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Professor Zamorra 25 Desaster
Es ist sicherlich müßig zu spekulieren, was der erst kürzlich verstorbene W.G. Giesa zu dem Jubiläumszyklus im Zaubermond- Verlag geschrieben oder gesagt hätte. Im Verlaufe des 25. Hardcovers gehen die drei Autoren Volker Krämer, Christian Montillon und Christian Schwarz auf den ersten Band Zeit der Teufelaus Roger Lamonts Feder ein. Giesa hatte sich ja vom Zaubermond- Verlag losgesagt und sich geweigert, weiterhin für ihn zu schreiben. Wahrscheinlich hätte er sich im Stillen über den Mut der jungen Wilden amüsiert. Im vorliegenden Band haben sie immerhin einhundert Seiten mehr, um ihr Werk zu vollbringen. Wie kaum ein anderer Serienautor hat Giesa Professor Zamorra zu seinem Universum gemacht und nach einem unbeständigen Beginn knapp nach der hundertsten Ausgabe übernommen und streckenweise alleine geschrieben. Zurück bleibt ein mannigfaltiger Mystery-Fantasy-Horrorkosmos mit seltenen Ausflügen in die Science Fiction, der im hier vorliegenden Band und den drei weiteren Teilen des Desaster- Zyklus zu erst gewürdigt und dann mit dämonischen Vergnügen demontiert wird. Auf Anregung von Dennis Ehrhardt haben sich die drei Stammautoren einiges einfallen lassen und den Jubiläumsband gemeinsam geschrieben. Den Lesern wird sicherlich bei einer Reihe von Szenen bis zum fast nihilistischen Ende der Atem stocken. Aber wie so oft, wenn an den Grundfesten eines Kosmos gerüttelt wird, stellt sich die Frage, was kommt danach. Das Zerstören ist sicherlich leichter als entweder der Wiederaufbau - der schwierige Weg - oder der literarische Trick, alles als Traum, Illusion, dämonische Verführung oder Parallelwelt darzustellen. Es bleibt zu hoffen, das Krämer, Schwarz und Montillon am Ende des vierten Bandes den schwierigen Weg gehen. Auch wenn nach den Verlusten und Zerstörungen im vorliegenden Band auch in der Heftromanserie kein Stein auf dem anderen bleiben dürfte. Aber der Zaubermond- Verlag hat sich mit seiner gediegenen Hardcoverreihe schon mehrmals als Experimentierfeld unabhängig von der laufenden Heftromanserie erwiesen. Hier sei nur auf den Director´s Cut hingewiesen, welcher Plotelemente des allerersten Professor Zamorra aus der Feder S.U. Wiemers mit einer neuen Handlung umgeben hat. Im ersten Buch Nur der Beginn gibt Volker Krämer, der stilistisch schwächste Autor der drei hier versammelten Zamorra- Schreiberlinge, gleich einen Eindruck von der rasanten Handlung, welche die Leser erwartet. Brik Simon ist immer wieder als Hefter von Zamorra im Verlaufe der Serie aufgetreten. Seine Erfahrungen möchte er in einen Horrorroman einbringen, er will weg von den eher langweiligen sekundärliterarischen Büchern über das Paranormale. Während er an seinem Laptop in dem vom ihn gemieteten Haus arbeitet, wird er von den Nachbarn gerufen. Kaum tritt er vor die Tür, wird sein Haus im wahrsten Sinne des Wortes in seine Einzelteile zerlegt. Während dieser Zerstörungsorgie kann Simon einen Riss in seiner Realität oder Dimension erkennen. Umgehend ruft er Professor Zamorra zur Hilfe. Dalies Lartes begleitet ihn. Fast zu Beginn des Buches wie eine eher gewöhnliche Untersuchung eines übernatürlichen Phänomens aussieht, wird schnell für Zamorra zu einer persönlichen Tragödie, die ihn vollkommen aus dem Gleichgewicht bringt. Insbesondere im ersten Band erlebt der Professor eine Reihe von Niederlagen, welche ihn in den beiden weiteren Teilen - zumindest am Ende dieses Bandes - wahrscheinlich um den Verstand gebracht haben. Wer mit diesem Roman in das Professor Zamorra Universum einsteigen möchte, wird wahrscheinlich von der Zahl der handelnden Personen erschlagen. Neben Nicole, Zamorra, Simon und Laertes tauchen unter anderem Asmodis und Merlin in natürlich kritischen Rollen auf, Artimus von Zant oder Robert Tendyke sowie in einer kleineren und deutlich weniger humoristisch angelegten Rolle Fooly, der Hausdrache. Im vorliegenden Band sterben einige der markanten Persönlichkeiten. Wie aber insbesondere im Professor Zamorra Universum bekannt, ist der Tod nicht immer das Ende, sondern kann auch für einen neuen Anfang stehen. So überraschend und brutal beschrieben einige der Figuren auch sterben, dem Leser fehlt das Glaube, das sie am Ende des vierten Bandes auch weiterhin tot sind. Sollte das wirklich der Fall sein, kann man nur den Hut vor dem Mut der Autoren ziehen, Professor Zamorra wirklich zu neuen Ufern aufbrechen zu