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Gewächse in Sebsprawl-U von Andreas Flögel
Gaby Hylla © http://www.gabyhylla-3d.de Jedem Reisenden ist dringend geraten, Sebsprawl-U, die unterirdische Ebene von Sebsprawl-City, zu meiden. Nachdem im letzten Jahrzehnt alle Versuche, die grauen Betonwüsten der Unterstadt aufzuhellen und freundlicher zu gestalten, an unzureichender Finanzierung scheiterten, ist der gesamte Bereich inzwischen fest in der Hand von Banden, Stamphad-Dealern und sonstigen Kriminellen. Die Ordnungshüter von Sebsprawl-City haben diese Ebene aufgegeben. Es besteht akute Gefahr für Leib und Leben.
Handelskammer von Sebas Prime (Hrsg.): "Führer durch Sebsprawl-City"
Bleib stehen, du Miststück!
Der Lärm riss Skull aus seinen Gedanken. Den ganzen Nachmittag hatte er überlegt, wie er die Nährlösung der farianischen Berga abändern sollte. Die Blüten zeigten unschöne gelbe Flecken im sonst so makellosen Rosa. Die Ablenkung störte Skull, aber er musste sich darum kümmern, schon um sicherzustellen, dass den Pflanzen nichts passierte.
Die Rufe drangen vom anderen Ende der Freifläche herüber. Der Platz des 4. Skebs war die größte Versammlungsfläche dieses Sektors von Sebsprawl-U, der Ebene von Sebsprawl-City, die unter der Erde lag. In der östlichen Ecke des Bereichs befand sich der von Skull so genannte Park, mehrere Pflanzen von der Erde und erdähnlichen Planeten aus verschiedenen Gegenden der Galaxis.
Skull fokussierte die Linsen seiner optischen Einheit. Ein junges Mädchen rannte gebückt über den Platz. Sie erreichte den Park, schlug Haken und duckte sich hinter die Hydrogewächse, die durch ihre Farben wie Fremdkörper im Grau der Umgebung wirkten. Bei jedem Halt im Schutz eines der Sträucher warf sie einen kurzen Blick in die Richtung, aus der das Geschrei immer stärker wurde. Skull war überrascht, dass ihr Gesicht dabei nicht gehetzt schien. Es zeigte eher den Ausdruck von freudiger Erregung, wie bei einem Wettkampf.
Jetzt hatten auch die Verfolger und Verursacher des Lärms den Rand des Parks erreicht. Skull erkannte die Butlos-Brüder, drei jugendliche Stamphad-Dealer, deren Revier der Platz und seine Umgebung war. Einer von ihnen stolperte über seine Hosen, verzweifelt bemüht, sie im Laufen hochzuziehen. Die beiden anderen schwangen Messer und Knüppel, während sie weiterhin Verwünschungen hinter dem Mädchen herriefen.
Die drei zögerten, den Park zu betreten, wie Skull mit Genugtuung beobachtete. Vor einigen Wochen hatte er die Bande dabei erwischt, als sie eines Nachts total bedröhnt gegen die Büsche und in die Hydrobecken urinierten und so das Nährstoffgleichgewicht in den Tanks durcheinanderbrachten. Er hatte damals nur einen von ihnen geschnappt, aber das reichte aus, um auch den anderen klarzumachen, was er davon hielt. Seither machten sie einen Bogen um den Park. Dass sich die Butlos jetzt überhaupt so nahe heranwagten, zeigte, wie aufgebracht sie waren.
Trotzdem, Skull musste eingreifen. Wenn er sein Revier nicht verteidigte, hatte er bald keine Ruhe mehr. Er schaltete seinen Bewegungsapparat auf die schnellste Stufe und steuerte auf das Mädchen zu. Die Kleine war in eng anliegende Körperfolie gekleidet, die von Zeit zu Zeit die Farbe wechselte und sie dabei fast nackt erscheinen ließ. Wie Skull wusste, war das, genauso wie der an Stacheln erinnernde Kopfschmuck, im Moment der letzte Schrei bei Teenagern.
