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Wir Cravenisten


Eigentlich ist der Wühltisch bei Karstadt an allem Schuld - an meinem Hobby, meinen Lieblingsautoren und irgendwie auch an meinem heutigen Beruf. Und eine Großtante, die Weihnachtsgeschenke pauschal abhandelte.

Jedes Jahr war es eine Erheiterung innerhalb der Familie, wenn die Geschenkpakete von Tante Dina an Weihnachten per Post ins Haus kamen. Was da für ein Zeug drin lag: Puppen, hässlich wie die Nacht, Socken, die niemandem von uns passten, Einmachgläser voller Marmelade - genügend um die ganze Sippe das gesamte nächste Jahr durchzufüttern. Tantchen gab sich wirklich Mühe, kannte insbesondere mich und meine Schwester aber nicht gut genug, um uns wirklich treffend zu beschenken. Einmal aber traf sie unbewusst ins Schwarze.

Und das sogar buchstäblich, denn schwarz war der Einband dieses seltsamen Hardcoverbuches, das da plötzlich vor mir lag: "Der Magier - Das Tor ins Nichts". Sah interessant aus, und das kam tatsächlich aus Tante Dinas Paket? Unnötig zu erwähnen, dass ich den Wälzer schon ausgelesen hatte, als Vaters Radio noch immer lautstark Weihnachtslieder durchs Haus dröhnen ließ. Und ab da war ich angefixt: Wer zum Geier war dieser Wolfgang Hohlbein? Und was schrieb der sonst so? Etwa noch mehr von diesem Robert Craven, dem wackeren unfreiwilligen Kämpfer gegen antike Dämonen und sinistre Schwarzmagier?

In der tiefsten Eifel, in der ich als Kind lebte, konnte man nicht einfach in die nächste Buchhandlung stiefeln und nachfragen - es gab keine Buchhandlung. Und das Internet war auch noch nicht mehr als ein Gerücht, zumindest in meiner damaligen Ecke der Welt, wo es noch heute mehr Kühe als Einwohner gibt. Irgendwann aber, ich vermute es war auf einem Schulausflug, stieß ich in einer Trierer Buchhandlung (oh, diese Auswahl!!) auf einen alten Bekannten: Das war ganz eindeutig mein Magierfreund Robert Craven, der dort von diesem dicken Taschenbuch auf dem Novitätentisch zu mir heraufblickte. Cool, neue Magiergeschichten!! Aber wer war dieser "Hexer von Salem", von dem der Buchtitel sprach. Etwa Roberts Vater?

Auch diese Lektüre ging mir schnell und angenehm von der Hand, und so langsam verstand ich, dass ich hier das Original in Händen hielt und dass mein geliebter Magierroman eine Art Zweitverwertung gewesen war. Okay, dann hieß mein Held eben Hexer und nicht Magier. Kein Problem. Die Atmosphäre stimmte, die Mythologie war identisch und das Setting des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts passte ohnehin viel besser zu Craven und seinen Eskapaden als die in der Jetztzeit angesiedelten Magier-Stories. Auf ein Taschenbuch folgte das nächste, bis schließlich vier Stück bei Bastei erschienen waren und jedes auch prompt den Weg in mein Regal gefunden hatte. Ich erinnere mich noch gut an all die Male, an denen ich gierig nach mehr den halbjährlichen Katalog von Bastei Lübbe nach einer Vorankündigung für neue Hexer-TBs durchforstet habe.

Eine Heftromanserie war das also, was ich hier als Nachdruck las. Hmm... Vielleicht sind die Dinger ja doch nicht so schlecht, wie es einem immer erzählt wird? Ich wagte den Selbstversuch: Ein Roman der damals laufenden Serie Dämonenland wurde gekauft, gelesen und für massivst gut befunden. Ich hielt der Serie bis zu ihrem Ende die Treue und schaute auch in andere immer wieder gerne rein. Als nach Jahren im DL neue, von Hohlbein verfasste Hexer-Romane erscheinen sollten, schrieb ich gleich einen begeisterten Leserbrief. Im ersten neuen Hexer-Heftroman wurde er auch direkt abgedruckt und von Hohlbein ... ähm Craven selbst beantwortet. Darauf bin ich immer noch stolz.

