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PMS
von Mark Staats

Diese Kurzgeschichte ist Teil der Kolumne:

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A. Bionda
98 Beiträge / 29 Interviews / 31 Kurzgeschichten / 5 Artikel / 66 Galerie-Bilder vorhanden
Gaby Hylla Gaby Hylla
© http://www.gabyhylla-3d.de
Wie konnte ich mich bloß überreden lassen? Was habe ich eigentlich in einer Mucki-Bude zu suchen? Andrea meint, es ist gut für mich. Damit meint sie nicht meinen Körper. Von meiner guten Kondition weiß sie ja nichts. „Da gibt es viele Männer“, hat sie gesagt. Meinte, ich sei unausgeglichen, seit Stefan weg ist. Kein Wunder. Bei mir wird ja auch nichts ausgeglichen. Ich gleiche halt immer bei den wenigen Männern, die ich habe, alles aus. Wenn ich dann mein Recht fordere, schlafen sie ein. Oder haben Angst, weil ich knurre und wie ein Tier die Zähne fletsche.
Nun stehe ich also hier. Im Tempel der Fitness und Eitelkeiten. Ich schaue mich um. Mein Blick verharrt bei dem Typ an den Freihanteln. Es ist wie im Paradies. Ich komme ins Schwitzen. Kann vor lauter Staunen meinen Mund nicht mehr schließen. Mein Gott. So viele Muskeln auf einem Haufen. Unwillkürlich pfeife ich leise. Ob die alle potent sind? Ich hoffe es.
„Frau Müller“, sagt der gutaussehende Mann neben mir. Ich lächele ihn an. „Bitte folgen Sie mir zum ersten Gerät.“
Brav folge ich dem Trainer. Begutachte ihn und sein Muskelspiel unter dem engen Shirt – und setze meine Nase ein. Leider nichts für mich. Gut, dass er nicht sehen kann, wie ich enttäuscht schaue. Geschmeidig setzt er sich auf das Trainingsgerät. Hach, was für ein Kerl. Zumindest dem Aussehen nach. Alles andere ist eher unterer Durchschnitt. Er erklärt mir die Übung. Meint, es wäre für die Brust. Schnell erledige ich die Trainingseinheiten. Er ist mehr als beeindruckt. Ich sollte mit fünf Kilo anfangen, habe aber dreißig aufgelegt. Überrascht stößt er die Luft aus. Wir gehen zum nächsten Gerät. Schulterübung mit der Langhantelstange ist angesagt. Er will wieder mit kleinen Gewichten anfangen. Ich schiebe ihn beiseite und lege vierzig Kilo auf. Er schaut irritiert. Nach fünf Sätzen schwitze ich noch nicht einmal. Am Ende der Probestunde ist der Trainer dem Wahnsinn nahe. Wofür ich hierher komme, will er wissen.
„Ich brauche einen richtigen Mann“, antworte ich.
Er beginnt zu schwitzen. Flüchtet fast, nachdem ich ihm mit Blicken zu verstehen gebe, dass er damit nicht gemeint ist. Sollte ich ihm sagen, dass die Steroide mehr als nur sein Herz angegriffen haben? Nein, besser nicht. Ich streiche ihn einfach von der Liste. Mein Blick schweift umher, fixiert einen Kerl im Freihantelbereich. Einsneunzig, 95 Kilo. Ich schnüffele. Er ist auf der Suche. Und bei ihm haben die Steroide nichts zerfressen. Dafür ist sein Testosterongehalt jenseits der Skala. Perfekt.
Scheinbar unbeteiligt schlendere ich auf ihn zu. Mache ein paar Dehnübungen. Soll ja nicht auffallen, dass ich mich an ihn ranpirsche. Außerdem setzen sie meinen Körper super in Pose. Die Jungs an den Stangen starren mich an. Ich lächele verschmitzt. Kann mir vorstellen, was sie denken. Wie sie riechen weiß ich auch so. Dafür brauche ich noch nicht einmal meine Fähigkeiten. Ich stelle mich neben meinen Auserwählten. Mustere ihn. Er hat kein Gramm Fett am Leib. Lecker. Nur nicht versauen, jetzt.
