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Eisfieber
KlappentextEin tödliches Virus verschwindet aus einem privaten Forschungslabor. Für die junge Sicherheitschefin Toni Gallo ist dies eine Katastrophe. Sie ahnt nicht, dass der Dieb aus dem engsten Kreis um den Firmengründer Stanley Oxenford kommt.In dessen verschneitem Landhaus im schottischen Hochland entbrennt ein dramatischer Kampf, bei dem mehr auf dem Spiel steht als ein einzelnes Leben... Was Frauen wollenEin Schriftsteller hat viele Aufgaben zu meistern. Das Undankbare daran ist, dass eine stimmige Szene auf natürliche Weise den Lesefluss beschleunigt und so beim Leser oft ruhmlos bleibt. Im besten Fall vermittelt das Werk dem Leser einen beflügelnden Drang, selbst einem leeren Blatt Papier Leben einzuhauchen als wäre es das Einfachste der Welt. Die Schwierigkeit einer solchen Aufgabe wird erst dann klar, wenn ein Autor kläglich daran scheitert.So hatte auch Follett seine liebe Mühe mit dem Erschaffen der Protagonistin. Bei der Charakterzeichnung hätte man durchaus etwas subtiler vorgehen können: Die gute Antonia bewegt sich irgendwo zwischen Stereotyp und einem feuchten Traum des Autors. Signora Gallo ist mit ihren langen Beinen Mitte vierzig, wird noch immer von ihrem Ex-Mann umgarnt und steht heimlich auf ihren Chef Stanley Oxenford. Hinzu kommt die Follett-typische willkürliche Verteilung pornografisch angehauchter Szenen, die man besser bereinigt oder ganz weggelassen hätte. Was Leser wollenFür einmal kein historischer Roman, lässt Eisfieber den Leser zunächst raten, in welche Richtung sich der Roman entwickeln wird. Die Vermutung liegt zu Beginn auf einem wissenschaftlichen Kriminalroman doch dafür ist der Ausgang der Geschichte zu vorhersehbar, der Übeltäter zu schnell an den Pranger gehängt.Erst in der zweiten Hälfte kommt der Roman so richtig in Fahrt. Familie Oxenford will sich in Stanleys Landhaus zur gemütlichen Weihnachtsfeier treffen, doch es kommt alles anders. Toni kämpft sich durch das Unwetter zum Landhaus, um Stanley vor der nahenden Bedrohung zu warnen. Mitten in der Nacht startet der Antagonist schliesslich seinen Angriff, bei dem eine Flucht ausgeschlossen ist. Hier zeigt Follett seine Stärken, die klar im Storyaufbau und in der Umsetzung von Spannungselementen liegen. Er versteht es, eine unheimliche Atmosphäre aufzubauen, welcher sich der Leser kaum entziehen kann. Was Leser auch wollen solltenZu erwähnen sind dennoch einige sprachliche Mängel und Oberflächlichkeiten, die den Lesefluss unnötig bremsen.So bedient sich Follett einmal zu oft des Spiegel-Tricks die Romanfigur betrachtet sich dabei selbst im Spiegel. Dies gibt dem Autor die Möglichkeit, in wenigen Sätzen allzu viele Charaktereigenschaften unterzubringen, für die er sich nicht die Mühe machen wollte, sie durch Handlungen und Konversationen herauszuarbeiten. Die Sprache an sich wirkt etwas unausgereift. Ein Satz, der den vorherigen nochmal bestätigt, jedoch kaum Aussagekraft besitzt, gehört gestrichen. Selbst in einem Unterhaltungsroman. Die Dialoge sind einfach gestrickt, wirken jedoch selten plump. Nur ein nachteilhaftes Beispiel sei hier erwähnt: Als bereits Reporter vor dem Forschungslabor lauern, beichtet Stanley der guten Toni, dass er sein gesamtes Kapital in die Entwicklung des Madoba-2-Medikaments investiert habe und vor dem Ruin stünde, falls die Forschungsstation geschlossen werden müsse. Daraufhin entsetzt sich Toni: Und all das nur, weil ein idiotischer Fernsehreporter seine Horrorstory braucht! Es ist unglaublich! Diese Aussage wirkt künstlich und scheint nur dazu zu dienen, der Protagonistin zusätzliche Sympathiepunkte zusprechen zu können. Hätte man bei solchen Szenen ebenfalls den Rotstift angesetzt, hätte Eisfieber ein hervorragender Follett werden können. FazitKen Follett hat mit Eisfieber einen soliden, rasanten Roman geschaffen.Sieht man über die zu erwartenden sprachlichen Mängel hinweg und toleriert man das Unvermögen des Autors, seine Protagonistin aus dem Status eines Stereotypen zu heben, bleibt ein spannender Thriller übrig, der dem Leser kurzlebiger Literatur mitunter zu empfehlen ist. Gut aber nicht herausragend. 16. Apr. 2009 - Michael Beyeler Der RezensentMichael Beyeler![]() Total: 21 Rezensionen Michael Beyeler ist Mitgründer von LITERRA, und hat von 2007 bis 2014 als Co-Chefredakteur und Webmaster gedient. Neben gelegentlichen Rezensionen von Büchern, Filmen und Musik hat er ebenfalls einige Kurzgeschichten verfasst, darunter "Gut' Nacht, Sabrina", erschienen im Zürcher Szene-Magazin die perspektive #1. [Zurück zur Übersicht] |
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