Es ging also weiter mit Craven. Nach "Der Sohn des Hexers", diesem genialen Follow-up zur alten Serie, kamen nun neue Romane im ursprünglichen Medium. Klasse! Leider hielt die Freude nicht lange, nach nur zwei Heften musste Hohlbein aus Termingründen die Segel streichen. Ein weiteres Taschenbuch erschien mit den beiden Romanen und einem provisorischen Ende dazu, dann war erstmal Schluss. Definitiv?

Die folgenden Jahre verbrachte ich auf Tauschbörsen. Auf Flohmärkten. In den Kleinanzeigen. Verkaufte zufällig jemand Hexer-Material? Vielleicht die MCs von Andara-Productions, weitere Magier-Bände oder gar die Originalheftromane? Meine Sammlung wuchs langsam aber stetig und während Bastei noch die nun in einer potthässlichen Neuauflage vorliegenden Jumbo-Taschenbücher im Sortiment führte (auf deren silbrig-grauen Covern Robert Craven meiner Ansicht nach immer eher nach einem Copperfield ähnlichen Schaubudenzauberer aussieht), startete Weltbild seine Werkausgabe, die ich sofort abonnierte. Endlich den ungekürzten Hexer lesen - ein Traum wurde wahr.

Und an einer Bushaltestelle auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit stieß ich schließlich sogar per Zufall auf einen Aushang, in dem jemand die komplette Hexer-Serie inklusive der Gespenster-Krimi - Ausgaben verkaufte. Hab' natürlich gleich angerufen und noch am selben Abend hatte ich die ganze Mannschaft in Händen - in Topzustand. Noch heute der liebste Teil meiner Sammlung.

Mittlerweile bin ich selbst Autor. Zwar schreibe ich keine Bestseller wie Hohlbein, habe aber doch große Freude an diesem Beruf. Im Laufe der Zeit kamen und gingen auch weitere Heftserien durch meine Hände - in einer, der bitter vermissten Reihe "Vampira", traf ich sogar auf meinen alten Freund Craven. Mittlerweile ist dieser, wenn auch kaum noch neue Abenteuer erscheinen, in aller Munde. Es gibt Audiobooks von Andara-Productions, ein extrem gelungenes Hörspiel, es gibt sogar ein eigenes Rollenspielsystem für das Hohlbein und Enwor-Kollege Dieter Winkler auch neue Hexer-Kurzgeschichten verfassen. Für mich als Hexer-Fan und Rollenspieler ideal - Robert Craven wechselt das Medium und lebt dadurch weiter. Und wer weiß: Vielleicht packt Wolfgang Hohlbein in der Zukunft doch mal wieder der Craven-Virus und er schenkt uns ein neues großes Romanabenteuer. Lässt uns wieder mit H.P. Zigarren rauchen, mit Rowlf durch die Londoner Unterwelt ziehen, mit Robert gegen finstere Gottheiten kämpfen. Ein Wiedersehen mit Shadow, Dr. Gray und all den anderen liebgewonnenen Neben- und Hauptfiguren erleben. Ich habe schon einmal erlebt, wie aus einer vor Jahren eingestellten Heftromanserie plötzlich Bestseller im Taschenbuch wurden. Wenn irgendwann neue Hexer-Abenteuer erscheinen, wundert mich auch das nicht. Es ist eben nicht tot, was ewig liegt! Wir "Cravenisten" wissen das zur Genüge.

Christian Humberg

Foto: http://www.hohlbein.net

WOLFGANG HOHLBEIN
Beitrag Wir Cravenisten von Christian Humberg
vom 13. Mar. 2007


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