Wir kommen ins Gespräch. Ich setze mich auf eine Hantelbank, lächele und schleime ein wenig – schenke ihm dabei einen Augenaufschlag nach dem anderen. Gott, wie tief bin ich gesunken!
Er springt voll an. Ich kann es riechen. Nach zwanzig Minuten ist er soweit. Endlich ein Mann. Ich schnuppere noch mal. Er ist gut in Form. Auch südlich des Nabels. Es ist geil, ein Werwolf zu sein. Schlappschwänze ade. Ich sollte immer meine Nase einsetzen. Ich stehe auf, stütze mich an der Hantelstange ab. Es knirscht. Sie kracht nach unten und ist in der Mitte verbogen. Verflucht, warum muss mir das gerade jetzt passieren?
Der Muskelmann weicht entsetzt zurück. Stolpert fast. Alle schauen zu mir, tuscheln miteinander.
„War bestimmt ein Materialfehler“, versuche ich mich herauszureden.
Er glaubt mir nicht. Ich würde mir auch nicht glauben. Er merkt an, ihm wäre plötzlich ein wichtiger Termin eingefallen. Scheiße. Warum haben Männer Angst vor starken Frauen? Eigentlich wollen wir doch auch nur das Eine.
Er lächelt verhalten und geht. Kommt mir vor, wie die Flucht eines Beutetieres. Ich wende mich ab. Überdenke meine Strategie und beschließe, nie wieder kurz vor den Tagen ins Studio zu gehen. Dieses prämenstruale Syndrom hat es wirklich in sich. So als Werwolf.
Der Trainer kommt. Er ist ziemlich sauer und deckt mich mit einer langen Rede über Sicherheit ein, und dass das hier ein seriöser Laden sei. Ja, klar. Und unterm Ladentisch werden Anabolika verkauft.
Er endet damit, dass ich nicht wiederzukommen brauche. Sehnsüchtig schaue ich zurück. Diese vielen tollen Körper. Ich seufze und verlasse das Studio. Steige in mein Auto und drehe den Schlüssel. Stille. Ich drehe noch mal den Schlüssel. Nix. Verdammte Karre. Genervt steige ich aus, trete wütend gegen den Vorderreifen. Der Polo schaukelt bedrohlich. Ich schaue mich um. Keiner hat es mitbekommen. Ich setze mich auf die Motorhaube und fange an zu schluchzen. Kein Mann, Auto kaputt … niemand mag mich.
„Kann ich Ihnen helfen?“, höre ich eine Stimme.
Ich schaue hoch und falle fast von der Motorhaube. Eine Mischung aus Cary Grant und Brad Pitt lächelt mich an. Reicht mir ein Taschentuch. Ich wische die Tränen weg. Mein Make-up ist verlaufen. Gott, und das ausgerechnet jetzt.
„Mei… mein Wagen … springt … nicht an.“ Ich stottere. Zittere ein wenig. Dennoch bringe ich mich in eine ansprechende Position. Mach was, Kerl. Ich wäre Butter in deinen Händen.
„Meine Frau wartet zwar, aber öffnen Sie mal die Motorhaube.“
Falsche Antwort. Ich fange wieder an zu schluchzen.
„Na, so schlimm ist das doch nicht.“
„Doch.“
„Ist bestimmt nur die Batterie.“
Ich nicke. Schaue mich um und sehe ein blondes Ding mit Traummaßen. Mit vielleicht einer Spur zu viel Busen. Da wäre ich idealer. Sie winkt aufmunternd. Ich male mir aus, wie ich ihr das Herz herausreiße und starre finster zurück. Die Frau zuckt zusammen und wendet sich hastig ab. Mein Helfer wirft einen kurzen Blick in den Motorraum und setzt sich dann hinters Steuer.
„Das Licht war an.“ Er deutet auf den Lichtschalter. „Bin gleich wieder da.“
Ja, denke ich, bring aber erst deine Frau um die Ecke, sonst tue ich es. Das ist mein Revier. Doch ich nicke nur. Irgendwie bin ich mir gerade selbst nicht geheuer.