Das Mädchen änderte ihre Taktik. Sie sprang auf, verzichtete auf die Deckung durch die Büsche und rannte auf den offenen Rand des Platzes zu. Ihre Absicht war unverkennbar. Sie wollte den mannshohen Luftschacht erreichen, der in den Nachbarsektor führte. Ein riskantes Unternehmen, sogar dann, wenn die Ventilatoren standen. Doch Skull wusste, dass sie um diese Zeit mit voller Leistung rotierten. Auch das Mädchen war jetzt nahe genug herangekommen, um das Wup-Wup-Wup der Rotoren zu hören. Sie stockte, als sie bemerkte, dass dies eine Sackgasse war. Gehetzt blickte sie sich um und schnappte sich schließlich ein Teil von einem Abfallhaufen. Skull erkannte eines der nutzlosen Gartenwerkzeuge, Holzimitat aus Plastik, das er sich besorgt hatte, als er noch nicht so genau wusste, was wirklich gebraucht wurde.
Das Mädchen schaute sich erneut nach den Butlos um und wäre fast in Skull hineingelaufen. Sein für den Kampf entwickelter Körper bewegte sich nahezu lautlos. Als Skull ihr das zum Schlag erhobene Werkzeug abnahm, konnte er ihre Augen aus der Nähe sehen. Auch wenn es schon am Abklingen war, stand sie immer noch unter dem Einfluss eines Stamphad-Highs. Nicht verwunderlich, dass sie keine Furcht zeigte.
Skull schaute sich nach den Butlos um. Sie waren stehen geblieben und hielten Abstand zu ihm. Von dem Mädchen, das in seinem Griff zappelte, konnte er im Moment keine sinnvollen Antworten erwarten. Also musste er sich an die Brüder halten.
Was ist los? Was wollt ihr von der Kleinen?
Die Drecksnutte hat uns beklaut. Der älteste Butlos trat einen Schritt vor. Wir hatten eine Abmachung und haben sie mit Stamphad bezahlt, das sie gleich eingeworfen hat. Einen Moment haben wir sie aus den Augen gelassen und da grapscht sie sich den größten Teil unseres Vorrats und haut damit ab. Das wird sie uns büßen.
Immer mal langsam.
Skull blickte an dem Mädchen herab, während sie seinem Blick lächelnd folgte. Ihr Mund formte eine Schnute.
Du bist ´n Roboter.
Skull ignorierte sie, richtete sich wieder an die Dealer.
Sie hat nichts bei sich, wie man deutlich sehen kann.
Das Mädchen beugte sich zu Skulls Kopf und flüsterte in ein nicht vorhandenes Ohr. Die könnens nich finden. Habs hinter `nem Strauch versteckt.
Skull setzte den Zoom ein, um den Boden bei den Büschen abzusuchen.
Es liegt neben der Garzenia. Einer, aber nur einer, von euch kann hingehen und das Zeug holen.
Die Butlos blickten ratlos, traten von einem Fuß auf den anderen. Skull wunderte sich. Dann wurde ihm klar, was das Problem war.
Der Strauch mit den violetten Blüten und den einzelnen hohen Stängeln.
Skull beobachtete den ältesten der Brüder, der die prall gefüllten Beutel aufsammelte, ehe er wieder zurückging.
Jetzt trollt euch. Ihr wisst, dass ihr hier nicht willkommen seid. Und lasst die Kleine in Ruhe. Wenn ihr sie nicht so abgefüllt hättet, wäre sie gar nicht erst auf diese dumme Idee gekommen.
Wär ich doch, du blöder Robot.
Wenn diese Bitch uns noch mal in die Quere kommt, sorgen wir dafür, dass sie ihre Schulden mit Zinsen abarbeitet. Sag ihr das, wenn sie wieder klar ist.
Skull brachte das Mädchen in seine Bleibe, eine leer stehende Wohnung, die an den Park angrenzte. Die Einrichtung bestand aus einer Küchenzeile, die Skull als Labor nutzte und einem Tisch mit Stuhl neben einer löchrigen Matratze, falls er mal Besuch hatte. Außer Stromanschluss und Terminal war für Skull der Decomposer das wichtigste Stück in der Behausung. Diese Maschine zerlegte alles, was man hineingab, in die chemischen Bestandteile. Zu behaupten, man könne so Dreck zu Gold machen, hielt Skull für übertrieben. Ihm genügte es, dass er damit aus Müll und Abfall die Grundstoffe für die Nährlösung der Pflanzen gewinnen konnte.
