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Evil

EVIL

Jack Ketchum
Roman / Horror

Heyne

Taschenbuch, 336 Seiten
ISBN: 978-345367502-5

Dez. 2005, 1. Auflage, 8.95 EUR
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Ende der 50er Jahre: Der zwölfjährige David und seine Freunde genießen die Sommerferien. Doch dann muss Mrs. Chandler von nebenan, alleinstehende Mutter von drei Jungen, die beiden Mädchen Meg und Susan bei sich aufnehmen, die ihre Eltern bei einem Autounfall verloren haben.
Zunächst scheint alles in Ordnung zu sein und David verliebt sich sogar ein wenig in die hübsche, reife Meg. Doch als Meg und Susan immer häufiger von Ruth Chandler für Lappalien bestraft werden, dämmert David das etwas nicht stimmt. Doch der Zwölfjährige schweigt, schließlich ist Ruth erwachsen und weiß was sie tut. Dann wird Meg in einen Bunker im Keller tagelang eingesperrt, gedemütigt und geschlagen – bis die Situation aufs grauenvollste eskaliert.

Meinung:

Jack Ketchum schuf mit „Evil“ einen wirklich verstörenden Roman und eine hervorragende Gesellschaftsstudie gleichermaßen. Die Hauptfigur David erzählt die Geschichte aus seiner Sicht und als Erwachsener, der sich an diese grauenhaften Ereignisse erinnert, die er als Zwölfjähriger erleben musste. Obwohl die Leidtragenden der Handlung Susan und vor allem ihre ältere Schwester Meg sind, legt der Autor vor allem Wert auf das Gefühlsleben des unbeteiligten Beobachters, der als Kind vollkommen ohnmächtig gegenüber dieser gewalttätigen Willkür einer Erwachsenen ist. Immerhin wissen die Erwachsenen doch was Recht und Unrecht ist, gerade eine so „coole“ Frau wie Ruth Chandler.
Ketchum gelingt es nicht nur meisterhaft die Emotionen und Probleme eines heranwachsenden Kindes zu beschreiben sondern erweckt mit seinem lebendigen Erzählstil auch die fünfziger Jahre zu neuem Leben. Die Idylle einer Kleinstadt, wo noch jeder jeden kennt, und niemand die Tür verschließt, weil der Gedanke an Einbrecher völlig absurd ist, wird plastisch und äußerst real dargestellt.
Die ersten hundert bis hundertfünfzig Seiten lesen sich wirklich wie ein Jugendroman aus der damaligen Zeit und der wahre Schrecken beginnt erst langsam mit den übertriebenen Züchtigungen der beiden Mädchen. Die allein sind für den Leser schon quälend. Was Meg aber später in dem Bunker erwartet ist schlicht menschenunwürdig. Als unbeteiligter Beobachter, der man als Leser unweigerlich ist, nimmt man eine ähnliche Position ein wie David, nur dass dieser zunächst noch nichts unternimmt und kurzzeitig sogar Gefallen an den Quälereien findet.
„Ich weiß noch, dass ich dachte: Zum Glück bin ich es nicht. Wenn ich wollte, konnte ich sogar mitmachen.
Und bei diesem Gedanken hatte ich ein Bewusstsein von Macht.“
Erst nach und nach, als David merkt, dass die Folterungen keine simple Bestrafung mehr sind, sondern immer weitere Steigerungen nach sich ziehen, entwickelt sich ein Schuldbewusstsein. Dann ist es allerdings zu spät und man wünscht sich, dass er doch früher reagiert hätte. Wieder hält einem der Autor einen Spiegel vor das Gesicht und zwingt einem die Frage auf: „Was würde ich in einer derartigen Situation tun?“
Man berücksichtige hier natürlich das Alter des Protagonisten. Am Erschreckendsten aber ist, dass es wirklich Menschen wie Ruth Chandler gibt. „Evil“ ist kein einfacher Horror-Roman und gehört beileibe nicht in die Sparte „Unterhaltungsliteratur“. Das Buch verfolgt einen bis in seine Träume und beschäftigt einen auch lange nach der Lektüre.
Jack Ketchum schuf mit diesem Werk einen Meilenstein des psychologischen Horrors, des echten, wirklichen Grauens, dass vielleicht gerade im Nachbarhaus zur Realität wird.
Ein Vorwort von Stephen King leitet das Buch gekonnt ein.

Aufmachung:

Das Cover des Verlags passt perfekt zur Thematik und zeigt das angsterstarrte Gesicht eines gefesselten Mädchens. Die riesigen, blutroten Lettern auf dem unschuldigen Weiß besitzen eine ungeheure Symbolik.

Fazit:

Ein kleines Meisterstück von Jack Ketchum. Auf gerade mal 300 Seiten bringt der Autor nicht nur eine gelungene Gesellschaftsstudie zu Papier sondern zeigt auch auf erschreckend reale Art und Weise wozu Menschen fähig sind. Ein Buch, das Angst macht.

22. Okt. 2007 - Florian Hilleberg

Der Rezensent

Florian Hilleberg
Deutschland

* 03. März 1980
Website: http://www.florian-hilleberg.net/
Total: 2570 Rezensionen
März 2018: 6 Rezensionen

Im Jahre 1980 erblickte ich in Uelzen, einem kleinen malerischen Städtchen inmitten der Lüneburger Heide, das Licht der Welt.
Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf unweit meiner Geburtsstadt. Sehr früh schon interessierten und faszinierten mich die dunklen Mythen, die Dämonen und Untoten – und bald hie...

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