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Sie kamen aus den Wolken: Die Drachengötter des Alten China

SIE KAMEN AUS DEN WOLKEN: DIE DRACHENGÖTTER DES ALTEN CHINA

Peter Krassa
Buch / Sachbuch

Kopp Verlag

Peter Krassa begibt sich auf die Spuren der Rätsel Chinas und kommt zu dem überraschenden, aber zwingenden Ergebnis: Wesen einer fernen Galaxis okkupierten in unserer Vorzeit das ostasiatische Reich und manipulierten dessen kaiserlichen Machthaber in ihrem Sinne. Wer waren diese ausserirdischen Besucher, jene mythischen Drachengötter des alten China?

Mythen & Sagen

Das Buch mag an vielen Stellen begeistern. Die Neuinterpretation von alten Mythen und Sagen ist stellenweise faszinierend, da sie sehr genau den Vorgang erfasst, wie sich eine antike – vielleicht einst wahre – Geschichte durch Perspektive und Zeit verändern kann. Symbolik von hell leuchtenden Sternen am Himmel, seltsame fliegende Tierunwesen und Menschen, die darauf reiten. Der Gedanke der Prä-Astronautik mag mich persönlich faszinieren. Es handelt sich um einen höchst delikaten Gedanken: Einerseits ist er äusserst mutig, andererseits muss er gegen die hollywoodsche Verunglimpfung der Wortbedeutungen „UFO“ und „Alien“ ankämpfen.

Forschung & Hobby

Wie auch in den meisten Legenden, steckt in diesem Buch auf jeden Fall ein Fünkchen Wahrheit. Herrlich wie Krassa aufzeigt, wie am Beispiel der altchinesischen „Drachengötter“ und „Himmelssöhne“ eine Bedeutungsverschiebung stattgefunden haben könnte! Das Unverständnis der altchinesischen Bevölkerung, das Equipment der modernen Reisenden als solches zu erkennen; ihr Bemühen, Worte und Vergleiche aus ihrer altvertrauten Welt zu finden, um die seltsamen Gerätschaften zu beschreiben; die einfache Bedeutung „Sie kamen aus dem Himmel“ als „Sie kamen tatsächlich aus dem Weltall“...
Womit das Buch zu kämpfen hat, ist schlussendlich die Beweislage. Auch wenn die Interpretationen verschiedenster Gemälde, Skulpturen und Erzählungen die eigene Fantasie anregen, haben sie keinen wissenschaftlichen Wert, sollte das Artefakt nicht authentisch sein. Die Unlust der chinesischen Regierung, mit einem neugierigen Journalisten und Hobby-Forscher aus Österreich zu kooperieren, wird so ins Licht gerückt, als hätte China etwas zu vertuschen. Als hätte die Regierung Zugang zu Chinas uralten, extraterrestrischen Geheimnissen und möchte sie auf keinen Fall preisgeben. Als stünde ein bescheidener deutscher Verlag kurz vor der Weltsensation. Das mag bestimmt die Verkaufszahlen anheben, hinterlässt jedoch auch einen faden Beigeschmack.

Beweise & Quellen

Und dann dieses Wort „Beweis“. Nichts ist bewiesen, wenn an einem schwer zugänglichen Werk aus unbekannter Quelle gezeigt wird, dass einem (angeblich) historischen Text nebst einer herkömmlichen auch eine aussergewöhnliche Erklärung angedichtet werden kann.
Gegen Ende des Buches hin wird dann auch langsam klar, wie die „Beweislage“ wirklich liegt. Bei vielen Artefakten ist sich die Wissenschaft darüber uneinig, ob sie authentisch sind. „Dies ist eine neuzeitliche Fälschung“ bleibt dabei genauso Hypothese wie „Dies ist authentisch und bedeutet, dass die Erde im Altertum von Ausserirdischen besucht wurde“. Wissenschaft? Sachbuch? Möglich, wenn man die Sache etwas kritischer angeht. In dieser Form jedoch keinesfalls.

