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Die Löwen von Bagdad
| DIE LÖWEN VON BAGDAD
Buch / Graphic Novel
Brian K. Vaughan
Die Löwen von Bagdad
Pride of Bagdad, USA, 2006
Panini-Verlag, Stuttgart, 10/2007
Vollfarbige Graphic Novel mit Klappbroschur im Comicformat, Thriller, Fantasy, 978-3-86607-485-9, 144/1695
Aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege
Titelbild und Zeichnungen von Niko Henrichon
www.paninicomics.de
www.bkv.tv
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www.nikohenrichon.com
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Nicht immer erzählen Comics fiktive Geschichte über erdachte Leute, die besondere Kräfte besitzen, in der Zukunft leben oder sich durch eine archaische Welt kämpfen. Manchmal sind die Geschichten auch aus dem Leben gegriffen und beschäftigen sich mit dem Was wäre wenn.
Als im Frühjahr 2003 Bagdad von den Amerikanern beschossen wird, gerät auch der Zoo in Mitleidenschaft. Mauern und Tore gehen zu Bruch, ein großer Teil der Tiere entkommt, unter anderem auch ein Löwenrudel. Die ausgehungerten Tiere müssen später von Soldaten erschossen werden. Was den Medien nur eine kurze Meldung wert war, inspirierte Brian K. Vaughan und Niko Henrichon zu einer 144-seitigen Geschichte.
Noch ahnen die Protagonisten nichts von dem, was sie erwartet. Die älteren haben sich mit dem Leben in Gefangenschaft abgefunden und nehmen die Warnungen der Krähen, dass der Himmel einstürze, noch nicht ganz ernst. Vor allem nicht Zill, der Anführer des Rudels. Für den kleinen Ali ist es hingegen eher ein großes Abenteuer, und er will mehr erleben, auch wenn ihn seine Mutter dafür tadelt.
Und das wird es auch, als die Wärter plötzlich nicht mehr kommen, und die Mauern bersten. Die Löwen wissen zunächst nicht, was sie tun sollen, entscheiden sich dann aber wie die anderen Tiere zur Flucht, um nicht zu verhungern. Vielleicht finden sie ja in dem ihnen unbekannten steinernen Dschungel Nahrung und Zuflucht - und einen Weg in die wirkliche Freiheit und Sicherheit.
Doch auch das erweist sich als Problem. Denn immer wieder werden sie in ein moralisches Dilemma gestürzt. Dürfen sie jetzt, wo sie frei sind, die anderen Tiere des Zoos, wie die Antilope, mit der sie sich ab und zu unterhalten haben, töten? Können sie auch das Aas fressen, das herumliegt, oder ist es gar vergiftet?
Die Unentschlossenheit lässt ihren Hunger wachsen. Schließlich stehen sie sogar vor der Frage, ob sie sich an Menschenfleisch versuchen sollen. Bevor sie darauf eine Antwort finden können, geht ein Kugelhagel auf sie nieder, der ihre Leiber zerfetzt und sie schmerzvoll aber schnell tötet.
An sich ist die Geschichte sehr geradlinig und vorhersehbar, interessant ist aber die Umsetzung, den Angriff auf Bagdad aus der Sicht der Tiere zu schildern, die nach ihrer ungewollten Befreiung durch eine Welt irren, die nicht die ihre ist und in der auch die Gesetze des Dschungels nicht so recht funktionieren wollen - weil sie sich durch das Leben im Zoo verändert haben. Immer wieder kommt das moralische Dilemma der Löwen zum Tragen, die nicht mehr ihren Instinkten folgen, sondern Loyalitäten und Tabus entwickelt haben, die es in ihrer ursprünglichen Heimat nicht gibt. Freiheit finden sie letztendlich wirklich nur im Tod.
Passend dazu sind die Zeichnungen in gedeckten aber sehr warmen Erdfarben gehalten, und Niko Henrichon achtet sehr darauf, die Körpersprache der Löwen sauber wieder zu geben. Trotz ihrer leichten Vermenschlichung bleiben sie doch zum größten Teil, was sie sind.
Die Erzählung ist insgesamt eher ruhig, melancholisch und regt zum Nachdenken an.
Daher wendet sich Die Löwen von Bagdad vor allem an die Leser, die ungewöhnliche Themen und Sujets mögen und nicht unbedingt immer nur nach oberflächlicher Action verlangen. Denn das bekommen sie in diesem Comic mehr als geboten.
03. Mai. 2008 - Christel Scheja
Der Rezensent
Christel Scheja
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