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Princess Princess
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Buch / Manga
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Mikiyo Tsuda
Princess Princess +, Japan, 2004
EMA, Köln, 12/2007
TB, Manga, Comedy, Drama, 978-3-7704-6836-2, 192/650
Aus dem Japanischen von Christine Steinle
1 Farbseite
www.manganet.de
www.kozouya.com
Die Zeit als Prinzessin an der Jungen-Schule ist für Mikoto Yukata, Toru Kono und Yujiro Shihodani vorüber. Umso kritischer nehmen sie ihre Nachfolger Tomoe Izumi und Kiriya Matsuoka, die für etwas Glanz in dem so farblosen Unterrichts-Alltag sorgen sollen, unter die Lupe. Obwohl die beiden mädchenhaft hübsch und für die Rolle wie geschaffen sind, gibt es doch ein gewaltiges Problem: Während Tomoe Kiriyas Freundschaft sucht, gibt sich dieser überaus ablehnend. Warum?
Das Trio übernimmt nicht nur die Ausbildung von Tomoe und Kiriya, sondern geht auch dieser Angelegenheit auf den Grund. Schon bald wissen sie Bescheid. Tomoe ist ein Einzelkind und entstammt einer reichen Familie. Praktisch alles kann er haben, und eine Schar Leibwächter hält sich stets in seiner Nähe auf. Kiriya wiederum hat seine Eltern verloren. Der ältere Bruder arbeitet als Host, um ihn und die kleine Schwester durchbringen zu können. Jeden sauer verdienten Yen müssen sie zweimal umdrehen.
Yujiro, Toru und Mikoto haben ähnliche Erfahrungen gemacht und versuchen zu vermitteln, aber immer wieder führen Missverständnisse dazu, dass der Konflikt ständig neu entfacht wird. Dann wird Tomoe vor Kiriyas Haustür von Unbekannten entführt, und weil Kiriya Zeuge der Tat ist, nimmt man auch ihn mit
Während die Serie Princess Princess in fünf Bänden vor allem die Aufgaben und Privilegien der drei Prinzessinnen Mikoto, Yujiro und Toru und die daraus resultierenden humorigen Verwicklungen in den Mittelpunkt stellte, konzentriert sich der Oneshot Princess Princess + auf die zwischenmenschlichen Probleme der beiden Hauptfiguren Kiriya und Tomoe.
Ausgangspunkt für den Konflikt sind die gegensätzlichen Milieus, aus denen die Jungen stammen, und mangelndes Einfühlungsvermögen. Tomoe findet Kiriya auf Anhieb sympathisch und möchte mit ihm befreundet sein. Die Armut des Mitschülers ist kein Thema für Tomoe, und er, der immer allein ist, beneidet Kiriya sogar um das trotz allem glückliche Familienleben der Geschwister. Kiriya wiederum fühlt sich durch Tomoe und dessen großzügige Geschenke umso mehr an seine finanziellen Nöte erinnert und missversteht Tomoes Wunsch nach menschlicher Nähe als die Laune eines gelangweilten, reichen Schnösels, der die Armen beobachten will, vergleichbar den Tieren im Zoo.
Obwohl sich beide immer wieder bemühen, Verständnis füreinander aufzubringen, kann sich keiner wirklich in die Situation des Anderen hinein versetzen. Erst als sie entführt werden und dank Tomoes Geistesgegenwart mit heiler Haut davon kommen, beginnt Kiriya, seinen Mitschüler langsam zu verstehen, und er bereut, dass er diesen immer wieder zurückwies. Er möchte sich aussprechen, aber nun ist es Tomoe, der auf Distanz geht, weil er den Freund kein weiteres Mal in Gefahr bringen will.
Wer möchte, kann in die komplizierte Beziehung der Jungen durchaus Boys Love-Elemente hinein interpretieren, aber mehr als Yaoi-Support bietet Mikiyo Tsuda nicht. Ihre expliziteren Titel publiziert sie unter dem Namen Taishi Zhao, oft in Zusammenarbeit mit ihrer Freundin Eiki Eiki, mit der sie sich eine Homepage teilt. In Princess Princess + stehen Kameradschaft und das Lernen, einander zu verstehen und zu akzeptieren, im Vordergrund. Es gibt ein Wiedersehen mit Charakteren aus Princess Princess, Family Complex und The Day of Revolution.
Wer die anderen Reihen kennt, weiß, was ihn auch diesmal erwartet. Ein gewisses Faible für Boys Love, Rollen- und Geschlechtertausch sollte man schon mitbringen, um Spaß an der Lektüre zu haben. Die Zeichnungen sind ansprechend und offerieren jede Menge Bishonen, und diese nicht selten in Frauenkleidern. Wem das gefällt und wer mehr vor allem in Farbe sehen möchte, der kann nun auch endlich das Artbook zur Serie, das EMA rechtzeitig zu Weihnachten auf den Markt brachte, im Fachhandel finden.
Princess Princess + wendet sich wie auch die anderen Titel von Mikiyo Tsuda an Leserinnen ab 12 Jahren, die vergnügliche Geschichten aus dem Schülermilieu mögen und ihren Spaß an der Loslösung von den üblichen Geschlechterrollen haben. Auch das etwas reifere Publikum kommt dabei voll auf seine Kosten, denn wer will, kann ein wenig Boys Love erahnen und die Message aufnehmen, dass Reichtum nicht immer glücklich macht, aber auch Menschen aus einfachen Verhältnissen im Leben ihre Chancen haben.
14. Jan. 2008 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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