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Des Kriegers Herz

Interview mit Bernd Rümmelein, geführt von Florian Hilleberg am 17. Mar. 2009.


Bernd Rümmelein Bernd Rümmelein
Bernd Rümmelein, 1966 in Stuttgart geboren, hat bereits mehrere Kurzgeschichten verfasst und im Arcanum Fantasy-Verlag veröffentlicht. Einige seiner Werke wurden auch vom Griot Hörbuchverlag kongenial vertont, mit Johannes Steck als Sprecher und begleitet von der Musik der Mittelalterband Corvus Corax . „Kryson – Die Schlacht am Rayhin“ ist sein erster Roman, der sogleich mit dem Wolfgang-Hohlbein-Preis ausgezeichnet wurde. Das Buch ist der erste Titel, der unter dem neuen Label „Otherworld“ im Ueberreuter Verlag erscheint. Die Fantasy-Saga ist auf 6 Bände ausgelegt.

Lieber Herr Rümmelein,

vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen mit einige meiner Fragen zu beantworten.
In Kürze nehmen Sie den Wolfgang-Hohlbein-Preis für ihren Debütroman „Kryson“ entgegen. Was ist das für ein Gefühl?


YDas ist ein wunderbares Gefühl und eine große Ehre für mich, zumal es sich um einen sehr renommierten und bekannten Preis handelt. Begreifen werde ich dieses „unverschämte“ Glück wahrscheinlich erst, wenn die Preisverleihung gelaufen ist und das Buch im Handel erhältlich sein wird. Tatsächlich ist das schwer zu beschreiben. Vielleicht ein klein wenig wie ein Sechser im Lotto, aber natürlich um ein Vielfaches besser, weil eine Eigenleistung ausgezeichnet wird. Ein Stück harter Arbeit, die mich viele schlaflose Nächte gekostet hat und eine lange Wartezeit von beinahe zwei Jahren voller Ungeduld, bis die Entscheidung endgültig feststand. Einen solchen Preis gewinnt man nur einmal im Leben und die Chancen auf einen solchen Gewinn sind – bei mehr als 900 Einsendungen und stetig steigender Tendenz – doch relativ gering. Von daher ist das etwas ganz Besonderes für mich.
Wolfgang Hohlbein ist in meinen Augen durch sein Schaffen ganz maßgeblich dafür verantwortlich, dass Fantasy aus Deutschland – sagen wir – einen Boom erlebt und tatsächlich mehr und mehr im Markt wahrgenommen wird. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in der ganzen Welt. Von daher ist das eine große Chance für deutsche Nachwuchsautoren und für mich selbstverständlich auch.



Um was geht es in dem Roman?

Kryson ist eine eigenständige und fremde Welt, die ihren eigenen Gesetzen folgt. Es ist der Inbegriff für die klassischen Gegensätze, die sich untrennbar gegenseitig bedingen und bedeutet in der Sprache der Altvorderen übersetzt „Tag und Nacht“, „Licht und Schatten“, „Gut und Böse“ oder auch „Leben und Tod“. Das Leben auf Kryson bewegt sich irgendwo dazwischen im Grau. Es geht um das Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichsten Kräften. Natürlich geht es dabei um Macht, Magie, Krieg, schwerwiegende Entscheidungen, Irrtümer, Intrigen, Liebe und Tod. Die ganze Palette, die man aus meiner Sicht für einen guten Fantasyroman braucht, der die Leser von Anfang an packen und vor allen Dingen auch emotional berühren soll. Kryson hat mehrere Handlungsebenen, die es hoffentlich spannend und Stück für Stück zu ergründen gilt. Das Entscheidende an Kryson sind die Charaktere, die gewiss tiefgründig sind, laufend gefordert werden und sich im Laufe der Geschichte stark aufgrund des Erlebten weiter entwickeln. In der „Schlacht am Rayhin“ geht es um den Eroberungskrieg des Chimärenvolkes der Rachuren, die vordergründig nach der Vernichtung und Versklavung der Nno-bei-Klan trachten. Ein grausamer Krieg, der das Land der Klan in tiefe Verzweiflung stürzt. Dahinter steckt natürlich viel mehr, als es zunächst den Anschein hat. Ein Verteidigungsheer formiert sich zu einer letzten, alles entscheidenden Schlacht. Der Heerführer der Verteidiger wird von einem uralten, traditionsreichen Orden gestellt. Dem Orden der Bewahrer. Und in den Schatten der Vergangenheit lauert eine noch viel größere Gefahr. Jedenfalls geht es mit „Kryson“ erst einmal mit den Vorbereitungen, dem Krieg und der Schlacht los. Die Charaktere erhalten ausreichend Gelegenheit, sich richtig zu entfalten.


