Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Übersicht
Neu hinzugefügt
Rezensenten
Genres
Sammelkategorien Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Rezensionen > Peter Schünemann > Fantasy > Merlin - Wie alles begann
emperor-miniature

Merlin - Wie alles begann

MERLIN - WIE ALLES BEGANN

Buch / Fantasy

T. A. Barron schreibt in seinem Vorwort, nach seinem Roman The Merlin Effect habe ihn der Zauberer so gefesselt, dass er nicht mehr von ihm losgekommen sei - und Merlin habe seine eigenen Pläne für ihn gemacht. Konkret heißt das: eine Lücke in der Legende zu füllen, über Merlins Jugend zu schreiben, die prägende Zeit, über die es kaum Aussagen oder Geschichten gibt. Nur wenige Autoren - z. B. Mary Stewart (siehe SX 104) - hätten sich damit bisher beschäftigt. Aus diesem Vorhaben ist ein ganzer Zyklus geworden, von dem inzwischen fünf Bände auf Deutsch vorliegen. Sie sind in der junior-Reihe des Deutschen Taschenbuch-Verlags erschienen, doch falls Barron das Niveau des ersten Bandes halten konnte, empfehlen sie sich auch uneingeschränkt für Erwachsene. Für „Merlin - Wie alles begann” ist das ganz sicher der Fall.

Das Buch beginnt damit, dass ein knapp siebenjähriger Junge und eine Frau an die Küste von Wales gespült werden. Der Junge weiß nichts von sich, nicht einmal seinen Namen. Die Frau, Branwen, nennt ihn „Emrys” und behauptet, sie sei seine Mutter, erzählt ihm aber niemals etwas aus seiner Vergangenheit. Als geduldete Außenseiter leben sie jahrelang in einem kleinen Dorf. Branwen verdient ihren Lebensunterhalt als Heilkundige und steht im Verdacht, eine Hexe zu sein. Emrys findet nur schwer Kontakt zu seinen Altersgenossen, denn schon sein Äußeres - dreieckige, spitze Ohren - unterscheidet ihnen von diesen; außerdem ist Dinatius, der Gehilfe des Schmieds, sein Feind. Als dieser mit Emrys aneinander gerät und Branwen dazwischen geht, wird sie selbst zur Zielscheibe der Feindschaft und soll als Hexe verbrannt werden. Emrys, dessen magische Kräfte schon erwacht sind, rettet sie, bezahlt dies jedoch mit dem Verlust seines Augenlichts. Beide müssen das Dorf verlassen und finden in einem Kloster Aufnahme. Dort erholt sich der Junge von seinen Verbrennungen und entdeckt seine Gabe des zweiten Gesichts: er vermag auch ohne Augen zu sehen. Als diese Fähigkeit genügend ausgebildet ist, verlässt er Branwen, um seine Vergangenheit zu suchen. Sie verrät ihm nach wie vor nichts, schenkt ihm aber ihr mysteriöses Juwel, den Galator. Emrys wandert an die Stelle des Meerufers, wo er vor Jahren angespült wurde. Dort fand damals ein Kampf statt: ein wilder Keiler wollte ihn töten, ein Hirsch rettete ihn. Immerhin weiß er so viel: Der Keiler war Rhita Gawr, eine böse Gottheit, die Verderben über die Welt bringt; in der Gestalt des Hirsches kämpfte der Dagda, der gute Gott, gegen ihn. Emrys baut ein notdürftiges Floß und überlässt sich dem Meer, in der Hoffnung, durch Zufall seine Heimat zu finden. Und tatsächlich tragen ihn die Wellen an die Gestade der sagenhaften Insel Fincayra, die ein Ort zwischen der Menschen- und der Anderswelt ist. Dort rettet er einen Falken - einen Merlin - vor zwei Ratten, lernt das Waldmädchen Rhia kennen und erfährt, dass der böse König Stangmar im Auftrage Rhita Gawrs die Herrschaft über die Insel an sich reißen und ihre Wunder töten will. Plötzlich steht Emrys mitten im alten Kampf zwischen Gut und Böse, diesmal nicht als Objekt, sondern als Kämpfer ...

Die Geschichte hätte sicherlich auch ohne Merlin funktioniert, und Barron kommt (zumindest in diesem ersten Band) gänzlich ohne die Artussage aus. Doch macht der Kontext der keltischen Mythologie das Buch natürlich reizvoller und interessanter. Aber auch ansonsten ist es ein fabelkräftiges Werk, das von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Baron schreibt einfach und klar, zugleich jedoch bildhaft und voll Tiefsinn; wunderschöne Stellen sind zum Beispiel sein Philosophieren über die historische (lineare) Zeit und die heilige Zeit, die kreisförmig verläuft, oder über die Orte, die zugleich in beiden Zeiten existieren (wie der Olymp oder Fincayra). Er behandelt Mythen als Geschichten mit realer Kraft; griechische, keltische und andere Götter gibt es wirklich, und man kann sie in der Welt sehen, wenn man von der heiligen Zeit berührt wird. Dieser Aspekt des Buches ist hoch einzuschätzen in einer Zeit bunter und oberflächlicher Geschichtchen, in der es es immer mehr Menschen gibt - leider auch Kinder und Jugendliche -, die Mythen als Spinnerei abtun. Positiv fällt auch auf, wie Baron die erzählerische Tradition der Toleranz zwischen den verschiedenen Religionen aufrecht erhält und religiöser Borniertheit eine klare Absage erteilt.

Über all dem sollte jedoch das Wichtigste nicht vergessen werden: Wir haben es hier mit einer erfindungsreichen, spannenden Handlung zu tun, die skurrile, lebendige Phantasiegestalten, ein Wagnis nach dem anderen und einen zünftigen Endkampf bietet - und die Abenteuer des Jungen, der am Ende nach seinem Falkenfreund Merlin heißt, beginnen erst. Die Lektüre des Buches macht ungeheuer neugierig auf die anderen, in denen die Geschichte weiter geht.

The Lost Years of Merlin, © 1996 by T. A. Barron, übersetzt von Irmela Brender 1999 (10. Auflage 2003), mit einer Karte von Ian Schoenherr, 387 S., 10 €, ISBN 342370571X

28. Okt. 2006 - Peter Schünemann
http://www.solar-x.de

Der Rezensent

Peter Schünemann

Total: 138 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen



[Zurück zur Übersicht]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

Heutige Updates

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info