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Startseite > Rezensionen > Thomas Harbach > Erotische Phantastik > The Black Club, London

The Black Club, London

THE BLACK CLUB, LONDON

Emilia Jones
Roman / Paranormale Romance

Plaisir d'Amour

Broschiert
ISBN: 978-393828169-7

Jun. 2010, 1. Auflage, 14.90 EUR
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Mit “The Black Club, London” liegt der dritte Band der von Emilia Jones alias Ulrike Stegemann geschriebenen “Club Noir” Serie im Verlag “Plaisir d´Amore” als handlicher Paperback mit einem zu computerisiert erstellten Titelbild vor. Nach den im zweiten Roman abgeschlossenen Vorgängen im Brüsseler Club Noir zieht es einen der Alten Vampire Cedric nach London. In erster Linie geht es vordergründig um eine Luftveränderung. Schnell wird Cedric aber fast gegen seinen Willen, schließlich allerdings aus Überzeugung wieder in einen Konflikt hineingezogen, in dessen Mittelpunkt eher beruflich motiviert eine junge Frau steht. Libba Hope ist eine junge Anwältin aus eher bürgerlich ländlichen Verhältnissen. Zugeknöpft, konservativ, frigide jungfräulich, intelligent aber auch entschlossen, Karriere zu machen. Sie erhält von ihren Vorgesetzten einen eigentlich einfachen Auftrag. Sie soll den Nachtclubbesitzer Damien Black davon überzeugen, seinen Club zum Doppelten seines Wertes an Grundstücksspekulanten zu verkaufen. Der erste Anlauf in Geschäftskleidung und Aktentäschchen unter dem Arm scheitert glorreich. Schockiert von den perversen Sexspielen und der aggressiven Libido Blacks zieht sich Libba Hope einen Moment in ihr Schneckenhaus zurück, bevor sie in Fetishkleidung einen zweiten Versuch wagt. Sie ahnt nicht, das Damien Black ein Werwolf ist, der mit seinem Rudel die bislang in London dominierenden Vampire zurückgedrängt hat. Aber auch Cedric fällt die junge, zwar entschlossene, aber auch irgendwie überforderte junge Frau auf.
“The Black Club, London” ist als dritter Roman einer fortlaufenden Serie sicherlich kein schlechter Beitrag, wirkt aber stellenweise ein wenig zu roh, zu unfertig und hinsichtlich des übertriebenen sorgfältig abgeschlossenen Endes zu sehr auf ein “Happy End” konstruiert. Zum einen fällt dem Leser die Verlagerung der Handlung von Brüssel nach London viel zu wenig auf. Die erotischen Vampirromane sollen sicherlich keine Reisebeschreibungen werden, aber ein wenig mehr lokalen Flair mit typisch britischen Eigenschaften hätten dem Plot gut getan. Da reichen nicht Libbas eher verklärte Erinnerungen die eigenen spießigen Eltern.
Viel größer ist das Problem hinsichtlich des Konfliktes zwischen den Werwölfen und den Vampiren. Stephanie Meyer hat in ihren “Twillight” Romanen die indianischen Legenden als Grundlage für die Werwölfe genommen und sich zumindest phasenweise bemüht, ihnen eine eigene, wenn auch inzwischen in der Moderne eingeschränkte Kultur zu geben. In Emilia Jones Werk unterscheiden sich die werwölfe hinsichtlich ihrer sexuellen Neigungen - leichtes Bondage und schnelles Nehmen der immer willigen, feuchten Frauen - viel zu wenig von den Vampiren aus den ersten beiden Romanen. Zwar versucht die Autorin immer wieder die geschärften tierischen Instinkte - siehe Damien Blacks williges, aber im Grunde über weite Strecken des Buches erstaunlich unfähiges “Werkzeug” Eliza - zu betonen, aber dem gegenüber stehen die Verwandlungsfähigkeiten der Vampire. Vieles bleibt sonderbar oberflächlich und stellenweise