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Das Kabinett des Schreckens
DAS KABINETT DES SCHRECKENS
(Originaltitel: The Funhouse)
Regie: Tobe Hooper
MIG Filmgroup
DVD/Blu-ray - Horror
FSK: ab 16, ca. 91 min.
Status:
Trotz des väterlichen Verbotes lässt sich Amy von ihrem neuen Freund Buzz überreden, gemeinsam mit ihren Freunden Liz und Richie auf den Rummelplatz zu gehen. Die Aussicht auf ein bisschen ungestörtes Gefummel (und das konsumierte Gras) lassen Amy und ihre Freunde beschliessen, die Nacht auf dem Rummelplatz und dort ausgerechnet in der Geisterbahn zu verbringen. Des Nachts wird das Quartett Augenzeuge einer seltsamen Szene: Der Sohn des Geisterbahnbetreibers, der sich unter einer Frankensteins Monster-Maske verbirgt, erkauft sich ein bisschen körperliche Nähe von der wenig zimperlichen Wahrsagerin, was jedoch gründlich in die Hose geht (im wahrsten Wortsinne). Nach diesem missglückten Tete-a-tete bekommt der Maskierte einen Wutanfall und tötet seine Gespielin. Der Vater erscheint auf der Bildfläche, für den die tödlichen Wutausbrüche des seines Sohns, der übrigens unter der Monstermaske keinen Deut besser aussieht, keine Überraschung darstellen. Hier verraten sich auch die unfreiwilligen Zeugen, die natürlich beseitigt werden müssen, soll Sohnemann nicht in der Klapse landen. Eine Hatz durch die mit Fallgruben und sonstigem Schnickschnack gespickte Geisterbahn beginnt.
Die filmische Umsetzung von DAS KABINETT DES SCHRECKENS kann getrost als beachtlich bezeichnet werden, vor allem, wenn man sich Tobe Hoopers rohes Meisterstück BLUTGERICHT IN TEXAS vor Augen hält. Bereits dort konnte man allerdings ein gutes Gespür für Licht und Schatten erkennen, denkt man an den kettensägenschwingenden Leatherface im Gegenlicht des Sonnenaufgangs. Auch in DAS KABINETT DES SCHRECKENS beweist Hooper einen gekonnten Umgang mit Licht und Schatten. Einige Szenen scheinen sogar inspiriert vom deutschen Expressionismus. Unterstützt wird dies natürlich auch durch den Handlungsort Rummelplatz, verfügen solche Orte mit ihren exotischen Attraktionen und dem zigeunerhaften Schaustellervolk doch stets über eine Schattenseite im kollektiven Unterbewusstsein der biederen Gesellschaft.
Tobe Hooper verlässt sich auf die künstliche und befremdliche Wirkung des gewählten Schauplatzes, lässt blutige Szenen aussen vor und setzt eher auf Suspense. Mehr noch kann man behaupten, dass sich Tobe Hooper in KABINETT DES SCHRECKENS eher an klassischen Genre-Vorbildern orientiert, als an gerade modernen Massenmörder-Filmen (ein Jahr zuvor entstand FREITAG DER 13.) und diese klassischen Motive gelungen in die Neuzeit von 1981 transportiert, angefangen von der befremdlichen Atmosphäre des Rummelplatzes bis hin zum Finale zwischen Amy und der Missgeburt im mechanischen Herz der Geisterbahn. Auch die Musik von John Beal könnte eher aus einem Hammer-Film, denn aus einem Slasher-Streifen stammen.
Ãberhaupt weiss Hooper ganz genau, was er tut. Wie Brian de Palma führt er seine Zuschauer mit einer kleinen Spielerei zu Beginn auf eine falsche Fährte (bis hin zum Hitchcock-Zitat). De Palmas DER TOD KOMMT ZWEIMAL, der mit einem sehr ähnlichen Clou beginnt, entstand allerdings erst 3 Jahre später und man muss sich fragen, wer hier wen beeinflusst hat. Ganz sicher hat sich Hooper aber ein wenig bei John Carpenters HALLOWEEN bedient (subjektive Kamera durch die Augenlöcher einer Maske).
Nach seiner Indizierung veröffentlicht MIG DAS KABINETT DES SCHRECKENS nach erneuter FSK-Prüfung nun in seiner ungekürzten Version freigegeben ab 16 Jahren. Die vormals gekürzten Szenen (eine Dialogszene und eine Szene, in der Haschisch konsumiert wird, insgesamt etwa 2 Min.) wurden in englischer Sprache mit deutschen UT eingefügt. Das DVD-Cover ist sehr gut gelungen und sieht alles andere als billig aus.
Alles in allem ein kleines Meisterwerk für Nostalgiker und eine ansprechende DVD-Veröffentlichung, auf die bestimmt der ein oder andere sehnlichst gewartet hat.
Von den Darstellern sind einige bis heute aktiv, jedoch ohne einen grossem Wurf zu landen.
Shawn Carson (spielt hier Amys kleinen Bruder Joey) drehte 1983 noch die Ray Bradbury-Verfilmung DAS BÃSE KOMMT AUF LEISEN SOHLEN, in der ebenfalls ein dämonischer Rummel die Hauptrolle spielt, verschwand dann aber von der Bildfläche.
DAS KABINETT DES SCHRECKENS basiert auf dem Roman GEISTERBAHN (OT: THE FUNHOUSE) von Dean. R. Koontz (unter dem Pseudonym Owen West). Das Drehbuch verfasste der bekannte und mehrfach ausgezeichnete Krimiautor Lawrence Block.
Im Zuge der gerade grassierenden Horror-Remake-Welle, bei der mit kleinem Geld grosser Gewinn gemacht wird, soll auch DAS KABINETT DES SCHRECKENS zu neuen "Ehren" kommen. HOSTEL-Regisseur Eli Roth arbeitet derzeit an einer Neuauflage des Stoffes.
23. Mar. 2010 - Elmar Huber
Der Rezensent
Elmar Huber

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März 2018: 5 Rezensionen
(* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte.
Literarische Phantastik-Leseversuche folgten mit John Sinclair, Professor Zamorra und Stephen King. Auf der nachfolgenden Suche nach...
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