Seit wann sind Sie schriftstellerisch tätig? Was hat Sie dazu bewegt zu schreiben?

YIch schreibe seit meiner Schulzeit und die liegt nun schon – wie die Zeit vergeht – mehr als zwanzig Jahre zurück. In der Schule habe ich ab der siebten Gymnasialklasse für meine Freunde kleine Geschichten in DIN A 5 Hefte geschrieben, die dann zur großen Freude der Schulkameraden regelmäßig die Runde unter der Schulbank machten, weil jeder Freund sozusagen eine Rolle darin fand. Reißerische Geschichten, die ich in dieser Form heute sicher niemandem mehr vorlegen wollte. Unser damaliger Deutschlehrer hatte das irgendwann bemerkt und die Geschichten offiziell zum Unterrichtsstoff gemacht. Das war eine sehr interessante Zeit für mich, die mich sicherlich geprägt und den Wunsch für die Schriftstellerei nachhaltig geweckt hat. Später interessierte ich mich für Journalismus. Ich arbeitete für diverse englische und deutsche Schülerzeitschriften, schrieb Kurzgeschichten und Filmkritiken. Noch etwas später wechselte ich in den Bereich Radiojournalismus, in welchem ich auch eine Ausbildung gemacht habe und einige Hörfunksendungen moderieren durfte. Durch das Studium und die anschließende berufliche Orientierung ist das Schreiben für einige Jahre etwas zurück getreten. Aber der Wunsch ist immer geblieben. Und irgendwann, nachdem ich das vierte Buch hintereinander verärgert und frustriert in die Ecke geworfen hatte – ich sage jetzt nicht welche das waren – , nachdem ich einen kreativen Ausgleich zum Beruf gesucht hatte, hat sich bei mir dann endlich der Entschluss gefestigt, eine alte Idee – die Idee zu Kryson ist fünfundzwanzig Jahre alt – wieder aufzugreifen, diese vernünftig auszuformulieren und zu Papier zu bringen. An den Wettbewerb hatte ich dabei gar nicht gedacht. Dieser war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht ausgeschrieben. Aber dann kam der Wettbewerb gegen Ende 2006. Das Manuskript war längst fertig. Betaleser hatten es für sehr gut befunden. Et Voilà ;-)
Als Information ist wichtig - denke ich -, dass ich in meinem Leben schon immer geschrieben habe. Na ja, frühestens seit dem fünften Lebensjahr und damals noch eher unbewusst ;-))
Später natürlich sehr viel hauptberuflich und anfangs etwas weniger als Hobby. Sie dürfen mich durchaus einen Vielschreiber nennen. Ob dies nun Gutachten, Aufsätze, gerichtliche Schriftsätze, Prozessabläufe oder Geschichten waren. Ich liebe Sprache, das Spiel mit den Worten und Sätzen. Worte sind Magie. Man kann damit sehr viel erreichen, wenn man will und an sich glaubt.



Welcher war Ihr erster veröffentlichter Text, und was empfanden Sie dabei?

YLassen wir mal die Geschichten zur Schulzeit weg.
Die erste richtige Veröffentlichung war die Kurzgeschichte „Des Kriegers Herz“ in einer Anthologie des Arcanum Fantasy Verlages im Jahre 2007, die dann prompt für den Deutschen Phantastik Preis 2008 nominiert wurde und dort den dritten Platz erreichte. Das war eine sehr schöne und erfreuliche Erfahrung, weil es mir gezeigt hat, dass die Geschichten, die mir selbst gefallen, offenbar auch bei anderen Lesern gut ankamen. Klar war ich auch stolz. Ein gedruckter und schön gestalteter Text in einem insgesamt gelungenen Buch. Was will man als Autor mehr?
Der Arcanum Fantasy Verlag arbeitet als Kleinverlag sehr professionell und verhält sich gegenüber Autoren absolut fair. Ich schätze diese unkomplizierte und gut funktionierende Zusammenarbeit sehr. Das war also insgesamt sehr schön.