Science & Fiction

Geht man vom Inhalt der gefundenen Artefakte aus, scheinen zwischen dem Punkt, an den der Wissenschaftler durch logische Überlegungen gelangt, und dem Punkt, zu dem der Autor gerne gelangen würde, im wahrsten Sinne des Wortes Welten zu stehen.
Auch wenn die erwähnten Abbildungen tatsächlich Flugapparate beschreiben; auch wenn tatsächlich Wesen herbeigeflogen kamen – warum müssen es Ausserirdische sein? Wo bleibt da die Diskussion der physikalischen Problematik? Ein Materieteilchen, geschweige denn ein Raumschiff mitsamt komplexen biologischen Organismen an Bord, kann sich nicht schneller als mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen. Das macht die Reise zu einem anderen Planeten schon mal zum Langzeitunterfangen. Ich bezweifle, dass eine menschenähnliche Hochkultur grundlegende Naturgesetze ausser Kraft setzen kann. So müsste die Maximalgeschwindigkeit anders umgangen werden, um astronomische Distanzen zurücklegen zu können. Z.B. müsste es das seltsame Gefängnis aus Raum und Zeit überwinden – was es gezielt wohl nur dann schafft, wenn es dieses Phänomen vollkommen enträtselt hat. Dann können die Besucher genauso gut irdische Menschen gewesen sein, die durch die Zeit reisten.
Das mag alles Glaubenssache sein – sollte im Rahmen seiner „sachbuchoiden“ Theorie jedoch durchaus diskutiert werden. Solange Einsteins spezielle Relativitästheorie also nicht widerlegt ist, ist der Gedanke eines ausserirdischen Besuchs genauso absurd wie ein stetig stürzender Blumentopf, der sich noch im Flug in einen Wal verwandelt.
Nehmen wir also an, die Besucher kamen herbeigeflogen. Können sie dann nicht von unserem eigenen Planeten stammen? Damit wären wir auch gleich bei der Lost Civilsation-Theorie: Ihre Vertreter halten Monumentalbauten wie die altägyptischen Pyramiden oder die Inka-Stätten für Überbleibsel einer ehemaligen technischen Hochkultur auf diesem Planeten. Vielleicht. Vielleicht waren sie auch dabei, sich über die Erde auszubreiten, und besuchten u.a. China.
So viele Möglichkeiten, und genau eine wird herausgepickt und als wahr verkauft. Das. Ist. Keine. Wissenschaft.

Fazit

Ein höchst lesenswertes Buch, welches eine fantasiereiche Theorie zur Geschichte des Alten Chinas entwickelt. Lässt man es als Werk der Unterhaltung stehen, darf man es durchaus als gelungen bezeichnen!
Die Kritik beginnt daher beim Begriff „Sachbuch“. „Sie kamen aus den Wolken“ ist vielmehr „das Buch, das gerne ein Sachbuch geworden wäre“. Es liest sich wie ein zweihundertseitiger Essay, der sich mit einer unvollständigen Sammlung unbekannter Texte und Legenden befasst. Gewiss ist es spannend, einen Einblick in die Fantasie des Autors zu erhalten. Krassa nimmt dabei eine ähnlich ungläubige Haltung ein wie der Leser zu Beginn der Lektüre: „Ich kann’s selber kaum glauben, aber seht her, es muss so sein!“ Darf man ihm da Recht geben?

20. Dez. 2009 - Michael Beyeler

Der Rezensent

Michael Beyeler
Schweiz

Total: 21 Rezensionen
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Michael Beyeler ist Mitgründer von LITERRA, und hat von 2007 bis 2014 als Co-Chefredakteur und Webmaster gedient. Neben gelegentlichen Rezensionen von Büchern, Filmen und Musik hat er ebenfalls einige Kurzgeschichten verfasst, darunter "Gut' Nacht, Sabrina", erschienen im Zürcher Szene-Magazin die perspektive #1.



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