Der Duft des Blutes
Bei Ermittlungen begegnet der vierhundert Jahre alte Vampir Peter von Borgo zufällig der Kommissarin Sabine Berner. Der verlockende Duft ihres Blutes weckt eine nahezu vergessene Erinnerung an eine junge Frau, die er einst begehrte und die er aus Unerfahrenheit tötete. Diesmal will er seine Gier beherrschen, das Spiel mit seinem Opfer hinauszögern, es genießen und
wer weiß.
So bringt Peter auch prompt den Stein ins Rollen, als er Sabine am Telefon ein Rätsel aufgibt, dessen Lösung die Polizei zu der Leiche der Prostituierten Ronja führt. Das Kind der Toten ist spurlos verschwunden. Wenig später werden auch eine neugierige Nachbarin Ronjas und eine junge Kollegin von Sabine ermordet aufgefunden. Beide scheinen etwas über den Täter gewusst zu haben.
Sabine verdächtigt den geheimnisvollen Anrufer, der sie schon bald in Angst und Schrecken versetzt. Unbemerkt dringt er in ihre Wohnung ein, hinterlässt Nachrichten, sie fühlt sich beobachtet und verfolgt. Die Spuren führen zu Peter, der sie fasziniert und zugleich irritiert. Noch immer kann sie Eins und Eins nicht zusammenzählen.
Schließlich melden sich die Entführer des Kindes und verlangen ein hohes Lösegeld. Sabine soll die Botin sein und jemand versucht, sie zu töten. Peter ist außer sich, denn Sabine ist sein
Mit "Der Duft des Blutes" schwimmt Ulrike Schweikert auf der momentan sehr beliebten Vampir-Welle mit, wenngleich ihr Roman bereits fünf Jahre alt ist und bei LYX eine Neuauflage erfuhr. Der Klappentext verrät, dass weitere Bücher über ihre Hauptfigur Peter von Borgo geplant sind, doch scheint die Arbeit an der Vampir-Serie "Die Erben der Nacht" (cbt) Priorität zu genießen.
Im vorliegenden Band vermengt die Autorin Elemente aus Horror und Krimi zu einer spannenden und romantischen Erzählung. Im Wechsel schildert sie die Ereignisse aus der Sicht von Peter von Borgo und Sabine Berner, seltener aus der eines der anderen Protagonisten. Auf diese Weise stellt sie eine Nähe zum Leser her, schafft aber auch so manche Längen, wenn in der einen oder anderen Passage, die die Motive und die Vergangenheit des jeweiligen Akteurs beleuchten, nichts Wesentliches passiert.
Die Figuren unterliegen im Laufe der Ereignisse einem Wandel: War die Kommissarin zu Beginn eine aktive, selbstbewusste Frau, verliert sie sich zum Ende hin immer mehr in den Dingen, die sie nicht völlig begreifen kann. Sie erscheint hilflos, und wird letztlich selber zum Opfer. Der Vampir bewahrt weitgehend eine Position, die weder gut noch böse ist, ihn mysteriös, aber nicht wirklich sympathisch erscheinen lässt. Er spielt mit Sabine, doch dass seine Gefühle immer intensiver werden, zeigt er kaum durch Taten. Ein frühzeitiges Eingreifen hätte Sabine vor manchem Schaden bewahrt doch wäre dann die Story kürzer ausgefallen, einige Verwicklungen wären nicht möglich gewesen. Peters Handeln wirkt inkonsequent, seine Begründung, Sabine hätte ihm nicht geglaubt, fadenscheinig.
Auch schien sich die Autorin bis kurz vor Schluss nicht sicher zu sein, was aus der Beziehung werden sollte: die traditionelle Verwandlung Sabines in einen Vampir, ihr Tod durch Blutverlust oder eine Entscheidung gegen den Verehrer und ihre Rettung. Keiner der beiden unternimmt gezielte Schritte in eine konkrete Richtung. Sabine lässt sich treiben, bis Peter sie zu zwingen versucht, den Tatsachen ins Auge zu blicken. In Konsequenz ist die (Not-) Lösung passend und Fortsetzung folgt vielleicht.
Die übrigen Figuren agieren im Rahmen der ihnen gegebenen Rollen, bleiben im Hintergrund und farblos. Wer hinter all den Morden steckt, wird erst auf den letzten Seiten auf nachvollziehbare Weise aufgedeckt, und man ist überrascht. Krimi-Handlung und Romanze halten sich die Waage, was als eine durchaus gelungene Mischung betrachtet werden kann.
Alles in allem ist "Der Duft des Blutes" ein unterhaltsamer Vampir-Krimi mit Hamburger Lokal-Kolorit, doch reicht er qualitativ nicht an "Die Erben der Nacht" heran. Die Protagonisten sind etwas schablonenhaft, die Geschichte weist einige Längen auf und wirkt nicht immer Ziel gerichtet, aber wer mit den von "Buffy" und "Charmed" inspirierten leidenschaftlichen Supervampir-Liebesromanen, die einen Schwerpunkt des LYX-Programms ausmachen, wenig anfangen kann, wird an diesem Buch gewiss sehr viel mehr Lesespaß haben.
03. Jul. 2008 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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