk notgedrungen verschlingt. - Noch heute erfüllt mich diese Produktion wirklich mit besonders großem Stolz! Deine erste Hörspiel-Veröffentlichung war der Fantasy-Zweiteiler ANNWYN DIE TORE DER ANDERWELT. Worum geht es in der Hörspielsaga? ![]() Die puritanische Adelsfamilie Kilvert zieht von England ins irische Herrenhaus Ringwood Manor, ohne zu ahnen, dass das Manor über einem Höhlenlabyrinth errichtet wurde - einem uralten Kultplatz keltischer Druiden, an dem in düsterer Vorzeit Menschenopfer dargebracht wurden. Das Herrenhaus selbst befindet sich unmittelbar über einem der Tore, die direkt nach Annwyn führen, ins «Totenreich» der Kelten. Das Tor wird bewacht von Arawn, dem «Gehörnten König». Er ruft furchterregende Spukerscheinungen hervor, um die Menschen vom Tor fernzuhalten. Denn wer dem Zugang in die Anderwelt zu nahe kommt, muss eines qualvollen Todes sterben Die Kilverts allerdings geben nichts auf die alten Sagen der einheimischen Bevölkerung, da diese ihren Ursprung in den verpönten Mythen der heidnischen Kelten haben. Und so halten sie die Geschichten für puren Aberglauben. Da tritt plötzlich der irische Finsterling Lord Denborough auf den Plan, denn er hat einen grässlichen Doppelmord zu vertuschen, auf dem er vor Jahren seinen eigenen Reichtum aufgebaut hat. Und die Beweise, die ihn überführen könnten, liegen auf dem Gräberfeld von Ringwood Manor vergraben. Das Herrenhaus und die umliegenden Ländereien sind jahrelang ohne Besitzer geblieben, da die Einheimischen aus Angst vor den alten Druidenlegenden einen weiten Bogen um den verfluchten Ort gemacht haben. Jetzt aber fürchtet Denborough, dass die neuen Besitzer um Lord Ethan Kilvert ihm auf die Schliche kommen könnten, und setzt alles daran, die Kilverts wieder aus Irland zu vertreiben. Unerwartet taucht ein zwielichtiger Fremder auf: Nathaniel Casterleigh. Er scheint mehr zu wissen als er zunächst zugibt, und versucht die Kilverts vor der drohenden Gefahr, die von Arawn, dem Gehörnten König, und dem geöffneten Druidentor ausgeht, zu warnen. Doch Lord Kilvert hält ihn bloß für einen Schergen Denboroughs ein weiterer Versuch des Gegners, die Kilverts einzuschüchtern und aus Irland zu vertreiben. Denboroughs Schergen wiederum beobachten Casterleigh dabei, wie er heimlich ums Manor schleicht und auch auf dem alten Gräberfeld Nachforschungen anstellt. Denborough fürchtet den mysteriösen Fremden ebenso, da er ihn für einen von Kilverts Männern halten muss, der ihm und seinen Verbrechen auf die Schliche kommen könnte. Denborough fasst daraufhin den Plan, Lord Kilverts kleine Tochter, Julie, zu entführen und Kilvert so zu erpressen. Als es in Ringwood Manor zu blutigen Zwischenfällen und unerklärlichen Spukerscheinungen kommt, glaubt Lord Kilvert anfangs noch, dass Denborough dies alles nur inszeniert hat, um ihm und seiner Familie Angst einzujagen. Doch als Kilvert nach und nach die ganze Wahrheit entdeckt, ist es für ihn schon beinahe zu spät, um der Macht des Gehörnten Königs noch zu entkommen und das Leben seiner Tochter zu retten Warum hast Du die Geschichte als Hörspiel konzipiert und nicht als Roman veröffentlicht? ![]() Ein zweiter Roman an der Backe war in diesem Moment so ungefähr das Letzte, was ich gebrauchen konnte. Außerdem wollte ich diese Geschichte um «ANNWYN» unbedingt und ich wollte sie schnell und in absehbarer Zeit fertig stellen. Ich habe «ANNWYN» und «DIE LEGENDEN DES ABENDSTERNS» von da an quasi parallel geschrieben. Wenn