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Der Höllenhund
Mit Der Höllenhund liegt der dritte Band des Desaster- Zyklus vor. Der abschließende Roman wird von Volker Krähmer geschrieben. Im Vorwort des vorliegenden Buches gehen die beiden Christians auf eine Einwürfe ein. So fragen sich fast alle Leser, wie die Autoren überzeugend aus dem angerichteten Desaster mit vielen liebenswerten Charakteren der Hautserie tot und Professor Zamorra wahnsinnig wieder herauskommen wollen. An der Qualität des Endes werden die Autoren sich messen müssen und mit Vorbemerkungen, das das Ende nicht billig wird, setzen sie die Meßlatte noch höher. Wie schnell man an den selbst gesetzten Zielen scheitern kann, hat Christian Montillon mit seinen ersten zwölf Bänden der PR Actionserie bewiesen, auch wenn er zusammen mit der PR Redaktion diesen grottenschlechten Mini Zyklus immer noch als die beste Erfindung nach dem Dosenbier anpreist. Auf der anderen Seite weißt Christian Schwarz auch darauf hin, das der Desasterzyklus eng mit der laufenden Heftromanserie verbunden ist und viele Ungereimtheiten dank der vier Romane in ein ganz anderes Licht gerückt werden. Unabhängig davon lässt sich dieser Zaubermond Hardcover auch ohne Kenntnis der laufenden Serie sehr gut lesen. Christian Montillon gibt im zweiten Teil des Vorworts noch einige weitere Hintergrundinformationen, die sich vor allem auf seinen ersten Teil des Romans Eine Handvoll Zeit beziehen. Der Leser hat schon erkennt, das die Hölle der Unsterblichen verging als die Quelle des Lebens zerstört worden ist. Durch die Zerstörung der Unsterblichkeitshöllen kamen im letzten Band alle gefangenen und gequälten Auserwählten frei und kehrten an den Ort ihres Todes zurück. Nur in der Gegenwart. In seinem Roman beschreibt Christian Montillon das Schicksal einiger dieser zurückgekehrten Seelen. Drei der vier Schicksale hat Christian Montillon geschrieben, das vierte Volker Krämer, ohne expliziert genannt zu werden. Unabhängig vom Inhalt ist dieses Kapitel auch stilistisch schnell herauszufinden, Volker Krämer hat sich zwar als Autor weiterentwickelt, im Vergleich aber zu einigen anderen Teammitgliedern sind seine Texte immer noch ein wenig sperrig und stellenweise zu unemotional geschrieben. Mit Torre Gerret kehrt eine Figur aus den Anfängen der Giesa Ära in die Serie zurück. Zusammen mit Professor Zamorra ist er ausgewählt worden, nur einer der beiden konnte allerdings aus der Quelle des Lebens trinken und anstatt ihn zu töten, hat Zamorra ihn ausgetrickst. Jetzt kehrt der Gangster und Zuhälter in die Gegenwart zurück und versucht als erstes alte Schulden einzutreiben. Im Gegensatz zu einigen anderen Auserwählten ist nur wenig Zeit zwischen seinem Tod und seiner Wiederkehr vergangen, so dass er es am leichtesten hat, sich wieder zu orientieren. Deutlich schwieriger fällt es zum Beispiel Nutanka, einem Indianer, der nach seinem Wiedererwachen in einem Museum das spätere Schicksal seines Volkes erfährt. Diese einzelnen Episoden sind nicht uninteressant geschrieben, treiben allerdings bislang den übergeordneten Plot nur wenig voran und wirken im Grunde wie ein Füllmaterial, um das die laufende Handlung platziert worden ist. Das verbindende Element ist der Sammler der Auserwählten Lucifuge Rofocale, dessen Position zwischen den Mächten des Lebens und des Todes nicht zweifelsfrei geklärt worden ist. Diese Figur gibt einen möglichen Hinweis auf die Wiedererweckung der markanten verstorbenen Personen in den ersten Bänden des Desasterzyklus. Zusammen mit Andrew Millings und Johannes verfolgt er seine Mission. Christian Montillons Text erscheint rückblickend wie eine sehr lange Exposition für Christian Schwarz Titel gebenden Höllenhund. Das Asmodi sein wahres Gesicht gezeigt und zumindest vordergründig den Kampf gegen Zamorra gewonnen hat, haben die Autoren in den ersten beiden Bänden deutlich herausgearbeitet. In Hinblick auf den ganzen Zyklus ist es positiv, dass diese Aspekte nicht weiter betont werden. Aber irgendwie wirkt die Zamorra Serie mit dem Professor im Hintergrund und allen wichtigen Personen ausgeschaltet - von Tod wollen wir bislang nicht sprechen, es bleiben gewaltige Zweifel an der Konsequenz der gegenwärtigen Mitarbeiter - weniger ansprechend, teilweise ein wenig zu schwerfällig und überambitioniert. Das Ergebnis ist bei Christian Montillons Teil eine Abfolge von einzelnen, im Grunde isolierten Sequenzen sehr unterschiedlicher Qualität. Die einzelnen Figuren sind gut gezeichnet, stellenweise überzeugen die pointiert geschrieben Dialoge, aber dem Roman fehlt eine feste, vor allem packende Struktur. Vielleicht werden sich - fairer weise in den Raum gestellt - Altleser der Heftromanserie mit den einzelnen Figuren und ihren Handlungen besser identifizieren können, Parallelen zu ihren Auftritten in den Professor Zamorra Abenteuern erkennen und die Hommage freudestrahlend goutieren.
