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Dämon aus der Tiefe
| DÄMON AUS DER TIEFE
Buch / Horror
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Obwohl die Bastei Heftroman Serie Maddrax seit ihrem Erscheinen den Untertitel " die dunkle Seite der Zukunft" trägt, schlich sich schon früh schelmischer Humor auf die vom Kometeneinschlag veränderte Erde zurück.
Kurd Lasswitz Preisträger , Herausgeber, Autor und NOVA Gründer Ronald M. Hahn übernahm diese Aufgabe in der Heftromanserie mit Band acht - der schlafende König. Aus diesem Abenteuer überträgt er in seinen ersten Zaubermond Hardcover Roman - allerdings nicht als tragende oder tragische Hauptfigur- den kleptomanischen Schweizer Meisterdieb Sepp Nüssli. Im einhunderteinundzwanzigsten Maddrax Abenteuer , das in wenigen Wochen erscheint, wird Hahn sich der Figur zum dritten Mal annehmen.
Humor wird nicht allen Menschen in die Wiege gelegt und für einen Autoren ist es noch schwieriger, die richtige Balance zwischen einer guten und als Grundlage wichtigen Handlung, den schrägen, aber witzigen Figuren und lustigen aber nicht aufdringlich wirkenden Dialogen zu finden. Diese Mischung gelingt Hahn manchmal sehr gut, öfter als ihm vielleicht selbst lieb ist misslingt es ihm. Das hatte z.B. bei den neuen Abenteuern des Raumschiff Promet im Blitz Verlag die Konsequenz, dass sich der Autor von dem veröffentlichen Buch distanziert und der Lektor proklamiert hat, dass er zumindest einen Teil des Stoffes lesbar machte.
Das hier vorliegende Maddrax Abenteuer ohne die Hauptfiguren Maddrax und seine schöne Amazonenkriegerin Dämon aus der Tiefe spielt überwiegend im Tal der Wuppoh - die erste Anspielung für die uneingeweihte Leserschaft, denn Hahn wohnt in Wuppertal. Der Junker Harri von adliger Einstellung und aus Xanten möchte klassisch um die Hand der Komtess Amelie anhalten, die die Tochter des Grafen Baarmen. Diese scheint Harri im Traum erschienen zu sein und so macht er sich auf die gefährliche Reise. Der Graf fiel aber kurz vor Harris Ankunft einem hinterhältigen Komplott zum Opfer: Sein Stiefbruder Orlock väterlicherseits hat sich mit einem Dämonen aus der Tiefe verbündet, um den Thron endlich widerrechtlich sein Eigen zu nennen, nach der geheimen Schatzkammer zu suchen und seinen neuen Herren immer satt zu machen.
Während es im Tal der Wuppoh hinter der Kulissen des Schlosses hoch hergeht, trifft Harri auf die junge Maid Jutah, die ihm anfangs nicht nur Vergnügen macht, sondern sein Leben diverse Male in Gefahr bringt. Dabei hat sich das Mädchen nur entschlossen, Harri von Xanten zu ihrem angetrauten Ehemann zu machen.
Ebenfalls durch das Tal der Wuppoh reist der inzwischen äußerlich bekehrte Kleptomane Sepp Nüssli. Er ist ein Bepo - berittener Postbote- im Auftrag des Papst Viktorius des Siebente unterwegs.
Das diese drei Antihelden die hinterhältige Verschwörung aufdecken, die Guten retten und die Bösen bestrafen ist selbstverständlich und steht nicht im Vordergrund der Ereignisse.
Die Intention der Hardcover im Zaubermond Verlag ist es, Nebenfiguren aus der laufenden Heftromanserie ins Rampenlicht zu setzen oder Handlungsfäden zu vertiefen, die nicht weitergeführt wurden. Die ersten Bände aus der Feder Jo Zybells beleuchteten die Vorgeschichte der Heftromanserie. Ronald M. Hahn baut seinen Roman um drei Charaktere auf, die keinen nachhaltigen Einfluss auf das Seriengeschehen haben. Das hätte ihm ermöglicht, eine einfallsreiche und überraschende Geschichte zu erzählen, in der die Helden auch wirklich in Gefahr geraten können. Auf diese Attribute verzichtet der Autor, ersetzt sie aber nicht adäquat durch andere Eigenschaften.
Die Handlung ist seicht, vorhersehbar und erinnert eher an die kitschigen billigen Rittergeschichten, die in den fünfziger Jahren in Hollywood gedreht worden sind. Das alles vor einer zusammengebrochenen Zivilisation mit Monstren, Mumien und Mutanten. Die Handlung kann absichtlich als Parodie auf diese Schmallspurepen angelegt worden sein. Dann ist es Hahn gelungen, die entsprechenden Elemente so gut zu tarnen, dass sie -außer dem Autoren- niemanden auffallen. Es fehlt das ernsthafte Bemühen, wirklich eine Geschichte zu erzählen.