lassen. Die Handlung des vorliegenden Bandes ist stellenweise fast zu rasant, die Autoren versuchen von der Quelle des Lebens bis zur Hölle der Unsterblichen möglichst viele Schauplätze zu integrieren oder nach dem Besuch zu demolieren. Das hat insbesondere im dritten Band aus der Feder des routinierten Christian Montillon fast eine Overkillwirkung. Der Leser kann allerdings sehr gut das Vergnügen aus den Zeilen herauslesen, mit welchem die Autoren insbesondere mit heiligen Reliquien umgehen. Chaos und Anarchie sind Trumpf. Comicfreude werden diese Chaostheorien insbesondere aus den beiden populären Reihen Superman (siehe Supermans Tod) oder BAtman (als Bruce Wayne das Rückgrat gebrochen wird) kennen. Das überdimensionale Helden nicht nur an der Last der Verantwortung, sondern an den persönlichen Verlusten zerbrechen können, ist in den frühen neunziger Jahren das bestimmende Element bei der Wiederbelebung der Marvelreihen unter dem neuen, packenden Titel MArvel Knights gewesen. Stellenweise liest sich - das ist positiv gemeint - der vorliegende Professor Zamorra Roman wie ein niedergeschriebener Comic, in welchem die Grenzen der Charakters überschritten werden. Dabei gelingt es insbesondere Christian Montillon und Christian Schwarz, Zamorra als verzweifelten Menschen zu beschreiben, der letzt endlich über seinen persönlichen Verlust seinen Kampf gegen das Böse vergisst und vor Selbstmitleid zerfließt. Der Grad zwischen überzeugender Darstellung und Lächerlichkeit ist in solchen Fällen ein ganz schmaler und es ist erstaunlich, wie gut und sensibel beide Autoren mit dieser schwierigen Materie umgehen. Diese Passagen gehören zum Besten, was die Zaubermond Hardcover Reihe in ihrem immerhin achtjährigen Bestehen hervorgebracht hat. Der Band endet im Grunde mit einem innerlich leeren und zerstörten Zamorra, dem alles genommen worden ist, was ihm bislang etwas bedeutet hat. Die große Herausforderung wird sein, Zamorra aus diesem Zustand entweder wieder ans Licht zu führen oder eine neue Figur in den Kosmos einzubauen. Beides keine leichten Aufgaben. Auf diesem Fundament steht und fällt allerdings auch der erste Band, der sehr dunkel konzipiert worden ist. Die Faszination bezieht de vorliegende Episodenroman vor allem aus den sehr unterschiedlichen Niederlagen, welche Zamorra bezieht. Dabei ist vielleicht die letzte durch Merlin die am kompaktesten und eindrucksvollsten geschriebene Szene. Für Professor Zamorras Fans ist natürlich Desaster ein reines Lesevergnügen voller Anspielungen und Charakteren, die aus der Heftromanserie genauso bekannt sind wie aus den Hardcovern. Dem Leser bleibt aber nicht der Raum und die Zeit, sich mit den einzelnen Figuren auseinanderzusetzen- schon eilt die Handlung zum nächsten Ereignis. Wenn bei der gegenwärtig laufenden Perry Rhodan Reihe von Action gesprochen wird, ist diese Floskel fundamental richtig, aber nur Actionszenen und einen sich schnell von einem Spannungsbogen zum nächsten bewegende Handlung reicht für dieses Attribut nicht aus. Im Vergleich zu der neuen Perry Rhodan Romanreihe, die ebenfalls von Christian Montillon konzipiert worden ist, kommen im vorliegenden ersten Band der Tetralogie die Charaktere nicht kurz. Auch wenn es vielleicht nur wenige Sätze sind, versuchen die Autoren neben dem natürlich direkt oder indirekt im Mittelpunkt stehenden Zamorra den anderen Figuren eine subtile Tiefe zu geben. Über weite Strecken funktioniert dieses Vorhaben ausgezeichnet. Insbesondere die augenscheinlichen Antagonisten - ob sie es schließlich wirklich sind, oder hinter ihnen eine ganz andere Macht steht, ist eine der Fragen, die in den Folgebänden der Beantwortung harren - sind pointiert gezeichnet, aber nicht überzeichnet. Insgesamt weckt Desaster Appetit auf mehr, aber wie schon eingangs geschrieben, nach einem die Fundamente derartig erschütternden Roman müssen die Autoren in den Folgebänden ebenfalls nachlegen. Und hier stellt sich für den Leser die bange Frage, ob sie mit dieser Konsequenz wirklich fortschreiten oder wie zum Beispiel Michael Marcus Thuner am Ende seines Ara- Toxin Zyklus für Perry Rhodan eine enttäuschende Auflösung aus dem Hut zaubern. Bis dahin ist der vorliegende Band des Dreigestirns ein uneingeschränkt empfehlenswertes Lesevergnügen. 14. Mai. 2008 - Thomas Harbachhttp://www.sf-radio.net/buchecke/mystery/buch822.h... Der RezensentThomas Harbach![]() Total: 732 Rezensionen |
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