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StirnhirnhinterZimmer

STIRNHIRNHINTERZIMMER

Boris Koch, Christian von Aster, Markolf Hoffmann
Roman / Erzählungen

Medusenblut

Taschenbuch, 127 Seiten
ISBN: 978-393590113-0

Aug. 2007, 1. Auflage, 10.00 EUR
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Einmal die Woche treffen sich drei wortgewaltige Akteure in Berlin zu einer Lesung im“StirnhirnhinterZimmer“. Die Rede ist von den Multitalenten Boris Koch und Christian von Aster, nebst ihrem Mitstreiter und Erfolgsautor Markolf Hoffmann, die eigens für diese monatlichen Leseevents Kurzgeschichten verfassen.
Eine erste Auswahl dieser finden sich in dem vorliegenden Band – und ich schicke vorweg: „StirnhirnhinterZimmer“ weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu überzeugen!

Den Opener bestreitet Christian von Aster mit „Das Sirnhirnhinterzimmer“, in dem er mit dem ihm eigenen satirischen Humor den Begriff Stirnhirnhinterzimmer anhand der Geschichte dreier Männer erläutert. Besonders amüsant da der Teil über einen toten chinesischen Dichter, der nasal pro Tag mindestens ein bedeutendes Gedicht produziert, sozusagen posthume Poesie in seinem „Stirnhirnhinterzimmer“ erzeugt.
Hung Do, der „Dichter, der sich nicht darum schert, dass er eigentlich tot ist“ - das ist sprachlich „von Aster in Höchstform“ und auch seine geniale Ideenschmiede scheint wieder einmal Funken zu sprühen, so dass man schon nach den ersten Seiten an der „Nadel“ dieses Buches hängt, dessen Texte Suchtcharakter erzeugen.
Denn eines sei vorweg verraten: Es bleibt für den Leser zu hoffen, dass er sich mindestens einmal im Jahr an einem solchen Titel erfreuen kann, denn das sind Texte, die leben, die sind spritzig, witizg, frech und abgedreht und das auf einem gleichbleibend hohen Level. Somit heben sich die Texte wohltuend zwischen dem Gros der Einheitsliteratur ab, dass man jedem der Autoren kräftig die Hand schütteln und ihnen entgegenschmettern möchte: Weiter so!

In „Berlin in Angst und Schrecken“ von Markol Hoffmann geht es aberwitzig und abgedreht zu. Kommissar Broiler hat es mit einem absonderbaren Fall zu tun. Erst werden die Gräber Prominenter geschändet, dann verschwinden sogar ihre Leichen: Harald Juhnke, Heinrich Zille, die Gebrüder Grimm, Marlene Dietrich – um nur einige zu nennen.
Und diese proben den Aufstand und wollen sich Berlin untertan machen. Dabei gehen sie nicht grade zimperlich mit den „Lebenden“ um, so „verschnabulieren“ sie z.B. in den UFA-Studios die gesamte Darstellerriege der Serie „GZSZ“ – köstlich!

Boris Koch, der Dritte im Bunde, schafft mit „Das Märchen vom ersten Spielplatz“ eine düster-phantastische Atmosphäre. Sarah wächst in einer Welt auf, die durch ihren schreienden von Existenzängsten geplagten Vater und ihrer immer häufiger weinenden Mutter bestimmt ist. So zieht sich das Mädchen zum Spielen in den Wald zurück – und erkrankt an Einhornherpes ...
Die melancholischste Story dieses Kurzgeschichtenbandes, die darüber hinaus nachdenklich stimmt!

Wundervoll satirisch kommt die nächste Story von Christian von Aster daher. „Vier Füße für ein Halleluja“ spielt 1786 im Bistum zu Trier und zeigt auf schwarz-humorige Weise wie trügerisch „bedeutsame Reliquien“ sein können.

Weiter geht es mit einer spritzigen, abgehobenen Geschichte aus Markolf Hoffmanns Feder. „Lucy“ spielt am 19.August 1966 und ist eine Geschichte rund um die Beatles und wie es zu ihrem Song Lucy in the Sky with Diamonds kam.
Man sieht sie während des Lesens förmlich vor sich, die sich mehr und mehr gegenseitig nervend Pilzköpfe, die von der „morlischen Instanz“ entführt werden. Als es böse um sie und ihr Leben aussieht, hat John Lennon einen genialen „Songflash“.

