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Das Zeichen des Vampirs
Ariella Montero lebt nahezu 13 Jahre lang abgeschieden in einem großen Haus, unterrichtet von ihrem schönen Vater, einem Wissenschaftler, und dessen Assistenten Dennis, umsorgt von Mrs McG, der Haushälterin, und der unheimlichen Mary Ellis Root. Die Mutter des Mädchens verschwand spurlos nach der Geburt und ist ein Tabu-Thema.
Schließlich setzt sich Mrs McG dafür ein, dass Ariella mehr unter Menschen geht und Gleichaltrige kennen lernt. Die Tage, die Ariella fortan im Kreis der McGs verbringen darf, gehören zu den schönsten in ihrem bislang eintönigen Dasein. Vor allem mit Kathleen und Michael freundet sie sich an und entwickelt sich zu einem modernen Teenager.
Dann jedoch wird die Freundin auf grausame Weise ermordet, und die Polizei beginnt zu ermitteln. Oft fühlt sich Ariella beobachtet. Muss sie dem eigenen Vater misstrauen? Könnte mehr hinter all den Geheimnissen, die er hütet, stecken und er gar ein Vampir sein? Ariella stellt ihn zur Rede und erfährt eine tragische Geschichte.
Das lässt den Entschluss in ihr reifen, nach der Mutter zu suchen. Obwohl sie keine konkrete Spur hat und heimlich per Anhalter reisen muss, ist Ariella das Glück hold. Nach einer anstrengenden und gefährlichen Tour gen Süden steht sie ihrer Mutter gegenüber, die mit einer ähnlich traurigen und doch wieder anderen Begründung aufwartet, weshalb sie die Familie einst im Stich ließ. Können die Eltern, die einander immer noch in Liebe zugetan sind, wieder zueinander finden? Aber gleich darauf folgt die nächste Hiobsbotschaft: Raphael Montero ist gestorben
Die guten Vampire haben seit geraumer Zeit Hochkonjunktur. Schon in den 1980er Jahren wandelte sich das Image der Blutsauger vom skrupellosen Verführer und Mörder zum unverstandenen Helden, der lediglich seiner Natur folgt und diese zu kontrollieren weiß (z. B. Freda Warrington: Das Blut der Liebe). Doch erst die TV-Serie Buffy the Vampire Slayer, die ab den spätern 1990er Jahren lief, rief einen richtigen Hype hervor.
Seither mehren sich die Romane, in denen schlagkräftige Vampire (und Vampirinnen) in der Unterwelt aufräumen und unermüdlich willige Frauen (Männer) beglücken (Nancy A. Collins: Der Todeskuss der Sonja Blue, P. N. Elrod: Jack Flemming, Katie MacAlister: The Dark Ones, Lara Adrian: The Midnight Breed usw.). Alles, was nun wieder von diesen Schemata abweicht wie Stephenie Meyers Bella & Edward, Barb & JC Hendees Dhampir, Richelle Meads Vampire Academy etc., wird freudig begrüßt.
So auch Das Zeichen des Vampirs von Susan Hubbard, der erste Jugendroman der Autorin, der zugleich der Auftaktband einer Reihe ist, die um Vampire kreist, welche weitgehend ein normales Leben wünschen, ohne erkannt zu werden, und die dafür auch ihren Bluthunger durch spezielle Ersatzstoffe und natürliche Lebensmittel im Zaum halten:
Ariella weiß lange nichts über ihre wahre Natur, da sie als Hybride durchaus eine Chance auf ein menschliches Leben hat, die man ihr nicht vorenthalten wollte. Darum darf sie eine kurze Zeit das Leben eines fast normalen Teenagers führen, aber sie ahnt, dass sie anders ist und stellt Recherchen an. Als deutlich wird, dass sie nach ihrem Vater schlägt, enthüllt dieser ihr schließlich das Geheimnis um ihre Geburt. Im Roadmovie-Stil begibt sich Ariella auf die Suche nach ihrer menschlichen Mutter und erlebt eine große Überraschung.
Parallel zum persönlichen Drama läuft eine damit zusammenhängende Krimi-Handlung ab, die jedoch nie so weit in den Vordergrund tritt, dass die Ereignisse die Handlung dominieren würden. Es ereignen sich zwar mehrere Morde, und Ariella hält sich in einem Fall für die Täterin, aber die Auflösung ist viel komplizierter und bringt jemanden ins Spiel, der erst am Schluss aktiv wird und wie nachträglich eingefügt wirkt. Zwar ist er von Anfang an dabei und manipuliert alle, aber das wird erst sehr viel später klar. Er sorgt auch dafür, dass die Weichen für eine Fortsetzung gestellt werden. Man darf also gespannt sein, wie es weitergehen wird, ob die Familie trotzdem zusammenfinden und es ein Happy End geben kann.
Die Protagonisten sind sympathisch und ihre Motive nachvollziehbar. Die Autorin erzählt die Geschehnisse aus der Sicht der Hauptfigur, die den Leser mitunter direkt anspricht und so in die Handlung einbezieht bzw. zum Mitdenken auffordert. Man darf sich mit Ariella identifizieren, die besonderen Fähigkeiten der Vampire kennen lernen und die vielen Rätsel nach und nach lösen.
Das romantische Element hält sich ebenso wie der Krimi-Anteil in Grenzen, denn Ariella ist am Ende des Romans erst 14, obwohl sie zeitweilig älter wirkt. Mehr als Küsse und etwas Petting sind nicht erlaubt, und wer anderes mit ihr im Sinn hat, trägt die Konsequenzen. Auch der Reiz, der vom Vampir-Biss ausgeht, wird heruntergespielt, und die vage Homo-Erotik wird sogar zur negativen Triebfeder.
Als Leser nimmt man Anteil an Ariellas Entwicklung. Sie wird zunächst vom Vater, später von der Mutter geprägt, und aus der Summe ergibt sich erst ein rundes Bild. Die Schilderungen, die Erziehung betreffenden, sind noch umfangreicher als die Beschreibungen der Reiseerlebnisse. Vergleichsweise rar sind die relevanten Informationen und spannenden Szenen, die sich vor allem auf die späteren Kapitel konzentrieren. Das schafft die eine oder andere Länge und doch wird man von dem Buch in den Bann gezogen, da immer wieder etwas passiert oder man etwas erfährt, womit man nicht gerechnet hat.
Vor allem die jungen Vampir-Fans ab 15 Jahren, die die Bücher von Stephenie Meyer mit Begeisterung gelesen haben, dürften an Das Zeichen des Vampirs viel Spaß haben und alle, die zwar Vampire mögen, aber genug haben von den klischeehaften, derben Superlovers oder Buffy-Nachahmern. (IS)
14. Apr. 2009 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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