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Im Zeichen der roten Sonne

IM ZEICHEN DER ROTEN SONNE

Buch / Jugendbuch

Federica de Cesco
Im Zeichen der roten Sonne, Zürich/Schweiz, 1979
Sonnenpriesterin Toyo 1 (von 3)
cbt Verlag, München,12 /2007
TB, Jugendbuch, Geschichte, Abenteuer, Drama, Romance, Fantasy, 978-3-570-30398-6, 288/695
Titelillustration von Anne Bernhardi
www.cbj-verlag.de

Toyo, die Tochter der Priesterkönigin Himiko von Yamatai, wird schon als kleines Mädchen darauf vorbereitet, dass sie eines Tages die Nachfolgerin ihrer Mutter sein wird. Es ist kein leichtes Leben, das ihr die Götter prophezeit haben.
Die erste bittersüße Liebe Toyos ist der Tunguse Suki, der sie das Reiten lehrt. Auf der Heimfahrt geht sein Schiff unter, und ein Fischer findet das Armband, das Toyo ihrem Liebsten geschenkt hatte. Als Andenken bleibt ihr nur der Hengst Hi-Uma, aber auch das edle Tier wird ihr schließlich durch den rachsüchtigen Onkel Susanoo genommen.
Toyo verflucht ihn, doch Susanoo kehrt zusammen mit den Sperbermenschen zurück, um seiner Heimat den Untergang zu bringen. Himiko wird von einem vergifteten Pfeil getroffen und liegt im Sterben. Hilfe können nur die Tungusen bringen, die durch einen alten Schwur ihr Schicksal mit dem Yamatais verknüpft haben. Toyo wagt die gefährliche Reise über das Meer, um den jungen und ungestümen Herrscher Iri an dieses Versprechen zu erinnern und ihn um Beistand zu bitten.

Die gebürtige (1938) Italienerin Federica de Cesco, wohnhaft im französischen Teil der Schweiz, zählt schon seit Jahrzehnten zu den renommiertesten Jugendbuch-Autorinnen. Wer einige ihrer Werke kennt, der weiß auch um das Erfolgsrezept:
Im Mittelpunkt der Handlung steht fast immer ein selbstbewusstes, durchaus etwas rebellisches und für sein Alter reifes Mädchen, das langsam zur Frau erblüht. Die Protagonistin muss so manchen schweren Schicksalsschlag verkraften. Sie lernt einen jungen Mann kennen und lieben, doch ist es eine komplizierte Beziehung, die allerlei Kompromisse, wenn nicht gar Opfer erforderlich macht. Die Geschichte der Hauptfigur ist eingebettet in ein exotisches Umfeld und bedient sich nicht selten historischer Begebenheiten, die mit viel dichterischer Freiheit ausgeschmückt werden. Das gefällt besonders romantischen Leserinnen, die sich gern mit einer starken Protagonistin identifizieren und an ihren Abenteuern teilhaben wollen.