ich irgendwo fest hing und nicht weiterwusste, habe ich an dem jeweils anderen Stoff weitergeschrieben. Nach dem Motto: «Oh Duncan Clairebourne (der Held der LEGENDEN DES ABENDSTERNS) hat da gerade aber ein wirklich ernsthaftes Problem keine Ahnung, wie er das jetzt noch überleben soll Ach, dann gehe ich jetzt nach Irland und schaue, wie es den Kilverts gerade im Kampf gegen Lord Denborough geht Clairebourne kriegt das hier schon irgendwie ohne mich hin » Ich habe diese beiden Geschichten immer als Geschwister bezeichnet. «ANNWYN» ist für mich so etwas wie die kleine Schwester der «LEGENDEN DES ABENDSTERNS». Und es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass ich dieses Epos künftig noch als Roman zu Papier bringen werde. Wer will mich daran hindern? (lacht) Du hast vor allem an der Serie FAITH mitgearbeitet und den Zweiteiler Requiem verfasst. Außerdem hast Du auch die Spielbücher für die Hörspieladaptionen von Frankenstein und Das Bildnis des Dorian Gray geschrieben. Was reizt Dich persönlich am Genre Horror? Das lässt sich nicht unbedingt in ein, zwei Worten erklären Ich persönlich bevorzuge den «altertümlichen» Horror, den gothic horror, der sehr von einer unheimlichen Atmosphäre lebt. Dafür habe ich ein Faible. Alte Herrenhäuser, Friedhöfe, Ruinen verfallener Klöster, geheimnisvolle Orte mit dieser gewissen Ausstrahlung zwischen Morbidität und Schönheit. Düsterromantische Locations, die ein schreckliches Geheimnis verbergen, und Figuren, die irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn liegen, wirken sehr anziehend auf mich. Geschichten wie «Jane Eyre» oder «Der Hund der Baskervilles», obwohl beide keine klassischen Horrorstorys, gehören für mich ebenso zum gothic horror, wie auch «Der Ruf des Cthulu» von Lovecraft oder «Der Fall des Hauses Usher», «Berenice» oder «Eleonora» von Poe. Modernere Stories, die für mich in derselben unheimlichen Liga spielen, sind z.B. «Das Omen» oder auch «Tanz der Teufel». Dabei bin ich nun eigentlich gar kein orthodoxer Vertreter des Horrors. Beispielsweise habe ich längst für mich entdeckt, dass auch die Realität und die Gegenwart durchaus Möglichkeiten bieten, sich künstlerisch auszutoben, ohne deswegen auf Spannungselemente verzichten zu müssen, was ich z.B. in meiner Amsterdamer Krimi- und Thriller-Serie «DARK TRACE Spuren des Verbrechens» (erschienen in der Verlagsgruppe Hermann) auch leidenschaftlich gerne tue. Es muss meinetwegen nicht immer und andauernd das Übernatürliche oder Unerklärliche strapaziert werden. Viel wichtiger ist mir eine gute und glaubwürdige Story - echte Menschen, die mit echten Schwierigkeiten fertig werden müssen. Außerdem: Wie oft kann man denn Vampire, Zombies, Ghouls und Werwölfe heutzutage wirklich noch bemühen, ohne beim Publikum heftige Schnarchattacken auszulösen? Es ist unglaublich heikel, sich als Autor heute noch an solche Themen zu wagen, ohne dabei in die Falle zu tappen, überstrapazierte Stereotypen zu verwenden oder in andere platte Grusel-Klischees zu verfallen, was früher oder später unfreiwillig komisch wirken muss. Mein persönlicher Tipp: Lasst die Mistviecher in ihren Mottenkisten und morschen Särgen liegen es sei denn, ihr habt einen absolut revolutionären neuen Ansatzpunkt, der diese Geschichten vollkommen neu und anders erzählt. Irgendetwas Sensationelles, was es so vorher noch nie gegeben hat, ohne die typischen Klischees Vollmond, Knoblauch, Silberkugeln, blutbesprenkelte