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Kunst - Ein Entdeckerbuch für Kinder
| KUNST - EIN ENTDECKERBUCH FÜR KINDER
Buch / Sachbuch
Arena
Rosie Dickins
The Usbourne Childrens Book of Arts, GB, 2005
HC mit Schutzumschlag, Kinderbuch, Sachbuch, Kunst, 64/1295
Aus dem Englischen von Cornelia Panzacki
Titelbildgestaltung Mary Cartwright unter Verwendung eines Motivs von Claude Monet
Innenillustrationen von diversen Künstlern
www.arena-verlag.de
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Wie kann man Kindern Wissen über Kunstgeschichte vermitteln, ohne sie all zu sehr zu langweilen? Zwar ist die heutige Gesellschaft sehr auf visuelle Reize ausgerichtet, wirkliche Details und Besonderheiten nehmen die meisten der Jüngeren bei der Flüchtigkeit der Bilder gar nicht mehr richtig wahr, und es interessiert sie in den seltensten Fällen, wie etwas entstand, vor allem wenn es alt ist.
Das Buch von Rosie Dickins versucht, die Neugier wieder zu wecken. In Kunst - Ein Entdeckerbuch für Kinder beantwortet sie zunächst die Frage, was eigentlich Kunst ist und wie ein Mensch zu einem Künstler wird. In wenigen Worten stellt sie klar, dass es keine eindeutige Aussage gibt, denn viele der Bilder, die heute als Meisterwerke bezeichnet werden, waren eigentlich Auftragsarbeiten, die einen Raum zur Freude der Besitzer ausschmücken sollten.
Natürlich brachten die großen Maler auch ihre eigenen Ideen und Gefühle darin unter, entsprachen aber in erster Linie dem Geschmack ihrer Auftraggeber. Erst in den letzten zwei Jahrhunderten dient Kunst auch dem persönlichen Ausdruck von Stimmungen, Emotionen und Sichtweisen.
Bilder entstehen auf die unterschiedlichste Art und Weise. Revolutioniert wurden sie jedoch erst mit der Erfindung der Ölfarben im 15. Jahrhundert, die es ermöglichten, in mehreren Schichten zu malen und damit auch feinste Details einzubringen, die eine lebensechte Darstellung möglich machte. Das nutzten die Meister der Renaissance genüsslich aus.
Das Buch stellt die wichtigsten von ihnen und ihre bekanntesten Werke vor: Die Mona Lisa von Leonardo da Vinci, die Erschaffung Adams aus dem Deckenfresko der sixtinischen Kapelle von Michelangelo und Die Geburt der Venus von Sandro Botticelli. Sie erklärt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bilder, welche Themen man bevorzugte und macht auch auf kleine Fehler aufmerksam, die bewusste Verfälschungen der menschlichen Anatomie sind.
In die Beschreibungen fließen auch immer wieder allgemeine Informationen ein: Welche Wirkung haben bestimmte Farben auf den Betrachter? Was drückt etwa die Verwendung von Blattgold in ihnen aus?
So hält sie es auch mit den nachfolgenden Epochen.
Konnten sich in der Renaissance nur weltliche und geistliche Fürsten solche Bilder leisten und benutzten sie in erster Linie zu Repräsentationszwecken, so sieht das im Barock schon anders aus. Das Bürgertum verlangt nicht mehr nur nach Arbeiten mit christlichen oder allegorischen Themen oder Portraits sondern auch nach ländlichen und häuslichen Szenen, wie sie sie aus ihrem Alltag kennen. Bruegel der Ältere, Rembrandt und Vermeer befriedigen diese Wünsche. Einige Künstler wie Jan van Os konzentrieren sich auch auf Stilleben. Und in der Zeit von Francisco Goya erlangt der Fotorealismus seine höchste Blüte.
Das 19. Jahrhundert bringt eine Trendwende mit sich. Wie in der Literatur so tritt nun auch in der Malerei das Gefühl des Schaffenden in den Vordergrund. Die Maler der Romantik fangen den Zauber von Licht und Schatten in Landschaften ein, die Schwere der Ölfarben wird durch Aquarell- und Acrylfarben abgelöst.
Impressionismus, Expressionismus, selbst die modernen Kunststile bis hin zu der Pop-Art von Andy Warhol werden unter die Lupe genommen und wertungsfrei vorgestellt. Die Kinder sollen sich selbst ein Bild von dem machen, was sie sehen; die Texte helfen nur die Zeit, in der die Bilder entstanden sind, und den Maler zu verstehen.
Das alles geschieht sehr einfühlsam und ohne belehrenden Tonfall. Spannend wird das Buch auch noch durch Quizfragen, die beileibe nicht direkt im Text, aber durch ein bisschen Kombinieren beantwortet werden können.
Zwar ist das Buch in erster Linie an Kinder gerichtet, aber auch ältere Leser können sich damit schnell einen Überblick über die Kunstgeschichte der letzten 500 Jahre verschaffen, wenn sie bisher noch nicht dazu gekommen sind, in diesem Bereich Wissen zu erwerben. Gerade weil sich der Band auf die bekanntesten Werke jeder Epoche beschränkt, kann man so geschickt Wissenslücken ausgleichen und hat einen guten Grundstock, um seine Kenntnisse zu vertiefen.
All das macht Kunst - Ein Entdeckerbuch für Kinder zu einem für viele Altersstufen interessanten Buch, das auf kurzweilige und spannende Art Allgemeinwissen vermittelt und dabei auch genug Raum für eigene Interpretationen lässt, da die Autorin darauf verzichtet zu werten und eine bestimmte Richtung zu bevorzugen.
08. Apr. 2008 - Christel Scheja
Der Rezensent
Christel Scheja
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