Das Konzept geht auch in „Im Zeichen der roten Sonne“, dem ersten Band von Federica de Cescos Japan-Trilogie, auf.
Die junge Toyo wächst in ihre Rolle als Priesterin und Königin hinein. Obwohl sie eine strenge Unterweisung erfuhr und sich vielen gesellschaftlichen Konventionen unterwerfen muss, so genießt sie aufgrund ihres Ranges auch Freiheiten und nutzt sie.
Ihren Mut beweist sie, als das erste Pferd den Boden Yamatais betritt und sie sich das Reiten beibringen lässt. Im Krieg gegen die Sperbermenschen und bei einem Überfall durch Wegelagerer zeigt sie, dass sie geschickt mit dem Bogen umgehen und sich verteidigen kann. Selbst in ausweglos scheinenden Situationen gibt sie sich nicht auf und kämpft mit ihrem kleinen Boot gegen die Strömung an, um die Heilige Insel zu erreichen. Mit einer Protagonistin, die keine (männlichen) Retter braucht, sind die Leserinnen schnell zu gewinnen, denn lange genug waren die aufregenden Abenteuer den Jungen vorbehalten, während die Mädchen überwiegend mit harmlosen Internats- und Pferde-Geschichten abgespeist wurden oder allenfalls dafür gut waren, dass sie ihren tapferen Freunden die Butterbrote für unterwegs bereiteten und dann sorgenvoll auf die Heimkehrer warteten.
Das Publikum ab 14 Jahren wünscht sich allerdings auch etwas Romantik – ganz ohne Jungen geht es darum nicht. Allerdings verwandelt sich Toyo nicht ins Heimchen am Herde, kaum dass sie ihr Herz verschenkt hat; dafür ist sie zu selbstbewusst. Sie entscheidet auch, wem sie sich wann hingibt. Dieser Punkt wird allerdings nur flüchtig erwähnt in Hinblick auf das Alter der Zielgruppe. Die Ehe, die Iri wünscht, um ihre beiden Völker zu vereinen, und der Toyo zustimmt, ist dennoch keine wirkliche Liebesbeziehung. Zwar gefällt ihr der Herrscher der Tungusen, doch fließen politische Erwägungen mit ein, und alles geschieht nach dem Willen der Götter, deren Werkzeuge die Beteiligten sind.
Toyos Hintergrund ist geschickt aufgebaut und legitimiert all ihre Aktionen. Die harte Ausbildung, die Visionen, selbst das Geheimnis um ihre Abstammung und letztlich ihre Position machen sie zu einem herausragenden Charakter. Sie erleidet tragische Verluste, muss immer wieder Opfer bringen und zerbricht doch nicht an ihrem Los.
Federica de Cesco publizierte den vorliegenden Roman bereits 1979, als Asien und insbesondere Japan noch kein Thema für jugendliche Leser war. Durch den Manga-Boom der letzten Jahre stieg das Interesse an Romanen, die in Japan spielen oder von japanischen Autoren verfasst wurden. Mit der Neuauflage dürfte cbt so manchen Leseratten, die nicht allein zum Comic sondern auch zum Buch greifen, eine große Freude machen.
Als Kulisse dient das Land Yamatei unter der Herrschaft Himikos, die als historische Persönlichkeit genauso belegt ist wie der Umstand, dass das Pferd wie so manch anderes über Korea nach Japan gelangte. Diese Fakten mischt die Autorin mit bekannten Mythen wie z. B. die Schöpfung durch Izanmi und Izanagi oder das Verschwinden der Sonnengöttin Amaterasu, nachdem der Kriegsgott Suzanoo sie beleidigt hatte. Vermutlich orientierte sich Federica des Cesca bei der Beschreibung der Kulturen und der Riten an historischen Quellen und heutigen Begebenheiten. Sie greift auch den unter besonderen Bedingungen akzeptierten Inzest (Schöpfungsmythen, reine Blutlinie der Herrscher) auf und stellt so den Bezug zur göttlichen Abstammung der japanischen Kaiser her.
Der Band antwortet auf die wesentlichen Fragen, so dass man nach der letzten Seite zufrieden ist, auch wenn man weiß, dass noch zwei Bücher folgen werden. Eine Vision macht neugierig auf das Kommende: Wie wird es Toyo an der Seite Iris ergehen und wie wird sie es verkraften, wenn ihre Position als Priesterkönigin in der neuen patriarchalischen Gesellschaft an Bedeutung einbüßt?

Der Roman wendet sich an Leserinnen, die sich für Japan und/oder spannend-romantische Lektüren um eine starke Heldin interessieren. Historische Fakten mischen sich mit einem Hauch Fantasy zu einer reizvollen Geschichte, die ihre Höhepunkte weniger in den kriegerischen Auseinandersetzungen hat als in der Interaktion der Charaktere sowie der Beschreibung der Mysterien und der Kulturen, die sich hier begegnen. Die Geschichte ist routiniert und flüssig erzählt. Gelegentliche Rückblenden verlangen ein wenig zusätzliche Aufmerksamkeit.
Auch das reifere Publikum wird gut unterhalten, da die Protagonisten glaubwürdig sind, ihr Denken und Handeln sorgfältig auf den kulturellen Hintergrund abgestimmt ist, bekannte Mythen und legendäre Artefakte auf interessante Weise eingebunden werden.
Man darf durchaus auf die Fortsetzung gespannt sein - und ein Preis von EUR 6.95 für fast 300 Seiten Lesevergnügen gefällt auch den Taschengeldempfängern.

23. Dez. 2007 - Irene Salzmann

Der Rezensent

Irene Salzmann
Deutschland

Total: 1065 Rezensionen
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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...

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