Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Übersicht
Neu hinzugefügt
Autoren
Genres Magazine Verlage Specials Rezensionen Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Kurzgeschichten > J.J. Preyer > Krimi > Snuff-TV

Snuff-TV
von J.J. Preyer

Andrä Martyna Andrä Martyna
© http://www.andrae-martyna.de/
Dienstag, 19. September, 17 Uhr

Das Team von "Citizen TV" steht bereit. Joe Webster ist entsprechend präpariert. Man hat den 34-jährigen Private Investigator zu einem Fernsehdetektiv gestylt: das Haar im edlen Glanz von Laminates Grip, Marke Sebastian, olivgrünes Outfit, Marke Tommy Hilfiger, Timberland-Schuhe im selben Farbton. Ein leicht schimmerndes Make-up macht Joes faltenloses Gesicht mit dem Drei-Tage-Bart endgültig fernsehgerecht.
Die nicht ganz neue Idee soll für den Fernsehsender und den Detektiv das große Geschäft bringen. Reality-TV. Ein Einsatz des Privatdetektivs, live, ohne Schnitte, mit Werbepausen.
"Joe Webster Investigates" heißt das Programm, das sogar von der "Post" detailliert angekündigt wurde.
In der Woche vor dem Auftritt liefen Interviews mit Joe und Lara, seiner Freundin, man zeigte Aufnahmen seines Junggesellenappartements am Central Park, erfuhr, dass er nicht raucht, am liebsten Gin-Tonic trinkt und erlebte eine Fahrt durch Manhattan in Joe Websters olivgrünem Mitsubishi Montero. Die Aufnahmen wurden begleitet vom Joe-Webster-Marsch, einer eigens für die Dokumentation komponierten Nummer.
Anhand von Zeitungsausschnitten und Fotos erläuterte Joe seine spektakulärsten Einsätze.
Bis zum Beginn der Live-Übertragung allerdings blieb das Thema des Falles, den der Detektiv lösen wollte, geheim. Der Gegner sollte keine vorzeitigen Informationen haben.
Man überlegte. Untreue und andere Beziehungskisten kamen nicht in Betracht. Zu langweilig, zu heikel bezüglich Datenschutz. Es musste etwas Spektakuläres, Medientaugliches, sein, die Vorarbeit so weit gediehen, dass Joe den Fall an diesem einen Tag zum Abschluss bringen konnte.
Joe Webster im Einsatz gegen Snuff-Movies.
Eine Internet-Firma vertreibt Filme, in denen die Ermordung von Menschen gezeigt wird. Echt, realistisch, mit Sexszenen verbrämt. Joe kennt die Adresse, von der die DVDs verschickt werden und die Namen des Besitzers und einer Mitarbeiterin. Er kennt die Quellen des Filmmaterials, alte europäische Kinofilme der 50er Jahre, die verschollene Mondo-Cane-Serie aus Italien, die teilweise authentisches Material zeigt, das nun wieder aufbereitet und durch aktuelles Video-Material ergänzt wurde, das Soldaten, die aus dem Irak heimkehrten, verkauften.
Die TV-Station hat über Mittelsmänner einige der Filme erworben und so weit bearbeitet und zensuriert, dass man Ausschnitte zeigen kann, um die sadistische Perversion und Geschäftemacherei, die dahinter steckt, eindrucksvoll zu illustrieren, und nebenbei Quote zu machen.
Es soll Schlag auf Schlag gehen. Kurz bevor Joe Webster bei "Reality Pictures" in der West 53rd Street, am De Witt Clinton-Park, im New Yorker Stadtteil Hell’s Kitchen, eintrifft, zeigt der Sender, worum es in diesem Fall geht. Den Ausschnitten aus den Snuff-Movies folgt der Live-Einstieg, angekündigt durch den Joe-Webster-Marsch: Joe Webster in Nahaufnahme im flackernden Licht der Signallampen der Einsatzfahrzeuge, die sein Freund, Deputy Inspector Gordon Simons vom New York City Police Department, bereit gestellt hat.
Dann stürmt Joe Webster die Treppen hinauf in den ersten Stock des schäbigen Backsteingebäudes, gefolgt vom Kameramann und den Polizisten.

Die im Sekundentakt ausgestoßenen Kugeln einer Uzi, jener Maschinenpistole israelischen Ursprungs, die den Vornamen ihres Erfinders trägt, färben das olivgrüne Jackett des Detektivs dunkel und werfen ihn rücklings über die Stiege. Der Kameramann von "Citizen TV" reißt die Kamera nach hinten, erfasst den Sturz von Joe Webster über fünf Stufen und die Landung seines Körpers auf dem braun gekachelten Boden des Treppenhauses.
In Nahaufnahme zeigt er das verfärbte Jackett, um anschließend auf das Gesicht des Detektivs zu halten. Joe Websters Augenlider zucken leicht, dann ist es vorbei.
Die Kamera richtet sich auf das entschlossene Gesicht von Deputy Inspector Gordon Simons, der seinen Männern das Signal zum Angriff gibt.
Der Joe-Webster-Marsch leitet über zum Werbeblock.

28. Jul. 2007 - J.J. Preyer

[Zurück zur Übersicht]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info