Er geht und holt seinen Wagen vom anderen Ende des Parkplatzes. Mir laufen wieder die Tränen. Was für ein Mann. Scheiß Tage vor den Tagen. In meiner Gefühlswelt herrscht das absolute Chaos. Im einen Moment möchte ich jemandem den Kopf abreißen. Im wahrsten Sinn des Wortes. Im anderen könnte ich mich nur noch verkriechen. Ist das bei Tieren auch so?
Das Geräusch eines röhrenden Porsches unterbricht meine Gedanken. Er parkt neben meinem Auto. Packt ein Starthilfekabel aus. Nicht der Porsche, sondern dieser Traumkerl. Geschickt ist er auch noch. Bestimmt nicht nur mit diesem Kabel. Verbindet souverän beide Wagen miteinander. Dann lässt er seinen Porsche an.
„Starten Sie mal.“
Ich setze mich ins Auto. Drehe den Schlüssel. Ein bekanntes Geräusch erklingt. Es erinnert mich daran, dass ich mal die Zylinderköpfe erneuern sollte. Aber wovon? Mein Geld geht für Klamotten drauf.
Fast schon ängstlich warte ich, bis die Karre wieder rund läuft. In dem Moment steckt mein Helfer seinen Kopf in die Fahrerkabine und lächelt.
„Ihr Motor klingt nicht gut.“ Er reicht mir eine Visitenkarte. „Autohaus Martin Fuchs.“ Ich schaue drauf und beginne zu lächeln. Na, vielleicht will er doch was von mir. „Machen Sie am besten einen Termin. Wir schauen dann mal nach.“
Meine Illusion zerplatzt wie eine Seifenblase. Ich bin dem Heulen schon wieder nahe. „Danke“, schluchze ich.
„Keine Ursache.“ Er packt alles zusammen. Wendet sich noch mal an mich. „Kein Grund, traurig zu sein. Ich mache Ihnen einen guten Preis.“
Er zwinkert mir zu und verschwindet mit seiner Frau im Studio. Einen Moment bleibe ich sitzen, Hände und Kinn aufs Lenkrad gestützt. Ja, und was meinst du, was ich dir für einen Preis machen würde, sinniere ich. Doch es hilft alles nichts. Ich bin eben verflucht. Sofort fließen wieder Tränen.
Ich fahre nach Hause, mein Blick ist verklärt. Habe heute Nacht noch was vor. Im Wald sind Wilderer unterwegs. Aber nicht mehr lange. Vor der Haustür weine ich wieder. Rocky steht schon da. Er wedelt mit dem Schwanz, ich knurre ihn an. Er winselt und legt sich flach auf den Boden. Ich betrete das Haus, werfe die Sporttasche in die Ecke. Eine Vase zerbricht. Mist. Ich fege die Scherben weg, öffne eine Flasche Wein. Verflucht. Der Flaschenhals zerbricht. Ich schenke mir ein, stelle das Glas weg und nehme stattdessen die Flasche mit. Ich setze mich aufs Sofa. Ein Zug, und die Flasche ist leer. Ich starre die weiße Wand an. Alles verschwimmt vor meinen Augen. Mist. Jetzt muss ich auch noch besoffen raus.
Langsam wird es dunkel. Mein Blick fällt auf den Designer-Rucksack, den Andrea mir zum letzten Geburtstag geschenkt hat. Gott, ich bin ja so alt. Ein leises Schluchzen kriecht in mir hoch. Ich schlucke es herunter.
Eine Idee schießt stattdessen durch meinen Kopf. Ich torkele kichernd ins Schlafzimmer. Kein Gedanke mehr an mein Alter. Ich bin noch zu jung für Midlife-Crisis. Eilig suche ich ein paar Klamotten aus dem Schrank und stopfe sie in den Rucksack. Er ist grün. Passt verdammt gut zu meinen Nägeln. Dann ziehe ich mir einen alten Jogginganzug an. Nichts zum Typen Abschleppen. Schade. War ein Geburtstagsgeschenk meiner Tante. Muss ich mich heute ständig dran erinnern, wie alt ich bin? Dass die biologische Uhr tickt? Als ich am Spiegel vorbeigehe, knurre ich mich selbst an.