austauschbar. Auch wirkt Damien Blacks Club wie eine Kopie der Club Noirs. Sicherlich ist es nicht leicht, einen bizarren Nachtclub für Werwölfe zu entwerfen, aber etwas mehr auch die Grenzen überschreitende Phantasie hätte man der Autorin zugestehen können und müssen. Käfigtänzerinnen und wilde Tiere in Gehegen wären vielleicht ein Anfang gewesen. Bildet der Nachtclub im Grunde eine eher konsequente als inspirierte Fortsetzung der bestehenden Etablissements in Brüssel, wirken die handelnden Protagonisten teilweise sehr grobkörnig geschnitten.
Das beginnt bei der über weite Strecken im wahrsten Sinne des Wortes unscheinbaren Libba Hope, die ganz bewusst anfänglich als Mauerblümchen, deren erotisch hübsche Seiten man erst bei genaueren Hinsehen dann allerdings in voller Blüte erkennen kann, charakterisiert worden ist. Sie wirkt zu bieder geschnitten und ihre Handlungen zu wenig für den Leser nachvollziehbar extrapoliert. Natürlich versucht Emilia Jones die These zu vertreten, das in jeder unscheinbaren Blüte eine Rose versteckt ist und die erotischen Fähigkeiten - in diesem Fall entwickelt sich Libba zu einem unfreiwilligen, aber sehr interessierten Voyeur, welcher zumindest lektüretechnisch leichte Perversionen wie Bondage und Fetischkleidung nicht fremd sind - zu entwickeln, aber zu vieles erscheint eher als inzwischen breit gewalztes Klischee des Genres. Schade, das insbesondere weibliche Autoren ihre die Handlung tragenden Geschlechtsgenossinnen zu bieder, zu vorhersehbar und so wenig provokativ beschreiben. Hier sei nur an Nancy Collins erste “Sonja Blue” Romane erinnert, in denen wirklich eine neue Form von weibliche Protagonistin mit durchaus dunklen Seite entstanden ist. Der innerliche Charakterwandel kommt zu schnell und Libba Hopes Vorgehen ist anfänglich nach dem ersten glorreichen Scheitern viel zu direkt, zu dümmlich naiv aufgebaut, um einen Werwolf geschweige denn einen Leser wirklich zu überzeugen. Die Autorin hätte mehr Spannung aufbauen können, in dem sie Libba Hope ausführlich hätte recherchieren lassen und mit dieser Vorgehensweise gleichzeitig auch den Hintergrund Damien Blacks für den Leser effektiver vorbereiten können. Vor allem bricht der Spannungsbogen nach den ersten Aktionen im etwas phlegmatischen und einem erotischen Schachspiel ähnelnden Mittelteil stark zusammen. Die Autorin konzentriert sich auf den Konflikt zwischen Damien Black und seinem Rudel sowie Cedric, der als alter Vampir - angeblich haben die Werwölfe den Letzten der Alten dank Damien Black schon vor längerer Zeit ausgerottet - zu schnell und zu effektiv willige Helfer findet, die bislang im Untergrund auf ein nicht näher bestimmtes Fanal gewartet haben. Das im Verlaufe dieses Konfliktes Libba “entführt” und erotisiert, befreit und schließlich wieder “zurück gestohlen wird, ist ein Handlungsmotiv, das die Autorin schon in den ersten Club Noir Romanen verwandt hat. Leider werden dieser Facette nicht die notwendigen neuen Komponenten hinzugefügt, so dass bei einem Anhänger der Serie leichte Langeweile aufkommt.
