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Jenseits der Berge
| JENSEITS DER BERGE
Buch / Graphic Novel
Ange & Laurent Sieurac
Jenseits der Berge
Die Legende der Drachenritter 6
La geste des chevaliers dragons: Par-delà les montagnes, Frankreich, 2007
Splitter-Verlag, Bielefeld, 3/2008
HC-Album, Comic, Fantasy, 978-3-93923-38-4, 48/1280
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Titelgestaltung von Dirk Schulz
Nach den Ideen von Ange und Alberto Varanda
www.splitter-verlag.de
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Jenseit der Berge, Bd. 6 aus der Serie Die Legende der Drachenritter, wartet auch diesmal wieder mit einem in sich abgeschlossenen Abenteuer auf, das chronologisch vor den bisherigen Geschichten anzusiedeln ist - in einer Zeit, als der Orden der Drachenritter noch jung und wenig über die Drachen, das Übel und seine Folgen bekannt war. Um die Bevölkerung zu schützen, mehr aber aus Angst und Unwissenheit wurde das Land nach dem Sieg über einen Drachen gesäubert, d. h., jegliches Leben wurde vernichtet. Erst später überließ man die betroffenen Regionen sich selber und der Kraft der Natur.
Während des Kampfes gegen einen Eisdrachen wird Ritterin Naria verletzt und stürzt in die Tiefe. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in der Obhut der Nauris, einem nomadisierenden Stamm, der eine eigentümliche Kultur pflegt und sich seit Generationen nicht mehr weiter entwickelte. Naria erkennt sogleich, dass alle mit Ausnahme einiger Mädchen vom Übel befallen, aber nicht wahnsinnig geworden sind.
Um das Schicksal ihrer Gefährtinnen aufzuklären, begibt sich Naria mit den Mädchen auf die Suche nach den Vermissten und beginnt, ihre Begleiterinnen im Umgang mit Waffen auszubilden. Heimlich folgt ihnen der Jäger Kiar, um auf die Frauen aufzupassen und vielleicht Naria zu einer seiner Geliebten machen zu können. Als sie von Taklans angegriffen werden, können sie sein Schwert gut gebrauchen.
Trotz aller Hindernisse auf der Reise gelingt es Naria, einige ihrer Schwestern lebend wieder zu finden, darunter auch ihre Freundin Nelwen. Die Freude wird jedoch sogleich getrübt, denn die Drachenritter wollen das Land einer Säuberung unterziehen. Als Naria um Schonung für die Nauris bittet, will ihr niemand Gehör schenken. Nur die Matriarchin eines anderen Ordens, die im selben Ort weilt, möchte nicht blindlings losschlagen.
Allerdings kann sie keine Entscheidung fällen und will das Problem dem Rat der Matriarchinnen vortragen. Die Ritterinnen werden angewiesen, solange in der Stadt zu warten. Die Ritterinnen, angestachelt von Na-kira, haben jedoch andere Pläne
Die Geschichte ist großartig gezeichnet und koloriert. Besonders die realistischen Hintergründe gefallen und unterstreichen die Atmosphäre, die die Angst, die Erleichterung, die Hoffnung und den Zorn der Protagonisten trägt.
Es geht weniger um Kämpfe gegen monströse Wesen als um Gerechtigkeit. Naria begreift als Erste, dass der Orden zu wenig über das Übel weiß und man aus Angst nicht zum Mörder an ganzen Völkern werden darf. Auch die Matriarchin erkennt den Konflikt zwischen den Zielen und den Vorgehensweisen der Ritterinnen, kann sich aber nicht über die alten Regeln hinwegsetzen.
Die persönliche Fehde zwischen Naria und Nakira lässt die Situation, die eigentlich fürs Erste entschärft wurde, erneut eskalieren. Nakira und ihre Anhängerinnen missachten die Befehle der Matriachin, und Naria muss sich zwischen ihren Schwestern und den Nauris entscheiden.
Der Band hat ein offenes Ende, das dem Leser erlaubt, seine eigene Phantasie spielen zu lassen. Dadurch wirkt die Story umso tragischer, weil realistischer denn die Geschichte erinnert sich selten an Einzelschicksale oder an den Verbleib eines Volkes, das keine tragende Rolle innehatte, sondern nur an die Folgen, die richtungsweisend für die Zukunft waren bzw. sind.
Die Charaktere sind sympathisch, und auch der Kontrast zwischen den Nauris und den weiter entwickelten Völkern wird gelungen herausgearbeitet. Man darf einen Blick auf ihre Mysterien werfen, erfährt aber nichts Konkretes, so wie auch die Mayas, Ägypter, Skythen, Toba und Hsiung-Nu etc. noch viele Geheimnisse hüten, die vielleicht nie gelüftet werden.
Die Legende der Drachenritter 6 ist einer der besten Bände der Reihe und diese wiederum eine der schönsten francobelgischen Comic-Serien, die derzeit auf dem Markt sind. Die Story hat Tiefe, die Protagonisten und ihre Motive können überzeugen, die Illustrationen sind sehr schön. Fantasy-Freunde und Comic-Sammler sollten diesen Titel ihrer Collection unbedingt hinzufügen! (IS)
13. Jun. 2009 - Irene Salzmann
Der Rezensent
Irene Salzmann

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März 2018: keine Rezensionen
Irene Salzmann, Jahrgang 63, verheiratet, drei Kinder, studierte mehrere Semester Südostasienwissenschaften und Völkerkunde an der LMU München.
Schon seit Jahren schreibt sie phantastische und zeitgenössische Erzählungen, die zunächst in den Publikationen der nicht-kommerziellen Presse erschienen sind. In den vergangenen Jahren w...
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