Im GRIOT Hörbuchverlag sind Sie mit zwei, demnächst schon drei, Titeln vertreten, die ebenfalls dem Genre der Phantastik zuzurechnen sind. Wie kam es zu der Vertonung?

Ich kenne die für die Inhalte und den Vertrieb des Griot Verlages Verantwortlichen schon sehr lange. Sie arbeiteten zuvor bei anderen Verlagen. Sie kannten daher auch einige meiner Manuskripte und wollten eine neue Programmschiene in Richtung Phantastik einführen. Etwas, das es in dieser Form – warum auch immer – am Markt so noch nicht gab. Es sollte und musste vor allen Dingen eine sehr hohe Qualität bieten. Und schon war die Nischenidee vorhanden. Teils habe ich, die mir bekannten Mitarbeiter von Griot darum gebeten, meine Texte probe zu lesen.
Irgendwie – fragen sie mich jetzt bitte nicht genau wie – kam auch Johannes Steck an die Geschichten. Und irgendwann war die Idee geboren, aus den Storys ein Hörbuch zu machen. Johannes Steck wollte die Geschichten lesen, und ich fand das toll. Mir schwebte die Idee mit der musikalischen Untermalung während der Lesung vor, woraufhin Herr Steck dem Verlag Corvus Corax vorschlug, weil diese Musik perfekt zur Stimmung passe. Er hat ein sehr gutes Gespür dafür. Corvus Corax war dann ebenfalls sehr angetan und schon war aus der Idee eine Produktion geboren.



YDie Geschichten aus der ersten Folge der phantastischen Hörbibliothek gehörten noch der klassischen Fantasy an, während gerade „Das Wiegenlied der Wölfe“ starke Horror-Elemente aufweist. Bewegt sich auch „Kryson“ in diese Richtung, oder planen Sie noch andere Projekte in Richtung Horror?

Horror würde ich nicht unbedingt sagen. Ich würde mich auch eher als einen Fantasyautoren bezeichnen. Der Begriff ist weitreichend und kennt im Grunde nur wenige Grenzen. Wann sprechen wir von Fantasy, wann von Phantastik und wann von Horror? Die Grenzen sind fließend, auch wenn es sicherlich typische Merkmale für das eine oder das andere Stilmittel gibt. Nennen wir meinen Stil und kommende Projekte im Schwerpunkt Fantasy mit einer stark düsteren Ausprägung. Mag sein, dass die ein oder andere Geschichte, oder Abschnitte daraus, einige Horrorelemente aufweist. Mal mehr, mal weniger.
Das würde ich auch für „Kryson“ nicht gänzlich ausschließen wollen. Aber sicherlich ist „Kryson“ viel mehr ein Fantasyepos für eine erwachsenere Leserschaft – ab sechzehn Jahren würde ich sagen - als ein Buch mit klassischen oder starken Horrorelementen.
Die Festlegung auf diese Richtung wäre mir viel zu eng. Ich denke, dass die richtige Mischung die Musik oder die Spannung ausmacht. „Kryson“ ist in meinen Augen eine Mischung aus „High Fantasy“ und einer Spur „Dark Fantasy“ mit eigenen Völkern, Gesetzen und Kreaturen. Darunter gibt es auch einige sehr furchterregende Bestien und Ereignisse, die sicherlich für den ein oder anderen Schrecken und eine wohlige Gänsehaut sorgen werden. Wie sagt man so schön… das Licht beim Lesen anlassen ;-))



Ist auch von „Kryson“ eine Hörbuchfassung geplant?

