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Ein Dämon muss die Schulbank drücken

EIN DÄMON MUSS DIE SCHULBANK DRÜCKEN

Buch / Fantasy

Robert Asprin: "Ein Dämon muss die Schulbank drücken"
Roman, Softcover, 397 Seiten
Bastei-Verlag 2007

Mit „Ein Dämon muss die Schulbank drücken“ legt Robert Asprin inzwischen mit seinem Co- Autoren Jody Lynn Nye einen weiteren Myth- Roman vor. Insbesondere die letzten drei Romane sowie die Kurzgeschichtensammlung konnten nur schwerlich überzeugen. Die beliebten, bekannten Charaktere gaben sich zwar entsprechende Stell- Dich- eins, aber insbesondere die Handlung ist vernachlässigt und das oft zu bekannte Geschehen zu ausgewalzt präsentiert worden. Mit „Class Dis-Mythed“ legt ein interessanter Schachzug des Autorenteams vor. Sie schlagen einen weiteren Bogen zum Beginn der Serie, in welchem Skeeve in die Lehre seines perversen…. Äh perfekten Lehrmeisters Aahz gegangen ist. Zwar wird die Hoffnung nicht erfüllt, Aahz noch einmal in der Rolle des Ausbilders zu sehen, aber das Thema an sich ist vielschichtig genug, um weitere Bücher zu füllen. Doch Aahz hat zumindest zu Beginn des Romans die Aufgabe, die drei Perfekten Damen an den großen Skeeve weiterzuleiten. Mit dieser Stabübergabe verschenken die beiden Autoren allerdings viele interessante Gesichtspunkte ihres Plots. Skeeve ist nicht unbedingt begeistert, drei Perfekte weiter in der magischen Praxis auszubilden. Während er noch das für und wieder diskutiert, wird seine Schule- wider- Willen sogar noch größer. Er nimmt zwei weitere Kandidaten auf. Diese Art Teambuilding hat schon die ersten Romane des „Myth“- Serie mehr oder minder erfolgreich ausgezeichnet. Der Entscheidungsweg ist allerdings sehr lang. Es wird diskutiert und argumentiert. Stellen insbesondere in den frühen Skeeve- Romanen diese teilweise ins Absurde überzogenen Gespräche die stilistischen Höhepunkte der Abenteuer dar, wirken sie hier teilweise umständlich und langatmig. Und das hat nicht nur mit der Tatsache zu tun, dass sie teilweise von Perfekten gehalten werden. Über weite mehr oder minder erfolgreiche Strecken der „MYTH“ Romane hat sich Robert Asprin darauf konzentriert, den zu Beginn naiven und Lebensunerfahrenen Skeeve als Charakter kontinuierlich und konsequent weiterzuentwickeln. Auch wenn er mehr als einmal nur unbeteiligter Zeuge seiner großen Taten gewesen ist, konnte er für sich selbst aus diesen Erfahrungen Lehren ziehen. Auf seinen Reisen hat er sehr unterschiedliche Freunde um sich gesammelt. Diese Entwicklung gipfelte schließlich in der Gründung der CHAOS GmbH. Während sich die Arbeit auf immer mehr Schultern verteilte, begann Skeeve sich intensiver mit seinem eigenen Leben auseinanderzusetzen und für sich selbst Ziele zu definieren. Auch wenn die Aufträge immer imposanter und schwerer wurden, definierte Asprin mehr und mehr den Unterschied zwischen dem Universum sowie dem ganzen Rest und Skeeve eigenem Leben. Diese Selbstverwirklichung hat schließlich Ausdruck in dem Sabbatjahr gefunden, das sich Skeeve zwecks Studium der Magie selbst auferlegt hat. Mit dem vorliegenden Roman droht die überzeugende Charakterentwicklung abzubrechen. Zu viele für den Plot nicht unbedingt relevante Ereignisse und Figuren stürzen im wahrsten Sinne des Wortes auf den jungen Magier ein. In einigen von Asprin und Nye geschriebenen Büchern hat sich der Plot vor dieser Häufung ungewöhnlicher Ereignisse nicht mehr erholt. Wie sehr Nye – welche wahrscheinlich die Hauptarbeit an den Büchern übernommen hat – sich als Autorin weiterentwickelt hat, unterstreicht die Tatsache, dass die oft labile Plotstruktur im vorliegenden Band nicht unterwandert wird. Das Buch teilt sich schließlich in zwei bemerkenswerte Perspektiven. Zu einem verfolgt der Leser Skeeve oft improvisiertes Bemühen, einer sehr unterschiedlichen Gruppe von nicht immer nur gelehrigen Schülern nach der Learning-by-doing Methode etwas beizubringen. Skeeve geht dabei sehr geschickt vor und bemüht sich, nicht sein umfangreiches Wissen einfach weiterzugeben, sondern die individuellen Stärken und Schwächen der einzelnen Schüler weiterzuentwickeln. Dabei legt er nicht nur auf das Bilden eines Teams wert, sondern vermittelt alte Werte wie Respekt und Achtung. Diese Vorgehensweise wirkt insbesondere in einem komödiantischen Roman auf den ersten Blick befremdlich, gibt aber dem Buch eine positive Tiefe. Die zweite Hälfte des Buches zeichnet diese Fortschritte entsprechend fort. Der Leser verfolgt aus Skeeves Perspektive, wie erfolgreich seine Ausbildung gewesen ist. Ein schmaler Grad, auf dem sich Asprin und Nye bewegen, denn im Grunde endet der originäre Plot nach ungefähr Zweidritteln des Buches auf einer zufrieden stellenden Note. Der Leser muss sich erst einmal umstellen und das beschriebene Turnier wirkt auch nicht unbedingt originell. Skeeve tritt aus der vordersten Front ab – die er aus seiner Sicht niemals inne gehabt hat – und verfolgt mehr oder minder stolz das Verhalten seiner Schüler. Das diese das gerade Erlernte natürlich beispielhaft umsetzen, wirkt teilweise zu pathetisch. Asprin und Nye agieren hier naiv und dieser Abschnitt des Buches wirkt wie für ein extrem jugendliches Publikum geschrieben. Das Stammpublikum sind allerdings Fans, welche die Serie seit mehr als fünfundzwanzig Jahren verfolgen und denen hätte man deutlich mehr anbieten können und müssen. Insbesondere die bissigen Kommentare Aahz werden hier schmerzlich vermisst. Natürlich nähern sich Skeeve und Aahz nicht nur auf der kommerziellen Ebene an. Der idealistische Retter Skeeve ist zumindest vordergründig dem kühl rechnen lassenden Geschäftsmann gewichen, aber während des Wettkampfs hätte man sich über den alten Perversen… äh Perfekten gefreut. Hinzu kommt, dass Nye und Asprin den Roman auf einer enttäuschenden Ebene enden lassen. Nach den ganzen Schwierigkeiten, welche die Schüler sowohl während der Ausbildung als auch während des Wettkampfs teilweise erleiden mussten, verläuft sich der Showdown im wahrsten Sinne des Wortes im Sande.

