Phantastischer Oberrhein
In Phantastischer Oberrhein präsentiert Herausgeber Jörg Weigand Geschichten zu einer Idee, die auf den Grafiker Rainer Schorm, der hier ebenfalls als Autor und Illustrator vertreten ist, zurückgeht: Warum nicht eine Anthologie zusammenstellen, die der Region um Freiburg gewidmet ist?
Und so erzählen elf einheimische oder mit der Gegend verbundene Autoren in fünfzehn Kurzgeschichten von wunderlichen, unheimlichen und phantastischen Begebenheiten. Das Ehepaar Karla und Jörg Weigand, Initiator Rainer Schorm und Redakteur Markus Kastenholz sind mit jeweils zwei Beiträgen vertreten.
Ein junger Mann kommt einem grausigen Geheimnis des Freiburger Münsters auf die Spur. Trotz alle Warnungen will er ein Rätsel lösen, das weit in die Vergangenheit reicht. Das Unheil ist nicht aufzuhalten, und etwas stillt seinen Hunger.
Auf der Suche nach Informationen stößt ein Hacker auf Die Rhein-Linie und wird durch die totale Vernetzung in etwas hinein gezogen, das ihm beinahe zum Verhängnis wird.
In Simon oder: Eine andere Art von Unsterblichkeit schließt die todkranke Titelfigur Freundschaft mit einem ungewöhnlichen Besucher, der ihm schließlich einen überraschenden Vorschlag macht.
Zwei Reisende lernen sich zufällig kennen und haben ein unheimliches und zugleich wunderbares Erlebnis, während Der andere Zug und seine Passagiere sich dem Schicksal nicht entziehen können.
Celphia ist eine Nymphe. Ihre Art stirbt aus, denn niemand glaubt mehr an ihre Existenz - und dass jemand weiß, genügt offenbar nicht.
Für viele Autofahrer bedeuten freie Fahrt und Gasgeben ein wichtiges Stückchen persönlicher Freiheit. Die oft damit verbundene Skrupellosigkeit hat so manche Tragödie zur Folge und führt bei dem Protagonisten letztlich zur Fahrt in die innere Freiheit.
Das sind nur ein paar Beispiele für die abwechslungsreichen Erzählungen, die den Leser erwarten. Man findet keine Nachdrucke von bekannten Werken sondern ausschließlich neue Kurzgeschichten, die eigens für dieses Projekt geschrieben wurden. Sie decken praktisch alle phantastischen Sub-Genres ab Cyberpunk, SF, Horror, Mystery, Fantasy -, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Dieser Aspekt der Anthologie tritt weitaus stärker hervor als das Lokalkolorit. In einigen Fällen hat man den Eindruck, als wären die Bezüge zu Freiburg und der Region Oberrhein mühsam hineingeschrieben worden oder der Autor wäre der Ansicht gewesen, schon durch die Erwähnung von ein, zwei Orten und vagen Beschreibungen dieser Anforderung Genüge getan zu haben. Viele der Geschichten hätten durchaus auch in einer anderen oder in einer fiktiven Stadt spielen können.
Von daher wendet sich der Band mehr an die Phantastik-Freunde allgemein als an die Bewohner der Region, die auf ein Wiedererkennen mit Aha-Effekt hoffen. Wer dem Titel eine Chance gibt, erhält ein dünnes, aber ansprechend gestaltetes Hardcover mit einer bunten Mischung unterhaltsamer Storys aus allen phantastischen Genres. (IS)
22. Mai. 2009 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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