Eichenholzpflöcke, etc. Schon aus Respekt vor den großen Autoren des Genres, sollte man die Finger davon lassen, wenn man ohnehin nichts neues beizusteuern hat. ![]() Warte mal, darüber muss ich kurz nachdenken Ich habe für «FAITH the van Helsing chronicles» Dialoge und Regieanweisungen (für Sprecher, Musik und S/FX) geschrieben, eine professionelle Formatierung und durchgehende Nummerierung vorgenommen, das gesamte Korrektorat und Lektorat für die R&B Company erledigt, ich habe zusätzliche Szenen entworfen, eine Prise Humor in die Düstergeschichten gestreut, die Storylines dramaturgisch verdichtet, Schlüsselszenen deutlich hervorgearbeitet - und für eine Folge sogar ganze Dialoge ins Lateinische übersetzt. Ich habe folglich so ziemlich a l l e s an Parts für die Skripte von «FAITH» verfasst, was man für ein Drehbuch so verfassen kann, abgesehen von der Titelseite vielleicht. (lacht) Wenn man sich zum Vergleich andere Produktionen des Labels anhört, an denen ich nachweislich nicht beteiligt gewesen bin, wird man so oder so recht schnell merken, wann und wo bei «FAITH» mein künstlerischer Einfluss zum Tragen gekommen ist. Nebenbei habe ich die R&B Company durch Gespräche, durch meine eigenen Bücher usw. zu ein paar Storys, Szenen und sogar Folgen-Titeln, sagen wir es einmal diplomatisch, inspiriert. So hatte ich beispielsweise in einem Gespräch erwähnt, dass ich eine neue Hörspiel-Mystery-Serie konzipieren wolle, die «Blutmond» heißen sollte auch wenn ich für kostenlose Inspirationen dieser Art nie irgendwelche Credits bekommen habe... Anyway... (zuckt mit den Schultern) Oscar Wilde würde jetzt wahrscheinlich sagen: «Imitation is the highest form of flattery.» Der Hörspiel-Zweiteiler Requiem basiert auf dem Buch Lilienblut. Was war zuerst da? Die Idee zu einem Hörspiel oder zu einem echten Buch? ![]() Es war weniger ein kreativer Schaffensprozess, im Sinne von «sich etwas ausdenken» - es war in diesem besonderen Fall viel eher das Gefühl, sich ganz plötzlich wieder an etwas zu erinnern, das schon lange Zeit zurückliegt und das man schon längst vergessen glaubte Ich habe mich sofort hingesetzt, um das Script für einen Hörspielzweiteiler zu schreiben, da ich wusste: All das würde viel zu lang sein, um es auf einer einzigen CD unterzubringen. Und nachdem das komplette Hörspielscript fertig war, waren immer noch so unendlich viel mehr Bilder, Details, Düfte, Kleiderstoffe, Gesichter, Personen, Tage und Nächte, verschiedene Orte und Umstände in meinem Kopf, die ich notgedrungener Weise hatte aussparen müssen, da das Medium CD nun einmal begrenzt ist, was seine Fassungskapazität angeht. Da lag es für mich natürlich auf der Hand, die ganze Geschichte noch einmal als Roman zu erzählen. Um was geht es in Requiem/Lilienblut? ![]() Der französische Arzt und Okkultist Joaquin Ferrier wird zum Haus eines renommierten Bankiers gerufen, dessen Tochter an einer rätselhaften Erkrankung leidet. Ferrier stellt am Körper des Mädchens dieselben entsetzlichen Symptome fest, die bereits vorher eine Reihe anderer Patienten aufgewiesen haben. Doch für die Tochter des Bankiers kommt jegliche Hilfe zu spät. Sie stirbt mit demselben mysteriösen Namen auf den Lippen, den Ferrier schon von den anderen Opfern der Epidemie erfahren hat ... Fieberhaft versucht Dr. Ferrier das Geheimnis um die todbringende Seuche aufzuklären, als ihn plötzlich ein Freund dringend um Hilfe bittet: Frédéric Moreau ein Dandy, der in Luxus und Dekadenz der Stadt der