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Skulduggery Pleasant – Der Gentleman mit der Feuerhand

SKULDUGGERY PLEASANT – DER GENTLEMAN MIT DER FEUERHAND

Buch / Dark Fantasy

Derek Landy
Skulduggery Pleasant – Der Gentleman mit der Feuerhand
Skulduggery Pleasant, Großbritannien, 2007
Loewe-Verlag, Bindlach, 9/2007
HC mit Schutzumschlag und Lesebändchen, Jugendbuch, Horror, Dark Fantasy, 978-3-7855-5922-2, 344/1690
Aus dem Englischen von Ursula Höfker
Umschlaggestaltung von www.evcom.de
Titelillustration und Vignetten von Tom Percival
www.loewe-verlag.de
www.skulduggery-pleasant.de

Die zwölfjährige Stephanie wird von ihrem verstorbenem Onkel, einem exzentrischen Schriftsteller, als Haupterbin eingesetzt, sehr zum Verdruss der geldgierigen Verwandtschaft. Doch es gibt noch andere, üblere Personen, die Interesse an dem einen oder anderen Besitztum Gordon Edgleys zeigen. Plötzlich wird Stephanie von einem Unbekannten angegriffen, der die Herausgabe eines geheimnisvollen Schlüssels verlangt, und ein Vermummter kommt ihr im letzten Moment zu Hilfe. Während des Kampfes verliert er Hut und Schal und entpuppt sich - als lebendes Skelett!
Stephanie überwindet ihren Schreck sehr schnell und beschließt, gemeinsam mit Skulduggery Pleasant, einem viele Jahrhunderte altem Detektiv und Elementarmagier, nach dem Mörder ihres Onkels zu suchen. Dieses Vorhaben erweist sich schon bald als gefährlicher, denn befürchtet. So gerissen Stephanies neuer Freund auch ist, er kann das Mädchen nicht ständig beschützen und gerät schließlich selbst in eine gemeine Falle seines Erzfeindes Nefarian Serpine.
Um ihn zu retten, mobilisiert Stephanie die wenigen vertrauenswürdigen Weggefährten Skulduggerys. Ihre Aktion ist zugleich ein Wettlauf mit der Zeit, denn Serpine hat sein Ziel beinahe erreicht: Wenn es ihm gelingt, das legendäre Zepter der Urväter zu bergen, wird er nahezu unbesiegbar und kann nicht nur die magische sondern auch die Welt von Stephanie und ihren Eltern nach Belieben verändern…

Phantastische Titel für Jugendliche waren über Jahre hinweg so gut wie kein Thema. Hin und wieder fanden sich einige harmlose Gespenstergeschichten oder Märchenadaptionen, doch spannende SF, Fantasy und Horror blieben die Ausnahme. Erst „Harry Potter“ machte es möglich, dass nicht nur diese Genres endlich auch jungen Lesern verstärkt erschlossen werden, sondern auch All Ages-Bücher, die einerseits kindgerecht aufbereitet, andererseits anspruchsvoll genug geschrieben sind, um auch das ältere Publikum zu interessieren, die Regale des Fachhandels füllen.
Jonathan Strouds „Bartimäus“-Bände, Christopher Paolini „Eragon“, Neil Gaimans „Bücher der Magie“ u. v. a. – Werke von neuen und bekannten Autoren – bekommen seither eine Chance, finden endlich mehr Beachtung und feiern große Erfolge. Auch Derek Landy schwimmt auf der Phantastik-Welle mit. Sein aktueller Roman „Skulduggery Pleasant“ wendet sich an Mädchen und Jungen ab 12 Jahren und vermag, jung gebliebene Erwachsen ebenfalls gut zu unterhalten.

