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Lime Law 2
Fireangels Verlag (Hrsg.)
Lime Law 2
Fireangels Verlag, Dachau, 09/2007
PB, A5, europ. Manga, Boys Love, 978-3-939309-04-8, 224/695
Titel-/Innenillustrationen und Mangas von Layann, Kaori, Iruka, Natalia, Zaitseva, Zennah, Tamara Tam Tam Reimer aus Deutschland, Aziell aus Italien, Lorialet aus Australien und Studio Kosaru aus den USA, Kurzgeschichten von Anne Lail Delseit & Rebecca Sithy Eiter
Übersetzung aus dem Englischen von Anne Delseit und Kerstin Bollig
3 ganzseitige Farbillustrationen
www.fireangels.net
www.yaoishop.de
Dem Manga-Leser sind inzwischen Begriffe wie Boys Love oder Shonen-Ai mehr als vertraut. Sie stehen für eine Spielart des Genres, in der die Beziehung zweier junger Männer thematisiert wird. Dabei bleibt es nicht immer ganz platonisch, sondern kommt auch schon einmal zu Handgreiflichkeiten.
Gerade in der deutschen und amerikanischen Szene hat sich für die mehr erotischen und weniger romantischen Darstellungen der Liebe der Begriff Yaoi heraus gebildet. Kenner unterteilen noch den Grad der Darstellung. Während bei Lemon wie im Hardcore-Porno durchaus männliche Geschlechtsteile und der Akt zu sehen sind, ist Lime vergleichbar mit den Soft-Pornos, in dem man zwar weiß, was passiert, aber nicht viel sieht.
So unterscheidet auch der Fireangels-Verlag seine Anthologien. Während Lemon Law sich erst an Leser ab 18 richtet und nicht ohne Altersnachweis verkauft wird, ist Lime Law schon ab 16 freigegeben.
In der zweiten Anthologie zum Thema gibt es diesmal sechs Mangas und zwei illustrierte Kurzgeschichten.
08/15 - eine ganz normale Liebesgeschichte von Layann lässt zwei Jungen entdecken, dass es eigentlich ganz dumm ist, Rivalen um die Liebe eines Mädchens zu sein - wo sie doch eigentlich am liebsten einander mögen. Und so ist die Selbsterkenntnis der erste Schritt zu dem, was sie eigentlich wollen. Die Geschichte ist fröhlich und mit lockerem Strich erzählt
In Kugutsu: Puppet Master von Lorialet begibt sich ein junger Mann in die Abhängigkeit zu dem Mann, zu dem er sich schon sehr lange hingezogen fühlt, ohne zu ahnen, das er damit in eine Falle läuft. So düster und melancholisch wie die Geschichte ist auch der Zeichenstil, der mit so manchem Goth-Manga mithalten kann.
Tribut an einen Dämon von Yamila Abraham und Studio Kosaru ist einer der Anthologien des amerikanischen Verlages Yaoi Press entnommen. Ein junger Priester der Lichtgötter will den von dunklen Mächten gequälten Kolonisten eines Hinterwäldlerplaneten helfen. Die Feinde haben bereits die Frauen und Kinder entführt und verlangen nun weitere Opfer. Er stellt sich mutig dem dämonischen General Caine, bereit den hohen Preis zu zahlen, den dieser von ihm verlangt. Die Geschichte gewinnt vor allem durch ihre Länge und die sich langsam, aber stetig steigernde Spannung.
In Boy Meets Girl von Natalia Zaitseva begegnet ein Junge einem Manga lesenden Mädchen und verliebt sich auf den ersten Blick in sie. Nur dumm, dass es gar kein Mädchen ist. Aber muss das wirklich stören? Zwar kommt die Geschichte sehr schnell zum Punkt, ist aber trotzdem sehr gefühlvoll erzählt.
A Friendly Turn von Tamara R. schildert einmal nicht den Anfang einer Beziehung, sondern geht gleich in medias res. Tetsuya und Masa sind schon lange Freunde - mit allem was dazu gehört, und auch wenn sie sich streiten, so wissen sie doch, dass die Versöhnung am Ende um so schöner wird. Das kann die Küstlerin auch sehr lebendig vermitteln.
Blutige Federn von Rita Amanow und Studio Kosaru entstammt ebenfalls einer Anthologie des amerikanischen Verlages Yaoi Press. Eigentlich müssten Radik und Avelock erbitterte Feinde sein, denn der letzte der Aviani und der einzige Überlebende der Schwertgilde haben beide das Blut ihrer Kameraden an den Händen kleben, aber sie können es nicht, denn ein anderes Gefühl hält sie gefangen - Liebe. Einer von ihnen muss schließlich eine schwerwiegende Entscheidung treffen. Und auch das wird in dieser verwinkelten Geschichte am Ende sehr interessant und stimmungsvoll gelöst.
Alle Geschichten haben ihren Reiz, auch wenn man schon merkt, dass Studio Kosaru und seine Autoren die größere Erfahrung haben. Inhaltlich wissen diese beiden Mangas am meisten zu überzeugen, was aber nicht bedeutet, dass die anderen Beiträge schlecht sind. Gerade die deutschen Künstlerinnen sind mit viel Freude dabei und scheuen sich nicht, auch einmal Grenzen zu überschreiten, selbst wenn diese in Lime Law noch m Bereich des Erlaubten sind.
In der Kurzgeschichte Termine von Anne Lail Delseit, die von Iruka illustriert wurde, wartet der junge Nino auf seinen Freund Alexander, für den er bereits ein leckeres Essen mit romantischer Dekoration vorbereitet hat. doch dieser will und will nicht kommen, was Nino mit der Zeit immer mehr verzweifeln lässt. Denn ist das nicht ein schlechtes Zeichen für ihre Beziehung?
Sternenkind von Rebecca Sithy Either, wurde illustriert von Zennah. Im Luftkrieg über England im Jahr 1940 wird ein deutscher Pilot abgeschossen und gerät dabei in eine Traumwelt, einen Garten, in dem ein hübscher Junge friedlich zu leben scheint. Er versöhnt den Schwerverletzten schließlich mit seinem Schicksal. Diese Geschichte ist der beeindruckendere der beiden Texte und weiß vor allem durch seine gefühlvolle Lebendigkeit zu überzeugen. Auch wenn das Ende schon früh voraus zu ahnen ist, so stört einen das doc nicht, da die Chemie zu den Figuren stimmt.
Der zweite Band von Lime Law beweist wieder einmal, dass sich auch Boys Love aus dem westlichen Kulturkreis nicht vor den fernöstlichen Vorbildern verstecken muss. Die Geschichten sind den Lesern aus Europa und Amerika sogar noch näher, da sie auf westliche Lebensgewohnheiten und Interessen Rücksicht nehmen und auch einmal Themen ansprechen, die in Japan unbekannt oder ein Tabu sind.
Deshalb ist es auch gut, dass es kleine Verlage wie Fireangels gibt, deren Herausgeber sich nicht scheuen, eine Alternative und spannende Abwechslung zu den Großen im Markt zu bieten. Und gerade durch die aktuelle Preissenkung ist Lime Law 2 gar nicht einmal mehr viel teurer als vergleichbare Manga-Anthologien von Carlsen oder EMA.
23. Dez. 2007 - Christel Scheja
Der Rezensent
Christel Scheja
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