Ja, von Kryson ist auch eine ungekürzte Hörbuchfassung geplant. Der Griot Verlag gibt sich sehr viel Mühe mit den Vorbereitungen und ich denke, wir werden im Herbst 2009 eine wirklich tolle und vor allen Dingen ungekürzte Produktion erwarten können. Johannes Steck wird „Kryson“ lesen und Corvus Corax die musikalische Untermalung dazu beisteuern. Sie wollen sogar eigene Stücke oder Melodien dafür komponieren. Das ist aber noch nicht sicher. Ich denke, diese Kombination passt perfekt zusammen. Erste - in meinen Augen recht vielversprechende Versuche - haben wir ja bereits mit der „phantastischen Hörbibliothek“ unternommen. „Kryson“ wird sicherlich noch eine andere, größere Dimension sein.
Die Stimme von Herrn Steck und seine Interpretation meiner Texte sind aus meiner Sicht geradezu ideal. Soweit ich gehört habe, wird das Hörbuch „Kryson“ am Ende fünfzehn oder sechzehn CD’s umfassen.



Haben Sie Vorbilder oder gibt es Autoren, die Sie persönlich inspiriert haben?

Vorbilder habe ich nicht direkt. Aber es gab oder gibt Autoren, deren Werke ich besonders schätze. Max Frisch und Hermann Hesse habe ich früher verschlungen. Aber eines meiner Lieblingsbücher ist „Der Erwählte“ von Thomas Mann. Bis heute.
Auf der Fantasyseite wären aus früheren Zeiten auf jeden Fall Michael Moorcock mit seinem ewigen Helden und Karl E. Wagner zu nennen. Gene Wolfe konnte mich ebenfalls sehr faszinieren.
Tad Williams und George R. R. Martin lese ich heute sehr gerne, wobei mich die letzten beiden Bände aus der Reihe „Das Lied von Eis und Feuer“ leider nicht mehr voll überzeugen konnten.
Von den deutschsprachigen Autoren bewundere ich Markolf Hoffmann für seine wirklich poetische Sprachbegabung und die für den Leser zwar leicht sperrigen, aber tollen Charaktere. Er schreibt anspruchsvolle Fantasy, wie ich sie mag. Tobias Meißner möchte ich ebenfalls nennen, weil ich sein „Paradies der Schwerter“ schlicht für genial halte.



Haben Sie in Ihrer Tätigkeit als Schriftsteller einen festen Tagesablauf? Gibt es bestimmte Tageszeiten, in denen Sie besonders kreativ sind?

Ich schreibe überwiegend nachts, wenn alles schläft oder eben in Urlaubszeiten. Die klassische Schreibzeit ist dann täglich von zweiundzwanzig Uhr bis etwa ein Uhr in der Nacht. Das ist natürlich in erster Linie berufsbedingt nicht anders darstellbar. Andererseits kommen mir aber gerade nachts auch die meisten Ideen. Von daher bietet sich diese Tageszeit tatsächlich an. Ich glaube, das ist ganz normal für einen Fantasyautor. Nachts bin ich am ehesten ungestört. Außerdem will ich tagsüber und an den Wochenenden auch Zeit mit meiner Familie und den Kindern verbringen.


Was ist dem Menschen Bernd Rümmelein wichtig?

Ganz vorne in der Wichtigkeit steht natürlich meine Familie, meine Frau Diana mit unseren beiden Söhnen Raphael Vinzenz (4) und Jonathan Elric (1). Geht es ihnen gut und sind sie gesund, dann geht es mir auch gut. Meine Freunde, Mitarbeiter und Mitmenschen sind mir wichtig. Die Welt, in der wir leben. Ein möglichst konfliktfreies, kooperatives und harmonisches Miteinander. Kreativität und Ideen, die es mir erlauben, mir meine Phantasie dauerhaft zu bewahren. Und was gibt es sonst noch? Ich liebe Kino und Filme, Musik und Bücher. Ich mag das Meer, drüber wie darunter. Und die Berge. Wir leben in einer schönen und hoch interessanten Welt, in der es viel zu sehen und zu erleben gibt. Aber wir müssen uns diese Welt aktiv gestalten und bewahren. Das ist wichtig, für uns und für unsere Nachkommen.


Vielen Dank, für dieses interessante Interview.


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