Ein Blick auf die Uhr zeigt, es wird Zeit. Ich schnalle mir den Rucksack um und verlasse das Haus. Rocky sitzt immer noch vor der Tür. Meine Güte, hat der kein Zuhause? Er legt den Kopf schief. Ich weiß, ich rieche besonders gut. Ich kichere wieder. Gut. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Nein, nicht Rocky. Heute ist der Wolfshund fällig. Bitte, lieber Gott, lass ihn eine Granate sein. Die Sterne funkeln. Es ist ziemlich warm für diese Jahreszeit. Keine Menschen mehr auf der Straße. Der Wald ist nahe. Der Alkohol im Blut lässt mich schwanken. Ich hätte vorsichtiger sein und nicht die ganze Flasche in einem Zug trinken sollen.
Ich kann das Wild riechen. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich höre einen leisen dumpfen Knall. Ein Schalldämpfer, weit entfernt. Meine Schritte werden schneller. Das Torkeln dadurch unkontrollierter. Obwohl noch Frau, höre ich sehr gut. Auch ein Vorzug. Äste knacken. Ich dringe in den Wald ein. Wann dringt denn mal wieder jemand in mich ein?
Es ist stockfinster. Ich verlasse mich auf mein Gehör, laufe weiter. Besonders leise bin ich nicht. Scheiß Alkohol. Werde sie also kaum überraschen können. Eine neue Strategie muss her. Ich stoppe, entkleide mich. Stopfe den Jogginganzug in den Rucksack. Hat sowieso eine unmögliche Figur gemacht. Wieder ertönt ein Schuss. Ich renne weiter. Plötzlich höre ich sie atmen, trete extra auf einen kleinen Ast. Er zerbricht. Die beiden Typen wirbeln herum. Taschenlampenlicht gleißt mir entgegen.
„Hallo, Jungsch“, begrüße ich sie grinsend. Oh nein! Ich lalle.
Sie glotzen mich an. Ihre Beute ist vergessen. Die bin jetzt ich. Ich kann es riechen. Männer! Ihre Blicke ruhen auf meinen Brüsten und etwas tiefer. Sie haben große Gewehre. Müssen bestimmt was kompensieren. Einer findet seine Sprache wieder.
„Hey, hallo, was macht eine schöne Frau unbekleidet im Wald?“
„Pilsche schammeln“, antworte ich. Was für eine blöde Frage. Ihr Testosteron steigt. „Ihr kommt nischt von hier?“
Sie schütteln die Köpfe und legen die Büchsen weg. „Gut“, raune ich. Dann wird euch niemand vermissen, füge ich gedanklich hinzu. Vielleicht sollte ich mir vorher ein bisschen Spaß gönnen. Der Wolfshund ist nur eine Notlösung. Ich schnuppere in ihre Richtung. Nein, leider auch Luschen. Also doch der Wolfshund.
Sie kommen näher. Es sind große Kerle. „Am besschten verschwindet ihr und lasscht die Tiere zufrieden“, lalle ich so kühl wie möglich.
Sie sehen sich an und grinsen. Sie wollen mich. Sehen in mir nur die nackte Frau. Natürlich gutaussehend. Haben ja auch recht damit. Hach, ich bin also doch jung! Scheiß auf Geburtstage.
Einer versucht, nach mir zu grabschen. Wie plump ist das denn? Könnte es ja zumindest mit ein paar Komplimenten versuchen. Ich packe sein Handgelenk und drücke ihn weg.
„Erst wildert ihr im Wald und dann wollt ihr mich vergewaltischen“, stelle ich fest, „wasch scheid ihr nur für Männer?“ Noch immer keine Antwort. Ich trete einen Schritt zurück. Mein Blick ist nicht ganz klar. „Eure letschte Schongse.“
Da packen sie mich. Drücken mich auf den Boden. Ich knurre tief in der Kehle. Sie stocken. Dann wirft sich einer auf mich. Versucht, mich bewegungslos zu machen, indem er meine Arme packt und seine Knie draufdrückt. Ich lächle ihn an, drücke seine Knie wieder nach oben. Er weicht erschrocken zurück, weil sich mein Gesicht verändert. Meine Nase wird länger, meine Zähne auch. Ich springe auf, wachse in die Höhe. Leider wird mein Blick nicht klarer. Zumindest sehe ich jetzt alles hell. Cool, so ein natürliches Nachtsichtgerät. Ich sehe wie ihre Herzen vor Angst rasen.
