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382 Tage im Exil

382 TAGE IM EXIL

Buch / Belletristik

Viken Tavitian
382 Tage im Exil
382 Days in Exile, USA, 2007
Projekte-Verlag, Halle, 12/2007
TB, Belletristik, Autobiographie, Tatsachenbericht, 978-3-86634-437-2, 180/1250
Aus dem Englischen von Wilko Müller jr.
Titelgestaltung von N. N.
www.projekte-verlag.de

Man hat ja schon viel über die Willkür der Bürokratie und die langen Wege, die manche Anträge nehmen müssen, gehört. Immer wieder berichtet die Presse darüber - selten genug kommen die Betroffenen aber zu Wort und können mehr als ein Statement zu ihrer Situation abgeben.
Anders Viken Tavitian. Er hat die „382 Tage im Exil”, so wie er sie in den Jahren 1988 und 1989 erlebt hat, aufgeschrieben und damit festgehalten, wie er mit der Situation umgegangen ist.

Es sollte nur ein kurzer Urlaub des früher auf Zypern lebenden Libanesen armenischer Abstammung werden, ein lange überfälliger Besuch bei seiner Familie, nachdem er schon einige Jahre - dank eines Stipendiums - Physik in den USA studieren konnte, doch als er sein Visum verlängern will, gerät er in die Fallen der amerikanischen Bürokratie.
Plötzlich ist niemand mehr für ihn zuständig, obwohl er bereits die ‚Green Card’ beantragt hat, und man schickt ihm, als er privat mit einem Botschaftsmitarbeiter sprechen will, sogar die Polizei auf den Hals. Erst später erfährt er warum - durch einen Anschlag in Beirut ist man vorsichtig geworden.
Da auch weitere Bitten nichts fruchten, beschließt er, das Beste aus seiner Situation zu machen, seinen Vater im Libanon zu besuchen und andere Verwandte wieder zu sehen - und vielleicht sogar eine Braut zu finden.
Zunächst scheint alles gut zu gehen, denn man nimmt ihn freundlich auf, und er schwelgt in Erinnerungen an seine Kindheit, die er irgendwie zu verklären beginnt. Er sieht auch die kulturelle Kluft, die sich durch sein Leben in den USA ergeben hat, als nicht so schlimm an und findet in Marie-Jean eine moderne junge Frau aus seinem Heimatland, in die er sich sogar ein wenig verliebt.
Doch damit fangen die Schwierigkeiten für ihn erst richtig an, denn zum einen ist die Brautwerbung im Libanon mehr eine Sache der Familien, und zum anderen bahnt sich auch Ärger an, mit dem er ganz und gar nicht gerechnet hat.

„382 Tage im Exil” ist kein Roman im eigentlichen Sinne, der eine fortlaufende Handlung zu einem bestimmten Höhepunkt führt, sondern eher eine chronologische Schilderung der Ereignisse in Tagebuchform, in der nicht nur die Probleme thematisiert werden, sondern auch ganz alltägliche Schilderungen zu finden sind - Viken Tavitian erzählt mit den Augen eines Mannes, der sich schon ein wenig entfremdet hat, wie er seine Heimat, die Traditionen und Werte wieder entdeckt.
Auch wenn er es gelassen nimmt, so schwingt doch ein wenig Traurigkeit mit, wenn er feststellen muss, dass ihm einiges inzwischen fremd geworden ist und seine Heimat doch anderenorts liegt. Trotzdem versucht er, seiner Familie verbunden zu bleiben, deren Netzwerk er jetzt nicht mehr missen möchte. Am Ende ruft aber doch die Zukunft, und er findet, wenn auch mit Umständen, wieder einen Weg zurück in die Staaten, um ein paar Lebenserfahrungen reicher.
Das Buch hat zwar sehr interessante Stellen, ist aber nicht auf der ganzen Linie fesselnd. Manchmal ergeht sich der Autor in Kleinigkeiten und verliert anderes dafür aus den Augen, so dass man genau lesen muss, um den roten Faden wieder zu finden. Durch seinen munteren Plauderton fühlt man sich in die Handlung eingebunden und lernt so etwas mehr von der fremden Kultur kennen, die einem sonst ziemlich verschlossen bleibt, auch wenn Viken und seine Verwandten Christen und keine Muslime sind.

Letztendlich wird nur der seinen Spaß an der Geschichte haben, der sich vor allem für Lebens- und Tatsachenberichte interessiert und nicht unbedingt eine Thrillerhandlung oder ein bewegendes Drama erwartet. Denn dazu ist „382 Tage im Exil” einfach zu unspektakulär und harmlos.

03. Mai. 2008 - Christel Scheja

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Christel Scheja

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