„Ein Dämon muss die Schulbank drücken“ – der Titel ist natürlich falsch, es ist hilfreich, gut ausgebildet zu werden, aber es ist kein Muss – spricht impliziert einige sehr interessante Themen an. Gleich zu Beginn ihrer Ausbildung fragt Skeeve die einzelnen Rekruten nach ihren Lebenszielen und das Spektrum reicht dabei von Reichtum über Ruhm bis zu Hilfsbereitschaft. Skeeves Kommentare sind anlässlich seiner persönlichen Entwicklung nicht immer pointiert genug oder treffend. Trotzdem versuchen die Autoren insbesondere einem jugendlichen Publikum Werte vorzuführen, welche in der jetzigen industriell und medientechnisch überfrachteten Gegenwart verloren gegangen sind. Zwischen der Theorie und der Praxis vergeht allerdings im vorliegenden Band sehr viel belanglose Zeit. Der Roman liest sich für fast vierhundert Seiten Umfang im bekannten Rahmen sehr flott und die Zeit vergeht auch wie im Fluge, betrachtet man allerdings den Plot rückblickend, wirkt das Buch aufgebläht und teilweise bei einfachen geradlinigen Passagen umständlich. Während insbesondere in den ersten zehn Bänden dieses unorganisierte Chaos – die Plots waren teilweise noch dürftiger als im vorliegenden Band – auf einem sehr hohen Niveau unterhielt, wirkt es hier teilweise mühsam und gedehnt. Auch wird der Leser mit den Nebenfiguren nicht unbedingt warm. Vom Muttersöhnchen – in diesem Fall von der Tante abhängig – bis zu den arroganten Jetsetzicken ist alles vorhanden, aber nichts wirklich originell. Im Vergleich zu den vorangegangenen, teilweise unleserlichen Bänden des Duos Aspein& Nye stellt allerdings „Ein Dämon muss die Schulbank drücken“ einen spürbaren Fortschritt dar. Somit gehört den Roman zu den empfehlenswerten Büchern des zweiten Abschnitts ab Band 11 der Serie, aber es ist noch ein weiter Weg zu den ersten zehn Werken.

31. Jan. 2008 - Thomas Harbach
http://www.sf-radio.net/buchecke/fantasy/isbn3-404...

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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