In „Die Herrschaft der Pinguine“ fabuliert Boris Koch ebenso skuril-phantastisch weiter. Hüten Sie sich also, wenn eines Tages ein Pinguin mit rotem Cape auf ihrem Schreibtisch landet und die Weltherrschaft beansprucht.

Plottechnisch wieder mal ein phantastisches Sahnestückchen serviert das nächste Textgefüge von Christian von Aster. „Die Geschichte aus Rhododendron“, die wie ein Märchen anmutet, denn gar Wundersames kann passieren, wenn Sie einem Schneck in einen Rhododendron folgen.

Im „Trollfrühstück“ von Boris Koch holt im Dorf Wolkenfall angeblich in mancher Sommernacht ungezogene Kinder um sie zum Frühstück zu verspeisen. Doch wie immer, ist alles ganz anders.

Die für mich beste Geschichte – wenn man überhaupt davon sprechen kann – ist „Bittermandel...“ von Markolf Hoffmann, in der es um einen verliebten Pfefferkuchenmann geht, der sich nicht in sein Schicksal fügen will, verspeist zu werden und von der Liebe zu einer Magd gestäuscht wird.
Eine stilistisch wunderschön geschriebene Kurzgeschichte. Man spürt förmlich „wie dem Pfefferkuchenmann das Dattelherz zerreißt“, sieht wie er seine „Rosinenaugen rollt“.

In Christian von Asters „Knecht Ruprecht packt aus“, geht es um den Weihnachtsmann, dem das Trollvolk ein gehöriger Dorn im Auge ist – und kann es verstehen.

Invasion“ von Markof Hoffmann ist wieder eine der obskureren Stories, in der es um einen besonderen Zirkus und Nashörnern aus Liliput geht. Schräg!

In Boris Kochs „Der Keller“ fragt sich ein Zehnjähriger ob sich dort tatsächlich die Tür in das Totenreich befindet.

Christian von Aster erzählt in seiner makabren „Plumpaquatsch“ Story von einem abgehalfterten Clown, der die Erfahrung macht, dass es manchmal doch „gesünder“ ist, der billige Abklatsch eines Anderen zu sein.

Eindrucksvoll auch wie sich in „Advent“ (Markolf Hoffmann) ein kleiner Junge an seinem Vater rächt.

Mein zweiter Favorit in diesem Sammelband ist „Über den Rauswurf aus Eden“ von Boris Koch. Gott erzählt einem Wirt warum er Adam und Eva wirklich aus dem Paradies geworfen hat. Köstlich!!! z.B. wie Gott die „Zigarette danach“ erschaffen hat. Das muss man gelesen haben!

Aber auch die letzten beiden Geschichten überzeugen: „Der große Usambara-Schwindel“ von Christian von Aster, in der es um eine gutmütige Großmutter und ihren Enkel geht und „Ideensuche“ von Boris Koch, über einen ideenlosen Schreiberling und seine Muse.

Und schon ist man am Ende des lebendigen Kurzgeschichtenbandes angelangt und verlässt das „StirnhirnhinterZimmer“ mit großem Bedauern und der Hoffnung, dass es bald mehr von diesem lebendigen Trio zu lesen gibt.
Denn die Drei wissen zu schreiben, das sind keine blutleeren seelenlosen Texte, das swingt, das groovt und der eher seitenarme Band bietet mehr „Inhalt“ als so mancher 800-1000 Seitenschinken.
Jeder, der Kreativität, die einem förmlich aus den Seiten entgegenspringt, erleben will, sollte bei diesem Band unbedingt zugreifen!

Fazit: Frische, freche, humorig lebendige Texte von drei Wortkünstlern, die Spaß am Schreiben haben und ihre Leser daran teilhaben lassen. Mehr davon!

04. Jun. 2008 - Alisha Bionda

Der Rezensent

Alisha Bionda
Balearen

Website: http://www.alisha-bionda.net
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Autorin, Herausgeberin, Redakteurin, Journalistin, Rezensentin, Agentin

Alisha Bionda wurde in Düsseldorf geboren und lebt seit 1999 auf den Balearen. Die Autorin beendet ihren Tagesablauf nachts am Meer - bis zum 23.05.2009 mit ihrer afghanischen Windhündin Jamila, die dann leider über die Regenbogenbrücke “gegangen&#...

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