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1001 Nacht

1001 NACHT

Hoerbuch / Märchenhörbuch

Helma Sanders-Brahms
1001 Nacht
der Hörverlag, München, 11/2008/Deutschlandradio Berlin/RIAS Berlin, Norddeutscher Rundfunk (1993/94/96)
10 CDs in Plastiktütchen und in aufklappbarer Pappbox, Hörspiel, Geschichtensammlung, Märchen, Kultur, Erotik, Humor, 978-3-86717-359-9, Laufzeit: ca. 525 Min., EUR 24.95
Regie: Robert Matejka
Sprecher: Eva Mattes, Jürgen Hentsch, Jörg Gudzuhn, Arno Wyzniewski, Ulrich Mühe u. v. a.
Musik: Günter Baby Sommer
Titelgestaltung von Julia Seidel-Malatestinic/der Hörverlag unter Verwendung eines Bilds von Bibliothèque des Arts Décoratifs, Paris/Archives Charmet/The Bridgeman Art Library
8-seitiges Booklet
www.hoerverlag.de
www.dradio.de/
www.riasberlin.de/
www.ndr.de/
www.babysommer.com/

Jeder hat von den „Geschichten aus 1001 Nacht“ gehört und kennt zumindest die gängigen Erzählungen um „Harun Al-Rashid“, „Sindbad“, „Aladin“ und „Ali Baba“ (die tatsächlich nicht zu den Urtexten zählen, sondern von späteren und sogar europäischen Dichtern hinzugefügt wurden) oder ist mit anderen Auszügen vertraut, die als Erotika/erotische Märchen für Erwachsene in den Handel gelangten.
Der Ursprung des orientalischen Kulturguts liegt in Indien. Dafür typisch ist auch die Rahmenhandlung mit den Schachtel-Geschichten. Später wurden die Texte ins Persische und dann ins Arabische übertragen und um weitere Erzählungen ergänzt. Dabei werden nahezu alle Sujets und Spielarten der Literatur berücksichtigt: die Anekdote, die Liebesgeschichte, die Tragödie, die Komödie, die Legende u. v. m.
Die ersten Übersetzungen, die nach Europa fanden, wrden deutlich ihrer erotischen und religiösen Komponenten beraubt, so dass „Die Geschichten aus 1001 Nacht“ zunächst als Märchen für Kinder betrachtet wurden. Erst Richard Francis Burton („Kamasutra“, „Ananga Ranga“ u. a.) wagte es, sich getreu an die vorhandenen ‚Original’-Texte zu halten und sorgte dadurch im viktorianischen England für einen Skandal.

König Schahriar ließ seine Frau, die ihn betrogen hatte, töten. Seither muss ihm sein Wesir immer wieder Jungfrauen zuführen, die nach nur einer Nacht hingerichtet werden, damit sie ihn nicht mit anderen Männern hintergehen können. Schließlich bittet Scheherazade ihren Vater, sie mit dem König zu vermählen, damit sie seinem grausamen Treiben ein Ende bereiten kann. Der Wesir willigt bekümmert ein und ist überrascht, seine Tochter am anderen Tag lebend vorzufinden. Nacht für Nacht erfreut Scheherazade ihren Gemahl mit einer Geschichte, die stets an einem spannenden Punkt unterbrochen und später fortgesetzt wird, bis er eines Tages sein Unrecht einsieht und seine geschätzte Frau nicht länger töten will.
Die Erzählungen sind im Wechsel lehrreich und mit einer Moral versehen oder erotisch, amüsant oder traurig, spannend oder phantastisch. Sie spielen in den bekannten Ländern des Orients, und praktisch alle Volksschichten sind vertreten: Gläubige und Ungläubige, der Prinz und der Bettler, der Weise und der Narr, die kluge, treue Gemahlin und die böse, untreue Frau, die Djinn und verschiedene Monster etc.
Das Hörspiel „1001 Nacht“ kann natürlich nicht alle Geschichten wiedergeben. Helma Sanders-Brahms wählte einige Erzählungen aus und bearbeitete sie für die Hörfassung, darunter „Der Fischer und der Djinn“ und „Der Träger und die drei Damen“, die ihrerseits mit kleinen Geschichten aufwarten.
Über die Umsetzung durch die Sprecher kann man geteilter Meinung sein. Je nachdem, was man erwartet hat, ist man vielleicht enttäuscht oder begeistert. In den Vordergrund werden oft deftige Schilderungen mit einer derben Wortwahl und Lautmalereien gestellt, die den Akt beschreiben. Dabei übertreiben die Sprecher nicht wenig, was den Szenen meist einen parodierenden Charakter verleiht. Weder möchte man die Fassung seriös-trocken noch erotisch-atmosphärisch nennen – sie ist eher komisch. Durchaus vermeint man, die Farben des Orients vor dem inneren Auge zu sehen und die Düfte des Basars einzuatmen, doch der moderne, saloppe Ton und die Betonung bringen den Zuhörer schnell wieder in die Wirklichkeit zurück.

Die Gestaltung des Hörspiels ist angemessen: aufklappbare Pappbox mit 10 CDs, die von Plastiktüten vor Staub und Kratzern geschützt werden, ein kleines Booklet. Letzteres bietet leider nur ein Inhalts- und ein Sprecherverzeichnis, aber keine Hintergrundinformation.

Das Hörspiel „1001 Nacht“ ist reine Geschmackssache. Man sollte wissen worauf man sich einlässt: erotische Schilderungen, die eher deftig als atmosphärisch sind, und launige Sprecher, die so manche Szene parodieren. Das ist vielleicht nicht genau das, was sich jeder von einem Klassiker der Literatur erhofft. (IS)

14. Feb. 2009 - Irene Salzmann

Der Rezensent

Irene Salzmann
Deutschland

Total: 1065 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...

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