Er legte das Mädchen auf die Matratze und öffnete eine Schublade in der Kochnische. Weit hinten holte er einen kleinen Plastikbeutel mit weißem Pulver hervor.
Die Blumen sind krank.
Skull horchte auf. War das nur das Stammeln einer Süchtigen auf Stamphad, oder war da mehr dahinter?
Hörstu, Robot, die Nährlösung issu sauer.
Skull legte den Beutel zurück in die Schublade, griff nach einer staubigen Tasse und einigen Blättern im oberen Regal und bereitete im Blitzerhitzer einen Tee.
Woher weißt du das? Kennst du dich aus mit Hydrokulturen?
Habs von meiner Mutter. Die war ein richtiger Pflanzenfreak. Durfte ihr als Kind immer helfen. Wies aussieht, hab ich nich alles vergessen.
Die Anzeige blinkte, der Tee war fertig. Skull reichte ihn der Kleinen. Hier, trink das. Damit kommst du wieder runter. Wie heißt du eigentlich?
Es war ungewohnt für Skull, aber er bemühte sich, freundlich zu klingen. Soweit das mit seiner synthetischen Stimme möglich war.
Das Mädchen kostete vorsichtig, dann nahm sie einen großen Schluck.
Ey, das schmeckt gar nicht schlecht. Sie musterte ihn und Skull hatte das Gefühl, dass sie ihn nun das erste Mal richtig wahrnahm.
Ich bin Shena. Scheiße, ein richtiger Robot hat mir Tee macht.
Man nennt mich Skull.
Klar, bei dem Schädel. Shena grinste.
Ich bin kein Robot. Ich bin transferiert. Skulls ausdruckslose Kunststimme ließ nicht erkennen, ob es ihn ärgerte, als Roboter bezeichnet zu werden.
Das Mädchen runzelte die Stirn. Das kenn ich nich. Was isn das?
Der Tee tat ihr sichtlich gut. Die Auswirkungen des Stamphads waren nur noch an ihrer Aussprache zu bemerken.
Ein Transferierter ist ein Mensch, dessen Geist man in einen künstlichen Körper verpflanzt. So wie bei mir. Trotz dieses Metallskeletts, das meine äußere Hülle ist, bin ich ein Mensch. Es gibt nur wenige von uns, denn das Verfahren kostet Unsummen. Vielleicht ist das der Grund, dass es kaum einer kennt.
Klingt cool. Keine Krankheiten und so. Das Zögern in ihrer Stimme zeigte, dass sie nicht sicher war, ob sie es wirklich so cool fand.
Ist vielleicht cool, wenn man den nötigen Schotter hat, um sich einen echten Luxuskörper zu gönnen. Modulierbare Stimme, Gesicht mit Mimik und solche Sachen.
Shena nahm noch einen Schluck.
Und wie bist du dazu gekommen? Sieht nicht so aus, als ob du dir viel leisten kannst?
Ich war in einer Spezialeinheit der Streitkräfte. Kampfeinsätze, Operationen hinter den feindlichen Linien, solche Sachen halt. Man fand mich damals so wertvoll, dass man mich in diese Blechbüchse steckte, als mein echter Körper im Kampf in blutige Fetzen zerlegt wurde. Ein Experiment, denn dieser Körper ist für den Kampfeinsatz optimiert.
Shena grinste. Deshalb hatten die Butlos solchen Schiss vor dir. Sind wohl schon mal mit dir aneinandergeraten.
So ist es. Dafür ist das Metallskelett gut. Das ist aber auch schon alles. Als ich das erste Mal in diesem Körper erwachte, war es ein Schock. Nichts fühlte sich richtig an. Gut, ich konnte sehen und hören, aber es war vollkommen anders, als ich es gewohnt war. Erst nach und nach begriff ich, dass ich nicht schmecken oder riechen, ja nicht einmal tasten und etwas erfühlen konnte. Temperaturen kann ich messen aber nicht spüren. Komplexe Algorithmen verhindern, dass ich Gegenstände zerdrücke, die ich in die Hand nehme, das kann mir aber keine Berührung ersetzen. Für die Streitkräfte spielt das keine Rolle. Im Gegenteil, die Tötungsmaschine wäre mit all diesen Extras vielleicht nicht mehr so effizient. Aber als Mensch
Nun, sie ließen mir nicht viel Zeit, mich an die Veränderung zu gewöhnen. Man hatte viel Geld investiert und das Experiment sollte sich lohnen. Also ging ich los und tat, wozu ich geschaffen wurde.
