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Drive

DRIVE

Buch / Jugendbuch

Thomas Katsura
cbt Verlag, München, 5/2008
TB, Jugendbuch 30362, Krimi, 192/695
Titelfoto von Getty Images
Foto von Cornelia Daik-Kastura
www.cbj-verlag.de
www.thomaskastura.de

Die Crash-Kids sind unter 18, knacken Luxus-Karossen und fahren gewagte Rennen auf abgelegenen Straßen. Danach werden die Fahrzeuge stehen gelassen, und mit etwas Glück bekommen ihre Besitzer sie ohne Blechschäden zurück. Die Jugendlichen lieben diesen Kick, und die Reichen sind selber schuld, wenn sie mit solchen Autos angeben.
Dann jedoch geht ein Rennen schief. Als Dominik Meik zu überholen versucht, kommt ihnen ein Wagen mit Berliner Kennzeichen entgegen und landet im Graben. Die Jungen wollen weiter fahren, doch Nina steigt aus Dominiks Auto, fassungslos, dass keiner nachsehen will, ob den Insassen etwas passiert ist. Die anderen lassen Nina zurück, Dominik siegt, und sein Gewinn ist Mareike.
Am nächsten Tag erfahren die Crash-Kids, dass der Besitzer von Meiks Wagen tot aufgefunden und Schüsse gehört wurden. Zunächst machen sich die Jugendlichen keine weiteren Gedanken über die Angelegenheit. Sie haben mit dem Mord nichts zu tun und müssen sich nur eine Weile ruhig verhalten, bis die Polizei den Täter gefasst hat. Ob Nina schweigen wird?
An der Stelle, wo sich der Unfall ereignete, findet Dominik das Handy seiner Ex-Freundin und einen dunklen Fleck, bei dem es sich um Öl oder Blut handeln könnte. Das demolierte Auto aus Berlin jedoch ist fort – und Nina auch. Langsam wird Dominik klar, dass ihnen allen die Sache über den Kopf gewachsen und Ninas Leben in Gefahr ist.

Der Erlebnishunger der Jugendlichen und die Sucht nach dem Thrill kennen bald keine Grenzen mehr. Straftaten werden bagatellisiert, an die Folgen denkt keiner. Wer zur Gruppe gehören will, unterliegt ihren Zwängen. Jeder versucht, sich zu beweisen, und um nicht als Loser abgestempelt zu werden, fallen auch die letzten Skrupel. Unwissenheit, Geltungsbedürfnis und Geldprobleme machen viele Teenager zu leichten Opfern von Dritten.
Die Crash-Kids sind keine Ausnahme, und selbst als der Spaß zu bitterem Ernst wird, wollen sie sich den Folgen ihrer Taten nicht stellen. Während sich die einen an die Illusion klammern, dass alles gut gehen und niemand herausfinden wird, wer die Autoknacker sind, beginnt Dominik verzweifelt, nach Nina zu suchen, da er fürchtet, dass ihr etwas zugestoßen ist. Der Mord zieht jedoch weitere Kreise, als er ahnt, und so wird es bald auch für ihn gefährlich.
Der Autor gibt Dominik, der neben Nina die Hauptfigur ist, einen nachvollziehbaren Grund, warum auch er das Bedürfnis hat, sich zu beweisen: Bei einem Unfall verlor er ein Bein. Zunächst als Krüppel verspottet, stieg er schnell zum coolen Anführer der Crash-Kids auf. Durch dieses unverarbeitete Unglück hebt er sich von den anderen ab, die nur aus Langeweile und wegen des Herdentriebs mitmachen. Auch Nina zieht eine deutliche Grenze, denn sie gilt als unbeliebte Außenseiterin und trennt sich frühzeitig von der Clique. Dadurch sammeln beide Sympathiepunkte bei jungen Lesern, die vielleicht selber Probleme mit Gruppenzwängen haben, weil sie vergleichbare Aktionen nicht für gut heißen.
Bevor Dominik und Nina begreifen, worauf sie sich eingelassen haben, begehen sie jedoch noch mehr Fehler, die die Situation eskalieren lassen. Um nicht als Verräter an den Crash-Kids zu gelten, verschweigt Dominik der Polizei, was er weiß und recherchiert auf eigene Faust. Dadurch lockt er Personen auf Ninas Fährte, die ein großes Interesse daran haben, dass alle schweigen, die ihnen gefährlich werden könnten. Auch Nina, die eigentlich nur helfen will, bringt sich in ungeahnte Schwierigkeiten.
Zwar spielen die Erwachsenen keine große Rolle in der Geschichte, aber einige von ihnen sind Täter, andere Mahner, wieder welche Retter, denn Gesetzesübertretungen sind nun mal kein Spaß, und Mord ist kein Kinderspiel.
Parallel zu der Krimi-Handlung und dem langsamen Reifen der Hauptfiguren zu verantwortungsbewussten Personen entwickelt sich auch die Beziehung von Nina und Dominik weiter. Erst trennen sie sich im Streit, dann erliegen sie den Reizen anderer und müssen erkennen, dass auch Liebe kein Spiel ist, und man nicht einen besonderen Menschen durch jemand anderen einfach ersetzen kann.

Das alles wird schnörkellos und geradlinig erzählt. Der Autor vermeidet es, die Straftaten und auch den Sex, der als Mittel zum Zweck dient, zu verurteilen, da er die Ereignisse aus der Sicht der Jugendlichen wiedergibt, die - wie auch der Leser – sehr wohl wissen, was richtig und was falsch ist und letztlich die Konsequenzen auf sich nehmen müssen.
„Drive“ ist ein spannendes, zeitgemäßes Jugenddrama mit Krimi-Elementen. Hier werden Themen aufgegriffen, die Teenager interessieren (Gruppenzwang, Mutproben, schnelle Autos, Sex), und ohne mit mahnend erhobenem Zeigefinger wird auf die möglichen Folgen hingewiesen, wenn man sich wider besseren Wissens zu Aktionen hinreißen lässt, von denen die Vernunft abrät. Leser ab 13 Jahren können sich mit Nina oder Dominik identifizieren und ihr Umfeld in den Archetypen wieder finden. Die Geschichte regt zum Nachdenken an, die Aussage ist unterhaltsam verpackt - und man kann den Roman durchaus auch als moderne Schullektüre empfehlen.

17. Apr. 2008 - Irene Salzmann

Der Rezensent

Irene Salzmann
Deutschland

Total: 1065 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...

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