Leon und der falsche Abt
Es ist für den Waisenjungen Leon nicht leicht, seinen Platz im Katharinenkloster in Stralsund zu finden, doch im Jahre 1334 sind die Möglichkeiten für jemanden, dessen Vater Schweinehirt und dessen Mutter Schankmaid war, gering. Schlimm wird seine Lage aber, als der neue Abt Luidger kommt und das Klosterleben mit harter Hand neu gestaltet und den Sohn des Schweinehirten fort von Lateinstunde und Medizinunterricht auf die Weiden schickt, wo er seinen rechten Platz einnehmen soll. Auch die Mönche Gernod und Willibrod, seine Lehrer und Beschützer, können das nicht verhindern, ebenso wenig wie seine Freundin Anna, die Tochter des Vogtes der reichen Hansestadt.
Dann allerdings wird Leon von dem neuen Abt auch noch des Diebstahls bezichtigt, und alle sehen sich gezwungen, den Anschuldigungen nachzugehen. Nach und nach zeigt sich, dass der Abt nicht der ist, der er vorgibt zu sein, und es wird auch klar, was ihn eigentlich ins Katharinenkloster gebracht hat: Das Blut Christi, ein kunstvolles Kreuz, mit dem das Schicksal der Hansestadt einer Weissagung nach eng verknüpft ist.
Das erste Buch der Leon-Krimireihe führt den jugendlichen Leser ins mittelalterliche Stralsund, in das Jahr 1334. Ausgangspunkt für die Abenteuer des Klosterschülers ist das Katharinenkloster, und somit befindet sich der Roman in guter Tradition zu seinen erwachsenen Vorläufern wie den Bruder Cadfael-Krimis, an dessen Hauptfigur gerade der Mönch Gernod mit seiner Scharfsinnigkeit und seiner Profession als Heilkundiger durchaus erinnert. Die Charaktere des alten Mannes und des Jungen ergänzen sich dabei gut: Was der eine durch abenteuerliches Erforschen herausfindet, kann der andere analysieren und durchdenken, so dass der Leser verschiedene Perspektiven einnehmen kann.
Das Ambiente der Geschichte ist mittelalterlich, ohne mit sehr vielen historischen Details über Gesellschaft, Kleidung, Stadtbild oder Politik aufzuwarten. Das macht einerseits die Erzählung flott und modern, was durch die gar nicht altertümliche Sprechweise der Protagonisten unterstützt wird und sicherlich gerade für ein jüngeres Publikum ansprechend ist. Andererseits wünscht man sich hier und da ein paar mehr Einblicke in das lebendige Mittelalter, um die Atmosphäre noch etwas dichter zu weben und Geschichtsdetails zu vermitteln, wobei das natürlich auch den Rahmen des Buches sprengen und der Erzählung Schwung nehmen könnte.
Die Geschichte selber ist unterhaltsam, ohne wirklich überraschende Wendungen, ein geradliniger Krimi in traditioneller Erzählweise, vielleicht mit ein klein wenig zuviel Zufall hier und dort, um die Geschehnisse zu verknüpfen und Personen aufeinander treffen zu lassen. Doch das tut dem Lesevergnügen insgesamt keinen Abbruch, so dass Leon und der falsche Abt eine empfehlenswerte Reise ins mittelalterliche Stralsund für Kinder und Jugendliche darstellt. (BvdB)
14. Mar. 2009 - Britta van den Boom
Der Rezensent
Britta van den Boom

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Britta van den Boom wurde 1970 in Wilhelmshaven geboren und ist als unter dem Pseudonym Sylke Brandt als Autorin besonders im Bereich Kurzromane aus den Genre Fantasy und ScienceFiction tätig.
Sie schreibt an den Science Fiction Serien "Rettungskreuzer Ikarus" (Atlantis-Verlag), "Erde2000" (Mohlberg Verlag) und "Ren Dha...
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