Skull verstummte. Er konnte sich nicht erinnern, dass er je so lange über sich gesprochen hatte, seit er nicht mehr in der Armee war. Irgendwas war an der Kleinen, das ihn berührte.
Das Töten ... War es schwer? Das Mädchen hatte den Tee ausgetrunken und ihre Finger spielten mit der Tasse.
Der erste Reflex von Skull war, das Gespräch abzubrechen. Aber da war etwas in ihm, das wollte reden, das war froh, mit jemand anderen in Kontakt zu kommen.
Anfangs. Es war nicht leicht, aber schließlich fand ich die richtige Einstellung. Du hast eine Mission, eine Aufgabe, und du tust einfach alles, was nötig ist, um diese zu erfüllen. Da bleibt kein Platz, keine Zeit zum Grübeln.
Und heute? Du bist kein Soldat mehr.
Stimmt. Als wieder einmal umfassende Reparaturen anstanden, rechnete jemand aus, dass sich der Aufwand nicht mehr lohnte. Also wurde ich aus dem Dienst entlassen. Meine Abfindung ging für die nötigsten Wartungsarbeiten drauf. Eine Zeit lang ging es mir nicht sonderlich gut. Aber jetzt ist es besser. Ich habe wieder eine Aufgabe. Ich kümmere mich um die Pflanzen. Ich nähre und schütze sie, sorge dafür, dass die Sonnenlichtstrahler funktionieren. Das ist genug, um grüblerische Gedanken gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Shena schaute sich in der Wohnung um. Aber warum die Pflanzen? Hätte doch sicher bessere Jobs für einen ehemaligen Elitesoldaten gegeben?
Ich bin hier runtergekommen, um unterzutauchen. Wollte weg von all den Menschen, die in mir nur eine Maschine oder ein Monster sehen. Irgendwann verschlug es mich an diesen Ort und ich fand den Park. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es hier aussah. All diese wunderbaren Pflanzen waren verkümmert, am Vertrocknen. Sie bekamen nicht genug Nährstoffe und es fehlte an Sonnenlicht. Man hatte sie ihrem angestammten Lebensraum entrissen und hierher gebracht, in diese unwirtliche Betonwüste, nur um sie dann zu vernachlässigen.
Skull war zum Fenster gegangen, schaute hinaus.
Schau dich doch um, überall nur grau in grau. Dazu auch noch unter der Erde, vom natürlichen Sonnenlicht abgeschnitten. Trotzdem sind sie nicht eingegangen.
Als er sich jetzt Shena zuwandte, hob er die Hand um seine Worte zu betonen.
Die Büsche hätten der Stolz und die Freude der Anwohner sein sollen. Doch die haben sie ignoriert und verkümmern lassen.
Nun senkte er den Arm wieder.
Ich kann dir nicht sagen, wieso, aber ich fühlte, mich vom ersten Augenblick an mit ihnen verbunden.
Shena runzelte die Stirn.
Vielleicht weil dein Schicksal von dem der Pflanzen gar nicht so verschieden ist. So wie man die Gewächse ungefragt in diese Umgebung gebracht hat, die für sie eigentlich nicht geeignet ist, hat man dich aus deinem Körper gerupft und in diesen künstlichen Ersatz verpflanzt. Hier der harte Beton, dort das kalte Metall.
Skulls starrer Mine konnte man die Überraschung nicht anmerken.
Nach einer Zeit des Schweigens wechselte er das Thema. Morgen stehen die Ventilatoren still. Dann kannst du rüber zum anderen Sektor und bist vor den Butlos sicher. Aber vielleicht hast du auch Lust noch ein wenig bei mir zu bleiben und mir bei den Pflanzen zu helfen? Ich muss mir alles selbst beibringen und mache noch viele Fehler. Da wäre jemand mit Erfahrung bitter nötig.
Shena verzog die Mundwinkel und musterte Skull.
