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Chaos in Jung

CHAOS IN JUNG

Sebastian Kaufmann (Hrsg.)
Anthologie / Belletristik

Chaotic Revelry Verlag

Taschenbuch, 82 Seiten
ISBN: 978-398124570-7

Dez. 2008, 5.00 EUR
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Schon immer haben Philosophen und Forscher versucht, den Begriff ‚Chaos’ zu definieren. Für die einen steht das Wort für eine undurchdringliche, negativ besetzte Unordnung, andere verbinden damit eine besondere Form der Ordnung, die keinem konkreten Prinzip folgt und durchaus etwas Positives, Schöpferisches haben kann. Allgegenwärtig im Sprachgebrauch ist das ‚Chaos’ wenn beispielsweise vom Verkehrschaos, dem Chaos im Kinderzimmer oder dem Gefühlschaos die Rede ist.
In seinem Vorwort zitiert Ulrich Wilker aus Thomas Manns „Joseph“-Tetralogie. Dort lässt der Protagonist im Alter von 30 Jahren seine ‚chaotische Jugend’ - in Anspielung auf Trotzalter, Pubertät, die Orientierungsphase während Schule, Ausbildung und Studium, erste Liebe usw. - hinter sich und tritt in das ‚wirkliche Leben’ ein.
Dieser frühe Lebensabschnitt in Verbindung mit dem positiven, kreativen Chaos kann natürlich auch die Quelle vieler interessanter literarischer Schöpfungen sein. In Folge rief der Chaotic Revelry Verlag zu einem Story-Wettbewerb auf, mit dessen Teilnahme zwei Bedingungen verknüpft wurden: Kein Autor durfte älter als 30 Jahre sein, und die Geschichten sollten sich mit ‚Chaos’ befassen. Die 17 Erzählungen, die für am reizvollsten befunden wurden, sind nun in der Anthologie „Chaos in Jung“ erschienen.

Die Autoren und Autorinnen gehen das Thema auf vielfältige Weise an. Manche Texte erschließen sich nicht gleich nach nur einmaligem Lesen, andere wiederum beschreiben flüchtige Momente und Impressionen oder Erlebnisse, die den weiteren Weg des Protagonisten geprägt haben und ihn nicht mehr loslassen.
„Korbing vs Krafft vs Kricket vs Nada Brama“ von Johannes Hartmann schildert einen skurril-surrealen Wettstreit, der die Unsinnigkeit vieler solcher Wetten und ihre Klischees parodiert.
„Hübsch, diese Frau“, findet die Protagonistin von Krizia Schröder nach einem Blick auf ein Foto, das ihren Lover zusammen mit seiner Frau zeigt. Konsequenzen sind notwendig.
„Für heute“ greift das Thema ‚Suizid’ auf. Christina Schulz sucht keine Gründe oder Lösungen, sondern konzentriert sich auf die Verzweiflung.
„Die Lebensschaukel“ ist eine Metapher in der Geschichte von Sarah Schmitz. Sie schwingt auf und ab, das Leben hat Höhen und Tiefen. Hier wird außerdem durch eine Schaukel und den unglücklichen Zufall ein Leben beendet.
Eva Wohlfahrt erzählt in „Grau ist besser als bunt“ von einer jungen Frau, die sich aus Liebe ändert, sich dabei aber nie wirklich wohl fühlt und schließlich ihre Freiheit zurück zu gewinnen versucht.
Das sind nur ein paar Beispiele für die Geschichten, die ein bis zwölf Seiten lang sind, mal schlicht und prägnant auf den Punkt kommen, dann wieder erzählen, als säße man sich im Gespräch gegenüber, wobei manchmal eine derbe und provozierende Wortwahl benutzt wird. Das ‚Chaos’ wird nicht immer wortwörtlich und explizit aufbereitet, oft steckt es unterschwellig in den Gedanken der Protagonisten und bestimmt ihr Handeln oder zeigt sich durch eine Verkettung von Zufällen.

Die Gestaltung des Bandes ist ansprechend. Zwar stellen sich die Autoren nicht auf die ‚übliche’ Weise vor, doch antworten sie auf die Fragen, warum sie schreiben und was für sie Chaos ist. Die beigefügten Email-Adressen erlauben es dem Leser, Kontakt zu den Autoren aufzunehmen – eine schöne Idee, wenn man über einen Beitrag mit dem Verfasser direkt diskutieren möchte.

Die Geschichten sind experimentell und wenden sich an ein Publikum, das seine Lektüren abseits des Mainstreams sucht. Gefällige Unterhaltung sollte man nicht erwarten; die Anthologie bietet einige nachvollziehbare, ergreifende Erzählungen, aber auch surreal wirkende Impressionen und Phantasien, wieder andere Texte lassen sich dem Underground zuordnen.
„Chaos in Jung“ ist ein interessantes Experiment, das man gewiss als geglückt bezeichnen kann.

23. Feb. 2009 - Irene Salzmann

Der Rezensent

Irene Salzmann
Deutschland

Total: 1065 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...

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