Liebe schwelgt. Doch die Blumen des Bösen haben längst wispernd Besitz von ihm ergriffen. Seit er an einer Séance teilgenommen hat, wird er von mörderischen Alpträumen und Visionen heimgesucht. Schon bald hegt Dr. Ferrier einen schrecklichen Verdacht: Werden Moreaus Visionen zu grausamer Wirklichkeit? Denn in der Stadt häufen sich unerklärliche Todesfälle ... Als Moreau in einer Vision sieht, wie seine eigene Verlobte brutal ermordet wird, setzen die beiden ungleichen Freunde alles daran, sie vor dem drohenden Verhängnis zu bewahren. Eine atemlose Jagd beginnt und sie ahnen nicht, dass sie sich damit auf ein Spiel eingelassen haben, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt ... Für die Reihe Meister des Schreckens hast Du die oben genannten Klassiker Frankenstein und Das Bildnis des Dorian Gray geschrieben. Konntest Du Dir diese Titel auswählen, oder wurden die Projekte vom Verlag vorgegeben? ![]() Warst Du auch an der Auswahl der Sprecher beteiligt, oder hast Du darauf keinerlei Einfluss? Auch hier muss ich mit einem definitiven «Jein» antworten. Für jedes einzelne meiner Hörspiele, für jede zu besetzende Rolle, habe ich natürlich bestimmte Sprecher im Ohr. Das heißt, ich höre wirklich und wahrhaftig Stimmen, während ich schreibe! (lacht) Andere Leute kriegen dafür kostenlose Einzelzimmer mit schick gepolsterten Wänden, ich verdiene damit mein Geld! Nach Möglichkeit werden die einzelnen Rollen dann hinterher auch so besetzt, wie ich sie im Kopf hatte. – Aber eben immer nur «nach Möglichkeit»! Wenn ein Schauspieler gerade auf Theater-Tournee ist, der andere im Krankenhaus liegt und wieder ein anderer kurzfristig aus welchen Gründen auch immer absagen muss, dann ist man gezwungen auf Alternativen auszuweichen. Aber, und das muss an dieser Stelle wirklich einmal betont werden, es gibt in Deutschland so viele wirklich talentierte und großartige Schauspieler - und auch Schauspielerinnen -, dass niemand, der als Alternative gebucht wird, deswegen jemals das Gefühl haben muss, «zweite Wahl» im negativen Sinn zu sein. Hast Du eine bestimmte Tageszeit an der Du besonders kreativ bist? Ja. Nie... beziehungsweise - immer Je nachdem, von welchem Standpunkt aus man das betrachten mag. (lacht) Wie sieht ein Arbeitstag im Leben von Ascan von Bargen aus? Arbeit?! «Arbeit ist der Fluch der trinkenden Klasse», sagt Oscar Wilde. Und ich selbst trinke nur sehr wenig, aber noch viel weniger Interesse habe ich an Arbeit. Denn irgendwann wurde mir klar: Ich kann mich entweder dafür entscheiden zu arbeiten, oder ich entscheide mich dafür Geld zu verdienen. Leider hängen noch immer viele Menschen dem altertümlichen Irrglauben an, das eine sei an das andere in irgendeiner Weise gekoppelt. Arbeit ist der schnellste Weg, sich die Gesundheit, Zufriedenheit und das eigene Selbstwertgefühl zu ruinieren. Wenn du willst, das jemand ganz schnell auf dem Friedhof landet, dann empfiehlst du ihm: Ich denke, Sie sollten arbeiten gehen... Wenn ich mir anschaue, wie unglücklich all diese arbeitenden Menschen sind und dann am Ende auch noch kaum die Miete zahlen können... Nein, danke. Wirklich nicht. Ich kann problemlos dreizehn oder vierzehn Stunden am Stück Songs, Romane, Kurzgeschichten oder Drehbücher schreiben, mit einer Band proben oder Leuten was erzählen solange ich dabei von Begeisterung, Leidenschaft und Freude getragen werde. ![]() Das ist dann der Punkt, an dem ich aufhöre(n muss), wenn mein Körper sagt: Bitte gönn mir