Main Logo
LITERRA - Die Welt der Literatur
Home Autoren und ihre Werke Künstler und ihre Werke Hörbücher / Hörspiele Neuerscheinungen Vorschau Musik Filme Kurzgeschichten Magazine Verlage Specials Rezensionen Übersicht
Neu hinzugefügt
Rezensenten
Genres
Sammelkategorien Interviews Kolumnen Artikel Partner Das Team
PDF
Startseite > Rezensionen > Armin Möhle > Horror > Terror
emperor-miniature

Terror

TERROR

Dan Simmons
Roman / Düstere Phantastik

Heyne

Fester Einband, 992 Seiten
ISBN: 978-345302905-7

Okt. 2007, 1. Auflage, 22.95 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen

Hat der US-amerikanische Autor Dan Simmons vielleicht selbst bemerkt, dass er sich sowohl mit seinem letzten SF- als auch seinem letzten Horror-Roman („Olympos“ und „Im Auge des Winters“ im Grunde nur selbst kopierte?! Nun, einem ansonsten kreativen und innovativen Autor sollte das nicht entgangen sein... Mit „Terror“ wandte sich Simmons einem Konzept zu, das er bereits in seinem Roman „Fiesta in Havanna“ (Goldmann PB 54126) erfolgreich umsetzte: einer historischen, hochinteressanten und spannenden Nacherzählung.
Beschäftigte sich Simmons in „Fiesta in Havanna“ mit den Aktivitäten Hemingways auf Kuba während des Zweiten Weltkriegs, so geht er in „Terror“ noch weiter in der Vergangenheit zurück und wählt einen gänzlich anders gearteten Schauplatz: das Schicksal der Expedition von Sir John Franklin, Captain der Royal Navy, die in den Jahren 1845 bis 1848 nach der Nordwestpassage, dem Schiffsweg durch das Nordpolarmeer in den Pazifik, suchte – und verschwand. Erst 1850 fanden Suchschiffe die ersten Spuren der Franklin-Expedition.

Simmons zeichnet in „Terror“ den Weg der Expeditionsschiffe Erebus und „Terror“ akkurat nach: die erste Überwinterung vor der Beechey-Insel 1845/1845, die zweite und dritte Überwinterung im Packeis vor der King-William-Insel, in das die Schiffe eine Fehlentscheidung des Expeditionsleiters führte, den Tod Sir Franklins, die Aufgabe der Schiffe, der Marsch der Besatzungen in den Süden in der Hoffnung, den Außenposten der Hudson Bay Company an Backs Großem Fischfluss zu erreichen und den Kannibalismus der Überlebenden.
Erzählt werden die Geschehnisse aus den Perspektiven verschiedener Expeditionsteilnehmer. Durch den Detailreichtum erreicht der Autor ein sehr hohes und ausgesprochen beeindruckendes Maß von Authentizität. Das gilt für die Enge, die Dunkelheit und den Gestank in den Schiffen, für den dunklen arktischen Winter mit Temperaturen von minus sechzig Grad Celsius, für das Packeis mit seinen Pressrücken und Zinnen usw. usf.
Doch im Gegensatz zu „Fiesta in Havanna“ bricht in „Terror“ bereits in einer frühen Phase der Handlung das Phantastische ein: Die Besatzungsmitglieder der Terror und der Erebus werden nicht nur durch Lungenentzündungen, Skorbut und Unfälle dezimiert sondern auch von einem Wesen, das wie ein dreifach vergrößerter Polarbär erscheint und sich gegen die Abwehrversuche der Expeditionsteilnehmer als immun erweist. Es taucht zum ersten Mal auf, nachdem Männer der Erebus einen Eskimo-Schamanen erschossen haben – der vor seinem Tod die weißen Männer verfluchte, wie sie vermuten.
Diese Wendung in der Handlung mutet zunächst willkürlich und simpel an, als wäre dem Autor das Desaster der Franklin-Expedition als Stoff für seinen Roman zu unspektakulär erschienen. Selbstverständlich ist klar, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt – sobald gesicherte historische Quellen fehlen – die Schilderung des Schicksals der Franklin-Expedition fiktiv werden würde. Das musste jedoch nicht zwangsläufig zu einem Griff in die einfachsten Sujets des Horror-Genres führen. Doch Simmons gelingt es, dieses Riff – besser: diesen Eisberg, um in der Terminologie der Franklin-Expedition zu bleiben – zu umschiffen, in dem er einen eleganten und souveränen Bogen zur Mythologie der Inuit schlägt.
In „Fiesta in Havanna“ bot sich die Integration eines solchen Handlungselements nicht an, doch in „Terror“ ist es ein perfekter Abschluss des Romans (nachdem das Schicksal der Expeditionsteilnehmer zu Ende erzählt wurde). Simmons zeigt mit „Terror“, das er noch nicht die Grenzen seiner Kreativität erreicht hat. Mit „Terror“ hat er vielmehr seinem Werk einen weiteren innovativen Baustein hinzugefügt, das nicht nur Kenner von Simmons’ Romanen und Kurzgeschichten zu schätzen wissen werden.

10. Jul. 2008 - Armin Möhle

Der Rezensent

Armin Möhle
Deutschland

Website: http://www.armin-moehle.de
Total: 83 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

Armin Möhle, Jahrgang 1964, tätig im öffentlichen Dienst, ist nicht nur Herausgeber des FANZINE-KURIER (www.fanzine-kurier.de), der Besprechungen über Fanzines, Magazinen und Büchern aus Kleinverlagen enthält, sondern auch Autor von Rezensionen, Artikel und Kurzgeschichten für bundesdeutsche Fanzines und andere Publikationen.


Weitere Rezensionen

Terror
Dan Simmons - TERROR
Düstere Phantastik - Rezensent: Thomas Harbach

[Zurück zur Übersicht]

Manuskripte

BITTE KEINE MANUS­KRIP­TE EIN­SENDEN!
Auf unverlangt ein­ge­sandte Texte erfolgt keine Antwort.

Über LITERRA

News-Archiv

Special Info

Batmans ewiger Kampf gegen den Joker erreicht eine neue Dimension. Gezeichnet im düsteren Noir-Stil erzählt Enrico Marini in cineastischen Bildern eine Geschichte voller Action und Dramatik. BATMAN: DER DUNKLE PRINZ ist ein Muss für alle Fans des Dunklen Ritters.

LITERRA - Die Welt der Literatur Facebook-Profil
Signierte Bücher
Die neueste Rattus Libri-Ausgabe
Home | Impressum | News-Archiv | RSS-Feeds Alle RSS-Feeds | Facebook-Seite Facebook LITERRA Literaturportal
Copyright © 2007 - 2018 literra.info