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Cheapanooka`s Creek von Christoph Marzi
Pat Hachfeld © http://www.dunkelkunst.de Cheapanooka`s Creek
written at 3:17 p.m. on a Monday in autumn
and directed on a Wednesday and Friday afternoon
(a few weeks later)
by Alan Smithee
Es ist Herbst. Der Mann betrachtet das Ortsschild und stellt fest, dass er ein Fremder ist. Früher einmal hat er hier gelebt und jeden Winkel der Wälder gekannt. Dann ist er fort gegangen. Hat studiert. An der UCLA und in Harvard. Jetzt ist er wieder hier. Steht vor dem Schild und liest den Namen der Stadt: Cheapanooka`s Creek. Erinnerungen kehren zurück.
"Ich bin David Kincaid." So stellt er sich im Sägewerk vor.
"Rob Kincaids Sohn." Der Sägewerksbesitzer ist feist und schmierig. Er kennt Davon noch von früher. "Du brauchst also einen Job." Es ist keine Frage.
"Ja."
Die Menschen in dieser Gegend machen nicht viele Worte. "Du hast den Job."
So ist das in Cheapanooka`s Creek.
Fremde gehen in Cheapanooka`s Creek in "Maddy`s Motel". Maddy Fosters Tochter heißt Susan. Sie trägt hautenge Jeans und eine Bluse, die ihre Brüste betont. David kennt sie noch von früher.
"Du bist also wieder hier", sagt sie und fügt hinzu: "Professor."
"Ja." David weiß genau, wie sie das meint.
"Was willst du?"
"Kaffee."
"Das meine ich nicht."
David schaut zum Fenster hinaus. "Ich weiß."
Sie lässt nicht locker. "Du bist einfach abgehauen. Damals. Wir sind ein Paar gewesen."
David schweigt.
Sie bringt ihm den Kaffee. Das ist ihr Job.
David nippt daran.
Der Kaffee ist heiß.
So vieles bleibt unausgesprochen.
Es ist Abend.
Etwas haust in den dichten Wäldern, die Cheapanooka`s Creek umgeben.
Drüben am Cheapanooka`s Lake zelten zwei Teenies. Sie trinken. Reden. Kiffen. Fummeln. Die Überreste des blutig verschmierten Zeltes findet ein Spaziergänger am nächsten Morgen. Keiner weiß, was geschehen ist. Die Teenies bleiben vermisst.
David arbeitet im Sägewerk. In der Kantine erzählt man sich Geschichten. Von den Wäldern.
"Dummes Zeug", sagt David.
"Du warst lange fort", sagen die anderen.
Eine Fliege schwimmt zappelnd im Kaffee.
David fragt sich, ob es eine gute Idee gewesen ist, zurück zu kommen.
Die Arbeit im Sägewerk ist hart. Nicht zu vergleichen mit der Arbeit in Harvard und an der UCLA.
David und Susan begegnen sich am Abend.
Sie reden.
Es ist, als sei er nie fort gewesen.
"Du hast dich nicht verändert", sagt Susan.
"Du auch nicht."
So sehen sie einander an. Lange.
Im Radio läuft "Smoke gets in your eyes".
Etwas streift durchs Unterholz.
In dieser Nacht verschwinden zwei Katzen, ein Rottweiler, unzählige Wiesel, Mäuse, Ratten, ein Iltis und vier Waschbären. Ein Wildhüter wird ebenfalls vermisst. So ist das in Cheapanooka`s Creek.
William Foxworth ist Polizeichef von Cheapanooka`s Creek. Er sucht David im Sägewerk auf. "Ich brauche deine Hilfe." Er erzählt David von dem, was in den Wäldern passiert. "Sie sind der Experte."
"Das bin ich nicht", antwortet David. "Ich habe nur studiert."
Immerhin.
Er willigt ein.
William Foxworth, David Kincaid und Susan Foster kennen sich von früher. Jetzt gehen sie in die Wälder. Es ist still.
"Es gibt kaum Fische in diesem Herbst", sagt William Foxworth.
"Das ist nicht gut", sagt David. "Das Gleichgewicht der Natur ist gestört." Mit Utensilien, die er aus Harvard und von der UCLA mitgebracht hat, untersucht er den Waldboden, die Bäume und das Wasser im Cheapanooka Lake und im Cheapanooka River.
"Und?" fragt Susan, die auch im Wald die hautengen Jeans trägt und die Bluse, die ihre Brüste betont.
"Nichts", sagt David.
"Verdammt", sagt Susan.
William Foxworth sagt nichts.
Susan und David treffen sich am Abend. Sie haben Sex. Danach spricht David über das, was damals geschehen ist. Über den Unfall seiner Eltern, all die schlimmen Dinge.
"Du warst noch ein Kind", sagt Susan.
"Trotzdem."
In den Wäldern erwacht das Etwas, von dem die Holzfäller sich halbgare Geschichten erzählen. Es nähert sich Cheapanooka`s Creek. Einige Menschen verschwinden in der Nacht.