eine kleine Pause! Ich bin gerne kreativ tätig, lasse mich inspirieren und ich verdiene auch wirklich sehr gerne sehr viel Geld. Wenn aber irgendwas nach Arbeit aussieht oder sich sogar genauso schäbig anfühlt, fange ich damit gar nicht erst an. Das ist sinnlose Quälerei, nichts anderes. Und wenn ich keine Lust verspüre, irgendetwas zu tun, tue ich eben einfach nichts. (Und ich kann mich nicht daran erinnern, jemals Lust dazu verspürt zu haben, zu arbeiten.) Ich habe auch kein Problem damit, mal ein, zwei Monate gar nichts zu veranstalten. Dann irgendwann werde ich von selbst wieder rappelig und diese innere Spannung kehrt zurück, die einen vorwärts drängt, wieder etwas neues in Angriff zu nehmen. Und dann versuch es ruhig mal, mich von meinem Vorhaben abzubringen! (lacht) Wenn ich ein Ziel erreichen will, bringe ich mehr Energie und Durchhaltevermögen auf, als jemand, der glaubt, täglich acht Stunden als Leibeigener irgendeiner Firma am Fließband schuften zu müssen. Ich glaube, der ganze Trick liegt wirklich nur darin begründet, ob man aus einem inneren Bedürfnis heraus, von einem ehrlichen, seelischen ICH WILL, (Nicht etwa von einem vorübergehenden, egoistisch-kindischen Ich will das aber jetzt sofort haben!) oder ob man von einem äußerlich aufgezwungenen DU MUSST angetrieben wird. In Hildegard Knefs umwerfenden Buch Der geschenkte Gaul zitiert sie einen Sinnspruch von Friedrich Rückert, der es ziemlich genau auf den Punkt bringt. Der Punkt, der zwischen Erfolg und Misserfolg entscheidet: Ich will; das Wort ist mächtig, sprichts einer ernst und still, die Sterne reißts vom Himmel, dies eine Wort: Ich will. Wenn man das wirklich verinnerlicht hat, dann ist das kein Sinnspruch mehr, sondern geradezu ein Zauberspruch! (Vergleiche Markus 11,23-24: Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer!, und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass es geschehen würde, was er sagt, so wirds ihm geschehen. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihrs empfangt, so wirds euch werden.) Es geht also nicht bloß darum, so etwas intellektuell aufzunehmen, die Hände in den Schoß zu legen und sich tatenlos etwas zu wünschen, nach dem Motto: Ja, es wäre wirklich schön, wenn........., aber leider geht das ja gar nicht, weil........ - sondern es geht darum, es wirklich und wahrhaftig zu be-greifen. Viele Menschen haben es begriffen. Noch mehr leider (noch) nicht. Mein zweites Erfolgs-Motto stammt übrigens aus William Blakes Sprichwörter der Hölle: Eher ein Kind in der Wiege morden, als untätig Wünsche zu nähren. Mal drüber nachdenken, hm? Wenn Du die Idee zu einem Roman oder einem Hörspiel hast, setzt Du Dich dann einfach an den Computer und schreibst drauflos oder gibt es schon mal Tage, an denen Du blockiert bist? Nein, wenn ich von einem Projekt begeistert bin, setze ich mich hin und lege los! Its a kind of magic... (lacht) Während ich eine Geschichte / Drehbuch / Roman schreibe, überschüttet mich mein Geist schon wieder mit so vielen neuen Ideen, dass ich mit dem Schreiben kaum nachkomme. Im G e i s t, das ist meine Überzeugung und Erfahrung, wie du sicher schon bemerkt hast, ist bereits alles fertig vorhanden. Daher ist es nicht nötig, es sich erst mühsam selbst erarbeiten zu wollen. Das lässt mich an Michelangelos Antwort denken, als alle ihn für seine gewaltige David-Statue gelobt haben. Was für ein großartiger Künstler er sei, so etwas aus einem groben Marmorklotz geschaffen zu