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Der Geist des Steines
| DER GEIST DES STEINES
Buch / Fantasy
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Die Rezension zum ersten Teil von Der Schattenbund, Das Herz von Myrial (=> SX-163) habe ich schon vor geraumer Weile geschrieben, und es ist gar nicht so einfach, jetzt die Brücke zu ihr zu schlagen; um so mehr, als diese Trilogie ebenso wenig eine ist wie Der Herr der Ringe. Und drittens erschwert die Aufgabe, dass Furey eine Vielzahl von Handlungssträngen und Figuren einführt, die sie alle einzeln betrachtet und entwickelt, was den Leser, der mit Band 2 beginnen wollte, wahrscheinlich sehr verwirren würde. Hilfreich wäre da eine kurze Zusammenfassung des Geschehens aus Teil 1, doch die fehlt. Also gebe ich sie hier noch einmal, in aller Kürze:
Auf Myrial leben verschiedene Rassen, von ihren untergehenden Welten irgendwann durch irgendwen hierher gebracht; eine Schleierwand trennt sie voneinander, so dass die einzelnen Reiche nichts voneinander wissen. Von Menschen über Phönixe und intelligente Otterwesen bis hin zu Drachen sind nämlich sehr viele Spezies vertreten, die miteinander nicht gut zusammenleben könnten. Über den reibungslosen Ablauf des Ganzen und über die abschirmenden Barrieren wacht der Schattenbund, eine Gesellschaft von Telepathen, die in große Teile des verborgenen Wissens eingeweiht sind. Der Zentaure Cergorn, derzeit Führer des Bundes, ist der Krise offensichtlich nicht gewachsen, zumal die AkZahar, geflügelte Ungeheuer, über die Welt der Menschen herfallen, genauer: über deren Hauptstadt Tiarond. Zwei seiner Wissenshüter, die Menschenfrau Veldan und der Feuerdrache Kazairl, sollen Aethon, den Seher des Drachenvolkes, der die meisten Erinnerungen bewahrt, nach Gendival, dem Sitz des Bundes, bringen. Doch Aethon stirbt; ihm bleibt nur, seinen Geist in das nächste Wesen zu transferieren, das verfügbar ist, den Menschen Zavahl, Hierarchen von Tiarond. Zavahl freilich soll geopfert werden, um die zürnende Gottheit Myrial (eine KI im Inneren der Erde, aber wer weiß das schon?) zu besänftigen. Die Hüter stehlen ihn vom Scheiterhaufen und flüchten, aber Hauptmann Blank verfolgt sie hartnäckig. Blank ist kein anderer als der abtrünnige Hüter Amaurn, Cergorns besiegter und vertriebener Gegenspieler. Indessen fallen die AkZahar über Tiarond her. Natürlich finden wir auch dort zahlreiche Figuren: die neue Hierarchin Gilarra, ihren neuen Hauptmann Galveron, die Diebin Aliana und ihre Bande ... und so weiter, ganz zu schweigen von der Söldnerin Toulac, die mit Veldan nach Gendival geht, weil sie eine Telepathin ist, oder vom Händler Tormon, der eine Gruppe Flüchtlinge aus der Stadt retten konnte. Ihre Schicksale beschäftigen uns in diesem Buch weiter, als bunter Flickenteppich.
Das Ganze ist gut und spannend geschrieben, liest sich fließend weg, bietet aber keine Höhepunkte oder Innovationen. Die Charaktere und ihre Entwicklungen sind dem geübten Fantasy-Leser weitgehend klar und vorhersehbar. Eine Ausnahme bildet vielleicht Amaurn: In Teil 1 war er der Oberschurke, jetzt wandelt er sich langsam, erscheint plötzlich als verantwortungsbewusster Mensch, der eigentlich nur gute Absichten hat. Dieser Charakter ist mit einem echten Bruch geschrieben, und die Erklärung für seine Verbrechen (hatte sich unter dem Einfluss der Macht verändert) wirkt eher schwach. Ansonsten: ja, lesbar. Zur Handlungsführung gibt es nicht viel zu sagen, da alles nach wie vor in der Schwebe bleibt. Wir haben alle Figuren ein Stück weiter auf ihrem Weg begleitet, einige neue Beziehungen tun sich auf oder deuten sich an, Furey hat nicht die Übersicht verloren und alle Handlungsstränge in etwa gleich entwickelt. Endgültiges lässt sich jedoch erst sagen, wenn der dritte Teil vorliegen wird falls dann die Handlung abgeschlossen ist. Einstweilen darf man gespannt sein, aber nicht gefoltert vor Spannung.
Spirit of the Stone, ©? 2001 by Maggie Furey, aus dem Amerikanischen übersetzt von Angela Konen 2005, 526 S., 8,95, ISBN 3404205154
30. Okt. 2006 - Peter Schünemann
http://www.solar-x.de
Der Rezensent
Peter Schünemann
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