High Lane
HIGH LANE
(Originaltitel: Vertige)
Regie: Abel Ferry
Koch Media
DVD/Blu-ray - Thriller
FSK: ab 16, ca. 81 min.
Status: erhältlich
Fünf Bergsteiger machen sich auf eine Bergtour im unberührten Kroatien. Doch ausgerechnet die vorgesehene Wand ist für den Aufstieg gesperrt, was die Gruppe jedoch nicht davon abhält, trotzdem hochzusteigen.
Das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen ist ausgerechnet Guillaume, der Ex-Freund von Chloe, die mit ihrem neuen Freund Loic dabei ist. Doch sobald die Gruppe die hochgelegenen Wälder erreicht hat, müssen die Rivalitäten beigelegt werden, denn plötzlich macht ein Unbekannter tödliche Jagd auf die Bergsteiger.
HIGH LANE ist nicht mehr, als der x-te BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE-Aufguss, der seit WRONG TURN in verstärktem Maße konsumiert wird. Immerhin bietet diese französische Version atemberaubende Ausblicke auf die kroatische Berglandschaft und der Autor nutzt den geschickten Kniff, Rivalität innerhalb der Gruppe zu schüren, statt sich nur auf eine Gefahr von Außen zu konzentrieren. Das ist sehr gut gelungen und das ist es auch, was HIGH LANE über das Mittelmaß hebt. Guillaume, so erfährt man, hat sich der Gruppe förmlich aufgedrängt. Er empfindet nach wie vor etwas für Chloe und umgekehrt ist es wohl genau so. Dies überrascht nicht. Guillaume ist stärker, sieht besser aus und macht auch an der Wand eine bessere Figur als Chloes neuer Freund Loic, der mehr als einmal am Seil die Hosen voll hat.
Gegen diese interne Zwietracht verblasst die tödliche Gefahr fast, der sich unserer Gruppe nach etwa der Hälfte des Films ausgesetzt sieht. In einem hochgelegenen Wald macht ein Wilderer plötzlich Jagd auf die jungen Leute. Dabei werden nahezu alle Klischeezutaten des Survival-Horrors verwurstet. Die Nacht bricht an und schon nicht mehr vollzählig gelangt man in die Hütte des Wilderers, wo man die Teile weiterer Opfer entdeckt. Der grunzende Wilderer taucht auf, es wird gekämpft, gefangen genommen, befreit, gekämpft, geflüchtet, gejagt, gekämpft, gestorben. Dieser Teil von HIGH LANE ist so uninspiriert wie unnötig hektisch. Schnelle Schnitte und ebenso schnell wechselnde Kameraperspektiven ermüden eher, als das Spannung erzeugt wird. Dazu haut der Komponist brachial in die Tasten und begleitet jeden Faustschlag mit einem Tusch. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Regisseur Abel Ferry beweißt immerhin, dass man es in Frankreich versteht, versiert und optisch ansprechend zu inszenieren. Dies kommt vor allem der ersten Hälfte des Films zugute, wo die Kletterpartien und das überqueren von Europas längster Hängebrücke stets mit einem (Kamera-)Auge in den Abgrund bedrohlich in Szene gesetzt werden. Ganz im Gegensatz zur zweiten Hälfte, wo wilde Kamerabewegungen und Schnitte keine Spannung mehr aufkommen lassen, weil man nicht schnell genug verarbeiten kann, was das Auge gerade sieht. Weniger hektisch und angereichert mit einigen ruhigen Szenen zum Luft holen hätte HIGH LANE deutlich besser ausfallen können. Bei der knappen Laufzeit von 81 Minuten wäre das durchaus drin gewesen. Auch für die Hintergrundgeschichte des Eremiten hätten gerne noch einige Minuten spendiert werden dürfen. Das hätte der Figur möglicherweise etwas Tragik verliehen. Die zusammenhanglosen Flashbacks von Chloe dagegen werfen nur unbeantwortete Fragen auf.
Die Schauspieler verstehen es durchweg, in ihren ihren Rollen zu überzeugen, wobei Johan Libéreau als angefressener Loic und Fanny Valette als Chloe, die von der Vernunft predigenden Ärztin zur blutbeschmierten Kampfamazone mutiert (und ist nicht auch das Dekollete gegen Ende wesentlich tiefer gerutscht), die besten Rollen erwischt haben.
So bleibt ein schön in Szene gesetzter Backwoods-Survival-Shocker mit überzeugenden Darstellern, der mit dem Novum punktet, Rivalität innerhalb einer bedrohten Gruppe aufzubauen. Die Slasher-Anteile in der zweiten Hälfte allerdings werden stumpf, zu schnell und relativ harmlos abspult.
Fans von COLD PREY sollten hier mal einen Blick riskieren.
03. Sep. 2010 - Elmar Huber
Der Rezensent
Elmar Huber

Total: 669 Rezensionen
März 2018: 5 Rezensionen
(* 1972) kann sich noch dunkel an den "phantastischen Film" im Nachtprogramm des ZDFs erinnern, der damals (nicht zuletzt aufgrund des Zeichentrickvorspanns) schon eine gewisse Faszination ausübte.
Literarische Phantastik-Leseversuche folgten mit John Sinclair, Professor Zamorra und Stephen King. Auf der nachfolgenden Suche nach...
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