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Der Buick
KlappentextEin alter Buick taucht eines Morgens an einer Tankstelle im westlichen Pennsylvania auf ein Straßenkreuzer, der genau wie sein Eigentümer vom Himmel gefallen zu sein scheint. Der Fahrer, ein geheimnisvoller Mann in einem schwarzen Mantel, verschwindet und schließlich erweist sich, dass der Wagen genauso wenig ein Buick wie der Typ im schwarzen Mantel ein Mensch ist. Der Wagen wird von den Männern der State Police beschlagnahmt und in einem Schuppen abgestellt, wo er bald ein ungewöhnliches Eigenleben entwickelt ...Christine 2?Der Titel legt nahe, dass es sich bei Der Buick (From a Buick 8) um eine Fortsetzung zu Christine handeln könnte: Erneut steht ein Auto mit magischen Kräften im Mittelpunkt, welches dem Protagonisten zum Verhängnis wird. Wenn auch das Christine-Element der mysteriösen Anziehungskraft bleibt, welches den Protagonisten völlig besessen macht, unterscheidet sich Der Buick dennoch vom klassischen King-Konzept und ist keineswegs eine Fortsetzung.Der grosse PerspektivenwechselAllem voran steht hier der Versuch eines Perspektivenromans, welcher dem Meister des Horrors einige Nachteile beschert. So ist dem Leser im Vornherein klar, dass die Beteiligten des Jetzt die Vorgeschichte des Damals heil überstanden haben übrig bleibt eine geradlinige Story rund um den Polizisten Sandy Dearborn, Polizeichef des fiktiven Örtchens Statler in Pennsylvania, dessen Kollegen und eines höchst ungewöhnlichen Autos.King hat mit den beiden Zeitebenen Damals und Jetzt eine Möglichkeit gefunden, die vielen Rückblenden in direkte Rede zu verpacken, was der Spannung des Romans zu Gute kommt. Allerdings stehen allein diese Erzählberichte im Vordergrund, so dass den Zeitebenen und Perspektiven nicht mehr als das Nötigste abgerungen werden kann. Auch wenn mit der Zeit auch andere Personen als Sandy zu Wort kommen, unterscheiden sich diese im Erzählstil kaum. Nun gut, Eddie bedient sich einer etwas biederen Sprache und Shirley erwähnt, dass sie sich als Dame eher vor den seltsamen Geburten des Buick fürchtete als die straffen Arbeitskollegen... Schlussendlich hätte man jedoch viel mehr aus den Perspektivenwechseln herausholen können. King trifft den Nagel meist auf den Kopf. Leider auch mit folgendem Abschnitt (S.262): Meine Wut rührte daher, dass er sich weigerte, sich alles anzuhören, was ich ihm zu sagen hatte, dass er die Frechheit besass, sich auszusuchen, was er hören wollte. Als ob dieser Satz nicht schon genügend Aussagekraft besässe, folgt eine weitere Seite mit Ausführung, weshalb sein Zuhörer oder eben seine Leser hätten ungeduldig werden können. Dies mag dem Erzähler durchaus seinen eigenen überschwenglichen Erzählstil verleihen es bleibt dennoch ein Paradebeispiel für Kings Dilemma, nicht auf unnötige Einzelheiten verzichten zu können. Es gehört zur Aufgabe eines Schriftstellers, den Leser auf die Folter zu spannen, aber King ist und bleibt in dieser Hinsicht ein äusserst sadistisches Exemplar. Das King-FeelingDie Geschichte beginnt daher gewohnt rasant, verspricht Vieles, verspricht noch mehr, nur um sich dann über mehrere hundert Seiten in Nebensächlichkeiten zu verlaufen. Zu gute halten muss man jedoch die raffiniert inszenierten, wiederholten Geburten des Buick. Hier zeigt sich wieder und wieder, worin King wirklich Meister ist. Wenn man das seit Lovecraft überstrapazierte Hundegebell gegenüber grauenhaften Wesen verkraften mag, lässt sich kurzerhand Phantastik der Extraklasse geniessen.Doch auch hier wird mit der Zeit klar, dass der Buick als Einziger den Motor der Geschichte anzukurbeln vermag. Als erfahrener King-Leser wird man zusehends müde ob der Flut an beiläufigen, unwichtigen Detailausführungen und fiebert mit jeder Seite dem Schluss der Spannung, der Action! mehr entgegen. Schade nur, wenn der Sch(l)uss dann für einmal nach hinten los geht. So viel sei hier vorweggenommen, dass dem Leser während der Lektüre nur sehr dünne Hinweise bleiben, worum es sich bei dem Buick wirklich handeln könnte. Vielleicht ist das auch das Problem der gewählten Erzählsituation, da es einem auktorialen Erzähler durchaus leichter gefallen wäre, phantastische Elemente einzubringen, die den Figuren selbst verwehrt bleiben. King scheint geahnt zu haben, dass das Ende für den Leser der phantastischen Literatur unbefriedigt bleibt, als er Sandy den Satz Der Leser hofft darauf, die Geschichte müsse einen Schluss haben und dieser Schluss irgendeine Lösung bieten in den Mund legt. Das open end mag durchaus in den Rahmen der Geschichte passen, jedoch scheint es, dass der Autor etwas vom Weg abgekommen sei. Und wenn er auch mit geringerem Aufwand einen spannenderen Schluss hätte herbeiführen können, wählt er dennoch den besten, der ihm in seiner auswegslosen Situation übrig bleibt. FazitDer Buick ist ein durchwegs unterhaltsamer Roman, der zum Schluss einen anderen Weg einschlägt, als man ihn von King gewohnt ist. Auch wenn das übliche King-Feeling den Motor der Geschichte ankurbelt, bleibt das Endprodukt unter den Erwartungen. Nur für duldsame King-Fans zu empfehlen. 20. Apr. 2009 - Michael BeyelerDer RezensentMichael Beyeler![]() Total: 21 Rezensionen Michael Beyeler ist Mitgründer von LITERRA, und hat von 2007 bis 2014 als Co-Chefredakteur und Webmaster gedient. Neben gelegentlichen Rezensionen von Büchern, Filmen und Musik hat er ebenfalls einige Kurzgeschichten verfasst, darunter "Gut' Nacht, Sabrina", erschienen im Zürcher Szene-Magazin die perspektive #1. 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