Andererseits finden sich auffallend wenig pupertäre Anspielungen auf Sex oder sexuelle Handlungen. Im Gegensatz zu den beiden von Hahn geschriebenen Raumschiff Promet Abenteuern nimmt er sich hier etwas zurück. Die wiederkehrenden Elemente des dummen unerfahrenen Jünglings - Harri von Xanten- und das der einziger Vorteil der Ehe der Sex mit einer willigen Frau ist, ermüden den Leser. Hier stellt sich ernsthaft die Frage, ob der Autor unfähig oder unwillig ist, seinen schriftstellerisch kindlichen Ansatz um eine Nuance zu erweitern. Vielleicht schreibt Hahn diese Passagen aber auch für eine Leserschaft, die mit ihm zusammen ergraut ist und ihn versteht.
Der schwachen Handlung stehen einige gelungene Dialogabschnitte gegenüber Seine Charaktere können sprechen und das wie ihnen das Maul gewachsen ist. Im Vergleich mit vielen Heftromanen, in denen wichtige oder unwichtige Figuren steif lange oder kürzere Stehgreifreden halten und die entsprechenden Actionszenen zu einem plötzlichen Halt vergleichbar der Notbremsung eines langen Güterzuges bringen, beleben diese frechen Zwiegespräche den Roman. An diesen Stellen kommt Hahns Stärke als Autor zum Tragen: er dreht und wendet die theatralischen Dialoge so lange in seinem Hirn oder auf seiner Zunge umher, bis sie als gelungene Anspielung auf die kitschigen Orginale durchgehen. Die Schwierigkeit ist, dem Leser den feinen Unterschied zu vermitteln. Das gelingt ausgezeichnet im Laufe des Romans.
Im Gegensatz zu seiner empfehlenswerten Novelle Sozialisten auf dem Mond verschenkt Hahn - absichtlich- den politischen Winkel, der in dieser Konstellation ungeahnte literarische Möglichkeiten geboten hätte: Orlock übernimmt die Herrschaft in einer parlamentarischen Monarchie und muss erkennen, dass niemand auf seine Befehle achtet. Die eigentlichen Herrscher sind die Mitglieder des Volkes der Beamten, die nach uralten Weisungen - so genannte Dienstvorschriften- agieren. Hinzu stößt mit Harri von Xanten ein arroganter Höfling, der zwischen den Fronten um seine Liebe und schließlich seine Existenz kämpft.
Im Vergleich zu der misslungenen Mad Max Parodie - Wer bremst verliert- und den diversen satirischen Anspielungen auf Star Trek im Rahmen der Maddrax Romane erkennt der Leser bei Hahns Geschichte nicht, woran sich der Autor reiben möchte. Und das ist für einen Hardcover Roman eindeutig zu wenig. Konzentriert auf ein Heftromanmanuskript hätte der lose Plot nicht so inhaltsleer gewirkt.
"Wenn du wüsstest, was unsereiner manchmal übersetzen muss, damit das Geld für die Miete reinkommt: Du würdest dich gruseln" beklagt Hahn sich in einem Interview mit der Mystery Press. Hahn möchte zumindest beim Schreiben sein Vergnügen haben. Die Selbstdisziplin und größte Schwierigkeit ist es für selbstbewusste Autoren wie Hahn, die richtige Mischung aus eigenem Spaß und Lesevergnügen für die Käufer zu mischen. Das nicht jeder Insider Joke sein Ziel erreicht soll nicht Grundlage einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Roman sein. Vielmehr muß sich der Autor die Kritik gefallen lassen, zu viel für slapstickartigen Humor und zu wenig für eine stringente Handlung getan zu haben. Eine mangelnde Handlung könnte noch durch eine Reihe von gezielten Parodien ausgeglichen werden, doch diese Elemente fehlen entweder im Buch oder sind so oberflächlich angelegt, dass selbst ein informierter Leser schwerlich die zitierten Szenen erkennen kann.
Im Gegensatz zu einem Heftroman investiert der Käufer und Leser mehr Geld Umfangtechnisch entsprechen die handlichen und optisch sehr schön aufgemachten Hardcover aus dem Zaubermondverlag zwei Heftromanen. Inhaltlich sollten sie zumindest das Lesevergnügen eines Taschenbuches bieten. Hahns Roman ist weder Fisch noch Fleisch. Auf den ersten Blick wird das den Autoren erfreuen, denn dieses Fazit entspricht seiner Absicht, einen anderen Maddrax Roman geschaffen zu haben. Leider ist das hier vorliegende Abenteuer eine unausgewogene Diät. Der Dämon aus der Tiefe lässt seine Leser hungrig zurück, nicht nach weiteren Geschichten, sondern hungrig wie einige Stunden nach einem Fast Food Essen und das ist zu wenig für die Ansprüche an einen Hardcover aber auch die Ansprüche, die ein routinierter Autor, der nicht nur nach dem Scheck schaut, an sich selbst stellen sollte.
Ronald M. Hahn: "Dämon aus der Tiefe"
Roman, Softcover, 252 Seiten
Zaubermond 2004
12. Jan. 2007 - Thomas Harbach
http://www.sf-radio.net/buchecke/horror/buch163.ht...
Der Rezensent
Thomas Harbach

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