Am nächsten Tag geht die Suche weiter. Der feiste Sägewerksbesitzer feuert David, weil es ihm an Arbeitsmoral fehle. David ist das egal. Er hat wichtigeres zu tun. Und ist verliebt.
In der nächsten Nacht bezieht David gemeinsam mit William Foxworth einen ausgedienten Wildhüterposten im Wald. Beide sind wachsam. Trinken Kaffee, den Susan von Hand gefiltert hat.
Im Unterholz nähert sich etwas. Zweige brechen.
David und William Foxworth halten die Gewehre im Anschlag.
Dann sehen sie es. Werden Zeuge, wie ihm ein ausgewachsener Hirsch zum Opfer fällt. Als sich die Kreatur beobachtet fühlt, verschwindet sie in der Dunkelheit.
"Meine Güte", keucht William Foxworth. "Das sah aus wie ein Biber."
David verbessert ihn. "Das sah aus wie ein mutierter Biber."
Die beiden sehen einander an.
Lange.
Mutierte Biber also.
Sie folgen der Spur des mutierten Bibers.
"Wodurch mutieren Biber?" fragt William Foxworth.
"Atomare Strahlung. Insektengifte. Chemikalien." Und das sind nur einige der möglichen Gründe.
David ist ernsthaft besorgt. Er hat studiert und weiß, dass das biologische Gleichgewicht in Cheapanooka Creek gestört ist. Damit ist nicht zu spaßen.
"Schau!"
Die Spur des mutierten Bibers führt nach Cheapanooka`s Creek. Das ist nicht gut.
"Die Sommergäste sind wichtig für Cheapanooka`s Creek", sagt William Foxworth.
"Ich weiß", sagt David.
Susan Foster hat den Sägewerksbesitzer aufgesucht, weil sie mit ihm über Davids Entlassung reden will. Der Sägewerksbesitzer grinst, als er die Bedingung nennt.
"Sie Schwein", sagt Susan, die noch immer die hautengen Jeans trägt und die Bluse, die ihre Brüste betont.
Das Grinsen des Sägewerksbesitzers erstirbt.
Dann greift der mutierte Biber an.
"Das Sägewerk!" William Foxworth ist beunruhigt. "Der mutierte Biber will zum Sägewerk."
"Ich habe das nicht gewollt." Der Sägewerksbesitzer gesteht Susan alles, weil er jetzt Angst hat.
"Sie Schwein", sagt Susan.
Die beiden konnten sich auf einen Stapel Bretter retten.
Unten nagt der bösartige mutierte Biber am frisch riechenden Holz.
"Er wird uns töten", jammert der Sägewerksbesitzer. Ja, jetzt bereut er sein Handeln. Reste des Holzlacks hat er in den Cheapanooka River schütten lassen. Ganze Gebinde sogar.
"Sie Schwein", sagt Susan, die ahnt, was er damit angerichtet hat. Sie arbeitet in einem Motel und die Sommergäste sind wichtig für die Stadt, sogar im Herbst.
Der mutierte Biber hat rotglühende Augen. Die Barthaare triefen vor Gift. Das Monster riecht nach klarem Holzlack. Es faucht und grunzt und der platte Schwanz mit den Stacheln schlägt in den Sand. Der mutierte Biber nagt eine Lücke in die Bretter, bis der Stapel ins Rutschen gerät. Der Sägewerksbesitzer verliert das Gleichgewicht und fällt dem mutierten Biber vor die Füße.
Der Sägewerksbesitzer schaut dem mutierten Biber jetzt direkt in die Augen. Der mutierte Biber schaut zurück. Er ist noch immer hungrig.
Der Sägewerksbesitzer kreischt, als die vor Gift triefenden Barthaare sich um seinen Hals wickeln und die langen Schneidezähne des mutierten Bibers in sein Gesicht beißen.
Susan schreit, weil der Anblick des sterbenden Sägewerksbesitzers eklig ist. Außerdem fürchtet sie das gleiche Schicksal.
Ein Schuss streckt den mutierten Biber nieder. William Foxworth ist ein geübter Schütze. Und rechtzeitig zur Stelle.
David und Susan umarmen sich.
"Ich liebe dich", sagt David.
"Ich liebe dich auch", sagt Susan.
Der mutierte Biber, der, weil mutiert, noch bei Kräften ist, bäumt sich erneut auf.
Und wird wieder erschossen.
"Wir sollten sichergehen", meint Susan.
David hat die zündende Idee. "Das Benzin!"
Der mutierte Biber hat keine Chance.
Es ist vorbei.
David und Susan haben zu einander gefunden. William Foxworth wird gefeiert. Und die Sommergäste bleiben nicht aus nicht mal im Herbst. Das ist gut so. Für alle.
Die Sonne geht auf über Cheapanooka`s Creek, dem Cheapanooka River und dem Cheapanooka Lake. Am Ufer betrachten zwei kleine mutierte Biber den Sonnenaufgang. Dann gehen sie schlafen. Solange, bis es dunkel wird.
Ende/Abspann
10. Mar. 2007 - Christoph Marzi
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