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Sieben verdammt lange Tage

SIEBEN VERDAMMT LANGE TAGE

Jonathan Tropper
Roman / Belletristik

Verlagsgruppe Droemer Knaur
Originaltitel: This is Where I Leave You

Fester Einband, 448 Seiten
ISBN: 978-342666273-1

Aug. 2010, 16.95 EUR
Bestellen: Jetzt bestellen / auch als eBook erhältlich

New York – Judd Foxman (34) steht vor den Trümmern seiner Ehe, als er seine Frau in flagranti mit seinem Boss erwischt.
Damit nicht genug, Judds Schwester Wendy ruft ihn an um ihm mitzuteilen, dass sein Vater gestorben und dessen letzter Wille gewesen sei, dass seine Frau und Kinder eine sieben Tage lange währende Totenwache abhalten sollen.
Judd, ohnehin privat gebeutelt, verspürt wenig Lust auf ein Treffen mit seinen untereinander zerstrittenen Geschwistern, ebenso auf seine extrovertierte Mutter.
Aber er folgt dem letzten Wunsch seines Vaters und fährt zur Beerdigung und Totenwache in den Schoß der Familie.

Jonathan Tropper entwickelt daraufhin, ein amüsantes, teils bissig-ironisches und immer höchst unterhaltsames Bild einer Familie, die die eigene sein könnte, oder die „von nebenan“.
Die Charaktere sind different, sehr lebendig, und vor allem authentisch gezeichnet, sodass sich der Leser sehr schnell als „Bestandteil“ des Kreises fühlen wird.
Da sind Paul und Philipp, Judds Brüder und ihre Schwester Wendy und die schrille Mutter, ihres Zeichens Psychaterin. Judds Geschwister rücken alle mit ihren Partnern und Kindern an und sehr schnell werden alle Konflikte spürbar, aber auch, dass die Familie (bis auf die Mutter) immer meisterhaft darin war, Gefühle zu unterdrücken.

Die ersten drei Kapitel des Romans, lässt der Autor zum Einstieg der Leser, diese an Judds Ehescheitern (nach 9 Jahren) teilhaben. Judds Erinnerungen sind so lebensnah, so menschlich und nachvollziehbar, dass man sofort von dem Roman gepackt wird.
Besonders erfrischend ist dabei die offene Sprache des Autors, die aber niemals Partei (für ihn oder seine Frau) ergreift oder Klischees bedient – sie allenfalls auf die Schippe nimmt.
Ab dem 4. Kapitel beginnt nach der Beerdigung des Vaters die Totenwache und fortan wechselt die Handlung zwischen Gegenwartspart und Rückblicken auf Kinderheitserinnerungen aber auch Judds Ehe.
Philipp, das Nesthäkchen der Familie, ist der Einzige, der auf der Beerdigung Gefühle zeigt und zusammenklappt – dann finden sich alle in ihrem Elternhaus wieder.

Während der siebentägigen Zwangsnähe der Geschwister und der Mutter brechen die alten Konflikte deutlich aus, wird all der gegenseitige Groll endlich freigelassen – aber auch alte Verbundenheiten flackert auf.
Judd stellt sehr schnell fest, dass der Tod „anstrengend“ ist und diese zwanghafte Totenwache erst recht.
Sympathisch auch zu sehen, dass Judd ähnliche Probleme hat, wie man sie sonst Frauen nachsagt. Er hat als Mann nach dem Scheitern ähnliche Ängste. Finden ihn andere Frauen attraktiv? Wird er sexuelle versagen, wenn er mit anderen Frauen schläft? Finden sie seinen Körper vielleicht zu „schwabbelig“?
Er stellt sich aber auch ähnliche Fragen, zum Scheitern seiner Ehe: Hat der andere einen größeren Schwanz? Vögelt er besser? Kann er länger? Und vieles mehr.
Und genau DAS macht Judd sympathisch und „nah“.
Darüber hinaus kämpft er seit seiner Trennung beim Anblick jeder hübschen Frau mit seinen sexuellen Phantasien ... und begegnet der gutaussehenden Penny Moore wieder, einer Jugendliebe.

Innerhalb der Familie/Totenwache überschlagen sich die Ereignisse: es entbrennt ein Geschwisterstreit wegen der geerbten Familienfirma und Judds Noch-Frau taucht auf, um ihm zu eröffnen, dass er der Vater des Kindes ist, das sie erwartet, und nicht ihr Liebhaber, da dieser zeugungsunfähig ist.
Turbulenter kann ein Leben nicht verlaufen.
Erfrischend auch immer wieder die freizügige Mutter, für die Diskretion ein Fremdwort ist und die immer wieder übers Ziel hinausschießt, selbst in der Wahl ihrer Kleidung bei der Totenwache, wenn sie in Röcken auftaucht, die breite Gürtel sein könnten oder ihren Siliconbusen zur Schau trägt.
Und so mancher Leser wird heftig bei der Feststellung des Autos nicken: „Ich liebe meine Familie. Jeden einzelnen. Aber ich liebe sie mehr, wenn sie nicht in meiner Nähe sind.“
Aber dennoch, zeigt sich auch in Judds Familie mehr Verbundheit, als es anfangs vermuten lässt.

Ich wiederum habe bei einem Satz besonders geschmunzelt: „Frausein ist ein brutales Geschäft.“
„Sieben verdammt lange Tage“ ist locker und flockig geschrieben. Dieser Roman ist ein wahrer Pageturner mit wundervoll lebendigen, menschlichen Charakteren, die wie aus dem wahren Leben gegriffen sind.
Da stimmt alles, der Stil, der Plot bis hin zum Ende.
Auch die Aufmachung weiß – wie immer bei KNAUR – zu überzeugen. Schönes Hardcover, gutes Papier und Satz.
Leserherz was willst du mehr?

Fazit:

Humorvoller, flotter Familienroman, der sehr nah am Leser ist und kurzweilig, aber nicht oberflächlich, unterhält. Absolut empfehlenswert.

20. Aug. 2010 - Alisha Bionda

Der Rezensent

Alisha Bionda
Balearen

Website: http://www.alisha-bionda.net
Total: 395 Rezensionen
März 2018: keine Rezensionen

Autorin, Herausgeberin, Redakteurin, Journalistin, Rezensentin, Agentin

Alisha Bionda wurde in Düsseldorf geboren und lebt seit 1999 auf den Balearen. Die Autorin beendet ihren Tagesablauf nachts am Meer - bis zum 23.05.2009 mit ihrer afghanischen Windhündin Jamila, die dann leider über die Regenbogenbrücke “gegangen&#...

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