Die Freunde der Drachenreiter
| DIE FREUNDE DER DRACHENREITER
Buch / Jugendfantasy
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Salamanda Drake
Die Freunde der Drachenreiter
Drachenwelt 2
Dragonsdale 2, GB, 2007
Random House, cbj, München, 8/2007
HC, Kinder-/Jugendbuch, Fantasy, 978-3-570-13277-7, 316/1295
Aus dem Englischen von Anne Braun
Titelillustration von Almut Kunert
Innenillustrationen von Petra Kolitsch
www.cbj-verlag.de
Wie groß ist der Unterschied zwischen einem Drachen und einem Pony?
Verschwindend klein, wenn man dem ersten Teil des Buches glauben darf. Denn, ja, Drachen können fliegen, Feuer spucken und sind eigentlich erstaunlich intelligent, doch, davon abgesehen, könnten die anfänglichen Geschehnisse auf Gut Drachenwelt auch in jedem Buch für Pferdenärrinnen geschehen. Die Drachen werden gestriegelt und geputzt, die Ställe ausgemistet, die mächtigen Reittiere tragen niedliche kleine Spitznamen, und das Ziel aller ist es, an Turnieren teilzunehmen und dabei im Wettfliegen, im Hindernisparcour oder in der Schönheitswertung möglichst viele Rosetten zu gewinnen, die sogar die gleichen Farben haben wie in der realen Pferdewelt. Die Drachen sind hier kaum mehr als die verbesserte Version eines Kleinmädchen-Wunschpferdes, da sie die Worte ihrer Reiterinnen verstehen können, ein ganz besonderes Band des Vertrauens mit ihnen knüpfen und sich dadurch als extrem anhänglich erweisen. Kleine logisch-ethische Brüche wie die, dass derartige Wesen trotz eingestandener Sprachverstehung wie ganz normale Tiere gehandelt und verkauft werden, lässt die Autorin im Raum stehen.
Alle Charaktere, die man für ein klassisches Pferdehofszenario braucht, sind auch auf dem Drachengestüt in nahezu karikaturistischer Reinkultur vertreten: die beiden unzertrennlichen Freundinnen Cara und Britta als Hauptfiguren, nebst der arroganten und reichen Gegenspielerin Hortense, der tollpatschige Stallbursche, der dürre Tierarzt, die dicke und gutmütige Köchin, die gefürchtete Reitlehrerin und der weise Hofbesitzer. Trotz der Tatsache, dass die Kinder nicht mit pummeligen Ponys, sondern mit riesenhaften Flugechsen umgehen, stellt sich kaum ein Gefühl von Fantasy ein. Allzu vertraut und normal ist die ganze Szenerie: eine irgendwie nicht näher definierte altertümliche Welt mit moderner Sprache, sehr bekannten Gesellschaftsstrukturen und einem großen Berg Klischees. Auch die schöne Schreibweise und der - von den irgendwie immer etwas gekünstelt und angestrengt wirkenden Dialogen einmal abgesehen - angenehme Stil der Autorin würden das Buch als wenig spannend und durchaus nicht empfehlenswert in Erinnerung bleiben lassen, wenn die Geschichte nicht in der zweiten Hälfte an Schwung, Inhalt und Dramatik gewinnen würde.
Denn ungefähr ab der Mitte des Buches geht es nicht mehr nur um jungmädchenhafte Empfindlichkeiten und schön geputzte Drachen sondern um wirkliche Abenteuer und nachvollziehbare Gefühle bei den Hauptfiguren, um fremdartige Meerwesen, um Unglücke und Intrigen, um Rettungsaktionen in letzter Sekunde und Freundschaften, die so manche Prüfung bestehen müssen, um sich letztlich als wahr und richtig zu erweisen mit einer Portion Pathos, die aber durchaus in das Gesamtbild passt. Dann gelingt es der Autorin, eine spannende und lesenswerte Geschichte zu erzählen und auch die Drachen und ihre besonderen Fertigkeiten so darzustellen, dass sie sich von Ponys unterscheiden und man das besondere Band zwischen den Reitern und ihren Tieren verstehen kann.
Es bleibt der Wunsch, dass es der Autorin etwas früher gelungen wäre, der Geschichte Spannung und Leben zu verleihen, und dass sie sich weniger schablonenhafter Figuren bedient hätte, denn auch ein Kinderbuch kann durchaus neue Gedanken, Charaktere und Szenarien beinhalten, ohne damit seine junge Leserschaft zu überfordern. Durch die Entwicklungen im Verlauf der Geschichte ist Drachenwelt Die Freunde der Drachenreiter als Fortsetzung des ersten Bandes der Reihe Die Schule der Drachenreiter nette Unterhaltung für Mädchen ab 9 Jahren (denn tatsächlich spielen Jungen in der Geschichte so wenig eine Rolle, dass sich männliche Leser kaum angesprochen fühlen dürften) und als solche zu empfehlen - zudem macht es sich durch den schön geprägten Hardcover-Einband auch hübsch im Regal.
04. Nov. 2007 - Britta van den Boom
Der Rezensent
Britta van den Boom

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Britta van den Boom wurde 1970 in Wilhelmshaven geboren und ist als unter dem Pseudonym Sylke Brandt als Autorin besonders im Bereich Kurzromane aus den Genre Fantasy und ScienceFiction tätig.
Sie schreibt an den Science Fiction Serien "Rettungskreuzer Ikarus" (Atlantis-Verlag), "Erde2000" (Mohlberg Verlag) und "Ren Dha...
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