haben! Er sagte daraufhin nur: Die Statue ist schon immer in diesem Marmorblock vorhanden gewesen. Ich habe lediglich ein paar überflüssige Ecken und Kanten entfernt. Man muss folglich nur empfänglich für das Geistige sein. Alle zukünftigen Romane, Musikstücke, technischen Erfindungen und-und-und liegen schon seit Ewigkeiten in diesem unerschöpflichen, gewaltigen Möglichkeiten-Pool des Geistes für uns bereit. Ich muss also niemals Angst davor haben, blockiert zu sein, oder dass mir irgendwann einmal die Ideen ausgehen oder so etwas. Alles was ich tun muss, ist wie bei einem Radiogerät den richtigen Sender, die richtige Frequenz, einzustellen und dann geht es los. Mehr nicht. Du wirst finden, dass Künstler aller Zeiten nach dieser Methode vorgegangen sind und auch immer noch so verfahren. Ich spüre das meistens schon morgens beim Aufstehen, ob heute so ein Tag ist, an dem ich empfänglich bin, oder ob ich besser spazieren gehe und den Sonnenschein genieße. Wichtig, um in Ruhe schreiben zu können, sind dabei nur wenige Dinge: Man muss den Kopf frei haben oder zur Not auch mit Gewalt freischaufeln. Keine Ablenkung zulassen. Inspiration kommt vom lateinischen Wort inspirare, was nichts anderes bedeutet als einatmen / einhauchen. Das bedeutet also, dass sie auf ziemlich leisen Sohlen daher kommt. Und sie lässt sich auch nicht gewaltsam herbeizwingen. Aber ich kann zumindest entsprechende Voraussetzungen dafür schaffen, damit ich sie bemerke, sobald ich sie einatme, nicht wahr? (lacht) Daher ertrage ich persönlich es auch nicht, wenn jemand mit mir im Raum ist, während ich schreibe. Das ist wie ein permanent nervender Störsender, der den Empfang erschwert. Wenn mir jemand über die Schulter schaut oder so etwas, das geht gar nicht. Ich schreibe allein. In der Stille. Wenn es fertig ist, habe ich kein Problem damit, es herzuzeigen. Aber solange es noch nicht in der entsprechenden Form ist no way. Daher erzähle ich auch nie zu detailliert über Projekte, an denen ich zur Zeit arbeite oder die ich künftig angehen will. Das hat nichts mit Geheimniskrämerei oder Aberglauben zu tun. Aber ich werde es bestimmt nicht zulassen, dass mir irgendeine unbefugte Person in meine Arbeit reinredet! (Wir alle kennen schließlich diese gutgemeinten Ratschläge von wohlwollenden Mitbürgern, nicht wahr? Dieses ewige, besserwisserische: Was? Du willst Gitarre lernen? Allein? Das schaffst du nie, das geht doch gar nicht... Was? Du willst ein Buch schreiben? Du bist ein Traumtänzer. Worum soll es da gehen? Ach, meinst du, das interessiert wirklich jemanden? Wer kauft denn heutzutage noch Hörspiele? Ich denke, du solltest lieber mal arbeiten gehen... Wenn ich jemals auf das Geschwätz anderer Leute gehört hätte, die es alle ja nur ach so gut mit mir gemeint haben, wo wäre ich dann heute? Eben. - Ich habe mir lieber ein Beispiel an jenen genommen, die ihre Träume verwirklicht haben, um zu verstehen und nachempfinden zu können, wie sie das getan haben.) Das ist also der eine Grund - der andere Grund, weshalb ich die Dinge für mich behalte, bis sie vorzeigbar sind, liegt darin, während des kreativen Prozesses die innere Spannung und Begeisterung für mich selbst aufrechtzuerhalten. Wenn ich jedem direkt immer alles erzählen würde, würde ich selbst nach und nach das Interesse an einer bestimmten Sache verlieren. Welche Art von Literatur bevorzugst Du privat? ![]() Ich glaube, das letzte Buch, das ich wirklich ganz und vollständig gelesen habe, war «Dich zu lieben» von Melissa P. Schon ein paar Tage her Ich kann dir jetzt eigentlich noch nicht mal ein bestimmtes Genre nennen, oder einen bestimmten Autor. Wenn ein Buch mich fesselt, wenn der Autor oder die Autorin es schafft, mich mit ihrer Sprache zu verzaubern dann lese ich es. Egal, ob es Krimi, Horror, Humor, Erotik oder Fantasy ist. Oder ein fesselndes Sachbuch, ein Ratgeber oder so etwas. Nur Science-Fiction habe ich, glaube ich, noch nie im Leben gelesen. Interessiert mich nicht. Obwohl ich STAR WARS und ALIENS ganz nett finde, aber lieber auf der Kinoleinwand. Gibt es eine Autorin oder einen Autor, die/der Dich besonders geprägt oder gar inspiriert hat? Jeder auf seine spezielle Art und Weise, nehme ich an. Wolfgang Hohlbein hat mich stunden- und wochen- und jahrelang spannend unterhalten und ihm verdanke ich sicher viel. Auf eine andere Weise gilt das auch für Oscar Wilde. Und natürlich habe ich unglaublich viel vom Beispiel großartiger Menschen wie Dr. Joseph Murphy, Paramahansa Yogananda, Napoleon Hill, Dale Carnegie, Norman Vincent Peale, Niccolò Machiavelli, William Blake, Niccolò Paganini, Yngwie Johann Malmsteen, Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms und Brenda Ueland profitiert. Woran arbeitest Du gerade, beziehungsweise auf was dürfen sich Deine Fans, Leser und Hörer als nächstes freuen? Ich bin schon wieder viel zu fleißig gewesen, wie du dir denken kannst. Zuletzt habe ich eine fesselnde düster-erotische Kurzgeschichte für die Anthologie «Schattenversuchungen» der bezaubernden Alisha Bionda beigesteuert. Die Geschichte heißt: «Die 13te Fee aus dem Tagebuch der Laure de Séligny », und wer mehr darüber wissen möchte, sei auf diese Seite verwiesen: http://www.alisha-bionda.net/anthologien/schattenversuchungen.php Eine weitere Kurzgeschichte liegt ihr bereits vor, und eine dritte ist noch «in der Mache». Außerdem habe ich erst kürzlich das Hörspiel «Die Signatur des Mörders» fertiggestellt, was der vierte Teil der DARK TRACE-Reihe (Verlagsgruppe Hermann) um Kommissar Cor Liewens sein wird. Diesmal geht es wirklich krass zur Sache, soviel darf ich schon mal verraten. Die ersten drei Folgen waren nur Aufwärmübungen, im Vergleich. Wem das bisher schon zu heftig war, wird an der «Signatur des Mörders» erst recht seinen Spaß haben! Liewens hat diesmal nichts zu lachen. Und zu Scherzen aufgelegt ist er auch nicht Zur Zeit lade ich meine geistigen Batterien wieder auf, beantworte Interviewfragen und werde mich im neuen Jahr auf ein paar neue aufregende Projekte stürzen! So habe ich u.a. das Angebot für eine brandneue Hörspiel-Krimi-Serie erhalten, die ich zur Zeit schreibe. Außerdem hat Alisha Bionda mit mir Kontakt aufgenommen, wofür ich sehr dankbar und worüber ich auch sehr glücklich bin. Wir überlegen, ob es demnächst nicht eine kreative Zusammenarbeit zwischen uns geben könnte, in irgendeiner Form. Vielleicht werde ich einen Roman für Alishas ARS AMORIS-Reihe (Sieben Verlag) beisteuern, eventuell werden wir auch gemeinsam an einem Roman arbeiten. 2009 wird auf jeden Fall das eine oder andere spannende Projekt das Licht des Tages erblicken! Da gibt es folglich eine Menge, auf dass sich meine Fans, Leser und Zuhörer jetzt schon einmal freuen können! Vielen Dank, für das äußerst interessante und anregende Gespräch. Ich bedanke mich sehr für das sympathische Interview! It was a pleasure. AvB [Zurück zur Übersicht] |
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