Cedric selbst wird als Alter, ein erfahrener Vampir, zufrieden stellend, aber insbesondere in der ersten Hälfte des Buches zu blass beschrieben. Die später aufflammende Liebesgeschichte zwischen Libba und ihm wirkt zu eindimensional, es kommt keine erotisierende Chemie zwischen den beiden Figuren auf. Die Auflösung des Plots - zweimal muss Cedric Wesen/ Menschen von der Schwelle des Todes zurückholen - ist zufrieden stellend, ihr fehlt allerdings die morbide Faszination, die Anne Rice insbesondere in ihren ersten Romanen wie “Interview mit einem Vampir” im Leser wecken konnte. Diese Oberflächlichkeit ist in so weit schade, das die Auflösung des vorliegenden Bandes durchaus Potential für die weitere Serie bietet. Zum ersten Mal erfährt der Leser auf den letzten Seiten und dann auch eher konstruiert als wirklich durchdacht, das die Vampire/ Werwölfe auch ein “Leben” an der kapitalistischen Oberfläche führen und durchaus in der Lage sind, im Haifischbecken London zumindest eine zweite, wenn nicht sogar eine erste Geige zu spielen. “Wall Street” oder “American Psycho” mit Vampiren könnten eine sehr gute Ausgangslage für einen vierten Roman bilden, der sogar einen Bogen zur aktuellen Finanzkrise und dem blutsaugenden Verhalten mancher Investmentbänker bilden könnte.
In der anscheinend für diese Art des Subgenres notwendigen Dreierbeziehung ist Damien Black leider die schwächste Figur. Wie schon angesprochen wirken seine tierischen Belange zu menschlich, zu vorhersehbar. Die Werwolfhälfte wird immer wieder angedeutet, aber etwas brutaler, etwas tierisch aggressiver und vor allem instinktiver hätte er schon handeln dürfen. Der Showdown zwischen den einzelnen Konfliktparteien beendet die teilweise doch ein wenig zu lethargisch und alleine auf Stimmungen und sich wiederholende sexuelle Stimulation durchgestylte mittlere “Phase” des Romans. Er ist dynamisch und packend beschrieben. Die indirekte Hommage an Geschichten wie Poes “House of Usher” ist effektiv und verbietet jeden Gedanken an eine direkte Fortsetzung.
Die Sexszenen sind eindeutig für Frauen geschrieben. Sexuelle Reize, mehrfache Orgasmen, ein wenig verruchtes ohne Tabus oder Grenzen zu überschreiten und schließlich irgendwie ein indirektes Zustimmen zu mancher “Perversion“. Es gibt keine Vergewaltigungen - ob wirklich jede Frau diesem tierischen Verlangen unterliegt, sei dahin gestellt - oder über leichtes Bondage hinausgehende Aggression. In diesem Punkt bleibt Emilia Jones der erotischen Atmosphäre der ersten Bände treu, vergisst aber zwischen den Zeilen, das die Art der Protagonisten gewechselt hat. Die erotischen Szenen sind stimulierend geschrieben, wenn sich auch manche Punkte/ Stellungen zu stark wiederholen. Ein wenig mehr Einfaltsreichtum bzw. Provokation hätte dem Roman gut getan.
Zusammengefasst ist “The Black Club, London” eine noch unterhaltsame, aber angesichts der Qualität insbesondere des ersten Bandes der Serie auch spürbar enttäuschende Unterhaltungslektüre, die viel interessantes Potential zu Gunsten einer stellenweise doch stark vorhersehbaren Handlung - warum können die Werwölfe um Damien Black nicht gewinnen und ihre Macht in die Büros der Anwälte ausdehnen ? - und sich im Vergleich zu den ersten beiden Romanen auch wiederholenden Szenarien verschenkt. Der Leser hat das unbestimmte Gefühl, als könne die stilistisch ansprechend fabulierende Emilia Jones sehr viel mehr als sie im vorliegenden Roman zu zeigen gewillt bzw. bereit ist. Vielleicht “explodiert” sie im nächsten Band der Serie und ist willig, den notwendigen Schritt sowohl auf der plottechnischen wie auch erotischen Ebene weiterzugehen und das stimulierende positive Gefühl des “Club Noirs” wiederzubeleben.

24. Aug. 2010 - Thomas Harbach

Der Rezensent

Thomas Harbach
Deutschland

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