Christian Schwarz hat mit Der Höllenhund eine noch schwierigere Aufgabe. Er muss den letzten und über die Qualität des ganzen Zyklus entscheidenden Band mit seinem Teilwerk vorbereiten und geht auch mehr auf die Hauptfigur der Serie - Professor Zamorra - als gedemütigtes Werk Asmodis ein. Zamorra unternimmt verzweifelt alles, um seine Nicole wieder zum Leben zu erwecken. Als Diener Asmodis hat der Professor gemordet und gestohlen. Zu Beginn von Der Höllenhund Zamorras neuer Spitzname scheitert er mit einem Voodoo- Ritual auf Haiti. Mehr vom geradlinigen Plot zu verraten, welcher Zamorra erst einen Funken Hoffnung und dann tiefste Verzweifelung beschert, nähme zu viel vom geradlinigen, aber sehr gut geschriebenen Roman weg. Zumindest für kurze Zeit hat der Leser den Eindruck, als gewinne Zamorra einen kleinen Teil seiner Persönlichkeit und seines guten Wesens zurück, um dann im nächsten Augenblick die Leser und sich selbst zu schockieren. Die Geschichte ist düster, dunkel und spannend. Christian Schwarz spielt sehr gut mit den Protagonisten, entwickelt überzeugende Nebenfiguren und lässt diese auch sterben. Stände die auf Haiti spielende Episode isoliert dar, wäre es eine sehr empfehlenswerte Geschichte. Leider gibt es noch einen übergeordneten Bogen und dieser deutet an, dass die Autoren Schwarz und Montillon eben doch auf billige Lösungen setzen. Asmodi und Merlin streiten immer noch um Zamorras Seele. Da Merlin in dem offenen Disput nicht die Oberhand gewinnen kann, greift er zu einem komplexen und komplizierten Trick, der auch Rückgriff auf die ersten beiden Teile des Desasterzyklus nimmt. Viele der dunklen Taten Zamorras werden zumindest impliziert korrigiert und weniger drastisch dargestellt. Diese Vorgehensweise lässt nicht viel Gutes für den letzten Band erwarten. Obwohl die gemordeten Charaktere dem Leser ans Herz gewachsen sind sowie ihr Tod unnötig und tragisch ist, hätten Montillon/ Schwarz auf Merlins Eingreifen verzichten sollen. Die absolut nihilistische Stimmung insbesondere des ersten Bandes wird negiert. Zamorra ist also nicht nur böse und seine Seele damit wahrscheinlich nicht auf ewig der dunklen Seite der Macht verfallen.
Außerdem können sich Asmodi und Merlin immer wieder gegenseitig versichern, das keine der beiden Superintelligenzen mehr einen Einfluss auf Zamorra hat, alleine es fehlt der Glaube. Stilistisch ist insbesondere Christian Schwarz zweiter Teil des Buches sehr angenehm zu lesen, flott geschrieben mit einer gelungenen Mischung aus Hintergrundflair und einer Reihe dunkler bis sadistischer Ideen. So beschreibt der Autor insbesondere Haiti zwischen der Fiktion unzähliger Voodoo Geschichten der Auftakt des Bandes erinnert an eine nicht jugendfreie Variation des James Bond Streifens Live and let Die und der auch dem Sturz diverser Diktaturen/ Gruppieren politisch/ wirtschaftlich deprimierenden Situation. Auf der einen Seite ein Touristenparadies, auf der anderen Seite von den Gangs beherrschte Städte. Im Vergleich zum zweiten Band des Desasterzyklus lässt sich Der Höllenhund sehr viel spannender und interessanter lesen, das ausgesprochen optimistische Vorwort bereitet aber den Leser auf mehr vor als wirklich zumindest in diesem Band folgt. Ein abschließendes Urteil über Triumph oder Tragödie lässt sich erst mit Volker Krähmers Weg ins Gestern fällen.
29. Aug. 2008 - Thomas Harbach
Der Rezensent
Thomas Harbach

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