The Book of Mephisto
| THE BOOK OF MEPHISTO
Buch / Magie
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Asenath Mason
The Book of Mephisto. A Left Hand Path Grimoire of the Faustian Tradition
Es ist ein kleines Büchlein, keine umfassende Abhandlung über den Faust-Stoff. Eine schier unbewältigbare Aufgabe. Das ist offensichtlich auch nicht Sinn und Zweck dieses Grimoire. Für den praktisch arbeitenden Magier führt die Autorin, die in der polnischen Lodge Magan, einer Loge des Ordens Dragon Rouge, magisch arbeitet, eine Vielzahl an Referenzpunkten für faustische Konzepte an.
Die Idee, den Faust gewissermaßen als ein Urbild des Magiers einzuführen, bietet ausreichend Freiraum für den Leser, dem eine kleine Anregung genügt. Die Autorin hält sich bewußt kurz; geht in kleinen Aufsätzen auf Faust und seine Beziehung zu Mephistopheles ein. Ein umfangreiches Buch zu diesem Stoff ist bereits in Arbeit. Das Werk konzentriert sich auf die Praxis, die Umsetzung mythologischen, literarischen und kulturellen Wissens in Rituale.
Von diesem Aspekt betrachtet, gefällt mir der Ansatz der Autorin. Sie beschränkt sich nicht auf pragmatische Anordnung, wie es in der Chaosmagie gerne gehandhabt wird. Ihre Beschäftigung mit der literarischen Tradition wirkt sich auch auf die Exposition der Pfadarbeit aus. Im Gegensatz zur kabbalistischen und runologischen Magie werden keine Pfade oder Säulen geschildert, sondern es geht von einer figürlichen Grundlage aus. Die Faust-Figur in der europäischen Kultur. Sie hält über ihr Streben nach Grenzüberschreitung Kontakt zur Philosophie des linken Pfads. Die Selbstvergottung, die in der christlichen Religion zur Dämonisierung führt, konfrontiert den Magier mit seinen Schattenseiten, die in die entstehende Persönlichkeit integriert werden müssen. Mason nennt auch C.G. Jungs Konzept des Schattens. Mephistopheles, der "Geist, der stets verneint" (Goethes Faust I), erhält in Masons Buch die entsprechende Bedeutung, als ein besonderer Dämon im Gefolge Satans.
Zuweilen hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, was jedoch für einen Akademiker, der sich mit diesem Thema bereits intensiver beschäftigt hat, verständlich ist, doch für den praktizierenden Magier hinderlich sein kann. Man merkt der Autorin sicher einen Bezug zur Schwarzen (Musik-)Szene an, da in solchen Kreisen dieses Büchlein sicher auf Wohlwollen stößt. Die Ritualtexte in Englisch wirken auf mich, der ich lange Jahre mit Black Metal verbracht habe, eher hölzern. Dies hängt sicher mit der Gattung Grimoire zusammen, deren Aktualität streitbar ist. Im "Sinister Rite of Sabbatic Possession" (Was sich wie ein Song einer obskuren Black-Metal-Gruppe anhört.) wird eine Passage des Vaterunsers rückwärts gesprochen; das wird funktionale Bedeutung besitzen, doch ob es vom Verständnis der dunklen Seite zeugt, steht auf einem anderen Blatt. Die verborgenen Interessen eines Menschen hängen nicht allein von einer Weltreligion ab, sondern sind eher von einer anthropologischen Konstante des Religiösen gesteuert. Um zu einem differenzierten Verständnis von Dämonologie zu kommen, wäre es mal den Versuch wert, den Dämon nicht zu verehren, sondern zu verspotten. Dies funktioniert nur, wenn die religiöse Ehrfurcht abgelegt wird, was in letzter Konsequenz eine faustische Geste wäre. Es macht keinen funktionellen Unterschied, ob man nun einen Gott oder einen Dämon anbetet. Mason sieht sich selbst in der klassischen Grimoire-Tradition, was den zeremoniellen Charakter der Ritualtexte erklärt.
Es sind also ausreichend Diskussionsstoff und praktische Vorgaben vorhanden.
(Dominik Irtenkauf)
Erschienen in der Edition Roter Drache 2006, englisch, 75 Seiten, 12 Euro, ISBN 3939459003.
17. Dez. 2006 - Dominik Irtenkauf
Der Rezensent
Dominik Irtenkauf

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