Stehen sonst meist Jungen im Mittelpunkt abenteuerlicher Erzählungen, so hat der Autor dankenswerterweise als Hauptcharakter ein Mädchen im Alter der Zielgruppe gewählt. Die Zeit, in der weibliche Protagonisten lediglich als Quotenfrauen und als ängstliche Nebencharaktere dienten, die ständig hysterisch kreischten, gerettet werden mussten und die Genialität ihrer männlichen Begleiter durch klischeehafte Unzulänglichkeiten unterstrichen, ist schon lange vorbei (selbst wenn das manche von Derek Landys Kollegen immer noch nicht begriffen haben). Auch Leserinnen schätzen starke Protagonistinnen, mit denen sie sich identifizieren und erstaunliche Dinge erleben können.
Ganz traditionsfrei ist allerdings auch Stephanie Edgley nicht. Das Mädchen ist burschikos und stolpert wie so viele ihrer Leidensgenossen unerwartet in eine gefährliche Angelegenheit hinein und kann sich, obgleich sie über keinerlei besondere Fähigkeiten verfügt, erstaunlich gut gegen ihre mächtigen Feinde behaupten. Skulduggery und später auch Tanith Low nehmen zwar die Position der Mentoren ein, doch erklären sie Stephanie in erster Linie, wie die magische Welt funktioniert, geben aber kaum praktische Ratschläge. Letztlich verdankt sie es ihrer eigenen Beharrlichkeit und ihrem Gespür, dass sie erste Fortschritte bei kleinen Zauberexperimenten erzielt. Bis es soweit ist, muss sich Stephanie auf ihre Begleiter und ihr Glück verlassen.
Tatsächlich ist es für die Handlung unwesentlich, dass die Protagonistin ihre latenten magischen Kräfte wecken kann. Allerdings legitimiert das nachträglich ihre tragende Rolle und legt den Grundstein für etwaige weitere Abenteuer. Dadurch, dass Stephanie als normaler Teenager dargestellt wird, bleibt sie für Jugendliche ein überzeugender Charakter. Nur das ältere Publikum mit mehr Lese-Erfahrung stört sich ein wenig daran, kann jedoch damit leben, denn Hauptfiguren mit zu vielen erstaunlichen Talenten belässt man lieber in den Superhelden-Comics.
Der Titelheld folgt dem neuen Trend, dass ein ‚Guter’ nicht zwangsläufig durch sein adrettes Äußeres als solcher auf Anhieb erkannt wird. Zunächst waren es die Vampire (Freda Warrington: „Das Blut der Liebe“), denen die Autoren vor allem ab den 1970er Jahren glaubwürdige Motive und zunehmend positiv besetzte Rollen verliehen. Es folgten die Dämonen (Robert Asprin: „Ein Dämon mit kleinen Fehlern“), Drachen (Gordon R. Dickson: „Die Nacht der Drachen“) und andere Monster.
Der Titel bzw. Name „Skulduggery Pleasant“ liefert bereits den Hinweis, mit wem man es zu tun bekommt – und auch die Coverillustration nimmt das Geheimnis vorweg. Die Vokabeln aus dem Englischen ‚skull’ = Schädel, ‚to dig’ = graben, ‚pleasant’ = liebenswürdig klären darüber auf, dass ein freundliches Skelett zusammen mit Stephanie auf Mörderjagd geht. Obwohl Skulduggery ein wenig dubios wirken soll, erscheint er schon bei seinem ersten Auftritt nicht so Furcht erregend, wie es der Autor vielleicht im Sinn hatte.
Natürlich steht hinter Skulduggerys Erscheinungsbild eine tragische Geschichte, und er verfügt über nachvollziehbare Motive, weshalb er Stephanie beisteht und Nefarian Serpine (‚nefarious’ = ruchlos, ‚serpine’ = Schlange), der ihm Schreckliches angetan hat, ausschalten will. Ein wenig erinnert Skulduggery an „Ghost Rider“ aus den Marvel-Comics, doch anders als dieser, der wie ein Rocker mit Motorrad auftritt, gibt sich Skulduggery ganz als Gentleman mit Limousine.
Nefarian Serpine verkörpert den Bösewicht, der in keiner phantastischen Story fehlen darf. Klare Grenzen sorgen dafür, dass die Leser nicht einen Funken Sympathie für den machtgierigen, skrupellosen Gegenspieler Skulduggerys empfinden. Serpine täuscht die Magier, zieht so manchen auf seine Seite und bleibt bis zum Schluss ein gefährlicher und intelligenter Feind, der nur mit viel Köpfchen, Mut und Glück zu besiegen ist.
Es finden sich einige interessante Nebenfiguren, die für ein wenig Humor oder Action sorgen. Nicht alle von ihnen sind das, was sie zu sein vorgeben, so dass Mr Bliss oder China Sorrows mindestens so interessant wirken wie die Hauptcharaktere. Auch sie bieten reichliches Potential für eine etwaige Fortsetzung.
Dass „Skulduggery Pleasant“ keine Lektüre für Leser unter 12 Jahren ist, wird dadurch deutlich, dass einige Protagonisten sterben müssen. Zwar beschränkt sich der Autor weitgehend auf seelenlose Kreaturen und die namenlose Masse, doch auch einige Personen aus Skulduggerys Umfeld überleben Serpines Attacken nicht. Für Kinder, die sich leicht ängstigen, ist das nicht einfach zu verkraften, so dass die Lese-Empfehlung ihre Berechtigung hat. Ein Happy End, wie man es sich nicht nur in Jugendbüchern wünscht, stellt schließlich alle zufrieden.

Derek Landy erzählt eine zeitgenössische, moderne Geschichte in flotter Sprache. Dabei greift er nicht auf gekünstelten Jargon und übertrieben eingesetzte Jugendsprache zurück. Das Niveau ist gehoben, so dass Teenager und Erwachsene gleichermaßen ihre Ansprüche erfüllt sehen.
Die Gestaltung des Buchs ist ansprechend: Hardcover, Schutzumschlag mit Folieneinsätzen und erhabener Schrift, Lesebändchen, Vignetten. Der Preis von EUR 16.90 für 344 Seiten ist zwar für Taschengeldempfänger recht hoch, aber zweifellos findet sich die eine Oma oder der andere Onkel, die oder der ein geeignetes Buchgeschenk suchen und jungen Leseratten, die Phantastik mögen, mit „Skulduggery Pleasant“ eine große Freude bereiten können.

„Skulduggery Pleasant“ ist ein All Ages-Buch, das sich an Leser beiderlei Geschlechts wendet, die besonders Horror und Dark Fantasy schätzen. Die sympathischern Charaktere wachsen schnell ans Herz, während sie ein spannendes Abenteuer, das so manche überraschende Wendung bereithält, erleben. Derek Landy versteht es, das Publikum vom ersten Moment an zu fesseln, so dass man den ansprechend gestalteten Band nicht vor der letzten Seite aus der Hand legen möchte. (IS)

15. Sep. 2007 - Irene Salzmann

Der Rezensent

Irene Salzmann
Deutschland

Total: 1065 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...

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