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Das organisierte Verbrechen
von Dorothea Puschmann

Pat(rick) Hachfeld Pat(rick) Hachfeld
© http://www.dunkelkunst.de
Sie kamen keineswegs über Nacht, heimlich und verschlagen in der Dunkelheit. Nein, sie fielen am helllichten Tag ein!
Eine neue Variante, mit der keiner gerechnet hatte.
Von allen Seiten drangen sie ein und nahezu zeitgleich, systematisch und wie abgesprochen. Sie hausten wie die Vandalen, wie welche, die absolut nichts zu verlieren hatten, schreckten vor nichts zurück. Und als sie sich wieder zurückzogen, war es lediglich für eine kurze Verschnaufpause, um Luft zu holen für den finalen Vernichtungsschlag.
Sie leisteten ganze Arbeit.
Wir kamen, als sie gerade fertig geworden sein mussten, erblickten die Verwüstung und glaubten nicht, was wir sahen. Wollten es nicht glauben. Rieben uns die Augen wieder und wieder. Dachten, es sei die Müdigkeit von der gerade überstandenen, anstrengenden Tagesreise.
Fast alles zerstört, stellte ich mit rauer Stimme fest und das Entsetzen, das ich empfand, war so riesengroß, dass es einen Schmerz im ersten Moment nicht zuließ.
Kaum eine Stelle hatten sie ausgelassen. Die Arbeit von Jahren zerstört.
"Denkst du, sie kommen noch mal wieder?", fragte Max und seine Stimme zitterte.
"Sollen sie!", antwortete ich rachsüchtig. Ich hoffe es! Verbrecher kommen häufig noch einmal an den Ort des Geschehens zurück. "Haben wir noch das alte Jagdgewehr von deinem Vater? Bitte, hole es und schau nach, ob wir noch Munition dafür haben. Ich mache mir in der Zwischenzeit eine Kanne Kaffee und dann lege ich mich auf die Lauer."
"Es wird bald dunkel, du wirst kaum etwas sehen", wandte Max ein.
"Ich mache alle Lichter an, drinnen und draußen, das wird reichen", sagte ich mit einer Stimme, die hammerhart klingen sollte, und marschierte in die Küche.
Max kam eine Viertelstunde später müde und niedergeschlagen hinterher. Das Gewehr stellte er vorsichtig in eine Ecke. "Weißt du noch, damals?", fragte er.
"Wie könnte ich das vergessen", antwortet ich zähneknirschend und beförderte zehn Löffel Kaffeepulver mit Schwung in den Filter. Damit würde ich notfalls mehrere Tage durchhalten. Ich würde jetzt nur noch Nägel mit Köpfen machen, kein Wenn und Aber mehr gelten lassen. Damit würde endgültig Schluss sein. Sollen sie mir nur vor die Flinte kommen; ich würde einen nach dem anderen erledigen – kaltblütig, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Dann würde ich sie ausstellen, hinhängen als Warnung für die, die meinten, sie könnten so etwas ungestraft mit uns machen.
Unbeabsichtigt hatte ich die letzten Sätze laut vor mich hingemurmelt.
"Du hast vollkommen Recht!" Max nickte."Ich mache mit! Wir kesseln sie ein! Wenn sie noch einmal kommen, dann kriegen wir sie! Ich nehme die alte Harpune, die müsste noch im Keller liegen."
Tapfer schenkte er sich einen großen Becher von dem Kaffeegebräu ein.
Die alte Harpune! Die hatte ich völlig vergessen. Freunde von uns wollten sie vor Jahren wegschmeißen. Sie schien ihnen zu gefährlich, sie wollten verhindern, dass ihre Kinder eines Tages auf die Idee kommen könnten, damit zu spielen. Max hatte sie sich schließlich genommen. Nur so, zur Verteidigung, falls es mal nötig sein sollte.
"Ich danke dir!", sagte ich gerührt und froh, die Nacht nicht allein dort draußen verbringen zu müssen.

Szenentrenner


Dann standen wir da, hielten unsere Becher umklammert und waren in Gedanken versunken.
Ich dachte gerade an damals, als sie zum ersten Mal gekommen waren, als Max sagte:"Ich werde nie vergessen, was ich damals beim Anblick unseres Gartens empfunden habe. Dieses Ausmaß an Verwüstung!"
Ich nickte. Wir hatten unser neues Haus bezogen, danach wochenlang den Garten liebevoll gestaltet und bepflanzt, obwohl wir nach dem Umzug und vorher dem Tapezieren und Streichen dafür eigentlich gar keine Kraft mehr hatten. Nachdem wir fertig waren, hatten wir uns eine Woche Erholung an der See gegönnt.
Dann der Anblick bei unserer Rückkehr! Wir waren so voller Freude gewesen auf unser Häuschen und den schönen Garten!
Und dann das!
In diesem Moment ertönte ein Schuss. Ich schreckte zusammen. Max?
Max war, während ich noch meinen Gedanken nachhing, nach draußen gegangen zum Rosenbeet, zu der wunderschönen, einzigartig duftenden roten Rose, die er als erste für mich zum Einzug gepflanzt hatte. Sie stand, als eine von wenigen, noch aufrecht.
Max wühlte aufgeregt mit den Händen in der Erde, als ich ihn erreichte. Das alte Gewehr lag neben ihm.
"Ich hab sie!", rief er und ließ stolz eine riesengroße tote Wühlmaus am Schwanz baumeln.

Szenentrenner


Inzwischen haben wir unseren Garten umgestaltet. Wo einmal Rasen war, sind nun Kies- und Sandflächen, darauf stehen etliche große und kleine Findlinge (einer erinnert von der Form her entfernt an einen Maulwurf!) und natürlich auch Pflanzen – aber nur noch in Töpfen!
Die Kies- und Sandflächen eignen sich hervorragend, um zauberhafte Muster hineinzuharken. Wir tun das regelmäßig. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, zu meditativer Ruhe zu gelangen.
Hin und wieder verirrt sich für kurze Zeit eine Wühlmaus oder ein Maulwurf in unseren Garten, doch das stört uns nicht weiter.

© Capricorn Literaturverlag Dr. Dorothea Puschmann

01. Dez. 2007 - Dorothea Puschmann

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