„Oh Shit!“, schreit der eine. Versucht zu fliehen. Ich rieche seine Angst.
Ich packe ihn am Hals, hebe ihn hoch und drücke zu, wirbele ihn herum. Er sieht mein Antlitz, riecht meinen Geifer, der von den mächtigen Reißzähnen tropft. Dann schließt er die Augen und macht sich in die Hose. Der andere ist immer noch starr vor Schreck. Ich schwanke wie eine Eiche im Wind. Oder wie heißen noch gleich die schlanken Bäume mit der weißen Rinde? Krampfhaft versuche ich nicht umzufallen, strecke ein Bein aus und reiße den Kerl nieder, stelle einen meiner Hinterläufe auf ihm ab. Der kann nicht mehr fliehen. Alkohol und Werwolf ist keine gute Mischung.
„Ihr häddet auf misch hören schollen“, lalle ich. Meine tiefe Werwolfstimme hallt durch den Wald. Ich mache mir im Geiste eine Notiz. Kein Alkohol vor Missionen. Plötzlich niese ich. Scheiß Allergie, muss sie sich grade jetzt melden? Mein Schnodder landet in Gesicht und Haar des einen Kerls. Sein klebriger Kumpel in meinem Griff versucht, nach mir zu treten. Ich drücke fester zu, zur Warnung. Er bekommt einen Steifen. Sein Hals bricht. Der Körper erschlafft. Mist. Ich kann meine Kraft heute einfach nicht kontrollieren. Liegt’s am Alkohol oder diesem bescheuerten PMS?
Ich schleudere den schlaffen Körper von mir. Keine Zeit darüber nachzudenken. Der andere Kerl wimmert unter meinen Krallen. Haut mit einem Ast auf meine grünen Nägel ein. Ist er verrückt? Weiß er überhaupt, was flexibler Lack kostet? Ich trete fester zu. Die erste Kralle bohrt sich durch seine Jägerweste. Die anderen folgen. Seine Augen weiten sich. Er leidet Todesqualen. Blut spritzt. Scheiße, mein Fell. Wie kriege ich das Blut wieder raus? Gar nicht so einfach als Werwolf. Mein Geist ist echt benebelt. Ich brauche das Fell ja nicht zu reinigen. Es verschwindet ja wieder.
Der Typ röchelt. Verzweifelt versucht er, mein Bein wegzuschieben, reißt sich selbst damit noch größere Wunden. Plötzlich habe ich Mitleid. Scheiß PMS-Symptome. Blut läuft ihm aus dem Mund. Ich hebe ihn an, eine Klaue am Hals, die andere an den Oberschenkeln. Er weint. Ich auch. Einen Moment verharre ich. Wir schauen uns an. Seine Augen flehen um Gnade. Mit einem Mal ist meine Traurigkeit verschwunden. Erbärmlicher kleiner Wicht. Doch um der Menschlichkeit Willen erlöse ich ihn. Breche sein Rückgrat. Mission ausgeführt.
Das Wild ist gerettet. Auch wenn es Tote gab. Das ist eben meine dunkle Seite. An Ort und Stelle buddele ich ein Loch. Hoffentlich sind die Tage vor den Tagen bald vorbei. So kann es nicht weitergehen. Dann lasse ich die Verbrecher auch wieder leben. Meistens jedenfalls.
Schnell sind die Leichen verscharrt. Die wird keiner mehr finden. Ich verwandele mich zurück, putze mir erst mal die Nase, schaue zu meinen Beinen. Ein Blutfaden verläuft von oben nach unten. Ich schnuppere. Bestens, kein fremdes Blut. Hurra, das Ende von PMS. Für die nächsten vier Wochen zumindest. Schnell ziehe ich den Jogginganzug wieder an und eile nach Hause. Den Wolfshund schminke ich mir ab. Einen Mann auch. Die stehen nicht auf Blut. Was für ein Tag. Was für Gefühlsschwankungen.

Szenentrenner


02. Sep. 2013 - Mark Staats

Bereits veröffentlicht in:

BETTINA MÜLLER - WERWÖLFIN MIT SEXAPPEAL
M. Staats
Roman - Modern Mystery - Fabylon - Nov. 2009

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