Eine bessere Spracheinheit hätte seinen Tonfall leicht gereizt erscheinen lassen. Tu nicht so. Ich will dich nicht anmachen. Dazu fehlt mir sowieso die Ausrüstung. Ich kann dir sonst nicht viel versprechen. Freie Unterkunft, was zu essen treibe ich auf, und vor den Butlos bist du hier sicher.
Shena wich seinem Blick aus.
Kann ich das morgen noch entscheiden?
Klar, hat keine Eile.
Nun spielte das Mädchen wieder mit der Tasse. Sie schien ganz vertieft zu sein. Ihre Stimme klang beiläufig.
Sag mal, hattest du da vorhin nicht so ein Plastiktütchen? Sah fast wie Stamphad aus.
Die einzige Möglichkeit für Skull, seine Wut zu zeigen, bestand darin, die Lautstärke zu erhöhen. Nein, war es nicht. Und überhaupt, das Zeug ist nicht gut für dich. Es wird dich noch umbringen.
Die Kleine winkte ab und rollte sich auf der Matratze zusammen. Ja, ja, ist ja schon gut. Laber mich bloß nicht dumm von der Seite an.
Skull wartete, bis er an ihren gleichmäßigen Atemzügen erkennen konnte, dass sie eingeschlafen war. Erst danach schaltete er sich in den Suspend-Mode.
Als der Timer Skull aus dem Ruhezustand zurückholte, war es früher Morgen, zumindest oben, in der City. Hier im Untergrund war der Tagesablauf mit der Oberfläche synchron, doch solange man nicht auf die Uhr schaute, gab es normalerweise keinen Anhaltspunkt, an dem man die Nacht vom Tag unterscheiden konnte. Anders hier im Park. Skull hatte die Lichtemitter entsprechend programmiert, so dass neben dem künstlichen Tag auch eine Nacht simuliert wurde.
Wie immer galt Skulls erste Sorge den Pflanzen. Er ging vor die Tür, blickte prüfend über den Park, registrierte die kleinsten Veränderungen an den Büschen. Die Nacht war ruhig gewesen, den Gewächsen ging es gut. Einzig ein flackender Strahler beunruhigte Skull. Er musste ihn wohl bald ersetzen, damit die Sträucher auch weiterhin genug Sonnenlicht bekamen.
Die Finanzierung stellte kein Hindernis dar. Das Stamphad der Butlos-Brüder sollte ausreichend sein, um mehr als einen der teuren Sonnenlichtemitter zu kaufen. Wenn er es holte, würde er auch dafür sorgen, dass die Bande der Kleinen nicht mehr gefährlich werden konnte, falls sie sich zum Hierbleiben entschied. Wie sich Skull eingestehen musste, wünschte er insgeheim, dass sich Shena so entscheiden würde.
Er ging zurück, um zu sehen, ob sie ausgeschlafen hatte. Als er die Wohnung betrat, lag das Mädchen immer noch auf ihrem Schlafplatz und wandte ihm den Rücken zu. Vorsichtig näherte sich Skull, beugte sich über sie, um ihr auf der Seite liegendes Gesicht zu sehen.
Ihre Augen waren offen, ihr Mund schaumig verklebt. Kein Atem bewegte die Schaumbläschen an ihren Lippen.
Die Kleine hatte sich entschieden. Sie hatte in den Schubladen gesucht und das Plastikbriefchen gefunden.
Für einen Augenblick hielt Skull inne, dann schloss er mit einer zärtlichen Geste ihre Lider.
Es hatte andere gegeben, denen hatte er anstelle des Tees gleich das mit Gift versetzte Stamphad-Pulver in die Hand gedrückt. Aber bei Shena hatte er gehofft, dass sie ihm und den Pflanzen mit ihrem Wissen und nicht mit ihrem Körper helfen würde.
Als Skull daran dachte, dass er nun ihre Glieder abtrennen und den Rumpf zerlegen musste, damit die Teile in den Decomposer passten, fühlte er einen kurzen Moment so etwas wie Bedauern. Nicht nur für das Mädchen, auch für sich selbst. Doch gleich hatte er sich wieder unter Kontrolle. Er hatte eine Aufgabe. Und auf diese Weise bekam er wenigstens genug von dem dringend benötigten Ausgangsmaterial für das Experimentieren mit der Nährlösung. Es sollte doch möglich sein, die gelben Flecken bei der Berga loszuwerden.
15. Feb. 2011 - Andreas Flögel
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